Drei neue Grabplatten auf dem Sprendlinger Jüdischen Friedhof

 Als der Sprendlinger jüdische Bürger Emanuel Pappenheimer im November 1938 im Alter von 79 Jahren verstarb, verweigerte man seinen Angehörigen die Nutzung des gemeindeeigenen Leichenwagens. Schmiedemeister Dreieicher, der sich auch anderweitig für seine jüdischen Mitbürger einsetzte, stellte seinen zweirädrigen Karren zur Verfügung, um den Sarg zum jüdischen Friedhof transportieren zu können. Den Angehörigen war es nicht möglich, einen Grabstein aufstellen zu lassen. Ähnlich erging es Eva Hess. Sie starb im Alter von 79 Jahren ebenfalls im November 1938, auch ihr Grab blieb ohne Grabstein. Julius Bendheim wurde nach der Pogromnacht am 12.11.1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht, wo er unter nicht bekannten Umständen zwei Wochen später zu Tode kam. Er war 44 Jahre alt. Die Urne mit seiner Asche wurde nach Sprendlingen geschickt und dort beerdigt.

 77 Jahre später wurden auf Initiative der Freunde Sprendlingens diese drei Gräber mit Grabplatten versehen. Die Sandsteine sind mit den Namen, dem Geburts- und Sterbejahr beschriftet. Auf Hebräisch steht darunter nach jüdischem Brauch „Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens“.

 Die Freunde Sprendlingens haben sich in der Vergangenheit sehr intensiv mit dem Schicksal der Sprendlinger Juden beschäftigt. Es wurde eine Dokumentation über die Sprendlinger Juden verfasst, die neuerdings im Internet zu finden ist: http://www.freunde-sprendlingens.de/sprendlinger-juden.html. Auch das Mahnmal auf dem jüdischen Friedhof wurde auf Initiative der Freunde Sprendlingens errichtet.

 Insbesondere Arno Baumbusch, ein Ehrenmitglied der Freunde Sprendlingens, hat sich sehr dafür eingesetzt, dass die Gräber der drei Verstorbenen mit ihren Namen versehen werden. Finanziert wurde das Projekt über Spenden aus der Bevölkerung. Die neugesetzten Grabplatten wurden im Rahmen der Gedenkfeier zur Pogromnacht am 9.11.2015 der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht.