Steine in der Dreieich
Gästebuch | LandkartenI Sitemap

Grenze der Gemarkungen Sprendlingen Dreieichenhain  und Götzenhain


gpx DateiIn diesem Kapitel möchte ich auch die Grenze zwischen Sprendlingen und Dreieichenhain abhandeln, da dort nur noch wenige Grenzsteine existieren. Diese Grenze beginnt in der Rostadt am Stein 88 der Sprendlingen-Langen Grenze (blauer Pfeil links). Sie zog sich früher in gerader Linie zur Kreuzung Trift -  B3 (alt); vor etlichen Jahren kam das heutige Kleingartengelände bis zur B3 (alt) zu Sprendlingen. Der zweite noch existierende Stein (schwarzer Pfeil) wird im Kapitel Rostadt beschrieben. Die Grenze überquert die Dreieichbahn, läuft hinter der Weibelfeldschule zur Hainer Chaussee, wo ein moderner Grenzstein zu finden ist. Die Grenze folgt der Hainer Chaussee ein Stück und biegt dann zur Theisenmühle ab. Vor 1927 verlief die Gemarkungsgrenze quer über die heutige Liegewiese des Schwimmbads zum Hengstbach. Von der Theisenmühle führt die Grenze dem Hengstbach entlang bis hinter die heutige Autobahnbrücke. Diesen Grenzverlauf kann man auf der Karte von Nicks 1777 nachvollziehen. Das Gebiet des "Millionenhügels", inklusive der Dampfmühle (Kreuzmühle), lag bis 1937 auf Götzenhainer Gemarkung. Götzenhain trat damals dieses Gebiet an Dreieichenhain ab und erhielt dafür fast die gesamte Gemarkung Philippseich. Die Gemarkungsgrenze überquert seitdem den Hengstbach Richtung Nordosten und macht einen rechtwinkligen Knick, wo ein Grenzstein - wahrscheinlich aus dem Jahr 1937 - zu finden ist (grauer Sandstein, 20x20, nur wenig aus dem Weg herausschauend, gelber Pfeil).  Im nachfolgenden Grenzabschnitt konnten keine historische Grenzsteine eindeutig identifiziert werden. Am Treffpunkt der drei Gemarkungen von Sprendlingen, Dreieichenhain und Götzenhain in der Nähe der Radarstation auf der Hub steht ein Betonstein, der mit Wanderzeichen bemalt ist (grüner Pfeil).

Sprendlingen Dreieichenhain

Dreieichenhain-GötzenhainMan kann nun der Dreieichenhainer - Götzenhainer Gemarkungsgrenze nach Südwesten folgen. Sie geht im Bogen immer geradeaus bis zu einem Rechtsknick, nach dem der Klingenbach überquert wird. Die Grenze verläuft dann durch das Neubaugebiet, überquert die Albert-Schweitzer-Straße, und kommt  über die Sackgasse  "Am Wolfgang" (hier soll früher eine dem Heiligen Wolfgang geweihte Kapelle gestanden Dreieichenhain - Götzenhainhaben) zum Hainer Weg. Durch die Grundstücke am Hainer Berg geht es weiter zur Götzenhainer Mühle, am Angelteich vorbei zur Straße "Am Geißberg". Auf Höhe des Hauses Nr. 55 biegt die Grenze nach Südwesten ab und überquert dann die Dreieichbahn. Zwischen der Hub und der Bahnlinie konnten nur vereinzelt moderne Granitsteine (z.T. herausliegend) gefunden werden. Wenn man der Grenze weiter folgen möchte, muss man den Bahnübergang passieren und dann nach rechts der Bahnlinie entlanggehen, bis man an den Grenzgraben kommt, der deutlich sichtbar in südwestlicher Richtung sich hinzieht. Auf der Bahnseite des Wegs steht ein Grenzstein, der beim Bau der Dreieichbahn im Jahr 1905 ge- (oder ver-) setzt wurde. Der Basaltstein ist auf der Westseite mit einem G gekennzeichnet (Gemarkungsgrenze?). Man folgt dem Weg entlang des Grabens. Ca. 8 m östlich einer Metallgitterbrücke findet man einen unbeschrifteten Grenzstein aus Rotliegendem auf der Graben-Nordseite. In der Folge kann man in der Kurve des Wegs auf der westlichen Grabenseite einen schönen Gemarkungsgrenzstein ebenfalls aus Rotliegendem mit der Beschriftung "G" und einem "H" auf der gegenüberliegenden Seite finden. G = Götzenhain und H = Hayn in der Dreieich. Damit muss dieser Stein vor der Umbenennung der Stadt in Dreieichenhain im Jahr 1840 gesetzt worden sein. Weiter geht es durch den "Pflanzentunnel" zu einer Birkengruppe, wo die Grenze einen 90 Grad Knick über einen Acker macht, um dann am Langener Weg auf den Grenzpunkt der Dreieichenhainer, Götzenhainer und Offenthaler zu stoßen. Der weitere ViergemarkungseckVerlauf der Dreieichenhainer Grenze ist an anderer Stelle dieser Website beschrieben worden. Bei der Aufteilung der Gemarkung Philippseich stießen hier vier Gemarkungen zusammen, aber nur fast. Wie dem Bild rechts zu entnehmen ist, lag der Berührungspunkt von Dreieichenhain, Götzenhain und Offenthal nur wenige Meter vom Berührungspunkt von Götzenhain, Offenthal und Philippseich entfernt (ein Quasi- Viergemarkungseck). Es fand eine Grenzbereinigung statt, wobei der Zwickel aus der Offenthaler in die Götzenhainer Gemarkung transferiert wurde. Am neuen Berührungspunkt der Gemarkungen wurde 2006 im Rahmen des Ersten Hainer Grenzgangs ein Granitstein mit einer kleinen Metalltafel aufgestellt. 

Sprendlingen-Götzenhain 1Zurück zur Hub. Die heutige Sprendlinger - Götzenhainer Gemarkungsgrenze beginnt an der Radarstation. Wenige Meter östlich von dem oben genannten Betonstein steht der erste von vielen historischen Steinen (roter Pfeil) der sehr komplexen Sprendlinger - Götzenhainer Gemarkungsgrenze. Von diesem ersten Stein auf der "Hub" in der Nähe der Stangenpyramide verläuft sie erst ein Stück nördlich und biegt dann nach Osten ab. Nach ca. 50 m begann vor 1954 die Gemarkungsgrenze Sprendlingen - Neuhof (die Gemarkung Neuhof wurde in diesem Jahr der Gemarkung Götzenhain zugeschlagen). Die Grenze des Golfplatzes entspricht zunächst der Gemarkungsgrenze. Diese überquert dann entlang eines Grabens den Golfplatz und stößt dann auf die L 3317. Entlang dieser Straße bis zum Waldrand und diesem in östlicher Richtung verlaufend, stößt sie in der Nähe eines Hochspannungsmastes auf einen Teich. Hier beginnt der zweite Grenzabschnitt, der weiter unten abgehandelt wird (blauer Stern).

spgo5spgo5Die beschriebe Strecke ist für einen Grenzsteinfreund nicht sehr ergiebig, da die Grenze meist im dichten, unzugänglichem Gestrüpp und Brombeerhecken verläuft. Der erste Stein dieses Abschnitts (roter Pfeil) steht wie erwähnt direkt am Weg in der Nähe der Stangenpyramide. Er besteht aus Basalt und ist mit einem "G" (Götzenhain, Gemarkung?) gekennzeichnet. Anmerkung: Dieser Stein konnte im April 2019 nicht wiedergefunden werden. Der nächste Stein im Gebüsch (blauer Pfeil, Bild) ist aus Rotliegendem und mit einem "G" und einem "S" (? für Sprendlingen) beschriftet (s. Abb.). An dem mit einem grünen Pfeil markierten Ort lag ein Grenzstein heraus, der provisorisch wieder aufgestellt wurde. Mit sehr viel gutem Willen kann man ein "Y" entziffern. Ein weiterer unbeschrifteter Stein (gelber Pfeil) steht im gut sichtbaren Grenzgraben einige Meter von der Golfplatzgrenze entfernt.  

SP-GO GrenzeAn der Stelle, wo die L 3317 in den Wald stößt, verlief im späten Mittelalter die Dreieicher Ringlandwehr (entlang des Waldrandes). Der Wald nordlich der Ringlandwehr war Domanialwald des  Hauses Isenburg. Es handelte sich um den später so benannten Forst Dreieich mit den Forstrevieren Offenbach, Sprendlingen, Götzenhain und Offenthal. 1900 erwarb der Hessische Staat per Zwangsversteigerung die Forstreviere Offenbach und Sprendlingen. 1929 wurden auch die Forstreviere Götzenhain und Offenthal vom Staat gekauft. Bis 1935 war der Forst Dreieich eine selbstständige Gemarkung. Sie wurde in dem Jahr unter den anliegenden Gemeinden aufgeteilt. Seitdem ist die ehemalige Grenze der Isenburgischen Forstreviere Sprendlingen und Götzenhain auch die Grenze beider Gemarkungen. Im Nordosten stieß die Grenze an die Gemarkung Gravenbruch (roter Stern rechts oben). Bei der Auflösung dieser Gemarkung erhielt Sprendlingen das Gebiet bis zur B 459 (Gravenbruch - Dietzenbach). Der Grenzverlauf vom roten Stern rechts oben bis zur Dietzenbacher Grenze entspricht der alten Grenze der Gravenbrucher Gemarkung. Wie der Karte zu entnehmen ist, verläuft die Grenze Sprendlingen - Götzenhain ab der Grenze der ehemaligen Gemarkung Neuhof (blauer Stern) südöstlich der dortigen Waldwiesen der Luderbachaue (Seibertswiese, Gebückswiese). Diese Wiesen gehörten meist Sprendlinger Bauern, d.h. sie waren nicht Teil des Domanialwaldes. Durch Erbteilung entstanden z.T. dort ehr kleinzellige (schmale) Grundstücke. Heute gehören die Wiesen und die angrenzenden Wälder zum Naturschutzgebiet Luderbachaue. Die Wiesen werden zweimal im Jahr gemäht, so dass der Auencharakter der Landschaft erhalten bleibt.

Typ A Typ 2 Typ 3 ST303 HW
Typ A (S) Typ B (G) Typ C (G) Typ D (HW)

NaturschutzgebietDie Tatsache, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, ist für mich Anlass hier explizit keinen Grenzsteinspaziergang zu empfehlen. Das Betreten des Gebietes ist verboten! Trotzdem möchte ich zu Dokumentationszwecken einige Informationen hier zur Kenntnis geben. Im Sprendlinger Stadtarchiv  wird eine Kartensammlung aus dem Jahr 1853 aufbewahrt: Beschreibung der Flurgrenze der Gemarkung Forst Dreieich von Geom. 1. Klasse Hauf (Abt. XXI, Abschn. 9, Konv. 30, Fasz. 26), in der auch dieser Grenzabschnitt dargestellt ist. Jeder Grenzpunkt ist mit einer fortlaufenden Nummer versehen, von 256 (blauer Stern) bis 357 (roter Stern). -->Hier ist der nördöstliche Teil dieser Gemarkungsgrenze aufzurufen. Von den 99 Steinen der Grenze konnte ich bei meinen Begehungen im April 2016 noch 63 finden. Man kann im Wesentlichen drei Typen unterscheiden. Typ A besteht aus Rotliegendem, ist leicht gewölbt und ist auf einer Seite mit einem schrägstehenden "S" markiert (12 Steine). Typ B besteht ebenfalls aus Rotliegendem, ist leicht gewölbt und ist auf einer Seite mit einem "G" gekennzeichnet (10 Steine). Typ C besteht aus Basalt, besitzt einen geraden Kopf, seine Grundfläche beträgt 20 x 20 cm und ist auf einer Seite mit einem "G" versehen (23 Steine). 3 Steine sind mit "HW" markiert (Typ D). "S" steht für Sprendlingen, "G" für Götzenhain oder Gemarkung, "HW" für Herrschaftlicher Wald und "FW" für Fürstlicher Wald. Alle erkennbaren Beschriftungen weisen in die Richtung des Wiesengeländes hin .
LuderbachaueDer Grenzabschnitt beginnt an einem der Stauweiher vom Gut Neuhof, der früher als Klärbecken für Abwässer diente (blauer Stern). Der erste noch existierende Stein 260 befindet sich am Luderbach, der ab dort für eine Weile die Grenze begleitet. An der Wiese verläuft die Grenze auf der Wiesenseite des Bachs. Sieben Steine, die dort standen, liegen jetzt im Bach oder auf der anderen Seite des Bachs, weil sie beim Mähen der Wiese störten. Interessant ist Stein 281. Er ist mit "FW" gekennzeichnet (s. Abb. weiter unten). Zwischen den Buchstaben ist ein Isenburger Wappen angedeutet (Abb. oben rechts). Der nächste Stein 282 vom Typ C ist von den Wurzeln einer mächtigen Eiche umfasst. daneben findet man den Fuß eines rotliegenden alten Grenzsteins. Von hier aus verläuft die Gemarkungsgrenze mäandernd durch den versumpften Wald. Das Gebiet auf Sprendlinger Seite war früher Wiesengelände und gehört heute noch Privatpersonen. Nochmals: Von einer Begehung der Gemarkungsgrenze wird dringend abgeraten (Naturschutzgebiet), zumal die Grenzsteine nur schwer zu finden sind, da der Hochwald die Genauigkeit der GPS-Messung beeinträchtigt. Weiterhin gibt es nur wenige geografische Anhaltspunkte, um die Steine in diesem Urwald zu  finden. Zwischen den Steinen 321 und 322 verläuft die öffentlich zugängliche Holländerborn-Schneise. Dort, wo diese die Wiese querend  in den Wald eintritt, findet man am Graben links den Stein 322. Auf der anderen Seite des Weges erkennt man wenige Meter im Wald den Grenzgraben. Dort steht Stein 221 ("HW"). Dieser war ursprünglich nicht vorhanden. Ich habe mir erlaubt, einen Stein, der hinter der Schutzhütte an der Holländerborn-Schneise herauslag, dort museal (= ohne Neueinmessung) aufzustellen. Wenn man Graben etwas nach Süden folgt, erreicht man Stein 220. Interessant ist, dass dort ein zweiter Grenzstein platziert wurde, der wahrscheinlich von einem benachbarten Grenzpunkt stammt.

GebückswieseVom Stein 322 kann man dem Grenzgraben bis Stein 328 folgen, von wo die Grenzlinie nach Süden abknickt. Die Steine 330 und 331 sind wahrscheinlich im Sumpfgelände untergegangen. Zwischen Stein 332 und 349 sind alle Steine noch vorhanden. Interessant ist Stein 355. Er ist mit einem Dreieck und der Inschrift "TP" auf der gegenüberliegenden Seite gekennzeichnet. Es handelt sich um einen trigonometrischen Stein, der hier auf diesem Grenzpunkt steht. Im Messtischblatt von 1963 ist er mit "141,4" (Höhenangabe) gekennzeichnet. Stein 349 findet man direkt an einem Graben der hier die Grenze bildet. Er knickt nach ca. 40 m nach Norden ab. Man kommt jetzt an den Dornsee (Umgangssprachlich: Endeloch). Bei der Anlage dieses Teiches sind wohl einige Grenzsteine verloren gegangen. An der Schreckwurzschneise macht die Grenze einen scharfen Knick nach Osten. Auch hier konnten keine Steine gefunden werden. Hier endet das Naturschutzgebiet. Die beiden letzen Steine sind schwer zu finden. Am besten folgt man der Schreckwurzschneise nach Osten bis zum Grenzgraben der Gravenbrucher Gemarkung und folgt diesem ca. 25 m nach Süden bis zum Grenzstein Nr. 24 dieser Grenzlinie (roter Stern auf der Abbildung). Es handelt sich dabei um einen nur grob behauenen Stein mit den Inschriften "Z4" und "SB" (für Schönborn, den Herren des Gravenbruchwaldes). Man erkennt den von dort nach Westen verlaufenden Grenzgraben der Sprendlinger und Götzenhainer Gemarkung. Man hat nun zumindest die Richtung, in der man die Grenzsteine suchen muss. Interessant ist die Tatsache, dass der rotliegende Stein 355 mit "FJ" (Fürstentum Isenburg) gekennzeichnet ist. Seinem Aussehen nach wurde er vor 1900 gesetzt, als beide heutigen Gemarkungen zum Fürstlich Isenburger Domanialwald Forst Dreieich gehörten. Ähnliche Steine stehen an der Grenze des Domanialwaldes zu den Gemarkungen Sprendlingen und Götzenhain. Von dort hat sich wohl unser FJ-Grenzstein verirrt. Abschließend sei angemerkt, dass die Grenze im April und Mai 2016 mehrfach begangen wurde. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass aufgrund der gegebenen Umstände nicht alle noch vorhandenen Steine gefunden wurden.

FW Trigonometrischer Punkt ST 335FJ SBGR24
F ( ) W Trigonom. Punkt FJ SBGR 24

Noch ein Wort zu den vielen Gütersteinen in diesem Gebiet: Wie erwähnt, gehörten die Waldwiesen nicht zum Domanialwald; sie waren bzw. sind im Privatbesitz von Bewohnern der umliegenden Gemeinden, die dort Heu machten oder ihre Tiere weiden ließen. Alten Forstkarten ist zu entnehmen, dass die Grenzen zwischen Domanialwald und den Wiesen abgesteint waren. Eine kursorische Begehung einiger dieser Waldgrenzen bestätigte diese Annahme: Die wichtigen Grenzpunkte dieser Grenzen sind ebenfalls besteint (meist mit "HW" markiert). Die Flurkarte der Gebückswiese zeigt beispielsweise neben den kleinparzelligen Besitzverhältnissen und der Gemarkungsgrenze in Südosten auch die Grenze des ehemaligen Domanialwaldes im Nordwesten. Auf die Dokumentation dieser Gütersteine wurde verzichtet.

Flurkarte