Grenzstein des Deutschherrenwaldes von 1730

Dieser Grenzstein lag jahrzehntelang in einem Pflanzgarten des Offenbacher Forstes. Auf Initiative des Heimat- und Geschichtsvereins Heusenstamm und der „Freunde Sprendlingens“ wurde er im Oktober 2021 hier, an seinem ursprünglichen Standplatz, wieder aufgestellt. Es handelt sich um einen Stein, der die Grenze des Deutschherrenwaldes gegen die Heusenstammer Feldflur abgrenzte. Man erkennt auf der Seite die Zahl 32 und auf der Vorderseite das Deutschherrenkreuz, die Jahreszahl 1730 sowie darüber „C F“.

C F steht für Commende Frankfurt, die Frankfurter Niederlassung dieses Ritterordens in Sachsenhausen. Sie erwarb den Wildhofer Wald 1343 und legte vom Hainbach gespeiste Fischteiche an. Der Deutschherrenwald wurde 1809 säkularisiert und dem Fürstentum Isenburg zugeordnet. Dieses wurde 1816 zusammen mit dem Wildhofgebiet dem Großherzogtum Hessen zugesprochen. Erstaunlicherweise gelangte es nach der Absetzung des Großherzogs im Revolutionsjahr 1918 in das Privateigentum der großherzoglichen Familie.

Der Wildhofwald war eine eigenständige Gemarkung, die 1954 aufgelöst und in die Heusenstammer Gemarkung integriert wurde. 1964 kaufte die Stadt Offenbach von der Hessischen Hausstiftung das Wildhofgebiet für 30 Millionen DM und erhob Ansprüche, es in das eigene Gemarkungsgebiet einzuverleiben. Es kam dann zu einem Kompromiss mit einer Grenzziehung, die kaum etwas mit den historischen Grenzen gemeinsam hatte.

Dieser Stein markiert somit keine aktuelle Grenze. Aber wie konnte man den ursprünglichen Standort wiederfinden? An der Gemarkungsgrenze in der Nähe der Zeisigstraße steht ein Grenzstein mit der Nummer 19 und am Ende der Dietrich-Bonhoeffer-Straße ein Stein mit der Nummer 46. Im Staatsarchiv Darmstadt wird eine Karte des Wildhofgebietes aufbewahrt, in der die Grenzpunkte sorgfältig eingezeichnet sind. Durch einfaches Abzählen kann man die Lage des Grenzpunktes 32 feststellen. Durch den Vergleich mit einer aktuellen Karte konnte somit der ursprüngliche Standort des Steines festgestellt werden.


Die Vereine danken der Steinmetzfirma Burkard aus Dreieich für den Transport und die Neusetzung dieses historischen Grenzsteins.
Literatur: Wilhelm Ott, Grenzen und Grenzsteine der Heusenstammer Gemarkung, Heimat- und Geschichtsverein Heusenstamm, 2018

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