Der
Grenzverlauf an dieser Stelle weist weit in die Geschichte zurück.
Im neunten Jahrhundert lag das Gebiet als königseigenes Land im
„Forestis Dreieich“. Den westlichen Teil mit dem Dorf
Langen schenkte Kaiser Ludwig der Deutsche im Jahre 834 dem Kloster
Lorsch. Die Grenzen dieser Urmark Langen wurden in einem Dokument
beschrieben, in dem auch die Begriffe Dreieich, Sprendlingen und
Rostadt auftauchten. Diese Grenzlinie dürfte hier in der Nähe
verlaufen sein. Die am Rostädter Weg aufgestellte
„Urmark-Stele“ aus rotem Sandstein erinnert heute daran.
Die Mark Langen kam später unter die Herrschaft der
Münzenberger. Deren Nachfolger waren die Falkensteiner. Ihnen
folgten dann die Herren von Ysenburg-Büdingen. 1556 wurde das
Dreieichgebiet erneut geteilt. Langen mit Kelsterbach kam zu
Ysenburg-Ronneburg und Offenbach mit Sprendlingen zu Ysenburg Birstein.
Es steht zu vermuten, dass die dadurch neu entstandene Grenze der alten
Urmarksgrenze folgte.
Aufgrund von Religionsstreitigkeiten entschloss sich der kinderlos
gebliebene letzte Ronneburger Graf Heinrich 1601 - kurz vor seinem Tod
-, das Amt Langen an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt zu verkaufen.
Es folgten heftige Auseinandersetzungen zwischen Ysenburg-Birstein und
Hessen-Darmstadt, die bis zur Vorlage beim Reichskammergericht
führten. Erst 1711 konnten sie durch eine Vereinbarung zum
Nachteil der Ysenburger beendet werden.
Die genaue Festlegung dieser Grenzlinie zwischen dem Ysenburger und dem
Darmstädter Gebiet wurde danach mit einigem Aufwand
vorangetrieben. Im Archiv in Birstein finden sich
Grenzbegehungsprotokolle aus den Jahren 1720 und 1725. Offensichtlich
waren die Grenzmarkierungen aber schon 50 Jahre später in einem so
schlechten Zustand, dass beide Seiten sich verständigten, die
Grenze neu zu besteinen. Der Langener Steinmetz Schöhßer
erhielt den Auftrag, mehr als hundert Steine zu liefern, die dann 1783
gesetzt wurden. Sie waren versehen mit den Inschriften „Y“
für Ysenburg, „HD“ für Hessen-Darmstadt, der
Jahreszahl „1783“ und einer fortlaufenden Nummer.
Diese neu besteinte Territorialgrenze hatte nur 33 weitere Jahre
Bestand. Nach dem Wiener Kongress verlor das Fürstentum Isenburg
1816 seine Selbstständigkeit und wurde aufgeteilt. Sprendlingen
und die anderen zuvor isenburgischen Ortschaften gehörten seitdem
zum Darmstädter Großherzogtum Hessen. Heute zeugen die noch
in großer Zahl vorhandenen Grenzsteine als historisches Kulturgut
von früheren bewegten Zeiten.
Text:
Wilhelm Ott, Sprecherin: Kim Bagus, Intro: Ulrich Fogel