DreyEicher Grenzweg

DreyEicher Grenzweg

Stein No 72

Die alten und die neuen Gemarkungsgrenzen

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Die „Gemarkung“ ist eine lokale Flächeneinheit mit großer historischer Bedeutung. Sie grenzte Siedlungsgebiete mit ihren hoheitlichen Rechten und Pflichten ab und wurde vielfach im Gelände durch Markierungen mit Grenzsteinen festgelegt. In der heutigen staatlichen Verwaltung ist die „Gemarkung“ nur noch ein katasterrechtlicher Begriff, der die örtliche Zuordnung von Grundstücken beschreibt.   So besteht die heutige Gemarkung üblicherweise aus verschiedenen Fluren, die wiederum in Flurstücke (d.h. Einzelgrundstücke) unterteilt sind. Nachzulesen ist das in den Grundbüchern, die bei den zuständigen Amtsgerichten geführt werden.

Wir befinden uns hier in der Gemarkung Sprendlingen. Die übergeordnete Einheit ist die Stadt, die im Katasterwesen allerdings als „Gemeinde“ bezeichnet wird. Die „Gemeinde“ Dreieich besteht aus den Gemarkungen Sprendlingen, Buchschlag, Dreieichenhain, Götzenhain und Offenthal. Die „Gemeinde“ Neu-Isenburg besteht aus den Gemarkungen Zeppelinheim und Neu-Isenburg. Die „Gemeinde“ Langen besteht nur aus der Gemarkung Langen. Die Verwaltungsebenen über der „Gemeinde“ bilden die Kreise, die Regierungsbezirke und die Bundesländer.

Früher gab es Forstgemarkungen, die keiner Wohnsiedlung zugeordnet waren, die sogenannten gemeindefreien Gemarkungen. Beispiele sind die Gemarkungen Gravenbruch, Koberstadt oder Mitteldick. Die ehemalige Gemarkung Mitteldick, in der wir uns hier befinden, umfasste das Waldgebiet zwischen Frankfurt im Norden und Westen, Neu-Isenburg und Sprendlingen im Osten und dem Langener Wald im Süden. 1905 wurde ein Teil dieses Gebietes als Gemarkung Buchschlag abgetrennt. Das gleiche geschah 1938 zugunsten der neuen Gemarkung Zeppelinheim. In den 1950er Jahren beschloss die Hessische Landesregierung, die gemeindefreien Gemarkungen aufzulösen und sie unter den benachbarten Gemeinden bzw. Gemarkungen zu verteilen.

Es begann ein heftiges Hauen und Stechen. Gewinner bei der Gemarkungsaufteilung von Mitteldick waren Neu-Isenburg, Langen und Buchschlag, während Zeppelinheim und Sprendlingen nur kleinere Teilgebiete zugesprochen wurden. Sprendlingen erhob Anspruch auf den Wald zwischen Main-Neckarbahn und der Dreieichbahn. Buchschlag legte Widerspruch ein: Das Waldstück könne von Buchschlag aus besser erschlossen werden. Sprendlingen verwies hingegen auf seine Pläne, hier ein Sportzentrum zu errichten. Schließlich wurde das Gelände geteilt: Die nächste Schneise bildet heute die Gemarkungsgrenze. Hier ist Sprendlinger Gebiet, der Wald auf der anderen Schneisenseite ist Buchschlag zugeordnet.
In den 1950er Jahren waren die Gemeinden und Städte freier in ihren Entscheidungen, was in ihren Gemarkungen zu geschehen hat, so konnte Buchschlag damals sein Industriegebiet auf der westlichen Seite der Bahn in dem dazugewonnen Waldgebiet errichten. Das wäre heute im Zuge der Regionalplanung nicht mehr möglich. Auch können wir froh sein, dass die Pläne der Stadt Sprendlingen nicht verwirklicht wurden, hier in diesem schönen Wald ein Sportzentrum zu bauen.



Text: Wilhelm Ott, Sprecherin: Kim Bagus, Intro: Ulrich Fogel

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