Streichers Bericht über die gemeinsame Flucht von Mannheim nach Frankfurt Tagesetappe Darmstadt-Frankfurt Es war ein schöner, heiterer Morgen, als die Reisenden ihre ermüdeten Füße wieder in Gang zu bringen versuchten und den Weg antraten. Langsam schritten sie vorwärts, rasteten aber schon nach einer Stunde, um sich in einem Dorfe mit etwas Kirchgeist, in Wasser geschüttet, abzukühlen und zu stärken. Zu Mittag kehrten sie wieder ein, weniger wegen des Essens, als dass Schiller, der sehr müde war, sich etwas ausruhen konnte. Allein, es war in dem Wirtshause zu lärmend, die Leute zu roh, als daß es über eine halbe Stunde auszuhalten gewesen wäre. Man machte sich also noch einmal auf, um Frankfurt in einigen Stunden zu erreichen, welches aber die Mattigkeit Schillers kaum zuzulassen schien; denn er ging immer langsamer, mit jeder Minute vermehrte sich seine Blässe, und als man in ein Wäldchen gelangte, in welchem seitwärts eine Stelle ausgehauen war, erklärte er, außerstande zu sein, noch weiterzugehen, sondern versuchen zu wollen, ob er sich nach einigen Stunden Ruhe wenigstens so weit erhole, um heute noch die Stadt erreichen zu können. Er legte sich unter ein schattiges Gebüsch uns Gras nieder, um zu schlafen und Streicher setzte sich auf den abgehauenen Stamm eines Baumes, ängstlich nach dem armen Freund hinschauend, der nun doppelt unglücklich war. - jetzt wird eine Begegnung mit einem Offizier geschildert - … Schiller stand auf, durch den Schlaf so weit gestärkt, dass er, anfangs zwar langsam, aber doch ohne Beschwerde fortgehen konnte. Außerhalb des Wäldchens traf man auf einige Leute, welche die Entfernung zur Stadt noch auf eine kleine Stunde angaben. Diese Nachricht belebte den Mut, es wurde etwas schneller gegangen, und ganz unvermutet zeigte sich das altertümlich gebaute, merkwürdige Frankfurt, in welches man noch vor der Dämmerung eintrat. Quelle: A. Streicher, Schillers Flucht von Stuttgart, Reclams Universalbibliothek 4652/53, zitiert nach H. Kempe: Schillers Fußwanderung durch die Dreieich, Landschaft Dreieich, II Folge (1939-1943), S. 137 |