Der DreyEicher Grenzweg an der
Ringlandwehr
am Buch-Schlag
Die Dreieicher Ringlandwehr war eine 1348 erstmals erwähnte
Verteidigungsanlage, welche die Orte Sprendlingen, Dreieichenhain,
Götzenhain, Offenthal, Langen und Egelsbach umfasste. Die
Landwehr bestand aus einem Graben bzw. Doppelgraben, einem
undurchdringlich bepflanzten Wall und einem Begleitweg. Passierbar war
die Landwehr
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nur an bestimmten Stellen, den bewachten
“Schlägen”. Durch das Aufkommen der
Feuerwaffen verloren die Landwehren ihre Bedeutung, sie wurden nicht
mehr gewartet und verfielen im Laufe der Zeit. An einigen Stellen ist
die Dreieicher Ringlandwehr noch gut zu erkennen, so z.B. am Waldrand,
wo die Hainer Trift (Lettkautweg) in den Wald eintritt. An dieser
Stelle befand sich der “Schlagk nach Kelsterbach”
bzw. der “Buch-Schlag”.
In den Hainer Stadtprivilegien (Lit. NN ((8)) ist unter Punkt 29 zu lesen:
"Haben
die Bürger im Hain der Dreieich mit ihrem Vieh und Kälber,
Kühen Freiheit und Gerechtigkeit, in den Nieder- und Frankfurter
Wald außer Mastzeiten zu hüten, nämlich von Petri bis
auf Bartholomaei, da sie von dannen durch die Hainer Trifft und
Buchschlag bis über die Hengstbach, allwo sie so gleich anfangen
zu weiden und sofort bis dahin getrieben werden, deswegen der
Schlüssel zum Buchschlag bei dem Förster zu Langen alle Jahre
auf obgemeldete Zeit geholet und wieder geliefert, auch dem Hainer
Kühhirten vom Buchschlag auf- und zuzuschließen von denen
Bürgermeistern ein Gulden gegeben wird." Das bedeutet,
dass die Hainer ihr Vieh in den herrschaftlichen Niederwald und in den
Frankfurter Wald treiben durften (sog. Koppelweide) und zwar
außerhalb der Mastzeiten vom 22. Februar bis 24. August. Der
Schlüssel zum Buch-Schlag musste vom Förster zu Langen
abgeholt und wieder zurückgebracht werden.
Entlang des Landwehrgrabens verläuft die ehemalige Grenze
der Territorien Ysenburg und Hessen-Darmstadt mit den Steinen
No 68 bis No 80. Im Rahmen des DreyEicher Grenzweg-Projektes wurde auch
hier ein Rundweg definiert, der weiter unten beschrieben wird.
Gleichzeitig mit der Etablierung dieses Rundwegs wird ein Teil der
Landwehr rekonstruiert.
Die Regionalpark Rhein-Main Südwest GmbH prüfte vor
geraumer Zeit, ob eine Rekonstruktion der Landwehr an dieser Stelle
möglich und sinnvoll sei. Aufgrund anderer
Prioritäten wurde das Vorhaben damals nicht
weiterverfolgt. Seit 2016 bemühten sich die Freunde
Sprendlingens für die Wiederaufnahme des Projektes. Ende
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2016 gab es auf
Einladung des damaligen Ersten Stadtrats Martin Burlon eine
Vorbesprechung, an der auch der Geschäftsführer der
Regionalpark Rhein-Main Südwest GmbH, Manfred
Ockel, teilnahm. Auf einem Ortstermin mit allen beteiligten
Ämtern im Januar 2017 wurde ein erster Schritt beschlossen,
nämlich die Anlage zweier
Erkundungsgräben durch die
Untere Denkmalschutzbehörde. Dies erfolgte dann im Februar
2017 (Foto links: G. Weber). Ein Bericht darüber
wurde in der Zeitschrift
Hessen-Archäologie
2017, S.171 publiziert. Aufgrund anderer Prioritäten
konnte das Projekt nicht in Angriff genommen werden.
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2021
erklärten sich die Freunde Sprendlingens bereit, die
Wiederherstellung des Erscheinungsbildes der Landwehr zu organisieren.
Das Projekt wird von der Regionalpark RheinMain Südwest GmbH
und der Stadt Dreieich begleitet und finanziell unterstützt,
wobei das dafür bereitgestellte Budget signifikant geringer
ist als das ursprünglich vorgesehene. Es musste ein
Gestattungsvertrag mit dem Hessenforst abgeschlossen werden und die
Genehmigungen der Unteren Denkmalschutz - und
Naturschutzbehörden eingeholt werden. Es war geplant, den
Graben auf rund 300 Metern von Totholz zu befreien und ihn maximal 50
cm zu vertiefen. Auf den ersten 70 Metern ab dem "Buch-Schlag" sollte
auf beiden Seiten des Grabens eine Weißdornhecke (Crataegus,
autochtones / heimisches Pflanzgut) angelegt werden.
Als erstes erfolgte im September 2021 auf Anweisung der Unteren
Naturschutzbehörde eine "Beprobung" des Grabens. Es gab keinen
Hinweis auf eine Schadstoffbelastung. Da es sich bei dem
Waldstück um ein Bombenabwurfgebiet
handelt war eine Untersuchung
des Kampfmittelräumdienstes erforderlich, wobei
vorher
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der Bewuchs mit einem
Forstmulcher entfernt wurde. Bei
der Sondierung durch die Firma Tauber wurden 8 magnetische
Anomalien festgestellt. Die Grabenreinigung mit einem Spezialbagger
erfolgte im November 2021 unter Aufsicht einer
Munitionsfachkraft.
Es konnten dabei glücklicherweise nur Zaunpfosten,
Eimer und sonstige Gegenstände aus Metall gefunden werden. Die
Offenbach-Post berichtete über die Grabenreinigung.
Im Dezember 2021wurden plangemäß auf beiden Seiten des
Grabens je 300 Weißdornsetzlinge gepflanzt.
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Parallel
zu diesen Aktivitäten gingen die Vorbereitungen zur
Ausgestaltung
des Buch-Schlags voran. Es war geplant, dort einen Schlagbaum nach
einer
Vorlage auf einer historischen Karte zu errichten. Das Forstamt Langen
stellte zwei Eichenstämme zur Verfügung, die aber
nicht
für den vorgesehenen Zweck geeignet waren. Es mussten daher
zwei
bereits verkaufte Stämme zurückgekauft werden. Im
Sägewerk Schwab an der Rostädter Straße
wurden sie auf
ein Format 40 x 40 x 300 cm gebracht.
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Auch die Infotafeln sind in
Vorbereitung. Hier kann man die Entwürfe der
Ringlandwehr und Buch-Schlag
- Info und der
Grenzweg - Info aufrufen.
Mit einem Klick auf die Karte links ist der Verlauf der
Landwehr und den DreyEicher Grenzweg Mitte nachzuvollziehen. am
24.01.2022 fand ein Ortstermin mit den beteiligten Behörden
statt,
auf dem das weitere Vorgehen besprochen wurde.
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Am 2.2.2022 wurden von der Firma
Tippelt-Gartenbau die beiden Torpfosten gesetzt. Die
Offenbach-Post
berichtete darüber. Hans-Walter Schewe hat im April 2022 eine
3D- Panorama- Aufnahme
des Buch-Schlags aufgenommen. Leider haben irgendwelche Idioten eine
Säule mit blauer Farbe beschmiert. Wir konnten sie
glücklicherweise mit einem Mitteldruckreiniger entfernen.
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Im
April 2022 wurde eine zweite Hainbuche (zertifiziert!) als Ersatz
für das zweite, vor einigen Jahren abgegangene Exemplar gepflanzt.
Im heißen Sommer 2022 mussten die Hecken und die Hainbuche aufwändig gewässert werden.
Am 24.9.2022 war es dann soweit: der teilrekonstruierte
Landwehrgraben, der Buch-Schlag und der mittlere Teil des DreyEicher
Grenzwegs konnten der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Um 10 Uhr
trafen sich die Wanderer des Odenwaldklubs Sprendlingen zusammen mit
anderen Bürgern, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad gekommen
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waren am Buch-Schlag, Bürgermeister
Martin Burlon wies in seiner Eröffnungsrede
auf die lange Vorgeschichte des Projektes hin und dankte den Freunden
Sprendlingens für das Engagement und das Bemühen des Vereins,
am Beispiel der Landwehr und des Grenzwegs die Geschichte der
Landschaft Dreieich den Bürger und Bürgerinnen
näherzubringen. Begleitet von den Klängen des
Bläserkorps des Jagdklubs St. Hubertus öffneten Martin
Burlon, Bettina Schmitt, Erhard Haller und Wilhelm Ott die Schranke des
Buch-Schlags.
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
An
den Pfosten wurden die Wappenschilde der Landgrafschaft
Hessen-Darmstadt und des Fürstentums Isenburg
angebracht werden.
Mittels QR-Code gibt es Erläuterungen dazu (bitte auf die
Bilder
klicken). Die Bank gegenüber der Schnaitel-Hainbuche wurde durch
eine Spende von Heidi Keller und Gigi Eschmann finanziert.

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Im weiteren Verlauf der Veranstaltung präsentierte Kim Bagus vom
Geschichtsverein Buchschlag an einer neu aufgestellten Infotafel den
mittleren Teil des DreyEicher Grenzwegs. Hier wurden 14 QR-Code
Schilder meist an Holzstelen in der Nähe der Grenzsteine
angebracht. Weiter unten auf der Seite sind
die Texte aufgeführt, die über
die QR-Codes auf dem Smartphone (vor-)gelesen werden können. -->Hier kann man einen Bericht aus der Offenbach-Post über die Eröffnungsveranstaltung abrufen.
An den drei Rundwegen wurden insgesamt 49 QR-Code Schilder angebracht
und 7 Informationstafeln aufgestellt. Dies war ein nicht
unbeträchtlicher Aufwand für ehrenamtlich tätige
Vereinsmitgliede. Es gab bei der Arbeit auch frustrierende Augenblicke,
wenn immer wieder Stelen herausgerissen
wurden und ersetzt werden mussten (insgesamt 10 Stelen). Auch waren
zwei Infotafeln Opfer eines sinnlosen Vandalismus. Ärgerlich ist
auch die Tatsache, dass der frisch ausgehobene Landwehrgraben von
Kleingärtnern wieder als Deponie für Grünschnitt und andern Müll (Asbest, Styropor) benutzt wird.
Dateiübersicht
Stein No 67: Der bewegte Grenzsstein
Stein No 68: Das Besteinungsprotokoll
Stein No 69: Die Geschichte dieser Grenzlinie
Stein No 70: Der Sprendlinger Hirschsprung
Stein No 71: Die Holzfiguren im Birkeneck
Stein No 72: Die alten und neuen Gemarkungsgrenzen
Stein No 73: Der Sprendlinger Kirchenkampf
Stein No 74: Der Buchbach im Mitteldicker Wald
Stein No 75: Die Galgen in der Dreieich
Stein No 76: Der Steinbrecher Schöhser
Stein No 77: Die Territorialentwicklung in Hessen
Stein No 78: Keine Stele
Stein No 79: Die Wälder der Landschaft Dreieich
Stein No 80: Der Wildbann Dreieich
Stein No 82: Die Sprendlinger Rostadt