Sühnekreuze
Im Dreieichgebiet, besonders in der
Gemarkung Offenthal, gibt es - trotz beträchtlicher
Verluste in den letzten Jahrzehnten - relativ viele Steinkreuze bzw.
Sühnekreuze und Kreuzsteine, die allesamt gut beschrieben
sind. Die ultimative Website in Deutschland für Informationen
über
diese Kulturdenkmäler ist
http://www.suehnekreuz.de. Frau
Gesine Weber von der Denkmalschutzbehörde des Kreises
Offenbach hat für den Kreis Offenbach eine Zusammenstellung
aller Sühnekreuze erarbeitet, die
-->
hier zu finden ist. Daraus sind die Maße und
Koordinaten sowie weitere Einzelheiten über diese
Kleindenkmäler zu entnehmen. Eine KML-Datei für
Google Earth ist -
->hier
aufzurufen.
Solche inschriftlosen steinernen Sühnekreuze wurden etwa
zwischen 1200 und
1600 aufgestellt. Nach einem Totschlag wurde in einer Verhandlung
zwischen der Obrigkeit, dem Täter und seiner Familie sowie
der Familie des Opfers ein Vertrag ausgehandelt, der eine ganze Reihe
von Bußen enthielt. Unter anderem sollte am Ort der Tat ein
steinernes Kreuz aufgestellt werden, um an die Tat zu erinnern.
Hintergrund
war letztlich, die damals übliche Blutrache zu verhindern.
Es ist nicht sehr sinnvoll, die Sühnekreuze erneut detailliert
zu dokumentieren. Dafür wird im
Folgenden eine Fahrradtour beschrieben, bei der wir alle
bekannten
Sühnekreuze im erweiterten Dreieichgebiet "erfahren"
können. Viel Spaß dabei !

Die Tour beginnt im
Dreieich-Museum in der Dreieichenhainer Burg. Hier stehen in einem
Seitenraum neben einigen schönen Grenzsteinen drei
Sühnekreuze. Die beiden Kreuze auf dem linken Bild haben eine
interessante Geschichte: Das unbeschädigte Kreuz (rechts im
Bild) stand bis
1936 am Alten Berg bei Götzenhain unmittelbar an der
Gemarkungsgrenze von Dreieichenhain. 1933 fand man neben diesem Kreuz
in
einem Schutthaufen das andere, stark beschädigte Kreuz, das
man dann neben dem erstgenannten aufstellte. Bei Bauarbeiten im Jahr
1956 mussten
die Kreuze versetzt werden. Dabei wurde das beschädigte Kreuz
gestohlen. Karl Nahrgang entschied sich, das andere Kreuz im
Dreieich-Museum zu sichern. Die Diebe des Steinkreuzes,
offensichtlich angesehene, honorige Mitbürger (die Namen sind
in Lit. Dittler nachzulesen), stellten das Kreuz in ihrem Garten
auf. Nach ihrem Tod übergab die Tochter der Entwender
dankenswerterweise das Kreuz dem Dreieich-Museum. Seitdem sind die
Kreuze
wieder vereint.

Das
dritte Kreuz im
Dreieich-Museum stand zusammen mit einem ähnlich gestalteten
Kreuz an der Straße von Götzenhain nach Dietzenbach (
s. Abb.).
Dieses zweite dort stehende Kreuz wurde 1974 bei
Straßenbaumaßnahmen
gestohlen.
Um das andere vor einem gleichen Schicksal zu bewahren, wurde
es dort
fest einbetoniert. 1976 wurde es abgebrochen und
herausliegend vorgefunden. Es wurde seltsamerweise in ein
Museumsdepot nach
Dieburg verbracht. Erst im Jahr 2000 wurde es auf Veranlassung
von T.
Seibert, Offenthal, in das Dreieich-Museum

überführt, wo es von
vornherein wegen der
Nähe zum Standort hingehörte.
Anmerkung
5/2017:
Am 21. Mai 2017 wurde die neue Dauerausstellung im Dreieich-Museum
eröffnet. Es gibt dort eine sehr schön gestaltete,
informative Abteilung, die sich mit den Sühnekreuzen in der
Landschaft Dreieich beschäftigt. In dieser "Koje" werden auch
die
drei Sühnekreuze gezeigt, die oben beschrieben wurden.


Wir
verlassen die Burg und erkennen gegenüber der
Burgbrücke das
im August 2014 aufgestellte "Marktkreuz" (Abb. rechts). Es ist kein
Sühnekreuz, sondern soll an die seit dem Mittelalter
bestehenden
Marktrechte im Hain erinnern. Es wurde im Rahmen eines
Bildhauersymposiums am Hainer Burgfest 2013 gestaltet. Die dort
eingemeißelte Jahreszahl 1180 ist allerdings historisch nicht
belegt. Wir gehen weiter Richtung Untertor.
Von der Fahrgasse aus erkennen wir im
Stützpfeiler der Palasmauer ein schräg eingemauertes
Sühnekreuz, das mit seinen gleichlangen Armen an ein
Andreaskreuz erinnert (Abb. links). Über dessen
ursprünglichen
Standort ist nichts bekannt.
-->Standort

Weiter
geht es am Dreieichenhainer
Friedhof vorbei durch den Wald über den Paddelteich in die
Langener Altstadt. In der Bachgasse entdecken wir zwei dicht
beieinander in den Boden eingelassene Sühnekreuze. Sie sind
unterschiedlich groß. Im kleineren ist eine
hakenförmige Vertiefung zu sehen (=
Pflugsech),
wahrscheinlich ein Hinweis auf die Herkunft des
Opfers. Früher lag zwischen
beiden Kreuzen ein Steinblock, der bei der Platzumgestaltung 1970
entfernt wurde (
s.
Abbildung von der Website des Kreises Offenbach) Leider
wurden bei diesem Anlass die beiden
Kreuze vertauscht. Man sollte sich dies für die
nächste Platzumgestaltung merken.
-->Standort
Anmerkung
9/2022: Obwohl die Sühnekreuze in einem
Steinpodest
standen, war die Gefahr groß, dass sie von einem
Kraftfahrzeug
beschädigt werden. Der VVV hatte sich daher entschlossen, das
steinerne Podest zur Bachgasse hin zu erweitern. Die Kreuze konnten bei
dieser Aktion nicht gegeneinander ausgetauscht oder angehoben werden,
da sie zu fest einbetoniert waren. Die
Offenbach-Post
berichtete von der Einweihungsfeier.


Wir fahren zurück durch
das
Naherholungsgebiet am Paddelteich an den großen
Grenzsteinen der ehemaligen Ysenburgisch - Hessen
Darmstädtischen Grenze vorbei Richtung
Götzenhain. Ca. 50 Meter vor der Einmündung der
Breite
Haagwegschneise in die Langener Straße (bzw. Im
Haag) steht
ca. 5 Meter südlich der Schneise ein Kreuzstein (Abb. links)
über den nicht viel bekannt ist.
-->Standort
Im Philippseicher Wald im Distrikt Lauxensee steht ein
ähnlicher
Kreuzstein (rechts). Rätselhaft an diesem war die
Tatsache,
dass an dieser Stelle noch niemals eine Grenze verlief. Ein
zufälliges Gespräch mit einem Bewohner von
Philippseich
brachte die Aufklärung: Er fand diesen Stein abgelegt auf
einem
Steinhaufen hinter Philippseich. Er stellte ihn in den Wald auf die
andere Seite der Philippseicher Straße und begrub an dieser
Stelle seine Hunde! Eine ungewöhnliche Umwidmung
eines historischen Grenzsteines.
-->Standort
Anmerkung
2/20: Der Sturm an 18.8.2019 hat den Waldbezirk Lauxensee
zerstört. Auch der
Kreuzstein
hat darunter gelitten: er liegt jetzt heraus. Es ist ein trostloser
Anblick !


An den Tennisplätzen
vorbei kommen wir ins offene Feld. Ca. 30 Meter hinter dem letzten
Tennisplatz weist ein Schild zu den beiden mittelalterlichen
Sühnekreuzen. Ein drittes Kreuz, das dort gestanden haben
soll, ist seit langem nicht mehr vorhanden. Das
größere Kreuz
hat einen verkürzten Arm. Auf einer Seite ist ein
Kreuz eingemeißelt. Das andere ist deutlich kleiner. Auf dem
Kopf befindet sich eine Vertiefung. Beide Kreuze stehen
vor knorrigen, am Boden verzweigten Eichen. Es ist
faszinierend, diesen geschichtsträchtigen Ort im Verlauf der
Jahreszeiten aufzusuchen: Immer wieder erlebt man
andere
Stimmungen und Impressionen. Nur die Hochspannungsleitungen
stören das romantische Bild.
-->Standort
Anmerkung
7/2013:
Das linke, sehr fragil wirkende Sühnekreuz steht direkt unter
einem mächtigen waagrecht gewachsenen Ast der Eiche, von dem
bereits ein Nebenast abgebrochen ist. Es dürfte nur eine Frage
der
Zeit zu sein, bis dieser schwere Ast abbricht und das
Sühnekreuz zerstört. Ich habe die Stadtverwaltung
Dreieich
gebeten, diesen Ast zu entlasten. Es sind daraufhin einige periphere
Zweige entfernt worden. M. E. besteht immer noch die Gefahr, dass

der
Ast bei einem Sturm abbricht und das Sühnekreuz
beschädigt.
Anmerkung 3/2020:
Es gibt seither eine ausgedehnte Korrespondenz zu diesem Thema. Dass
ich kein ignoranter Nörgler bin, bewies der Sturm am 19.
August
2019. Zum Glück brach nicht der Ast über dem Kreuz,
sondern
der rechtwinklig davon vom Stamm abging. Es hätte leicht
anders
kommen können. Es zieht sich jedoch ein tiefer Riss durch den

Stamm, der den
Restbaum erheblich destabilisiert. Anfang des Jahres
wurde vom DLB Dreieich / Neu-Isenburg erklärt, dass der Baum
verkehrssicher zurückgeschnitten wird. Passiert ist bisher
noch
nichts.
Anmerkung 9/2020: Nach einer schriftlichen Empfehlung eines
Fachmanns
aus dem Forstamt Langen, die Eiche aus
Verkehrssicherheitsgründen
zu fällen oder zumindest baumpflegerische Maßnahmen
zu
ergreifen, hat der Dienstleistungsbetrieb die ausladenden Äste
der
stehengebliebenen Teils der Eiche gekappt. Hoffentlich reicht diese
Maßnahme aus, um eine Zerstörung dieses
Kulturdenkmals zu
verhindern. Die Kreuze stehen eigentlich auf Offenthaler
Gemarkungsgebiet.

Weniger
romantisch ist die Umgebung des
nächsten Sühnekreuzes auf unserer Tour, das wir
erreichen, wenn wir nach Götzenhain hineinfahren und uns an
der Agip Tankstelle Richtung Dreieichenhain bewegen. Kurz hinter der
Einmündung des Goetherings in den Hainer Weg steht rechts am
Straßenrand an einer Mauer das
recht lieblos einbetonierte Sühnekreuz.
Ein Arm ist
zur Hälfte abgebrochen. Auf
dem Kopf findet man eine Vertiefung. Das Kreuz müsste sich
nach

Nahrgang
ungefähr am alten Standort befinden.
-->Standort
Anmerkung
10/18:
Der Hainer Weg wurde 2018 neu gestaltet. Das Sühnekreuz wurde
deshalb von mir "eingehaust", damit es keinen Schaden nimmt. Vor dem
Kreuz wurden andere Gehwegplatten verlegt und die Mauer hinter
dem Kreuz verputzt. Neben dem Kreuz wurde eine
Infotafel
mit einem QR-Code
angebracht. Im Zusammenhang mit der Eröffnung des
neugestalteten
Dalles in Götzenhain hatte ich die Gelegenheit zu einem
Kurzvortrag unter dem Titel "Altes Sühnekreuz - neu
erklärt".

Wir
wenden uns zurück durch die Rheinstraße zum
Götzenhainer Ortskern und fahren der Bahn entlang Richtung
Offenthal, biegen aber hinter
Philippseich an der schönen Eiche rechts ab folgen dem Weg
nach
links und biegen ca. 30 m von der Kurve entfernt rechts ab und gelangen
dann zum
Südrand des Fasaneriewäldchens. Dort wo der Weg einen
Graben
überquert (erkennbar auch an einem Kanaldeckel) steigen wir ab
und
gehen ca. 40 m dem Graben entlang in den Wald Richtung Norden. Hier
finden wir ca. 15 m westlich einen
zweiten relativ großen Kreuzstein, auf dem 2011 ein
umgestürzter Baum lag. Dieser Kreuzstein ist bisher in der
Heimatliteratur m. W. noch nicht beschrieben. Ähnliche Steine
gibt
es an der Grenze zwischen Offenthal und Urberach. Vielleicht ist er von
dort ins Fasaneriewäldchen versetzt worden. Eine Grenze
verläuft an dieser Stelle nicht.
-->Hier
können Sie ein Bild der anderen Seite des Steins vom Dezember
2014 abrufen, das mir Frau Eva Miller zur Verfügung stellte.
-->
Standort
Anmerkung
2/20: Der
Sturm an 18.8.2019 hat im Fasaneriewäldchen schweren Schaden
angerichtet. Auch der
Kreuzstein
hat darunter gelitten: er hängt nach Westen und ist am Kopf
leicht beschädigt. Ein
trostloser Anblick!


Wir
fahren einige Meter zurück
und biegen nach rechts in einen Pfad nach Süden
Richtung des Neubaugebietes. Vor
der Bebauungsgrenze biegen wir nach rechts ab, wo wir
dann an
der
Straßenverzweigung (Langen - Götzenhain) einige
Meter in Richtung Offenthal
ein
weiteres Kreuz entdecken können. (Nachtrag 6/2014: Durch die
Umgestaltung der Straßeneinmündung muss man jetzt
von der
östlichen Fußgängerampel ca. 30 m. dem
Wirtschaftsweg
Richtung Offenthal folgen, um das Kreuz links im
Fichtengebüsch zu
finden). Ursprünglich standen
hier drei Kreuze, wovon eines schon lange nicht mehr existiert. Von den
beiden anderen wurde eines im Jahr 1969 gestohlen. Auf
dem historischen Foto rechts (Archiv Timo Seibert) ist zu erkennen,
dass in dem Kreuz ein
kleineres Kreuz
(52:43:5 cm) eingemeißelt war, durch das es eindeutig in
Nachbars Garten zu identifizieren wäre. Das an
jetzt dieser Stelle stehende Kreuz wurde bei
Straßenbauarbeiten im
Jahr 1979 ebenfalls gestohlen, wurde aber nach einem Presseaufruf
heimlich wieder zurückgebracht und
neu
eingesetzt. -->Standort
Anmerkung 8/2018:
Ein aufmerksamer Spaziergänger machte die Stadtverwaltung per
Mängelmelder darauf aufmerksam, dass das historische
Sühnekreuz an der Einmündung der Philippseicher
Straße
in die B486 sich bewegen lässt und auch schief steht. Er
vermutete, dass das Kreuz möglicherweise gestohlen werden
sollte.
Die Stadt informierte mich darüber. Meine
Überprüfung
ergab, dass das Kreuz unten am Schaft unten abgebrochen war und nur
locker auf dem Stumpf stand. Schleifspuren am Kreuzschaft beweisen,
dass das Steinkreuz mit Gewalt
umgestoßen und dann
provisorisch wieder aufgerichtet wurde. Spuren am Betonsockel legen den
Verdacht nahe, dass Absicht dahinterstand. Der Ressortleiter
Infrastruktur und Umwelt, Karl Markloff, bei dem die Meldung einging,
veranlasste unverzüglich, dass der Dienstleistungsbetrieb das
Kreuz sicherte und zum Steinmetzbetrieb Burkard brachte. Es
wurde von
dieser Firma in den wieder fachmännisch
befestigt. Lesen Sie hier die Berichte aus
FNP-online,
FAZ-net
und
OP-online.



Die nächste Station
ist die
evangelische Kirche in Offenthal. Hier sind drei Kreuze in die drei
Außenmauern des um 1400 erbauten Kirchturms eingelassen.
Über deren ursprünglichen Standort ist nichts
bekannt.
-->Standort


Wir können jetzt
direkt zum Dietzenbacher Friedhof fahren,
empfehlenswert ist jedoch die Weiterfahrt entlang der
Dreieichbahn in den Urberacher Stadtkern, wo wir am
Häfnerplatz auf ein sehr schön in eine Bruchsteinwand
eingefügtes Sühnekreuz stoßen. Wir
können auf dem Kreuz das Symbol einer Axt erkennen. Auf dem
ursprünglichen Standort in der heutigen Wiesenstraße
standen früher drei Kreuze, die ebenfalls alle mit diesem
Symbol
versehen waren. Das Kreuz vom Häfnerplatz war lange Zeit in
einer Scheunenwand eingemauert, das andere ist seit langem verschollen
und
das
Dritte steht heute im Hessenpark.
-->Standort

Das zweite Sühnekreuz in
Urberach steht nur 200 Meter weiter südlich in der
Darmstädter Straße hinter
einem geschweiften Sockel,
auf dem eine Madonna vor einem Hochkreuz steht. Es ist klein und
unscheinbar mit kurzen Armen und gedrungenem Kopf. Über den
ursprünglichen Standort ist nichts bekannt.
-->Standort
Anmerkung 10/2022:
der Platz um die Madonna wurde neu gestaltet. Es ist ein wunderbare Ort
entstanden. Die Pieta wurde aufwändig restauriert,
Die
Schrifttafel
unterhalb der Skulptur ist

gut
zu lesen, was einem ein leichtes Schmunzeln abringt. Für unser
Thema viel wichtiger
ist die Tatsache, dass hinter der Kreuzigungsgruppe eine Bruchsteinen
verblendete Mauer mit einer Öffnung errichtet wurde. In dieses
Fenster wurde das vorher sehr unscheinbare Sühnekreuz
freistehend
platziert. Und das geniale daran ist, dass unterhalb des Fensters der
Fuß des Kreuzes, integriert in die Bruchsteinmauer, zu sehen
ist.
Links und rechts des Kreuzes sind zwei
Metalltafeln angebracht,
denen man Informationen über die Pieta und das
Sühnekreuz
entnehmen kann. Die
Offenbach-Post
berichtete über die Einweihung des Platzes.

Wir fahren zurück Richtung
Langen und biegen am Ortausgang von Urberach nach Norden Richtung
Dietzenbach, an
dem "Keltenzug" vorbei bis zur Kreisquerverbindung. Dieser folgen wir
nach Westen bis zur Ampelanlage, dann Richtung
Dietzenbach Innenstadt. An der nordwestlichen Ecke des Dietzenbacher
Friedhofs erkennt man auf der Straßenseite ein in die Mauer
eingelassenes Sühnekreuz, das nur zur Hälfte zu sehen
ist. Die Friedhofsmauer wurde 1825 errichtet. Weitere Informationen
liegen nicht vor.
-->Standort
Nachtrag 10/2013:
Die Stadt Dietzenbach hat auf meine Anregung hin den unteren Teil des
Kreuzes freigelegt, damit es vollständig dokumentiert werden
konnte: die Gesamthöhe beträgt 59 cm, die Breite der
Arme 43
cm und die Breite des Stammes 16 cm. Die Tiefe konnte nicht


festgestellt
werden. Nach der Vermessung wurde das Pflaster wiederhergestellt. Das
Bauamt erwägt, eine Lösung zu finden, durch die das
Kreuz
permanent sichtbar bleibt. Der Heimat- und Geschichtsverein
Dietzenbach hat über dem Sühnekreuz eine
Infotafel
anbringen lassen.

Das nächste
Sühnekreuz finden wir eingemauert in
der Kirchhofsmauer bei der evangelischen Kirche in der
Dietzenbacher
Altstadt. Es ist leicht zu übersehen; es befindet sich auf der
Innenseite der östlichen Mauer rechts neben einem Zaun. Es ist
z.Z. von einem Rosenbusch versteckt und etwas schwer zu fotografieren,
auch weil es recht unprofessionell flach verputzt ist.
Im Kreuz ist ein weiteres Kreuz mit gleichlangen Armen
eingemeißelt. Auf der Straßenseite der Mauer ist
ein Stein mit der Aufschrift Anno
1767 C S zu sehen. Es ist anzunehmen, dass
das Sühnekreuz in diesem
Jahr (wahrscheinlich von C. Schäferle) dort eingemauert wurde.
-->Standort

Nachtrag
8/2013:
In Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Geschichtsverein Dietzenbach und
in Absprache mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Kreises
Offenbach und der ev. Kirchengemeinde hatte ich das
Privileg/Vergnügen,
diese Sühnekreuze von dem alten Zementputz zu befreien und mit
einem gefärbten Spezialmörtel (Fa. Axel Kaufmann) neu
zu
verfugen, so dass die Form des Kreuzes insbesondere bei dem an der
Kirchhofsmauer jetzt plastisch hervortritt.

Wir fahren zum Dietzenbacher Rathaus;
von dort der S-Bahn entlang nach Norden zum Waldrand, dann durch die
Unterführung. Nach knapp 300 Meter biegen wir zum ehemaligen
Kloster Patershausen nach Norden ab. Nach eine kurzen Besichtigung des
Hofgutes finden wir 300 Meter weiter nördlich an der
Brücke über den Liliengraben das vorletzte
Sühnekreuz unserer Tour. Es ist relativ klein und
asymmetrisch;
der Fuß ist deutlich breiter als der Kopf. Es scheint, dass
der Steinmetz keine Lust mehr hatte, das Kreuz ordentlich
fertigzustellen.
-->Standort

Um das letzte Sühnekreuz zu
erreichen fahren wir die Patershausener Straße Richtung
Westen, überqueren die Straße Heusenstamm
- Dietzenbach
und
kommen - geradeaus auf schlechten Wegen - auf die Alte
Babenhäuser Schneise, der wir nach Norden folgen.
Südlich des Gravenbrucher Wegs, kurz hinter der Kreisgrenze
gegen die Stadt Offenbach, finden wir wenige Meter rechts im Wald das
sog. Gambrechtskreuz. Es hat leicht modellierte Kanten. An dieser
Stelle soll eine Heusenstammer Judenfrau von ihrem Sohn erschlagen
worden sein.
-->Standort
In der Nähe des Gambrechtkreuzes befindet sich ein kleiner
Kreuzstein,
über den im Kapitel Gedenksteine berichtet wird. Wir
überqueren die L 3117, fahren am Wildhof vorbei bis
zur
Müllverbrennungsanlage und wenden uns an der
Bushaltebucht nach rechts, immer am Zaun der Schlackendeponie
entlang.

Das links abgebildete
Kreuz hat eine interessante Geschichte: Es wird in Lit. Riebeling
erwähnt (5918.13, 1976).
Der
Standort: Wenige Meter von der aus Heusenstamm kommenden alten
Straße im Distrikt 25 B. Das kleine, unbeholfen gearbeitete
Steinkreuz hat keilförmigen Kopf und Arm; der andere ist
abgebrochen. Der Fuß ist einseitig ausladend. Es ist fast
völlig im Erdreich versunken. Es ist vorgesehen, dieses
Steinkreuz
im Freilichtmuseum "Hessenpark" bei Neu-Anspach im Taunus aufzustellen.
Ich hatte sehr intensiv nach diesem Steinkreuz an der angegebenen
Stelle gesucht. Bei weiteren Recherchen (auch im Hessenpark) konnte ich
niemanden finden, der etwas darüber wusste, so dass ich
vermutete, es sei abhanden
gekommen (Wegebaumaßnahmen?). Ich beschrieb es auf
dieser
Website unter dem Kapitel "Vermisste Steine".

Ich
war mehr als überrascht und erfreut, als Herr Ulrich Theis mir
Ende Juli 1913 per E-Mail berichtete, dass er das vermisste
Kreuz
gefunden habe. Natürlich war ich unverzüglich an dem
angegebenen Ort, den ich zwei Jahre vorher intensiv, aber vergeblich
absuchte. Nur der mit Moos bewachsene Kopf schaute aus dem Waldboden
heraus. Ich legte das Kreuz zu Dokumentationszwecken frei und reinigte
es. Es schaut jetzt 32 cm aus dem Boden. Die Breite beträgt
27/32
cm (ein Arm ist unregelmäßig
abgebrochen). Das Kreuz
ist aus einer keilförmigen Platte gearbeitet. Es ist am
rechten Arm 20 cm stark und verjüngt sich auf 15 cm
auf der
linken Korpusseite. Auf dem
Kopf
erkennt man eine Bruchlinie. Im Gegensatz zu den meisten anderen
Sühnekreuzen in unserer Gegend ist es nicht aus Rotliegendem,
sondern aus Sandstein gefertigt.
Man findet das Kreuz, wenn man von der Müllverbrennungsanlage
kommend, den Zaun der Schlackendeponie bis zum Ende
entlangläuft.
Der Weg macht dann eine flache Biegung nach rechts. Auf der rechten
Seite ist der Graben kurz verrohrt. Von der Mitte der Verrohrung aus
geht man 7 m nach
Süden in den Wald hinein und dann 4 m nach Osten
(links). Der
-->Standort
liegt gefühlt auf Heusenstammer Gemarkung bzw. im
Kreis Offenbach (da südlich der Autobahn), de facto handelt es
sich um das Waldgebiet der Stadt Offenbach, das aber vom Forstamt
Langen betreut wird. Dieser Wald um den Wildhof (Deutschherrenwald) war
früher im Besitz der Deutschordenscommende in Frankfurt. Er
wurde
1806 säkularisiert und kam 1964 durch Kauf in den Besitz der
Stadt
Offenbach.
Wer
möchte, kann noch das "
Weiße
Kreuz" östlich
der
nördlichen Rampe über die Autobahn A 3
führenden Brücke (bei der
Müllverbrennungsanlage) besuchen.
-->Standort.
Über die
Bestewiesenschneise und ggf. Holländerbornschneise
können wir wieder zurück an unseren Ausgangspunkt
fahren.
Am südlichen Rand der Gebückswiese (östlich
der
Holländerbornschneise) stand übrigens bis vor dem 2.
Weltkrieg ein
Sühnekreuz, das den Besitzer der Wiese immer beim
Mähen
störte. Bei einer solchen Gelegenheit grub er das Kreuz aus
und schaffte es in den Vorgarten seines Hauses in Sprendlingen.
Irgendwann wurde der Garten und Hof neu gestaltet, seitdem ist das
Kreuz verschwunden. Auch die "Freunde Sprendlingens" konnten es bei
einer
intensiven Durchsuchung (mit Grabungen) nicht auffinden. Wir
werden hier berichten, falls es doch einmal auftauchen sollte.
Der
Grundstücksbesitzer hat sich für diesen
Fall bereit erklärt, das Kreuz dem Dreieich-Museum zu
überlassen.

Man
kann alternativ vom Sühnekreuz bei Patershausen weiter
Richtung
Heusenstamm fahren. Ca. 170 m südlich der Ringstraße
an einer
Kreuzung des Niederröder Wegs kommen wir an das Heusenstammer
Feldkreuz. Daneben steht eine Stele des Regionalparks, auf der wir
lesen können:
Dieses Feldkreuz
am
Niederröder Weg stammt aus dem Jahr 1722. Datum und Initialen
sind
im Sockel eingearbeitet. Das in einfacher Handwerksarbeit
ausgeführte Kreuz aus Sandstein wurde im Verhältnis
zu
anderen Feldkreuzen früh aufgestellt und hatte daher
Seltenheitswert. Sein Ursprünglicher Standort war aber an der
Straße nach Rembrücken. Die Materialien, aus denen
Feldkreuze gefertigt wurden, waren vor allem Sandstein, aber auch
andere Gesteinsarten, Holz oder Metall. Fels- oder flurkreuze waren als
Zeichen des christlichen Glaubens von der Bevölkerung
errichtet.
Ähnlich wie Sühnekreuze stehen sie an Wegen und
Straßen, an denen ein Unfall oder Verbrechen geschah.
-->Standort
Man fährt dann durch Heusenstamm durch, um an das oben
beschriebene Sühnekreuz an der Alten Straße
am
Schlackenberg der Müllverbrennungsanlage zu kommen.

Der
Vollständigkeit halber sollen hier noch Repliken
zweier Sühnekreuze erwähnt werden, die in der
Einhardstraße
in Rodgau-Dudenhofen
stehen. Die Originale standen auf der Fläche der
heutigen
Nieupoorter Straße und wurden 1959/1960 beim Ausbau dieser
Straße zerschlagen.
1988 wurden auf Veranlassung des Förderkreises für
kulturelle
Projekte diese beiden Repliken an der Rodaubrücke in einer
Grünanlage aufgestellt.
-->Standort

In Eppertshausen
findet man an der Seitenwand der
Valentinuskapelle
ein weiteres Sühnekreuz. Diese Kapelle wurde, wie aus der
Jahreszahl über der
Eingangspforte
zu entnehmen ist, 1440 erbaut. Sie war eine Sühneleistung von
Leonhard Richarts für einen von ihm begangenen Totschlag an
Henne
Vitter im Jahr 1438. Im Staatsarchiv Darmstadt wird die
Sühneurkunde aufbewahrt, die in Lit. Runkel (6)
transkripiert
und mit Hintergrundinformationen erläutert wurde.
-->Standort

Vor
dem Eingang des Südfriedhofs in Steinheim steht dieses sehr
gut
erhaltene Sühnekreuz aus Granit. Auf der Oberfläche
des
Kopfes erkennt man eine runde Vertiefung,
die wahrscheinlich
zur Aufnahme einer Kerze diente.
-->Standort


In
seiner Publikation "Die inschriftlosen Steinkreuze in der Landschaft
Dreieich und den angrenzenden Randgebieten" aus dem Jahr 1932 hat
Nahrgang vier Sühnekreuze in der Mauer der
Sachsenhäuser
Warte beschrieben. Er bezog sich dabei auf "
Die
Baudenkmäler
in
Frankfurt a.M"., Bd. II, S. 93 (Lit Nahrgang (1)). Es gibt
eine
Federzeichnung von Reiffenstein aus dem Jahr 1856 (
www.lagis-hessen.de),
auf der deutlich vier Sühnekreuze zu sehen sind. Ich kenne die
Sachsenhäuser Warte nur in verputzen Zustand. Meine
früheren
Versuche, die Kreuze zu finden, waren daher vergeblich. Es war
für
mich elektrisierend zu sehen, dass die Warte bei einer Restaurierung
(Sommer 2017) auch z.T. neu verputzt werden sollte. Genau an der
Stelle, an denen die Sühnekreuze eingemauert sein sollten,
wurde
der Putz abgetragen. Allerdings konnte ich beim besten Willen keine
Steinkreuze entdecken!
Nahrgang schrieb:
In der Hofmauer der
1470/71 erbauten Sachsenhäuser Warte sind nach der
Darmstädter Landstraße zu nebeneinander
vier steinerne
Kreuze eingemauert. Das Linke (nördliche) Kreuz hat eine
Höhe
von noch 58 cm, die Arme ragen beiderseits 15 cm über den
Kreuzstamm hinaus. Das darunter vermauerte 47 cm lange
Sandsteinstück scheint die
untere Fortsetzung des
Kreuzschaftes zu
sein. Das rechts anschließende 2. Kreuz hat eine
Höhe von 85
cm; die Kreuzarme ragen beiderseits 14 cm über den Stamm
hinaus.
Das 3. Kreuz von links mißt in der Höhe 97 cm, der
linke
Kreuzarm ist 14 cm, der rechte 20 cm lang. Das 4. Kreuz (ganz rechts)
hat eine Höhe von 38 cm, der linke Kreuzarm ist 16 cm, der
rechte
14 cm lang. Das Material der Kreuze ist roter Sandstein. Es ist
anzunehmen, dass die Kreuze auch vor der Bebauung der Warte schon an
gleicher Stelle standen. Der Überlieferung nach sollen die
Kreuze
zur Erinnerung an gefallene Landsknechte gesetzt worden sein.
Die naheliegende Erklärung ist, dass die Kreuze bei der
Teilzerstörung der Warte im 2. Weltkrieg verloren gegangen
sind.
Wenn man die Steinkreuze aus der Reiffenstein'schen Zeichnung auf ein
aktuelles Foto überträgt, erkennt man die
ungefähre Lage
der Steine. Es fällt auf, dass die Mauer zur
Landstraße auf
der Zeichnung ohne den heutigen Rücksprung dargestellt ist.
Dieser
Rücksprung soll wohl die Grenze zwischen der Wartmauer und des
Gebäudes mit dem Pultdach markieren. Interessant ist das
Detailbild: Dort ist eine schräg verlaufende Bruchlinie zu
erkennen (roter Pfeil). Weiterhin ist die Kante des
Rücksprungs
mit weißen Kalksteinen gemauert. Die zurückgesetzte
Wand ist
im oberen Bereich mit roten Backsteinen gemauert. Der untere Bereich
ist noch verputzt. Obwohl mir die Kriegsschäden an der Warte
nicht
bekannt sind, ist die folgende Hypothese naheliegend:

Die
Nebengebäude der Warte wurden durch die Bombenangriffe
zerstört, ebenso ein Teil der Mauer zur Landstraße
hin, in
der die Steinkreuze eingemauert waren. Der linke, schräg
abgekantete Teil der Mauer blieb stehen (s. Bruchlinie). Es
ist
auf dem Bild deutlich zu erkennen, dass die Steinkreuze nicht in dem
linken, historischen Teil der Mauer eingelassen waren, sondern in dem
rechten, zwischenzeitlich erneuerten Teilstück. Sie wurden
wahrscheinlich der Frankfurter Trümmerverwertungsgesellschaft
zugeführt worden sein. Trotzdem: Eine Anfrage im
Spoliendepot des Historischen Museums verlief leider negativ.
Es wäre
sicherlich reizvoll, die Steinkreuze wieder in der Mauer der Warte
als Replik sichtbar zu machen. Man kennt dank Nahrgang die
Maße.
Die Kreuze könnten aus einer ca. 7 cm dicken Sandsteinplatte
herausgeschnitten werden und an den ursprünglichen Orten
befestigt
und dann eingeputzt werden.
Anmerkung
2/2018:
Herr Ulrich Theis informierte, dass das weiße Mauerwerkaus
einer
Renovierung stammt, die in den frühen 80er Jahren von einer
Zigarettenfirma gesponsert wurde. Dort wurde im Innenhof der
Frankfurter Adler aus dem Rathausturm “Langer
Franz” in
Einzelstücken aufgefunden und in der abgerundeten Ecke
eingemauert. Ein gleicher Adler befindet sich an der Friedberger Warte.
Das Ziegelmauerwerk stammt von einem Transformatorenhäuschen,
das
in den 50er Jahren in die offene Ecke eingebaut wurde, als der Innenhof
von einem Motorrad- und Schrotthändler genutzt wurde.
Anmerkung
1/2023: Herr Rainer Fredrich machte mich auf zwei
Abbildungen in
www.warttuerme.de
aufmerksam, die wiederum aus "
Die
Baudenkmäler in Frankfurt a.M."
stammen. Eine davon ist eine maßstabgerechte Zeichnung, auf
der
man die Lage der Kreuze gut erkennen kann. Er hat auch einige
Vorkriegsfotos ausfindig gemacht, auf denen die Kreuze - allerdings
undeutlich - zu sehen sind. Auf einem
Gemälde
der Sachsenhäuser Warte
von Christian Georg Schütz d.Ä. aus dem Jahr 1779
sind in der
Wand keine Kreuze eingelassen. Rainer Fredrich hat in der linken
unteren Ecke ein oder mehrere Kreuze entdeckt, die
möglicherweise
später in die Mauer eingefügt worden sein
können. Man
sollte sich einmal das Originalbild im Frankfurter Historischen Museum
anschauen. Interessant ist auch ein Bild aus der
Deutschen
Digitalen Bibliothek
aus der Nachkriegszeit. Es zeigt die schräg abgebrochene
Originalmauer und die nach hinten versetzte neue Mauer. Irgendwann hat
man (leider) die historische Mauer mit den Kalksandsteinen begradigt
und verputzt.
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