Die Steine an der Hessisch-Bayerischen Grenze
April 2020

Im
Kulturlandschaftskataster
RheinMain entdeckte ich eine Reihe Symbole von Grenzsteinen an der
Hessisch-Bayrischen Landesgrenze, genauer gesagt an der Grenze zwischen
dem Kreis Offenbach und dem Kreis Aschaffenburg bzw.
Mainhausen-Mainflingen und Stockstadt). Das war für mich
Anlass, in einem explorativen Spaziergang und zwei
anschließenden Fahrradtouren mir diese Steine anzuschauen und
zu fotografieren. Aus verschiedenen Gründen entwickelte sich
das zu einer spannenden Angelegenheit. Es fing damit an, dass ich mich
in Stockstadt verfranzte aus Versehen am sog. Dorfplatz strandete, wo
ein Meilenstein sehr prominent aufgestellt ist. Lesen Sie
-->hier
meine "Entdeckungsgeschichte". Im Rahmen des Spessartprojektes wurden
in dieser Grenzgegend einige interessante Informationstafeln
aufgestellt, die
-->hier
abrufbar sind.
Im Mai/Juni 2020 dokumentierte ich die sich südlich
anschließende Grenze Stockstadt - Babenhausen/Harreshausen (
Teil 2).
Ich kam dabei in Kontakt mit dem Feldgeschworenen von
Stockstadt,
Herrn Kneisel, und den beiden Grenzsteinobleuten von
Babenhausen
und Schaafheim, Herrn Schroth und Herrn Sauerwein, denen ich hier
für die interessanten zusätzlichen Informationen
danken
möchte. Es war erforderlich, den Teil 1 mit diesen
Informationen
zu ergänzen.
Die Hanauer Koberstadt und Dietzenbach kamen als ehemaliges
Hanau-Lichtenbergische Besitzungen 1771 formal zu Hessen-Darmstadt, Amt
Schaafheim. Das war für mich Grund, mich mit dem
Partiifikationsrezess von 1771 zu beschäftigen und
auch die
Dokumentation um die Steine an der Harreshausener -
Schaafheimer
Grenze zu Großostheim zu erweitern (
Teil
3).
Sehr interessant war außerdem, dass es im nördlichen
Bereich
dieser Grenzlinie einige Wappensteine gibt, die in der "Bibel"
der hessischen Grenzstein- Aficionados abgebildet
sind:
Richard
Zorn: "Die Grenzsteine des Rhein-Main-Gebietes",
Selbstverlag 1931, Tafel 20, "
Landes-Grenzsteine
(Großherzogtum Frankfurt).
Teil
1: Die Grenze Stockstadt-Mainhausen


Die Grenzlinie im
Südosten des Kreises
Offenbach (s. Karte links aus dem
Kulturlandschaftskataster) verläuft nördlich
der Staustufe Kleinostheim in
der Mitte
des Mains. Dort, wo sie an Land stößt, findet man
auf der
Höhe des Gersprenz-Wehrs eine
Markierung
mit der Inschrift "0,0". Wenige Meter weiter südlich steht
ein würfelförmiger (25 x 25 x 25 cm),
unbeschrifteter
Granitstein mit Zentrierloch. Unweit davon, an der
Zufahrtstraße
zur Siedlung "Am Schwalbennest" führt eine historische
Brücke, die
Grasbrücke
über den "Speckgraben", den Beginn der Bachgauer Landwehr, der
hier die Landesgrenze bildet. Es handelt sich um die
Geleitsübergabestelle, an der ein Seligenstädter
Beamter (Fauth) mit seinen Mannen den Geleitschutz der zur Frankfurter
Messe ziehenden Kaufleute übernahm (
Infotafel).
Die Grenze überquert dann zwei Straßen und
verläuft
dann westlich der Stockstädter Baggerseen. In diesem
Naturschutzgebiet habe ich nicht
nach Grenzsteinen gesucht. Allerdings fand ich entlang der Fortsetzung
des Speckgrabens, der dort auf hessischem Gebiet verläuft,
einige
Gütersteine.
An der Abfahrt von der vierspurigen B 469
zur Mülldeponie geht die Grenze zunächst parallel zu
dieser
Straße um dann etwas nach Süden
abzuknicken. Hier folgt
sie der Trasse der aufgelassenen alten B 469. Die mit einem Klick oben
rechts abrufbare Karte aus dem Meilenstein-Kapitel zeigt den
Grenzverlauf und die Trasse der alten Straße. Mit einem Pfeil
ist
der Parkplatz gekennzeichnet, von dem aus man die Grenze dort am besten
erkunden kann. Man beachte, dass man von Stockstadt kommend
hinter dem
Friedhof nach rechts abbiegen muss, um zu diesem Platz zu gelangen.
Von dort aus unterquert man durch einen schmalen Durchlass die
Schnellstraße und geht bergan, bis man zu einer Wegegablung
gelangt. Von hier aus erkennt man den Grenzgraben, der bergab zur
Trasse der alten Straße führt. In dem mit Wasser
gefüllten Straßengraben steht der erste Grenzstein
der
Steinserie dieser Grenzlinie. Er ist auf der Karte links mit einem
blauen Punkt gekennzeichnet. Bis zum anderen blauen
Punkt konnten insgesamt 32 Grenzsteine gefunden werden. Geht
man
nach Norden der Trasse entlang, erreicht man den Gedenkstein, der den
ursprünglichen Standort des Stockstädter Grenzsteins
markiert.
Unterwegs kann man noch einen herausliegenden modernen Grenzstein
entdecken. Anmerkung 6/2010: Der Feldgeschworene von Stockstadt, Herr
Kneisel, machte mich darauf aufmerksam, dass es zwischen diesem "ersten
Grenzstein" und dem Main sehr wohl noch Grenzsteine gibt. Dazu
weiter unten mehr.
Bevor wir uns den Grenzsteinen im Detail zuwenden, sollen wir uns etwas
mit der Geschichte dieser Grenze beschäftigen. Das Gebiet
westlich
des Maines war Teil des Wildbanns Dreieich. Im Dreieicher
Weistum
von 1338 wird die Grenze beschrieben:
...
die Brubach inne mitten in den Meyne vffen tzu Stockstadt an den isern
phale, den Meyne aber offen tzu Aschaffenburg mitten uff die brucken an
das crutze, ..." (Lit. Grimm). Die Mark Seligenstadt
befand sich
wie das Gebiet um Aschaffenburg seit 1063 im Besitz des Erzstiftes
Mainz. Im weiteren Verlauf der Geschichte kam der ganze Ostkreis unter
die Herrschaft des Kurfürsten zu Mainz. 1803 gab es eine
Zäsur: Kurmainz wurde säkularisiert. Infolge des
Reichsdeputationshauptschlusses kam das Amt Seligenstadt (inklusive
Mainflingen und der sog. Abtswald) an die Landgrafschaft
Hessen-Darmstadt bzw. das Großherzogtum Hessen. Dem letzten
Mainzer Erzbischof Karl Theodor von Dalberg wurde dabei das
Fürstentum
Aschaffenburg geschaffen, zu dem auch Stockstadt (und seit
1806 auch Frankfurt) gehörte. Das Fürstentum ging
1810 in das
Großherzogtum
Frankfurt
ein. Dalberg dankte 1813 nach der Völkerschlacht von
Leipzig
ab. Infolge der Pariser Verträge kam Aschaffenburg am
26.06.1814
zu Bayern. Bei den Verhandlungen während des Wiener
Kongresses versuchte Bayern vergeblich, sich das restliche
linksmainische Gebiet sowie die Stadt Frankfurt einzuverleiben. Die
"Ausstülpung" des hessischen Gebietes im Südosten des
Kreises
Offenbach rührt vermutlich auf der Abtswald-Teilung von 1786,
wodurch die Stockstädter Hübner zwei Drittel des
ehemaligen
Seligenstädter Abtswaldes ("Unterwald" links der Gersprenz)
erhielten. Das andere Drittel verblieb bei dem Kloster und bildet heute
die genannte "Ausstülpung". In den
Buxbaum-Karten
von Mainflingen wird diese als Abtswald bezeichnet. Interessant ist in
diesem Zusammenhang die seit dem Mittelalter existierende
Hübnerverwaltung in Stockstadt.
Es gibt verschiedene Typen von Grenzsteinen auf der
Grenze:
Wappensteine, Grenzmarkierungen
aus rotem
Sandstein
(beschriftet mit H/B) und Steine aus
Granit (beschriftet
mit einer Nummer). Auf der Karte sind sie mit grünen, roten
und
blauen Symbolen
bzw.
mit den Suffixen W, S und G gekennzeichnet. Bei den roten Sandsteinen
gibt es einige mit sehr schlechtem Zustand. Weiter südlich
gibt es
noch umgearbeitete ältere Steine und unbeschriftete Steine mit
unterschiedlichen Formaten. Bei den Wappensteinen können wir
noch
unterscheiden zwischen denen mit hessischen Löwen/Mainzer Rad
und
Hessischem Löwen/bayrisches Rautenwappen.

Der
Stockstädter Feldgeschworene, Norbert Kneisel,
erzählte mir,
dass in den 1990er Jahren festgestellt wurde, dass sich die Besteinung
der Grenze in einem schlechten Zustand befand. Nach einigem Hin und Her
wurde beschlossen, an der Stockstädter Landesgrenze 40 neue
Granitsteine aufzustellen. Ich konnte dies zunächst kaum
glauben,
dass man im Zeitalter von ausgefeilten Vermessungstechniken den Aufwand
betrieb, 150 kg schwere Granitblöcke im Format 25 x 25 x 90
cm auf
die Grenzpunkte zu setzen, von den Kosten ganz zu schweigen. Jeder
dieser Steine war mit einer Nummer versehen, der zu der bestehenden
fortlaufenden Nummerierung passte (Bild links von N. Kneisel
aus
dem Jahr 2000). Es gibt natürlich auch Karten, auf denen die
Abstände zwischen den Steinen dokumentiert sind.
Das war hilfreich bei der Zuordnung von nicht-nummerierten
Steinen.


Wir
beginnen unseren Spaziergang bei dem oben erwähnten Grenzstein
HB
583 im Graben der aufgelassenen Straßentrasse Seligenstadt -
Stockstadt (Abb. links). Während meiner Erkundung stand er im
Wasser, die Westseite war beschädigt. Auf der Ostseite konnte
man
die obere Rundung des
Mainzer
Rades
vermuten. Wir gehen jetzt den deutlich sichtbaren Grenzgraben bergan.
Wenige Meter vor der o.g. Abzweigung finden wir den ersten, allerdings
stark beschädigten
Grenzstein HB 582
aus Sandstein nur wenig aus dem Boden ragen. Er ist mit einer Stange
markiert. Wir folgen jetzt dem Grenzweg nach Südwesten. Bald
kommen wir zu dem ersten Granitstein
HB 581
(Abb. rechts).
Die Grundfläche dieses Typs beträgt
25 x 25 cm, der
Kopf ist gerade. Sie sind mit einer fortlaufenden Nummer


beschriftet,
die ich als Teil meiner Grenzsteinbezeichnung wählte. Dieser
Stein
trägt die Nummer 581. Nach ca. 50 Metern erreichen
den wiederum stark
beschädigten Stein
HB 577 aus
Sandstein. An der
nächsten
Wegkreuzung steht der Granitstein mit der Nummer 576. Die Zahlen stehen
übrigens meist auf der Nordseite dieser Steine.
Anschließend
kommen wir
an den ersten gut erhaltenen Sandstein
HB 575. Er
ist mit "H" und "B"
beschriftet (Hessen, Bayern). Die Grundfläche dieses Typs
beträgt ebenfalls 25x25 cm mit leichten Variationen. Der
Kopf ist
dachförmig mit einem sehr großen
Innenwinkel. Die Beschriftung ist interessanterweise
"traufständig". Wir erreichen jetzt an der Autobahn
A3 den Knick der Grenze
nach
Westen. Dort befindet sich durch einen Stock markiert der Sandstein
HB
573,
der kaum zu erkennen ist. Auf der Nordseite des
Parallelwegs zur
Autobahn finden wir drei weitere Grenzsteine aus rotem Sandstein und
einen modernen kleinen Granitstein. Dieser Weg wird in den Karten
übrigens als "Kaiserstraße" bezeichnet. nach Lit.
Kurt (4),
S. 92 handelt es sich um eine karolingische Wegverbindung von Mainz
über Langen nach Aschaffenburg.


Bei Stein
HB 568
macht die Grenze einen Sprung auf die südliche Seite des
Weges. Der nächste Stein
HB 564 der
Grenzlinie besteht aus Granit, passt aber nicht in die Granitsteinserie
(kleiner, unbeschriftet, mit Kreuz als Weisung). Dann erreichen wir den
nächsten Wappenstein
HB 565
(BTH: 36 x 21 x 70 cm). Auf der
Südseite erkennt man das Bayrische Rautenwappen mit
Krönchen und Zweigen, darunter ST (Stockstadt) und "1853". Der
Stein stammt demnach nicht aus der Dalberg-Zeit. Die
Nordseite ist mit dem Hessischen Löwenwappen und "G H"
versehen. Auf der Westseite ist "565"
eingemeißelt. Am Knick der Grenze an der Rampe der
Autobahnüberführung steht der
Sandstein HB 564
etwas versteckt unter abgelegten Holzstämmen. Er ist der
letzte dieses Typs an dem Grenzabschnitt.



Bis
zum nächsten (leichten) Knick der Grenzlinie sind es 450
Meter.
Auf dieser geraden Strecke stehen fünf Granitsteine
und ein
Wappenstein. Der Wappenstein
HB 559 ist
leider mit
grüner
Farbe besprüht. Auf der Ostseite ist der Hessische
Löwe
eingemeißelt, sowie G und H für
Großherzogtum Hessen.
Auf der Ostseite erkennt man das Mainzer Rad, daneben GF und FP
(jeweils untereinander) und darunter ein verschlungenes ST.
Auf der Südseite ist "
1810" und
auf der Nordseite "
No
559" zu lesen. Auf dem Kopf ist eine gerade Weisung
aufgebracht (BTH: 32 x 16 x 38 cm). Ein solcher Stein ist bei Zorn
unter der
Nummer 165 abgebildet.
Allerdings schreibt er, dass der Stein an der Landstraße von
Seligenstadt nach Stockstadt steht. Daraus kann geschlossen werden,
dass die Zeichnung eigentlich zum Stein 583 gehört (der
Wappenstein, der an der alten Straßentrasse in Wasser steht).
Die Bedeutung der
Beschriftungen: GF = Großherzogtum
Frankfurt, FP = Fürstprimas, ST = Stockstadt). Ein
Fürstprimas war der erste Bischof des Reiches (= Mainzer
Erzbischof).

Der übernächste Granitstein am leichten Grenzknick
ist
interessant und aufschlussreich: Seine vier Seiten sind beschriftet: H
/ LG / B / 1929 (LG = Landesgrenzstein). Der Kopf ist leicht
gewölbt und
trägt eine
Weisung. Offensichtlich hat man diesen Stein als Vorbild für
die
neuen Granitsteine genommen. Nach 7 weiteren Granitsteinen
erreichen wir bei Stein
HB
550 die "Neue Straße", die dort schräg
in den
Stockstädter Weg mündet. Stein 549 fehlt.




170
Meter weiter nordöstlich an einem 90 Grad Grenzknick am
Stockstäder Weg steht der stark beschädigte
Wappenstein HB
548. Er besitzt eine fast dreieckige Grundfläche (ca.
34x31x28x12 cm, H=50 cm), was auf einen
Dreimärker hindeutet. Hier stoßen Stockstadt,
Mainflingen
und der Abtswald zusammen, wobei der Abtswald heute auf Mainflinger
Gemarkungsgebiet liegt. Auf einer Seite ist nur ein "G"
zu erkennen,
auf der zweiten Seite das
Mainzer Rad mit dem Oberstrich des F und einem P (von F P =
Fürstprimas) sowie darunter das
umschlungene ST
(Stockstadt), das wir vom anderen Wappenstein
kennen und auf der dritten Seite ein
Hessischer Löwe sowie ein G H und
darunter ein M (Mainflingen?). Ein ähnlicher
Stein ist bei
Zorn
unter der
Nummer 163 abgebildet. Man erkennt dort ein Z und
nicht ein
M unter dem Hessischen Löwen. Weiterhin beschreibt Zorn, dass
der
Stein an der Stelle steht, an der die Gemarkungen von Stockstadt,
Mainflingen und Zellhausen zusammenstoßen. Das tun sie an
diesem
Stein 458 nicht, wie auch aus der Buxbaum-Karte hervorgeht. Am
Berührungspunkt der drei genannten Gemarkungen sitzt der
Granitstein HB 544. Sollte
sich Zorn in zwei Punkten geirrt haben? Oder wurde der von Zorn
beschriebene Stein durch einen Granitstein ersetzt?
Wie dem auch sei: Dieser Stein
hat eine interessante
Geschichte: Er wurde um 1995 gestohlen. "
Wenige Tage nachdem ein
Jäger aus Mainhausen den Grenzstein als vermisst gemeldet
hatte, entdeckte ein Mitglied des Seligenstädter
Geschichtsvereins das wertvolle Stück in der Gartenmauer eines
Mitbürgers. Der hatte angeblich den Stein irgendwo im
Gelände gefunden - auch in diesem Fall war der Nachweis nicht
zu erbringen, dass da jemand lange Finger gemacht hatte. Wer auf
frischer Tat erwischt wird, muss mit einer Geldbuße rechnen.
1978 und noch einmal 1990 hatte nämlich das Hessische
Ministerium für Wirtschaft und Technik alle Grenzsteine unter
den besonderen Schutz des Landes gestellt. Außerdem gelten
für die Kleindenkmale die Bestimmungen des
Denkmalschutzgesetzes. Da kein Täter namhaft gemacht
werden konnte, mussten die beträchtlichen Kosten bei der
Wiederaufstellung des Grenzsteins im Mainhausener Wald von der
öffentlichen Hand bezahlt werden...."
Artikelüberschrift:
Der
Steinkoloss zeigt wieder an, wo Hessen aufhört.
Zitat aus einem Artikel der Frankfurter Rundschau vom 10.02.1996, zur
Verfügung gestellt von Gesine Weber, Untere
Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach.

Wir folgen der Grenze
jetzt in südwestlichen Richtung und
kommen bald in einen Hohlweg. Auf der linken Seite am Hang, ca. 110
Meter von HB 548 erkennen wir an einer Markierung mit vier
Pfählen
den vierten Wappenstein HB 546. Er schaut nur wenig aus der Erde
heraus. Beim vorsichtigen Freilegen kam der Hessische Löwe mit
G H darunter zum
Vorschein (Abb. rechts). Das Bild entspricht der Ostseite des
Wappensteins 559. Herr Kneisel stellte mir einen Zeitungsartikel zur
Verfügung, aus dem hervorgeht, dass man diesen Stein aus
Furcht vor einem Diebstahl vergraben hatte (wahrscheinlich im Jahr
2000. Die Steine 547 und 545 konnte ich nicht finden. Der
nächste Stein HB 544 ist wieder
vom
Granit-Typ. Er steht auf dem Berührungspunk der Mainflinger,
Zellhäuser und Stockstädter Gemarkung. Der letzte
Stein der
Grenzlinie ist ein moderner Grenzstein. Er steht neben einem "ST
Stein", der die Grenze des Eigentums der
Straßenbauverwaltungen
markiert. Hier stößt die Grenze an das
Seligenstädter
Dreieck. Damit ist unser Grenzgang beendet und man kann über
die
"Neue Straße" an den Ausgangspunkt zurückkehren.
Der Punkt, an dem die Kreise Offenbach, Aschaffenburg und
Darmstadt-Dieburg mit den Gemarkungen Zellhausen, Stockstadt und
Babenhausen zusammentreffen, dem eigentlichen Ende unserer
Grenzsteinwanderung, liegt auf der anderen Seite des
Seligenstädter Dreiecks. Um dorthin zu gelangen, muss man die
Autobahn A3 am Stein HB 546 überqueren. Am Ende der
Brückenrampe
fällt ein Gedenkstein auf. Eine
Tafel
erinnert darauf, dass es den Hübnern gelungen ist, die
Brücke über die A 3 bauen zu lassen, so dass sie
ohne größere Umwege ihr Waldeigentum
nördlich der A3 erreichen können. Nach einigen
Abzweigungen erreichen wir den Schnittpunkt der drei Landkreise. Der
Stein HB
539 ist ohne GPS Gerät nur schwer zu
finden.
Es handelt sich einen der üblichen Granitsteine, nur ist die
Zahl 539 zweimal, auf der West- und Südseite
eingemeißelt.
Weiterhin besitzt er ein Zentrierloch auf seinem Kopf. Daneben
befindet sich ein
moderner
Grenzstein. In den 1920er Jahre befand sich dort ein Stein,
der bei Zorn die
Nummer
168 besitzt. Folgt man von dort der Grenze nach
Süden, dann findet man weitere mit einer fortlaufenden Nummer
versehene Granitsteine. Es wäre interessant herauszufinden,
wo Stein 1 dieser Serie steht. Mehr dazu weiter unten.


Herr Stenger aus Mainhausen hat mich
auf einen Güterstein an der Nordgrenze des Abtswaldes
aufmerksam gemacht. Interessehalber habe ich ihn aufgesucht
(
-->Standort).
Auf der Nordseite ist ein "AS"
eingemeißelt und auf der Südseite ein "OM". Das A in
AS besitzt einen Oberstrich. Das Kürzel soll wohl Abtswald
heißen. OM bedeutet nach Herrn Stenger "Obermark",
die 1784 aufgelöste, gemeinsame Waldbewirtschaftung der
Gemeinden Mainflingen, Klein-Welzheim und Zellhausen. Zitat aus der
Mainflinger “Ortschronik”:
Ein den drei
Gemeinden Mainflingen, Klein-Welzheim und Zellhausen gemeinschaftlich
zugehöriger Wald, die Obermark genannt, wurde am 18. Oktober
1784 nach Abschätzung des Grunds und Bodens und Holzbestandes
mit Rücksicht der darauf liegenden Lasten nach Kopfzahl der
Märker – welche einen eigenen Herd hatten
– vertheilt. Interessant ist ein Blick in die
Buxbaum-Karte.
Der Standort des Steins ist dort mit einem roten Punkt markiert. Wenn
man von diesem Stein den Weg Richtung Osten geht, dann kommt man kommod
an den oben erwähnten Speckgraben mit den
verschiedenen Gütersteinen.
Abschließend noch einige Anmerkungen zur Tafel 20 aus "
Landes-Grenzsteine
(Großherzogtum Frankfurt) von
Richard
Zorn aus dem Buch "Die Grenzsteine des Rhein-Main-Gebietes",
Selbstverlag 1931. Die Abbildungen 165 a und b,
168, sowie 163
a und b haben wir bereits kennengelernt. Interessant sind die
Zeichnungen 169 a und b. Die Lagebezeichnung: "An

der
Südgrenze des Abtwaldes, gegen den Stockstädter
Unterhubnerwald". Das würde zum Wappenstein HB 565 passen. In
der
Tat, die Südseite des Steins entspricht recht genau der
Abbildung (1853 vs. 1858),
die Nordseite allerdings nicht. Es wird wohl ein Geheimnis bleiben, ob
sich Zorn geirrt hat oder ein weiterer Wappenstein - wie der von Zorn
gezeichnete - an der Südgrenze des Abtswaldes stand.
Nach
Redaktionsschluss:
Der Feldgeschworene von Stockstatt, Herr Kneisel, hat
mit
freundlicherweise ein sehr informatives Dokument
übergeben,
in dem von einer Grenzbegehung und Steinsetzung an der Landesgrenze bei
Stockstadt im Jahr 2000 berichtet wird. Folgende Punkte sind
erwähnenswert:
- Es wird berichtet, dass die Grenze an dem
Dreimärker
Harreshausen, Großostheim, Stockstadt (Stein 481) beginnt
und an
der
Gersprenzmündung mit Stein
624 endet (= 144 nummerierte
Grenzpunkte).
Die Strecke sei mit 162 Steinen bestückt ?? Anmerkung:
Der nördlichste
Stein, über den oben berichtet wurde, trägt die
Nummer 583.
Demzufolge gibt es noch 41
Grenzpunkte nördlich von HB 583 bis zum
Main. Ich habe auf
der von mir abgelaufenen Strecke zwischen HB 481 und HB 583 insgesamt
82 Steine identifiziert (bei 102 nummerierten Grenzpunkten). Einige
werde ich nicht gefunden haben, einige unterlagen wohl dem
natürlichen
Schwund (Forstarbeiten).
- Es wurde weiterhin dargestellt, dass 40 Granitsteine
(25 x 25 x 90 cm) neu gesetzt worden seien. Anmerkung: Ich habe auf der beschriebenen
Grenzlinie 32 dieser Granitsteine gefunden.
- Es werden drei Wappensteine mit erhabener
Ausprägung
erwähnt, mit dem Hessischen Löwen und dem Bayrischen
Rautenwappen. Anmerkung: Ich habe zwei dieser Sorte
entdeckt (HB 565 und HB 522).
Sie sollen aus 1871 stammen. Nun ja, auf HB 565 ist die Jahreszahl 1853
zu finden.
- Es wird von 12 Wappensteinen mit vertieft erhabenem
Mainzer
Rad und Hessischem Wappen geschrieben.
Anmerkung:
Ich konnte nur 9 davon finden.
Sie stammen aus der Dalberg-Zeit (1810)
- 19 alte, umgearbeitete Steine wurden 2000
gezählt. Anmerkung: Ich kann von 13 dieser Sorte
berichten.
- Es wurde interpretiert, dass "HM" auf diesen Steinen
"Harreshausener Mark" bedeutet. Anmerkung:
Die Steine an der Babenhausener Grenze
sind mit "HM"
(über dem "GH") gekennzeichnet und auf der Harreshausener
Grenze
mit "BHM" (unter dem "GH").
- Die Sandsteine mit H/B
wurden erwähnt, aber ohne Zahlenangabe. Anmerkung: Ich habe 9 davon gefunden.
Von Herrn Kneisel erhielt ich eine Karte von 2014, in der die
Grenzpunkte vom Stein HB 624 am Main bis zum Stein HB 583 (= meinem
nördlichsten Stein) eingetragen waren. Danach müssten
dort noch ca. 40 Grenzsteine zu finden sind.
Weiterhin teilte er mit, dass Stein HB 623 an der Grasbrücke
eine
Replik sei, die zur Feier 100 Jahre Feldgeschworene Stockstadt vom
damaligen Bürgermeister Schaffrath gespendet wurde.
Natürlich werde ich spätestens im nächsten
Frühjahr diesen Grenzabschnitt erkunden.
Teil
2: Die Grenze Stockstadt-Babenhausen/Harreshausen
Juni
2020
Natürlich konnte ich es nicht unterlassen, vom Stein 539 am
Berührungspunkt der Mainflinger (Zellhäuser),
Stockstädter und Babenhäuser Gemarkungen noch ein
Stück
weiter nach Süden zu gehen. Was ich dort vorfand, veranlasste
mich
die Grenze Stockstadt - Babenhausen vollständig
abzugehen.
Die Grenzlinie, die von diesem Punkt nach Westen verläuft
(Zellhausen - Babenhausen wird an anderer Stelle beschrieben.

Betrachten wir den Grenzverlauf auf der nach Westen ausgerichteten
Karte. Bei Punkt A beginnt der Grenzabschnitt am
Berührungspunkt
der Gemarkungen Zellhausen - Babenhausen - Stockstadt. Bei Punkt B
erreicht die die Harreshausener Gemarkungsgrenze. Dann schneidet
sie den (für den öffentlichen Verkehr
gesperrten) Weg
von Harreshausen nach Stockstadt (rotes x). Die Stelle ist durch die
neue Asphaltierung
auf bayrischer Seite leicht zu erkennen. Das Areal dort wird
Schaafheimer Wiesen
genannt. Am Punkt C befinden sich die romantischen Ruinen einer
ehemaligen Papiermühle. Man kann die Gersprenz dort nicht
überqueren! Punkt D symbolisiert das Ende dieser Grenzlinie,
den
Berührungspunkt der Gemarkungen Harreshausen - Stockstadt -
Großostheim.
An diesem 4,8 km langen Grenzabschnitt habe ich 49
Grenzsteine entdecken können, 23 nördlich der
Gersprenz
und 26 südlich davon. Eine beträchtliche
Grenzsteindichte! Davon sind 13 die oben beschriebenen
Granitblöcke mit der eingeschnittenen Zahl. 15 sind
ältere,
beschriftete und umgearbeitete Steine (s. u.), 6 sind mit Wappen
geschmückte Steine und 14 sind unbeschriftet und besitzen
verschiedene Formate.
Man erläuft die Grenze vorzugsweis auf zwei Etappen. Den
nördlichen Teil
erreicht
man, wenn man von Harreshausen den Stockstädter Weg nach Osten
fährt, bis ein Schild die Weiterfahrt versperrt (auf der Karte
mit einem P markiert). Nicht ganz
legal kann man seinen Wagen am

Pferdehof
nördlich der Gersprenz abstellen und zu Fuß zur
Grenze (rotes x)
weiterlaufen. Ich bin von dort aus an der Grenzhecke/dem Grenzgraben
entlang nach
Norden gegangen, auf einen Holzsteg einen Graben überquert und
mich weiter dem Grenzgraben folgend zum Punkt A begeben um dort die
Grenzsteinwanderung beginnen zu können. Der Stein
HB 539 ist
nicht leicht zu finden, daher hier die Koordinaten: 32 U 501018
5537680. Stein
HB
538
(aus Granit) steht markant an einer Wegkreuzung in der
Böschung der
Überleitung A45 / A3. Wir gehen am Zaun entlang
Richtung
Süden und passieren Stein
HB 537
dessen lädierter Sandsteinkopf nur wenig aus dem Boden schaut.
Nahebei steht ein Gedenkkreuz für ein verunglücktes
Mädchen. Stein 536 konnte ich nicht finden.

Die
nächsten vier Grenzsteine sind die umgearbeiteten
älteren Steine. Ein ähnlicher ist bei Zorn
erwähnt.
Nach diesem stand der abgebildete Stein (Nr. 168) "
im tiefen Walde, wo die
Gemarkungen Zellhausen, Babenhausen und Stockstadt
zusammenstoßen",
d.h. wo jetzt der Stein HB 539 steht. Die Steine (hier HB 532)
tragen
die Beschriftung: H.M. = Hanau-Münzenberg, G.H. =
Großherzogtum Hessen, G.F. = Großherzogtum
Frankfurt, F.P.
= Fürstprimas, ST = Stockstadt. Vor 1810 waren die
Steine nur mit
H.M. und C.M. beschriftet. Nach der Gründung des
Großherzogtums Frankfurt 1810 wurden keine neuen Steine
gesetzt,
sondern auf der HM-Seite ein G.H. und auf der anderen Seite
ein F.P. (und
ST) zugefügt (Information aus Lit. Zorn). Aus dem C
in C.M. konnte man kommod ein G
machen. Der Versuch, ein M in ein F umzuwandeln, musste
missglücken.
Einige Anmerkungen
zur Inschrift "H.M". Nach dem Aussterben der
Münzenberger
"im Mannesstamm" 1255 erhielten die Herren von Hanau 1/6 der Erbschaft,
darunter auch das Gebiet um Babenhausen (inklusive Dietzenbach und die
Koberstadt). 1429 wurde Reinhard II in den Grafenstand erhoben. Nach
seinem Tod erhielt sein Bruder Philipp I im Jahr 1456 das Amt
Babenhausen als eigene Grafschaft. Durch Heirat und Erbschaft
erwarb er die Herrschaft Lichtenberg im Elsass. Es gab nun
eine
Grafschaft
Hanau-Lichtenberg und eine
Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Im 17.
Jahrhundert kam es zu einer Wiedervereinigung beider Grafschaften, dann
wieder zu einer Spaltung und zu einer erneuten Vereinigung. Als Johann
Reinhard III 1736 kinderlos starb, fiel Hanau-Lichtenberg an
Hessen-Darmstadt und Hanau Münzenberg an Hessen-Kassel. Um das
Amt
Babenhausen kam es fast zu einem kriegerischen Konflikt. Erst 1771
einigten sich beide Parteien: Babenhausen und einige Dörfer
kamen
zu Hessen-Kassel und Schaafheim nebst einigen Dörfern
(Dietzenbach) zu Hessen-Darmstadt. Die
Grafschaft
Hanau
behielt aus verschiedenen Gründen zunächst eine
gewisse
Unabhängigkeit von Hessen-Kassel. Das Amt Babenhausen kam 1807
unter französische Verwaltung, wurde
1810 kurzfristig an das Großherzogtum Frankfurt
übergeben,
kam aber im gleichen Jahr zum Großherzogtum Hessen.
Babenhausen
war formal nie ein Teil von
Hanau-Münzenberg. Möglicherweise wollten die
Kasseler Landgrafen bzw. die Hanauer Grafen nach 1736 ihre
Territorialansprüche auf Babenhausen demonstrierten, indem sie
das
Gebiet als hanau-münzenbergisch bezeichneten und die
Grenzsteine
auf diese Art markierten. Ich habe mir daraufhin den
Partifikationsrezess
von 1771 (HStAD A6, 1258) angeschaut: Vertragsparteien
sind Hessen-Hanau-Münzenberg und
Hessen-Hanau-Lichtenberg. In 41
Paragrafen wurde die Teilung des Amtes Babenhausen besiegelt. Zur
Neubesteinung der Grenze s. unten.



Wir
gehen jetzt weiter nach Süden den Steinen am grenzbegleitenden
Weg
entlang. An dieser Strecke fehlt kein einziger Stein. Dann gehts bis zu
den Wiesen querwaldein. In der Nähe des Holzstegs
über einen
Graben kommt die nächste Überraschung: Ein sehr
schöner
Wappenstein mit Hessischem Löwen und bayrischem
blau-weißem
Rautenwappen.
So etwas ist recht selten. Es soll Ende der 1950er Jahre von einem
Heimatvertriebenen ausgemalt worden sein. Auf der Seite steht
NO 522.
(keine Jahreszahl). Der Stein ist ein Dreimärker,
hier
stoßen die Gemarkungen von Babenhausen, Harreshausen und
Stockstadt zusammen. Zorn hat ihn unter der Nummer 167
abgebildet. Wir
überqueren den Holzsteg und gehen einer Hecke entlang bis zum
Verbindungsweg von Harreshausen nach Stockstadt. Unterwegs fallen an
der Hecke noch zwei mit Pfählen bezeichnete Grenzpunkte auf,
die soweit ich das erkennen konnte, mit Granitsteinen markiert
sind.
Ein solcher - recht lädierter - Granitstein mit der Nummer 519
steht direkt am Weg, der neu
hergerichtet und asphaltiert wurde. Und: knapp 50 m weiter westlich
haben die
Arbeiter einen Wappenstein neu am

Straßenrand
gesetzt. Er war zerbrochen, von Arbeitern des
Stockstädter
Bauhofs restauriert und wieder aufgestellt. Aus
Sicherheitsgründen wurde ein Pfahl daneben eingerammt. Auf der
Nordseite erkennt man den
Hessischen
Löwen, auf der Südseite ein Wappen mit dem
Mainzer Rad
und "FP". Auf den Schmalseiten sind "No 518" und "1811" zu
erkennen. Man kann nur hoffen, dass der schöne
Stein nicht
gestohlen wird. Die Grenze biegt dann nach Süden ab.
Stein HB 517
habe ich nicht gefunden, dafür aber Stein
HB 516
am Rand des Grenzweges der über die Wiesen
führt. Man kann dem Grenzgraben bis
zur Gersprenz folgen. Dort steht der Granitstein mit der Nummer 513.
Zwei Steine auf der Wiese konnte ich nicht finden. Eine
Übersichtskarte mit den Standorten der Steine an der
nördlichen Gemarkungsgrenze ist
-->hier
abrufbar. Die umgearbeiteten Steine sind hier mit einem rechteckigem
Symbol und den Suffix "S" gekennzeichnet.


Um
auf die
Südseite der Gersprenz zu gelangen, geht man nach Osten bis
zur Gersprenzbrücke und folgt dann dem Weg
gesprenzaufwärts bis zu den
romantischen Ruinen der ehemaligen Papiermühle. Dort
steht der Stein HB 512 dicht am Gersprenzufer.
Der Stein
511
direkt am Grenzweg ist in einem schlechten Zustand.
Er ist mit GH, BH und GF, FP, ST beschriftet. Die
Abkürzungen
sind selbsterklärend. Es ist nicht zu erkennen, ob ein "CM" in
ein
"GF" umgearbeitet wurde. An der Seite ist "No - 32 -511" zu lesen.
Konsequenterweise trägt der nächste Stein die
Seiteninschrift
"No - 31 - 510". Auf der Westseite liest man GH und BHM, wobei das H
und das M zusammengefügt sind (= Babenhäuser Mark).
Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass hier ein HM durch
ein GH
ersetzt wurde. Wegen des BHM konnte kein GH unter das HM gesetzt
werden, wie auf den umgearbeiteten Steine nördlich der
Gersprenz.
Zur Erinnerung: Die Babenhäuser Mark gehörte zu
Hessen-Hanau-Münzenberg. Stein HB
509 ist wiederum ein 1811 gesetzter Wappenstein (mit Mainzer Rad) in
schlechtem Zustand.
Ihm folgt ein Granitstein mit der Nummer 507. Wir überqueren
nun
die Bahnlinie Darmstadt - Aschaffenburg. Der nächste
Stein ist wiederum einer von der umgearbeiteten Sorte. Auf der
Seite ist zu lesen:
"
No - 28 - 505"
Die
Zählung verlauft demnach kongruent. Dazu mehr weiter
unten. Stein HB 504 ist ein Granitstein. Stein HB 503 von
der umgearbeiteten Sorte steht deutlich sichtbar an der
Abzweigung eines Weges.

Die
Grenze verläuft jetzt etwas östlich des Begleitwegs
auf der
gut sichtbaren
Bachgauer
Landwehr. Der umgearbeitete Stein HB 501 birgt
keine Überraschung, wohl aber Stein HB 500. Es handelt sich um
einen schönen Wappenstein aus dem Jahr 1811 mit dem Hessischen
Löwen und dem Mainzer Rad. Die Seiteninschrift lautet: "No -
500 -
24 1/2". Ups, hier ist etwas mit der Zählung
durcheinandergeraten.
Der nächste (umgearbeitete) Stein trägt die
Seiteninschrift
"No - 24 - 499". Eine

weitere
Überraschung
war der Stein HB
498. Es
handelt sich um eine moderne Replik des Steins HB 500, nur
dass auf der Seite
folgendes eingemeißelt ist: "No - Die Replik wurde nach
Auskunft von Herrn Schroth am 6.10.1995 mit großem Trara neu
gesetzt, als Ersatz für einen zerbrochenen Stein an dieser
Stelle.

Der
weitere Grenzverlauf vom Stein HB 498 über
die
B26 hinaus zum Stein HB 480, wo die Stockstädter,
Harreshausener und Großostheimer Gemarkungen
zusammenstoßen ist unspektakulär mit seinen 16
unscheinbaren,
unbeschrifteten Steinen verschiedenen Formats (Ausnahmen: HB 485 aus
Basalt ist mit "G" beschiftet und HB 482 ist ein
bezifferter Granitstein). Spektakulär dagegen ist der
Erhaltungszustand
der
Bachgauer Landwehr. Auf dem Bild links erkennt man den Stein HB 496 auf
dem Landwehrweg, der von zwei tiefen Gräben flankiert wird.
Ein
einmaliges Bodendenkmal! Sehr frustrierend war für mich, dass
die
Landwehr auf ca. 200 Metern von bayrischer Seite aus als
Rückeweg
missbraucht
wurde. Die schweren Maschinen beschädigten das Profil dieses
historischen Landschaftselementes ganz erheblich. Ich wendete mich an
die Denkmalschutzbehörden von Bayern und Hessen mit der
Aufforderung, dass der Verursacher dieser Schäden veranlasst
werden soll, das Profil der Landwehr wieder herzustellen. Meine
Intervention war Anlass für das Bayerische Landesamt
für Denkmalpflege die Bachgauer Landwehr in die
Denkmalliste einzutragen. Somit
können künftige Beschädigungen
strafrechtlich verfolgt werden.
Eine Übersichtskarte mit den Standorten der Steine
an
der südwestlichen Gemarkungsgrenze von Stockstadt ist
-->hier
abrufbar.
Teil 3: Die Grenze
Harreshausen/Schaafheim - Großostheim


Die
seht gut
erhaltene Bachgauer Landwehr macht bei Stein HB 480 einen deutlichen
Knick nach Südwesten. Sie bildet hier die Gemarkungsgrenze von
Harreshausen und Großostheim bzw.
Hessen-Hanau-Münzenberg und Kurmainz bzw.
Großherzogtum Hessen und Großherzogtum Frankfurt.
Wir kommen gleich an den Stein HB 479.
Seine Ostseite ist mit
GF / FP / Ortszeichen von Ostheim beschriftet, die
Westseite mit GH / BHM. Wie oben bereits erwähnt, wurde 1811
das CM für Kurmainz in ein GF für
Großherzogtum
Frankfurt geändert. an diesem Stein sieht man ein
besonders
schön misslungenes CF. Auf der Westseite wurde das HM
für
Hanau Münzenberg etwas geschickter in ein GH für
Großherzogtum Hessen umgewandelt. Hier konnte wegen
des BHM
(Babenhäuser Mark) kein GH unter das HM gesetzt
werden. Auf der südlichen Schmalseite sind die
fortlaufende Nummer 479 und eine 8 zu erkennen. Wir passieren jetzt 4
Steine der umgearbeiten Sorte (HB 478 - HB 475), die alle ebenfalls mit
einer zusätzlichen Nummer (8 - 4) versehen sind. Sie stehen
auf
der Dammkrone der Landwehr. Der nächste Stein, HB
474, ist
ein Wappenstein mit
Hessischem
Löwen und
Mainzer Rad
aus dem Jahr 1811. Die
Schmalseite
ist mit No / 474 / 3 ½ beschriftet. Er wurde an
den
westlichen Seitenwall gesetzt. Über die Gründe kann
man spekulieren (korrekter Grenzverlauf?). Es folgen die umgearbeiteten
Steine HB Steine HB 473 (3), HB 472 (2) und HB 471 (1). Und
dann kommt der Dreimärker HB 470, an dem die
Harreshausener,
die Schaafheimer und die Großostheimer Gemarkungen
zusammenstoßen.
HB 470 ist der Stein "0" der zweiten Nummerierungsfolge, die sich von
hier bis zur Gersprenz hinzieht. Es ist schwierig, hier ein System zu
definieren, z.B. welche Nummerierung ist die ältere? Hat sich
der
Steinmetz bei den "½" Steinen vertan?
In § 41 des oben erwähnten
Partifikationsrezesses wurde festgelegt:
Bei
der ersten guten Witterung soll jeder Amtsanteil gegeneinander
ordentlich abgegrenzt und auf gemeinschaftliche Kosten mit
tüchtigen Hoheitssteinen versehen .. werden. Diese
Steine sollen hier nicht behandelt werden, doch steht der
Dreimärker HB 470 an der heutigen
Hessisch-Bayrischen
Grenze, dort wo 1771 Hessen-Hanau-Münzenberg (=
Babenhausen),
Hessen-Hanau-Lichtenberg (= Schaafheim) und Kurmainz (=
Großostheim) aneinanderstießen (
-->Standort),
wobei Hessen-Hanau-Münzenberg = Grafschaft Hanau,
bzw. Landgrafschaft Hessen-Kassel und Hessen-Hanau-Lichtenberg
= Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Der Dreimärker
hätte
eigentlich mit HD - HM - CM beschriftet sein müssen, wenn er
1771
aufgestellt worden wäre. Auf der Schaafheimer Seite ist er mit
HD
/ Schaafheimer Ortszeichen / No / 470 beschriftet. Das passt. Auf
der Babenhäuser Seite lesen wir GH / BHM, wobei sich
durch
das G ein Querstrich zieht. Das H sieht eigentlich unbearbeitet aus.
Auf der Großostheimer Seite ist das übliche GF / FP
und das
Ortszeichen eingemeißelt.
Die nächsten beiden Steine auf dem Damm der Landwehr habe ich
nicht gefunden, wohl aber den Stein HB 499 aus Granit (25 x 25 cm
Grundfläche) und eingeschlagener Nummer. Am nächsten
Granitstein HB 465 verlässt die Landesgrenze die Bachgauer
Landwehrs. Sie kürzt einen Zwickel ab, auf dem die Landwehr
komplett auf Hessischem Territorium verläuft. Mit etwas
Glück
findet man die Steine HB 464, HB 466 und HB 462 (Granit) im
unwegsamen Waldgelände. Durch dichtes Unterholz kletternd
erreicht
man bei Stein HB 460 (Granit) wieder die Bachgauer Landwehr. Um dahin
zu gelangen, kann man natürlich auch der Landwehr bzw. dem
Begleitweg folgen. Wenige Meter hinter HB 460 macht die Landwehr einen
Knick nach Süden. Ich hatte den Eindruck, dass der Weg auf dem
östlichen Teil der Landwehr erbaut worden ist. Bis zum
Industriegebiet Ringheim bzw. bis zur Friedensglocke (
Spessartprojekt,
Tafel 5) konnte ich nur noch einen Granitstein
HB 451
finden. Der
Verlauf der Landwehr bis zum Radheimer Wachturm ist im Gelände
nicht mehr deutlich zu erkennen.
-->Hier
ist eine Karte dieses Grenzabschnitts mit den Lageangaben der
Grenzsteine aufzurufen.
Anmerkungen:
- Es ist nicht allgemein bekannt, dass die
nationalsozialistische Führung die historischen
Grenzmarkierungen
beseitigen ließen. In einem von Herrn Schroth zur
Verfügung gestellten Artikel von Ewald Lang vom
Geschichtsverein Bachgau Großostheim, Jahresausgabe 1986 "Die
Landwehr im Bachgau" ist zu lesen: .. Ein Teil der Grenzsteine fiel
...der symbolischen Beseitigung der Grenzen im sogenannte
"Großdeutschen Reich" zum Opfer. Nach Augenzeugenberichten
marschierten einige übereifrige Parteimitglieder mit
Vorschlaghämmern und Äxten ausgerüstet zur
Landwehr ...
- Im
genannten
Artikel wird berichtet, dass 1774 ein langwieriger Grenzstreit zwischen
Hessen-Hanau-Münzenberg (= Hessen-Kassel) und Kurmainz
beigelegt und die Grenze neu besteint wurde. Aus dieser Zeit
stammen die Steine, die mit HM und CM beschriftet waren und die dann
1811 wie oben beschrieben umgearbeitet wurden.
- 1778 erfolgte auch eine Einigung zwischen
Hessen-Hanau-Lichtenberg (= Hessen-Darmstadt), so dass auch die Grenze
zwischen Großostheim und Schaafheim mit Grenzsteinen versehen
wurde. Einen solchen Stein habe ich an dieser Grenze
nördlich
von
Ringheim nicht gefunden. Im Tordurchgang des Schaafheimer Rathauses
steht jedoch der Stein HB
456 (von 1811) auf
einem historischen
Brunnen-Querbalken an der Seitenwand. Auf der einen Seite: Mainzer Rad
/ GF / FP , zwischen F und P das Ortszeichen von Großostheim
(O
mit einem innenstehenden S) Auf der anderen Seite: Hessischer
Löwe
/ HD / Ortszeichen von Schaafheim (S mit einer
Wolfsangelrune).
- Sehr ärgerlich ist die Tatsache, dass im Hof
einer Schaafheimer Gastwirtschaft der Stein HB 469
zu finden ist. Dieser Stein stand 1986 noch auf dem Originalstandplatz.
Wie er wohl in den Hof gekommen ist? Das geht aus einer Meldung von
Frau Hella Pfannkuch an die Untere Denkmalschutzbehörde
hervor.
Auch der Stein HB 468 (stark beschädigt) war noch an Ort und
Stelle vorhanden. Auch weiter südlich sind historische
Grenzsteine
verschwunden.
- 1983 wurden für die Großostheimer
- Schaafheimer
Grenze 20 Granitsteine bestellt, um die Grenze neu zu
markieren.
Ich habe nur 7 davon finden können. Eine magere Ausbeute, die
wahrscheinlich der dichten Vegetation im Juni 2020 geschuldet ist.
- Bei
einem Spaziergang an der südlichen Grenze zwischen Schaafheim
und
Großostheim fand ich in den Nähe des Buchenkopfs den
Grenzstein HB 376 mit der Inschrift GH / KB (= Königreich
Bayern).
Teil 4: Die Suche nach dem Stein Nr. 1
Die Steine an der Hessisch-Bayrischen Grenze sind durchgehend
nummeriert. Die Zählung beginnt mit Stein 624 an der
Gersprenzmündung. Der südlichste Stein auf meinen
Spaziergängen trug die Nummer 376. Für mich stellte
nun sich
die Frage, wie es mit der Nummerierung
weitergeht. Ich wollte dann die Suche nach Stein Nr. 1
systematisch
angehen und

postulierte,
dass die Zählung am Berührungspunkt von Hessen,
Bayern und
Baden-Württemberg beginnt. Dieser Ort befindet sich in der
Nähe von Hesselbach im südlichen Odenwald (
-->Standort).
Von dort aus kann man in 20 Minuten zum Dreiländereck laufen.
Dies machten wir und fanden oben einen
schönen
Dreimärker,
ca. 130 cm hoch und mit GB, KB und GH beschriftet. Auf der GB-Seite las
man noch "171" und auf der GH-Seite "NI - 134 - 1837". Sollte das "NI"
als Nummer 1 gelesen werden? Aber wieso 134? Die Auflösung
kam,
als wir der Grenze Richtung Norden folgten und auf eine dichte Reihe
von sehr schönen Grenzsteinen stießen, die aber hier
nicht
beschrieben werden sollen. Der erste aus 1780 trug keine Nummer, wohl
aber die nächsten: 117, 116, 115, usw. Der
Dreimärker
entsprach der Nummer 119. Das war also Fehlanzeige. Der Stein Nummer 1
muss demnach weiter nördlich stehen.

Eine
Internet-Recherche brachte die Lösung: Auf der Website des
leider verstorbenen Herrn Gutberlett
www.grenzsteine.de
sind auch die Steine dieses
Grenzabschnitts
abgebildet. Daraus ging hervor, dass der Stein mit der Nummer 1 im
Bereich Eutergrund / Würzberg steht. Um zum Eutergrund zu
gelangen,
muss man in Bullau der öffentlichen Straße folgen,
bis es an
der Eutermühe nicht mehr weitergeht. Vorher, an der
Brücke
über den Euterbach, entdeckten wir Richtung Südwesten
einen
Grenzstein, der sich als der Gesuchte mit der Nummer 1 erwies (
-->Standort).
Die Beschriftung:
Hessenseite:
W (Würzberg) I / GH (Großherzogtum Hessen), BU
(Bullau) Hessenlöwe /
Bayernseite:
KB (Königreich Bayern), BR (Breitenbuch?), Wappen mit
gekreuzten Schwertern und eine Krone darüber.
Nummernseite:
W- I /Vierte Seite: "1839". Wenn man dann den Weg an der
Eutermühle vorbei nach Norden geht kommt man bald an den Stein
mit
der Nummer 4.
Offen bleibt die Frage, wieso die Zählung im
recht abgelegenen Eutergrund beginnt und nicht am
Dreiländereck.
Ist diese Zählung wirklich durchgehend oder gibt es einen
weiteren
Sten Nr. 1 weiter nördlich? Und: geht die Zählung
nordöstlich des Mains Richtung Spessart weiter? Es bleibt
spannend.
Anmerkung:
Wie die Suche ausgegangen ist, kann man weiter unten erfahren.
Anmerkung August 2020
Im Internet wurde ein Stein mit den Inschriften HD / KB / II(?) 444
angeboten. Ich wurde gefragt, wo dieser Stein gestanden haben
könnte. Es ist offensichtlich, dass der Stein von der oben
beschriebenen Grenzlinie stammt, zumal südlich von Schaafheim
Steine ähnlichen Aussehens zu finden sind (z.B.
Stein Nr. 376).
Der Stein mit der niedrigsten Nummer, den ich an der Landwehrgrenze
nördlich von Schaafheim gefunden habe, ist ein
moderner Granitstein
mit der Inschrift 451. Wenn man von diesem Stein der Grenze auf einer
ALKIS-Karte (Hessenviewer) sieben Grenzpunkte nach Süden
folgt,
kommt man zu dem ursprünglichen Standort von Stein 444:
UTM
32 U 501969, 5531188. Die entsprechende Karte kann man
-->hier
aufrufen. Es ist nicht wahrscheinlich, dass dieser Stein erst
kürzlich entwendet wurde; die Steine an diesem Weg nahe der
Bebauung dürften schon vor geraumer Zeit "gesichert" worden
sein.
Das steht im Gegensatz zu dem oben erwähnten Stein
HB 489,
der eindeutig in den letzten 20 Jahren gestohlen wurde.
Anmerkung Juni 2021


Durch Herrn Thomas Hahn bin ich auf den
"
Hohen
Stein" an der Hessisch-Bayerischen Grenze aufmerksam gemacht
worden (
-->Standort).
Er ist, wie der
Infotafel
zu
entnehmen ist, ein 1668 gesetzten Dreimärker am
Berührungspunkt der Territorien von Kurmainz, Breuberg und des
Oberamtes Umstadt, das unter der gemeinsamen Herrschaft von Hessen und
der Kurpfalz
lag. Der Originalstein wurde irgendwann gestohlen und nach
geraumer Zeit (farbig angemalt) wieder
zurückgebracht. Aus
Sicherheitsgründen fertigte man eine Replik für den
Originalstandort und bewahrte den Originalstein im Museum auf der
Breuburg auf. Heute verläuft am Standort
die Hessisch - Bayerische Grenze. Hier stoßen die Gemarkungen
von
Mömlingen, Hainstadt und Wald-Amorbach zusammen.
Für uns wichtiger ist der zweite, kleinere Stein. Wir kennen
den
Typ vom nördlichen Teil der Hessisch - Bayerischen Grenze. Der
Stein trägt in einem Wappenschild das Mainzer Rad, links
daneben
ein "GF" (untereinander) wie Großherzogtum Frankfurt und
rechts
auf gleicher Höhe wie das linke "F" ein "P". Offensichtlich
hat
der Platz obendrüber nicht mehr für ein "F"
gereicht
(Fürst Primas). Vielleicht sollte man das "FP" von rechts nach
links lesen. Mittig unter dem Wappenschild ist ein "M" zu erkennen. Das
steht sicherlich für das benachbarte Mömlingen. Es
handelt
sich ebenfalls um eine Replik; die Rückseite ist nicht
ausgeformt.
Das Original befindet sich ebenfalls auf der Breuburg.

Ich
folgte dann der Grenze Richtung Norden. Nach knapp 300 Metern kommt
erreicht man den nächsten Grenzpunkt. Er ist mit einem Stein
des
gleichen Typs markiert. Der Kopf ist weiß gestrichen. Auf der
Westseite ist ansatzweise der Hessische Löwe zu erkennen, auf
der
Ostseite wieder das Mainzer Rad und die üblichen
Buchstabenkombinationen, wobei des zweite F jetzt an der richtigen
Stelle steht. An den Seiten sind "
No 272"
und "1810" zu erkennen. Ich bin noch etwas weitergegangen. Nach ca. 50
Meter erreicht man einen der üblichen Granitsteine mit
der
Inschrift
"273".
Vielleicht sollte man sich die Mühe machen, die gesamte Grenze
abzulaufen, zumal es Hinweise darauf gibt, dass es an den Grenzen zu
Mömlingen noch weitere interessante Grenzsteine existieren.

Ein
interessantes Problem liegt darin, dass die Grenze des
Großherzogtums Frankfurt südlich von Eisenbach an
den Main
stieß. Dieser bildete bis östlich
von Miltenberg die
Südwest-Grenze des Großherzogtums. Heute
verläuft die
Hessisch - Bayerische Grenze im "Binnenland" links des Mains. Weiter
oben in
dem Artikel glaubten wir herausgefunden zu haben, dass der Stein mit
der Nummer 1 im Eutergrund steht. Wieso sind dann die Steine
des
Fürstprimas mit einer Nummer gekennzeichnet, die ihren
Ursprung
nicht an seiner Grenze (am Main) beginnt, sondern weiter
südlich?
Ich werde in den nächsten Tagen nachschauen.
Ich habe nachgeschaut. Die Antwort auf die Frage nach Stein 1 ist so
einfach, dass man eigentlich schon früher hätte
draufkommen
müssen. Die Grenze des Großherzogtums Frankfurt
westlich des
Mains verlief von Stockstadt im Norden bis nach Obernburg im
Süden. Und die Grenze des Großherzogtums im
Süden
entsprach der (heutigen) westlichen und südlichen
Gemarkungsgrenze
von Obernburg.
-->
Hier ist eine Karte des Großherzogtums Frankfurt
aufzurufen. Der Stein No 1 müsste dann an der Grenze von
Obernburg und Wörth direkt am Main stehen! .....


Auf der
nebenstehenden Karte erkennt man einen Stein 50, den man kommod vom
Parkplatz "Runder Stein" (
Standort)
erreichen kann. Es handelt sich um einen schönen Stein des
Großherzogtums Frankfurt. Die eine Seite zeigt den Hessischen
Löwen mit G H und B, die andere das Mainzer Rad mit GF und FP
mit
einem O. Auf der Seite: No 50 und 1810. Ob noch weitere dieser Art bis
zum Dreimärker No 40 stehen, habe ich nicht
überprüft.

Den
etwas lädierte Dreimärker erreichte ich von
Seckmauren aus.
Er steht im dichten Unterholz auf dem Berührungspunkt der
Gemarkungen von Obernburg, Würth und
Lützelbach/Seckmauern.
Die Beschriftungen: "40" "O" "1829" (?) / "W" "128" (?) /
"B". O
bedeutet Obernburg, W sicherlich Wörth, B könnte
Breuberg
meinen, da Seckmauern bis 1806 zur Herrschaft Breuberg
gehörte,
danach zu Hessen. Die Bayerisch-Hessische Grenze
verläuft von
diesem Dreimärker Ost/Südost weiter. Nach
250 und
weiteren 90 Metern entdeckt man zwei Steine mit der Aufschrift
W
(Wörth) auf der Südseite und wahrscheinlich ein "B"
(auf der
nicht zugänglichen Nordseite). Sie sind mit einem
altertümlichen Schrifttyp mit
126 und 125
nummeriert. Das bedeutet, dass diese Steine nicht in das Nummernschema
der Grenzen des Großherzogtums Frankfurt passen. Es gibt
allerdings Steine nordöstlich des
Dreimärkers, die in
dieses Schema passen. Sie tragen keine Wappen, sondern sind nur mit "W"
und "O" sowie mit "39", "No 38" und "No 36" gekennzeichnet.
Auf
den beiden letztgenannten ist noch "1810" zu erkennen. Den
Stein No 37 habe ich nicht gesucht. Dies bedeutet, dass die
Nummerierung des Großherzogtums Frankfurt in dieser Richtung

entlang
der Grenze Obernburg-Wörth fortgesetzt wurde. Diese Grenze
verläuft ab Stein No 36 nicht mehr einem Weg entlang, sondern
durch das Unterholz am Hang eines Taleinschnittes. Nur an einer Stelle,
an der ein Pfad den Einschnitt quert, konnte ich noch einen Stein
dieser Grenze finden, bei dem aber nur der Kopf zu erkennen war. Nach
Auskunft des Obernburger Feldgeschworenen Vad stehen zwischen dem
Dreimärker und dem Main keine Großherzoglichen
Wappensteine
mehr.

Und
jetzt wurde es spannend: mit den Koordinaten des Grenzpunktes Obernburg
- Wörth direkt am Fluss versehen, fuhr ich auf dem Fahrradweg
entlang. Genau an der vorberechneten Stelle entdeckte ich einen
großen Grenzstein im Gebüsch. Allerdings war es
keiner der
historischen Sorte, sondern ein moderner, der wahrscheinlich
anlässlich der Eröffnung des Fahrradwegs vom Heimat-
und
Verkehrsvereins Obernburg 2004 gesetzt wurde. Auf der
südlichen
Seite ist das Wappen von Wörth, auf der nördlichen
Seite das
Wappen von Obernburg sehr schön eingemeißelt. Die
Rückseite ziert ein Fahrrad. Dieser Stein steht
natürlich
nicht auf einem Grenzpunkt. Dieser befindet sich - mit einer
Vermessungsmarke versehen - einige Meter weiter Richtung Main im
Unterholz.
So endete die Geschichte nach dem Stein No 1 an der Hessisch-Bayrischen
Grenze. Letzters ist nicht ganz korrekt, denn die Steinnummerierung
erfolgte 1810 nach der Gründung des Greoßherzogtums
Frankfurt. Der Fürstprimas Dalberg hatte offensichtlich nichts
Besseres zu tun, als gleich nach der Etablierung seiner Herrschaft
seine Grenze ordentlich zu besteinen. Sein Reich hielt sich nur drei
Jahre bis dann die Bayern im Wiener Kongress mit starkem Druck
gelang,
das Frankenland um Aschafffenburg (und Miltenberg) unter ihre
Kontrolle zu bringen.

Das Ziel, sich auch
noch Frankfurt
einzuverleiben, erreichten die Bayern glücklicherweise nicht.
Anmerkung
Juli 2021:
Clara Hartmann machte mich auf einen Stein an dieser Grenze bei
Hainstadt aufmerksam. Er ist flachgewölbt, besteht aus rotem
Sandstein und trägt die Inschrift "GH", "1863" sowie "KB" (
-->Standort).
Das Besondere an dem Stein liegt in der Tatsache, dass er mit 1863
relativ spät gesetzt wurde und trotzdem die alte Nummerierung
aus
der Zeit des Großherzogtums Frankfurt aufweist. Unterhalb von
"KB" befindet sich eine weitere Inschrift, die aber auf dem Foto nicht
zu erkennen ist. (Foto: Clara Hartmann). Ich habe nachgeschaut: Die
Inschrift unter dem KB lautet LG oder LC. Im
Lapidarium
in Mömlingen
steht ein ähnlicher Stein ohne LG/LO mit der Nummer 190. Dort
steht auch ein "Dalberg-Stein", vermutlich mit der Nummer 220 (es ist
nur "..20" zu erkennen).
Kartendaten:
©
OpenStreetMap-Mitwirkende,
SRTM | Kartendarstellung: ©
OpenTopoMap CC-BY-SA