Straßensteine
In diesem Kapitel wollen wir uns mit historischen und auch modernen Kilometersteinen und steinernen "Ruhen" beschäftigen. Den Meilensteinen haben wir 1/2020 ein neues Kapitel gewidmet. -->Hier geht es direkt zu den Ruhesteinen.
Kilometersteine in der Dreieich
Bereits die alten Römer benutzten im Rhein-Main Gebiet quader- oder säulenförmige Steine, die in regelmäßigen Abständen voneinander standen, als Weg- und Entfernungsmarkierungen. Links ist eine Kopie eines römischen Meilensteins zu sehen, die der Regionalpark auf der Bulau (am "Keltenzug" -->Standort) aufgestellt hat. Das Original wurde in der Nähe von Dieburg gefunden. Noch bis nach dem Dreißigjährigen Krieg waren die Straßen in unserem Gebiet in einem sehr schlechten Zustand, sie bestanden oft aus verschiedenen, mehr oder weniger dicht zusammenliegenden Fahrspuren. Wenn es damals so etwas wie Wegemarkierungen oder Steine mit Entfernungsangaben gab, dann müssten sie an den Territorialgrenzen gestanden haben. Erst später wurden Stundensteine, wie einer z.B. am Jagdschloss Mönchbruch steht, gesetzt.
Betrachten wir uns nochmals die Grenzveränderungen in unserem Gebiet: Der Schlag bei Bayerseich markierte seit dem Mittelalter die Grenze zwischen der Katzenelnbogener (später Hessen-Darmstädtischen) Herrschaft und den verschiedenen Regenten des Dreieichgebietes. Wenn überhaupt, müsste hier ein entsprechender Stein gestanden haben. Um 1600 kamen Langen und Egelsbach unter Hessen-Darmstädtische Hoheit. Die Territorialgrenze zu den Isenburg-Birsteinern verlief um diese Zeit nördlich von Langen, auf der Höhe des Wohnhochhauses am Krankenhaus. Die Nordgrenze des Isenburg-Büdinger Gebietes zur Reichstadt Frankfurt hin verlief auf der Höhe der heutigen Friedensstraße im jetzigen Neu-Isenburg (südlich der Straßenbahnendstation). 1816 wurde das Isenburgische Territorium in das Gebiet des Großherzogtums Hessen eingegliedert. Die Grenze zur Reichsstadt Frankfurt (und ab 1866 zum Staat Preußen) blieb unverändert. 1871 entstand das Deutsche Reich. Das Großherzogtum wurde 1919 durch den Volkstaat Hessen abgelöst. 1945 wurde Preußen aufgelöst und dann das Bundesland Hessen gegründet.
Wir wissen nicht, ob es neben den oben genannten Stunden- oder Meilensteinen vor dem 19. Jahrhundert weitere Straßensteine gab; es ist zumindest wahrscheinlich, dass entsprechende Steine an den Territorialgrenzen standen. Zwischen 1780 und 1812 wurde die Straße zwischen Darmstadt und Frankfurt neu trassiert (zwischen Sprendlingen und Langen um 1793). Die neue Chaussee wurde sicherlich mit Meilensteinen bestückt. Die Straße verlief über drei Territorien. Es ist zu vermuten, dass jede Herrschaft eigene Meilensteine aufstellte.
1817 wurde im Großherzogtum Hessen ein neues Maßsystem beschlossen und 1821 eingeführt. Es definierte bestehende Einheiten auf Basis des metrischen Systems (z.B. 1 Fuß = 25 cm). Eine Postmeile entsprach jetzt 7500 m. Das Großherzogtum war ein ordentlicher Staat; es ist zu vermuten, dass die Meilensteine entweder neu oder umgesetzt wurden (). 1872 wurde das metrische System (Meter und Kilometer) in Deutschland eingeführt. Konsequenterweise sprach man jetzt nicht mehr von Meilen-, sondern von Kilometersteinen. Diese mussten allerdings nochmals neu- oder umgesetzt werden. In der Folge bestückte man alle übergeordneten Straßen systematisch mit Kilometersteinen, um Distanzen messen und bestimmte Straßenpositionen lokalisieren zu können. Bei der Kilometrierung stellt sich die Frage, wo der Stein mit der Nummer "0" steht. Hier wieder ein Beispiel der Straße Darmstadt - Frankfurt:
Dazu werfen wir einen Blick in alte Messtischblätter. In den Exemplaren von 1936 und 1963 ist auf übergeordneten Straßen die Lage der Kilometersteine eingezeichnet. Der Stein mit der Nummer 15, der am Parkplatz an der B 3 (alt) zwischen Sprendlingen und Langen stand (und jetzt vor dem Dreieich-Museum steht), ist ca. 15 km von Darmstadt entfernt. Eine Nachmessung ergab, dass sich der "Nullpunkt" auf dem Luisenplatz befindet. Man kann auf den Karten aufsteigende Nummerierung der Kilometersteine bis nach Neu-Isenburg erkennen. Der nächste Stein auf Frankfurter (ehemals preußischem) Territorium hat die Nummer 5, gefolgt von der Nummer 4. Wahrscheinlich ist das ehemaligen Friedberger Tor der Bezugspunkt der Frankfurter Kilometrierung. Jeder Staat des Deutschen Reiches hatte offensichtlich andere Regeln. Aus dem Ganzen kann auch gefolgert werden, dass zumindest bis 1963 die Kilometersteine Teil des offiziellen Instrumentariums der Straßenverwaltungen war. In den 1970er Jahren wurde das Kilometersteinsystem durch ein anderes ersetzt, mit der Folge, dass die historischen Kilometersteine überflüssig und häufig entfernt wurden.
Beim Ausbau der B3 zwischen Sprendlingen und Langen in den 1960er Jahren wurde eine unfallträchtige Kurve entschärft. Plötzlich betrug die Entfernung zwischen dem Kilometersteinen 15 und 14 nicht mehr genau 1000 m sondern vielleicht nur noch 993 m. Theoretischerweise hätte man ab dem Stein 14 alle darauf folgender Steine versetzen müssen, was natürlich zu aufwändig gewesen wäre. Daher hat man ein neues System der Kilometrierung eingeführt. Jeder kennt die "Käse-Ecken" mit kryptischen Zahlenkombinationen am Straßenrand, nur wenige kennen jedoch deren Bedeutung. Hier eine kurze Erläuterung: Jeder Einmündungs- oder Kreuzungspunkt von übergeordneten Straßen ist ein sogenannter "Netzknoten". Alle Netzknoten eines Messtischblattes (TK 25) werden eindeutig mit einer dreistelligen Nummer gekennzeichnet. Der Straßenabschnitt östlich bzw. nördlich (?) eines bestimmten Netzknotens bis zu dem nächsten Netzknoten erhält dessen Nummer als Abschnittsnummer. Alle übergeordneten Straßen sind demnach in Abschnitte eingeteilt. Alle 200 Meter ab einem Netzknoten wird ein "Stationszeichen" (das "Käse-Eck" oder "Dreieckprisma") aufgestellt. Die Beschriftung in der Abbildung links bedeutet, dass es sich um den Abschnitt 078 zwischen dem Knotenpunkt 078 des Messtischblattes 5918 (Neu-Isenburg), der Kreuzung Darmstädter Straße und Hainer Chaussee, und dem Knotenpunkt 038E des Messtischblattes 6018 (Langen) handelt. Das Zeichen steht 400 m von dem Knotenpunkt 078 entfernt. Lit. Riebeling (2). Für detailliertere Informationen sehen Sie --> hier eine Netzknotenkarte des Dreieichgebietes und --> hier ein Infoblatt von Hessen Mobil / Straßen- und Verkehrsmanagement.
Anmerkung 10/2022: Clara Hartmann hat mich auf einen Flyer von HessenMobil aufmerksam gemacht. Danach wird das dreieckige Stationszeichen abgelöst durch zwei Aufkleber auf den Leitpfosten am Straßenrand.
Der Anfang der Ortsdurchfahrten ist besonders gekennzeichnet: Häufig sieht man einen weißen quaderförmigen Betonstein (32 x 14 cm) mit der Aufschrift "OD". Diese "OD-Steine" sind in unserem Gebiet offensichtlich nicht mehr relevant, da am Beginn und Ende einer Ortsdurchfahrt meist ein Stationszeichen mit der Aufschrift "OD" steht (Bild rechts: Südliche Ortseinfahrt Sprendlingen). Zwischen Dreieichenhain und Götzenhain steht am Hainer Weg ein OD-Stein ohne Stationszeichen, der wahrscheinlich keine offizielle Funktion mehr hat, da er innerhalb eines geschlossenen Baugebietes steht. Weiterhin gibt es OD-Stationszeichen ohne einen "OD-Stein".
Die Kilometerstein - Tour durch die Dreieich
Um die Kilometersteine in unserer Heimat kennenzulernen, unternehmen wir eine virtuelle Rundfahrt durch das Dreieichgebiet. Sie können dafür --> eine KML-Datei herunterladen, die sich in Google Earth öffnet. Darin erkennen Sie den Standort aller weiter unten beschriebenen Kilometersteine. Die meisten dieser Steine wurden übrigens von Frau Clara Hartmann entdeckt. Ich möchte ihr an dieser Stelle herzlich danken, auch für die intensive inhaltliche Diskussion. Wir starten unsere Fahrt an der südlichen Kreisgrenze bei Bayerseich und fahren die B 3 Richtung Norden. Wie bereits erwähnt, beginnt die Kilometrierung der Chaussee von Darmstadt nach Frankfurt am "Langen Ludwig" in Darmstadt. Der Stein Nr. 5 ist in Arheilgen noch zu sehen. Die meisten historischen Kilometersteine sind außerorts allerdings bei den Verbreiterungen der Straßen verschwunden, so auch zwischen Bayerseich und Langen.
Wenn wir nach Egelsbach hineinfahren, finden wir vor dem Haus Bahnstraße 24 einen runden Kilometerstein mit halbkugelförmigem Kopf (Durchmesser 20 cm). Die Inschrift ist "12,6". Wenn man auf der Karte nachmisst, steht dieser Stein genau 1600 m vom damaligen Standort des Kilometersteins Nr. 11 an der B 3 (alt) entfernt. Wir fahren zurück und entdecken gegenüber dem Haus Bahnstraße 81 einen Betonstein mit quadratischer Grundfläche (15 x 15 cm) mit der eingelassenen Inschrift "12/2" auf den Seiten (= km 12,2). Interessanterweise ist am Standort des Kilometersteins 12,0 vor dem Haus Ernst-Ludwig-Straße 25 ein Schild mit der Aufschrift "km 12,0". Dies bedeutet, dass - ähnlich wie in Sprendlingen - die von der Straße Darmstadt - Frankfurt abzweigenden Straßen in der Weise kilometriert wurden, dass auch dort die Entfernung zum Darmstädter Luisenplatz angezeigt wird. Nachtrag 8/13: Clara Hartmann machte mich darauf aufmerksam, dass vor dem Haus Ostendstraße 20 (direkt an der Ecke) der Stumpf eines abgebrochenen Kilometersteins aus Sandstein zu finden ist. Er ist 600 m von dem oben erwähnten Schild entfernt; er wäre demzufolge mit 11,4 gekennzeichnet gewesen.
Wir fahren weiter Richtung Langen. Wenn man die Straße vor der Feuerwehr rechts hineinfährt, kann man den oben beschriebenen Meilenstein anschauen, der früher nördlich von Sprendlingen an der Offenbacher Straße stand und dann vor der (jetzt aufgegebenen) Straßenmeisterei aufgestellt wurde.
Den nächsten Kilometerstein auf unserer Tour finden wir nach dem Ortseingang von Langen rechts hinter der Kreuzung mit der Südlichen Ringstraße vor dem Haus Darmstädter Straße 48. Er hat ebenfalls einen Durchmesser von 20 cm. Er schaute nur ca. 15 cm aus dem Boden (Abb. rechts), bis er im April 2016 von den Kommunalen Betrieben Langens angehoben wurde (Abb. links). Wie zu erwarten, trug er die Inschrift 12,8. Er steht genau 800 m nördlich der Stelle auf der in einem alten Messtischblatt der Kilometerstein 12,0 eingetragen war.
Der Kopf des Steins mit der Inschrift 13,0 lag lange Zeit im Keller des Alten Rathauses. Er wurde am 23.10.2015 mit Hilfe der Kommunalen Betriebe Langens einige Meter nördlich des ursprünglichen Standplatzes (Darmstädter Streße 26) wieder aufgestellt. Im Rahmen des Langener Kilometerstein- Spaziergangs wurde er einen Tag später der Öffentlichkeit vorgestellt. Lesen Sie --> hier einen Artikel aus Op-Online. Der nächste Kilometerstein am Originalplatz steht ganz versteckt in einer Mauer eingelassen nördlich des Gebäudes der Langener Sparkasse (nach der Straßenkurve an der Stadtkirche). Eine Beschriftung ist nicht zu erkennen; er steht in 800 m Entfernung zu dem oben erwähnten Stein. Konsequenterweise müsste er die Aufschrift 13,6 tragen. Ca. 400 m weiter nördlich fällt vor dem Haus Frankfurter Straße 39 ein Schild mit der Beschriftung 13,993 auf. Vermutlich war der 14er Kilometerstein in einer neuen Einfahrt im Wege und musste entfernt werden.
Bleiben wir in Langen: die Staatsstraße Langen - Dieburg in Langen (Dieburger Straße), die 1839/40 angelegt wurde, war ebenfalls besteint. Vor dem Standplatz der ehemaligen Synagoge (Dieburger Straße 23) ist ein Kilometerstein zu drei Vierteln eingemauert. Er ist rund und besitzt einen halbkugelförmigen Kopf (Abb. links). Die Entfernung zur Kreuzung mit der Darmstädter Straße beträgt 200 m. Es ist zu vermuten, dass er die Inschrift "0,2" trägt. 200 m weiter am Abzweig zum Unteren Steinberg steht ein weiterer historischer, leider ziemlich lädierte Kilometerstein mit der Inschrift "0,4"). Er wurde im Juni 2017 auf Veranlassung des VVV gehoben. Er schaute vorher nur wenige cm aus dem Boden.
Vor dem Haus Dieburger Straße 57 steht der dritte Stein dieser Serie mit der Inschrift "0,6". Auch er wurde angehoben und neu an der Gartenbegrenzung aufgestellt. Vorher stand er etwas schief an einer Straßenlaterne auf dem Fußweg. Der Straßenverlauf der Dieburger Straße östlich von Langen wurde durch die Autobahnauffahrten verändert. Wir finden am alten Straßenverlauf (unter der Autobahnbrücke und an der Einmündung der alten Straße in die neue Trasse zwei "St-Steine" (s. unten), deren Bedeutung ich noch nicht kenne.
Die Dieburger Straße verläuft weiter als B 486 Richtung Offenthal. Hier finden wir in der Offenthaler Ortsdurchfahrt wieder unsere Betonsteine mit der quadratischen Grundfläche (15 x 15 cm). Die Inschriften ergeben sich zwanglos aus der Entfernung zum Anfang der Straße in Langen: 4/8 Mainzer Str. 30, 5/2 Dieburger Str. 30, 5/4 Dieburger Str. 50. Vor den letzten Häusern rechterhand ist ein "OD-Stein" zu erkennen.
Offenthal birgt erfreulicherweise auch einen historischen Kilometerstein. Er steht vor dem Haus Messeler Straße 1. Er ist aus rotem Sandstein gefertigt, hat einen Durchmesser von 20 cm, besitzt einen flachrunden Kopf und ragt 16 cm aus dem Boden. Die Inschrift lautet "14,4". Es ist offensichtlich, dass diese Nummer nicht zur Chaussee Langen - Dieburg gehört. Auf dem von Timo Seibert zur Verfügung gestellten historischen Foto erkennt man vor dem Haus Bahnhofstraße 34 einen ähnlichen Kilometerstein mit der Inschrift 13,?. Das Anwesen ist 600 m von dem oben beschriebenen Stein entfern: die Inschrift wäre dann konsequenterweise 13,8. Dies passt zur Kilometrierung der L 3001 von Offenbach über Dietzenbach nach Offenthal (s. dazu Anmerkung 2 unten). Auf einem anderen historischen Foto von Timo Seibert ist vor dem 2001 abgerissenen Haus Bahnhofstraße 4 ein Kilometerstein mit der Inschrift 14,?. Auch hier zeigt eine Entfernungsmessung, dass es sich um den Stein 14,0 gehandelt haben muss.
Anmerkung 7/2020: Achim Seibert machte mich auf einen kleinen Stein vor dem Haus an der Ecke Mainzer Straße / Bahnhofstraße aufmerksam, der durch die Umbaumaßnahmen zur Verkehrsberuhigung zutage kam. Er besteht aus Basalt. Auf seiner Vorderseite ist ein altertümliches "K" zu erkennen. Bisher haben wir noch keine Erklärung für Standort und Inschrift.
Zurück nach Langen: In der Bahnstraße konnten wir nur einen historischen Kilometerstein finden. Er steht tief ins Pflaster eingelassen vor dem Haus Nr. 86 schräg gegenüber vom Kaufhaus Braun. Eine Beschriftung ist nicht zu erkennen. In Mörfelden steht in der Stadtmitte (Langener Str. 1, am Dalles) ein großer rechteckiger Betonstein mit der Inschrift 12,01. Wenn dies die Entfernung zur Stadtmitte von Rüsselsheim ist, würde dies bedeuten, dass die B 486 von Rüsselsheim in Richtung Langen besteint war. Die Entfernung des Steines in der Langener Bahnstraße von dem Stein mit der Inschrift 12,01 beträgt 7 km. Daher ist anzunehmen, dass der Langener Stein die Inschrift "19" trägt. Man müsste einmal nachschauen.
Anmerkung 7/2017:
Heribert
Gött und Reinhold Werner vom VVV haben
nachgeschaut. Mit Hilfe der KBL wurde der Stein angehoben. Die
Inschrift lautet 16,6. S. dazu den Bericht aus der OP-online.
Meine Vermutung war offensichtlich falsch.
Um die Situation zu klären, muss man sich ein wenig mit den Straßen um
Mörfelden befassen. Grundlage der falschen
Überlegung war, dass die B 486 von
Rüsselsheim nach
Dieburg verläuft. Ein Blick auf die Karte vom Großherzogthume
Hessen - Darmstadt
(1832
- 1850) zeigt jedoch folgendes: Die neu angelegte Chaussee
verläuft von
Groß-Gerau über Mörfelden nach Langen (und
weiter nach Dieburg). Die
die von Mörfelden nach Norden ziehende Frankfurter
Straße ist noch
nicht chaussiert. Die Straße von Mörfelden
über Mönchsbruch existiert
noch nicht. Aus Lit. Hoferichter (S. 21) geht hervor, dass die Chaussee
zwischen Groß-Gerau und Langen um 1830 gebaut worden
ist. Bei der
Anlage von neuen Straßen hatte das Großherzogtum
Hessen wenig
Interesse, Groß-Gerau mit Frankfurt zu verbinden; die
Chaussee von
Mörfelden nach Frankfurt wurde erst 1870 gebaut. Die
östliche
Ortumgehung von Mörfelden wurde 1936 fertiggestellt. Wenn man dann die Entfernung von dem Kilometerstein 16,6 in Langen zum Groß-Gerauer Rathaus nachmisst, dann kommt man recht genau auf 16,6 km. Dabei darf man natürlich nicht die Mörfelder Umgehungsstraße berücksichtigen, sondern den Straßenverlauf über die Stadtmitte (s. historische Karte oben). Sehr schön erkennt man das auf dem Messtischblatt von 1963, in dem noch die Kilometerpunkte mit Nummerierung eingetragen sind (auf die Karte klicken). Auf den ersten Blick verblüffend ist die Tatsache, dass in engem Umkreis von Mörfelden drei Kilometerpunkte mit der Nummer 11 eingezeichnet sind. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass die B 44 mit der Umgehungsstraße durchgehend von Süden nach Norden (d.h. von Groß-Gerau nach Frankfurt) kilometriert ist. Das kann natürlich erst nach 1935 erfolgt sein. Unabhängig davon blieb die alte Kilometrierung der Straße Groß-Gerau nach Langen. Kurz vor dem Kilometerstein 9 der B 44 bog diese alte Verbindung zur Dorfmitte Mörfeldens ab, führte dann in gerader Linie Richtung Langen. Dies wird bestätigt durch die Funde von vier historischen Kilometersteinen im Stadtgebiet von Mörfelden. Der erste mit der Inschrift "8,8" steht in der Gerauer Straße an der Kreuzung mit der Brückenstraße / Wilhelminenweg. Der Zweite mit der Inschrift "9,21" findet man in der Langgasse vor dem Haus Nr. 25. Vor dem Haus zum Goldenen Apfel am Dalles von Mörfelden (ebenfalls Langgasse) steht der Stein mit der Inschrift "9,4". Von diesem Stein sind es genau 1,6 km zum Kilometerpunkt 11 Richtung Langen und 7,2 km bis zum 16,6 - Stein in Langen. Interessanterweise steht 800 Meter weiter an der Frankfurter Straße vor dem Haus Nr. 83 ein Kilometerstein mit der Inschrift "10,2". Dieser ist aus Basalt, während die anderen drei aus Rotliegendem gefertigt sind. Die Zählung wurde nach Norden weitergeführt. interessanterweise ist die Umgehungsstraße 20 m kürzer als die alte Wegführung über den Dalles. Ob die Kilometersteine nach Norden alle um diese 20 m verrückt worden sind? Ein Kilometerstein mit der Inschrift "12,6" wurde am Mörfelder Waldborn aufgestellt. Er besteht aus Rotliegendem. Es ist zu vermuten, dass er früher ca. 600 Meter östlich der heutigen Autobahnauffahrt an der Straße Richtung Langen stand. Auf einer Landkarte von 1935 war die Straße von Rüsselsheim nach Mörfelden (heutigen B 846) über Mönchsbruch noch nicht eingezeichnet. Beim Bau wurde sie von Rüsselsheim aus kilometrisiert. Dadurch erklärt sich der Kilometerpunkt 10 westlich von Mörfelden. Der oben erwähnte Betonstein mit der Inschrift "12,01" in der Stadtmitte von Mörfelden (Langener Straße) und ein weiterer schmalerer Betonstein mit der Inschrift "12" und "4" vor dem Haus Langener Straße 52 passen in diese Zählung, da sie 2 bzw. 2,4 km von dem Kilometerpunkt 10 auf der B 846 entfernt sind. Zwei kleinere Betonsteine mit den Inschriften 11.2 und 11,725 vor den Häusern Rüsselsheimer Straße 14 und der Westendstraße 20 stehen in 1,2 und 1,725 km Entfernung vom Kilometerpunkt 10. Die Verbindung zwischen Rüsselsheim und Dieburg wurde erst Ende der 1960er Jahre als Bundesstraße 486 definiert. An der Ecke Westendstraße / Brückenstraße ist ein unbeschrifteter Stein aus Rotliegendem in die Ecke eines Hauses eingemauert. Es dürfte sich um einen Güterstein handeln. Wenn es ein Kilometerstein wäre, stünde er auf dem Kilometerpunkt 11,7. Die Distanz zu Kilometerpunkt 10 beträgt 1,7 km. |
Weiter geht es in Richtung Sprendlingen entlang der alten B 3. Zwischen Krankenhaus und Parkplatz stand früher der Kilometerstein Nr. 15, der von R. K. Nieß gefunden und in das Dreieich-Museum verbracht wurde (Abb. links). Er steht jetzt im Lapidarium der Hainer Burg zwischen Burgkirche und Palas. Wir überqueren die Bahnlinie und sehen am Beginn der Sprendlinger Ortsdurchfahrt rechts den oben abgebildeten "OD-Stein" mit einem Stationszeichen. Auf der rechten Straßenseite sind jetzt modernere säulenförmige Betonsteine mit quadratischer Grundfläche (15 x 15 cm) aufgestellt. Sie tragen die Angabe der vollen Kilometer auf der der Straße zugewandten Seite und auf den benachbarten Seiten die Angabe der ersten Nachkommastelle. Der rechts abgebildete Stein vor dem Haus Frankfurter Straße 73 steht demnach 17,8 km vom Luisenplatz in Darmstadt entfernt.
Diese Betonsteine stehen in Sprendlingen vor folgenden Häusern:
16/6 Darmstädter Straße 28, 16/8 Hauptstraße 1, 17/6 Frankfurter Straße 47, 17/8 Frankfurter Straße 73, 17/2 Offenbacher Straße 5, 17/4 Offenbacher Straße 27, 17/6 Offenbacher Straße 57
Auffallend ist, dass in der Offenbacher- und in der Frankfurter Straße Steine mit gleichen Nummern zu finden sind. Ähnlich wie in Egelsbach werden in beiden Straßen die Entfernungen nach Darmstadt angegeben. Neben dem Betonstein 17/8 in der Frankfurter Straße findet man einen historischen Stein mit rundem Kopf aus Rotliegendem (s. Abb. oben rechts). Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass früher die Straßen innerorts alle 200 m mit rotliegenden Steinen (Durchmesser 20 cm, halbkugelförmiger Kopf) bestückt waren, die später durch die Betonsteine ersetzt wurden.
Die Eisenbahnstraße in Sprendlingen und die Buchschlager Allee sind 1877/78 chaussiert worden, um einen Fahrweg zu der weit außerhalb liegenden Station Sprendlingen an der Main-Neckar-Bahn nutzen zu können. Diese Straße führte zu ausrangierten Eisenbahnwagen, die lange Zeit als Warteräume fungierten. Der Bahnhof selbst wurde erst 1882 erbaut. Die neue Chaussee wurde natürlich mit Kilometersteinen bestückt. Der einzige Stein, der noch vorhanden ist, steht vor dem Haus Nr. 42 in der Sprendlinger Eisenbahnstraße in der Nähe des Wilhelm Leuschner Platzes. Er ist genau 2,2 km von dem Buchschlager Bahnhof entfernt. D. h. die Straße wurde von der Bahnlinie zum Dorf hin kilometriert.
Später scheint der "Nullpunkt" vom Bahnhof zur Kreuzung Hauptstraße - Eisenbahnstraße verlegt worden zu sein, denn in Buchschlag gibt es 2 km von dieser Kreuzung entfernt einen großen quaderförmigen Betonstein Grundfläche 40 x 20 cm) mit der Aufschrift "2" vor dem Haus Buchschlager Allee 35. 200 bzw. 400 m von diesem entfernt stehen dann die bekannten Betonsteine mit quadratischer Grundfläche (15 x 15 cm) mit der Kennzeichnung 2/2 bzw. 2/4. Hier sind die "vollen" Kilometersteine deutlich größer als die dazwischenliegenden Steine. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass vor dem Bahnübergang an der Ecke des ehemaligen Forsthauses ein "OD-Stein" mit einem Stationszeichen davor steht.
Unsere Tour könnte uns jetzt nach Zeppelinheim weiterführen. Die Siedlung der Luftschiffer ist erst 1937 gegründet worden, daher finden wir dort nur zwei moderne Betonsteine. Einer mit der Inschrift "0/2" steht an der Flughafenstraße, 200 m von der ehemaligen Kreuzung mit der B 44 entfernt. Den anderen mit der Inschrift "1/4" findet man auf der westlichen Seite der Bahnlinie, ca. 300 m von der Bahnunterführung entfernt. Wir fahren jetzt zurück nach Sprendlingen.
Am Ortsausgang in Richtung Neu-Isenburg, gegenüber der Einmündung des Kurt-Schumacher-Rings steht auf der rechten Seite ein Stein aus Rotliegendem, der nicht in die Systematik der Kilometersteine passt. Er trägt ein Kreuz als Weisung auf dem Kopf. Er steht nur ca. 6 cm aus dem Boden heraus. Wenn man die der Straße zugewandte Seite freilegt, dann erkennt man dort die Inschrift "St" (s. dazu Abschnitt weiter unten). Die Chaussee zwischen Sprendlingen und Neu-Isenburg wurde 1811 fertiggestellt, die Aussteinung, d.h. die Festlegung der Grenze zu den angrenzenden Grundstücken, erfolgte aber erst 1843. Aus diesem Jahr stammt wohl unser Stein (Lit. Jost, J.G). Weiter nördlich Richtung Neu-Isenburg haben wir keine weiteren interessanten Kilometersteine mehr gefunden. Anmerkung 10/15: Dieser historische Stein wurde wahrscheinlich im Zuge der Umgestaltung des Fichter-Geländes entfernt.
Wenn man Sprendlingen Richtung Offenbach auf der B 46 (alt) verlässt, findet man am Ende der Mehrzweckspur hinter der Autobahnzubringerbrücke am Waldrand einen historischen Kilometerstein mit der Aufschrift "19,4" (Durchmesser 20 cm, halbkugelförmiger Kopf). Nach dem 1934er Messtischblatt steht er an der "richtigen" Stelle. Eigentlich vermuteten wir, dass außerhalb der Ortsdurchfahrten nur die vollen Kilometer besteint waren; diese Annahme ist anscheinend nicht korrekt.
100 m weiter nördlich, ebenfalls rechts am Waldrand, steht ein weiterer weiß gestrichener Sandstein mit der Aufschrift "GH". Dies könnte für "Großherzogtum Hessen" stehen, allerdings verlief an dieser Stelle nie eine Grenze. Ob dies eine Zweitnutzung eines Grenzsteines als Kilometerstein ist? Der Kopf des weißgestrichenen Steines ist abgebrochen und sollte baldmöglichst restauriert werden.
Wir fahren weiter und verlassen die B 46 (alt) in Richtung Heusenstamm. Auf den alten Karten beginnt die Kilometrierung dieser L 3117 an der Kreuzung mit der B 46 (alt). Am Ortseingang von Heusenstamm links, ca. 70 m hinter der Einmündung der Sudetenstraße, sehen wir den Kopf eines Kilometersteins nur wenig aus der Erde ragen. Nach dem Messtischblatt müsste er die Nr. 5 sein. In der Tat: bei der Freilegung des Steines aus hellem Sandstein mir halbkugelförmigem Kopf und einem Durchmesser von 25 cm erkennt man eine sehr gut erhaltene "5,0". 200 m weiter stadteinwärts findet man den rechts abgebildeten Kilometerstein (heller Sandstein, halbkugelförmiger Kopf, 20 cm Durchmesser) mit der Aufschrift "5,2". Interessant ist die Tatsache, dass der Stein für die vollen Kilometer einen Durchmesser von 25 cm hat und die in 200 m Abständen davon stehen nur 20 cm.
Wir fahren auf unserer virtuellen Tour zurück Richtung Sprendlingen und biegen nach rechts in die Neuhöfer Straße (L 3317) ein. Am Ortseingang von Neu-Isenburg sehen wir einen "OD-Stein" und in der Nähe des Kreisverkehrs einen quaderförmigen Betonstein mit der Inschrift "1". Die L 3317 war demnach ebenfalls besteint, der Nullpunkt lag an der Einmündung der Neuhöfer Straße in die B 3 (alt) in Neu-Isenburg. Wir fahren zurück zur B 46 (alt). Wenn wir geradeaus in die jetzt gesperrte Straße über die Autobahnbrücke fahren würden, dann könnten wir einen großen quaderförmigen Betonstein mit der Beschriftung "2" im Wald finden, dort wo die ehemalige Straße verlief, die wegen der Autobahnbrückenauffahrt verlegt wurde. Weiter geht es über den Neuhof nach Götzenhain. An der "richtigen Stelle", vor dem Haus Bleiswijker Straße 4, steht ein Betonstein mit der Aufschrift "6,4" und 200 m weiter, vor dem Haus Dietzenbacher Straße 3, einer mit der Aufschrift "6" an den Seiten. Die Frontseite ist nicht beschriftet. Eigentlich müsste dort eine "6" stehen.
Wir kehren um und fahren Richtung Dreieichenhain. Gegenüber der Tankstelle, vor dem Haus Hainer Weg 8 steht ein historischer Stein mit der Inschrift "3,x". Die Nachkommastelle ist nicht zu erkennen. Auf der Straße nach Dreieichenhain sehen wir an einer Bushaltestelle auf der rechten Straßenseite ein "OD-Stein", hier jedoch ohne Stationsschild. In Dreieichenhain können wir vor dem Dreieichmuseum den weiter oben abgebildeten Kilometerstein Nr. 15 von der B3 (alt) bewundern.
Gegenüber der Zugangsbrücke zur Burg vor dem evangelischen Gemeindehaus steht ein Kilometerstein mit der Inschrift "2,2", sicherlich nicht an seinem ursprünglichen Standort. Weitere Informationen liegen nicht vor. Fahren wir weiter Richtung Dreieichenhainer Bahnhof. Vor dem Haus Waldstraße 16 entdecken wir einen sehr schönen Kilometerstein, beschriftet mit "1,6".
Wenn man auf der Landkarte mit den Entfernungen spielt, dann kann man folgende Überlegungen anstellen: der "1,6er Stein" steht ca. 1600 Straßenmeter von der Einmündung der K 172 in die B 486 (Langen - Offenthal), entfernt. Misst man von dem "1,6er Stein" 600 m weiter durch die Fahrgasse, dann müsste der "2,2er Stein" am Dreieichenhainer Untertor gestanden haben. Die Entfernung zum historischen Stein in Götzenhain beträgt 1200 m. Wenn diese Theorie korrekt ist, dann müsste dessen Inschrift "3,4" sein. Wenn man genau hinschaut, kann man mit gutem Willen "3,4" erkennen.
Zum Abschluss fahren wir die Hainer Chaussee hinunter nach Sprendlingen. Am ersten Haus links (Dreieichplatz 1) steht ein Betonstein mit der Inschrift "5,2". Nach der Einmündung des Hagenrings sehen wir links einen "OD-Stein" mit Stationsschild. Weiter unten finden wir in der Grünanlage dicht am Zaun zur Dreieichbahn den Betonstein mit der Inschrift "4,2" und nahebei, hinter einem Gebüsch, einen Stein mit der Inschrift "St" (s. unten).
200 m weiter Richtung Sprendlingen steht ein schöner historischer Sandstein (leider mit weißer Farbe bemalt) mit der Inschrift "4". Das Kopfteil ist 30 cm hoch und hat eine Grundfläche von 19 x 19 cm. Die Ecken sind abgeschrägt. Der Kopf hat nach oben einen flachpyramidalen Abschluss. Das Kopfteil sitzt auf einem Sockel von 8 cm Höhe und 22 x 22 cm Grundfläche. Dieser Stein ist genau 4 km von dem Buchschlager Bahnübergang entfernt, wenn man die Straßenkilometer über die Sprendlinger Eisenbahnstraße, Hauptstraße und Darmstädter Straße misst. Die Entfernung zum Stein 2,2 in der Sprendlinger Eisenbahnstraße beträgt 1,8 km. Das passt alles gut zusammen. Dieser Stein steht nicht im Zusammenhang mit der Kilometrierung der Dreieichbahn. Das zuständige 4/0 Schild steht 50 m weiter südöstlich am Haltepunkt Weibelfeld. Am Kilometerpunkt 3 der Dreieichbahn sind sehr schön das große Schild 3/0 sowie ein älterer Betonstein mit einer 3 zu sehen. Abschließend sei angemerkt, dass am Ortseingang von Sprendlingen links einen "OD-Stein" mit einem Stationsschild steht
Wir sind am Ende unserer virtuellen Kilometersteintour angelangt. Sicherlich haben wir nicht alle Kilometersteine entdeckt. Bei Vorliegen neuer Erkenntnisse wird diese Seite entsprechend ergänzt werden.
Nachtrag 2012: Frau Clara Hartmann machte mich auf einige Kilometersteine in Mörfelden aufmerksam. Die Bezifferung lautet: 8,8 (Gerauer Straße 14), 9,21 (Langgasse 29), 9,4 (Am Dalles, vor dem "Goldenen Apfel"), 9,? (Frankfurter Straße 31) und 10,2 (weiter nördlich in der Frankfurter Straße 85). Die ersten drei sind aus Sandstein, rund mit halbkugelförmigem Kopf, der vor dem Haus Frankfurter Straße 31 ist quaderförmig und aus hellem Sandstein, während der letztgenannte auch quaderförmig, aber aus Granit hergestellt ist. Beim Nachmessen kommt man zu dem Ergebnis, dass der Nullpunkt dieser Kilometrierung am Rathaus in Groß-Gerau liegt. Der Darmstädter Luisenplatz war logischerweise als Nullpunkt nur relevant für Straßen, die von Darmstadt aus liefen (Foto: C. Hartmann).
Nachtrag 2/2013: Frau Hartmann suchte auch Kilometersteine in und um Dietzenbach. Sie fand nur einen historischen Stein mit der Inschrift 10,0 gegenüber dem Haus Darmstädter Straße 68 (Basalt, halbkugelförmiger Kopf, eingetieftes Zahlenfeld). Er gehört zur Kilometrierung der L 3001, die an der Eisenbahnunterführung in Offenbach beginnt und über den Wildhof und durch Steinberg zur Dietzenbacher Altstadt und weiter nach Offenthal führt. In Steinberg findet man noch einen passenden Betonstein mit der Inschrift 7,2. Entlang der B 459 konnten keine Kilometersteine gefunden werden (die Kilometrierung begann an der Stadtgrenze zu Frankfurt, d.h. am heutigen Offenbacher Autobahnkreuz und verlief durch Dietzenbach Richtung Waldacker). Die Kilometersteine an der Kreisstraße zwischen Götzenhain und Dietzenbach sind ebenfalls nicht mehr auffindbar. Es ist eine Karte aus 1940 aufrufbar, in der die Kilometrierung um die Dietzenbacher Altstadt erkennbar ist (Foto: C. Hartmann).
Nachtrag 10/2019: Wieder einmal hat Frau Clara Hartmann Kilometersteine in Dietzenbach entdeckt. Sie stehen dort im Eingangsbereich eines Anwesens am Wingertberg. Interessant ist die Tatsache dass sie mit je "4,6" und "5,6" im Winkel von ca. 120 Grad doppelt beschriftet sind. Somit konnte man die Kilometerangabe von beiden Richtungen aus gut erkennen. Ich versuche z.Z. herauszufinden, ob sie von der Straße Dietzenbach-Götzenhain stammen (s. obige Karte aus 1940).
Nachtrag 4/2020: Wiederum war es Clara Hartmann, die mich darauf aufmerksam machte dass in der Dietzenbacher Frankfurter Straße vor dem Haus Nr. 80 ein Betonstein mit einer eingeprägten 7 steht, genau da, wo nach dem Messtischblatt von 1941 der Kilometerpunkt 7 engetragen war. 200 Meter weiter Stadteinwärts steht ein kleinerer Betonstein mit einer 7 vorne und einer 2 auf der Seite. Der im Nachtrag 2/2013 genannte 10er Kilometerstein 10 wurde zwischenzeitlich wahrscheinlich von Anwohnern aufgehübscht.
Nachtrag 7/2021; Frau Gudrun Czerwinski meldete mir, dass vor dem Töpfermuseum in Rödermark-Urberach ein Kilometerstein mit der Inschrift 16,0 stehe (-->Standort). Ich konnte dies bei einem Ortsbesuch bestätigen. Die Inschrift des ehemals weiß gestrichenen Kilometersteins mit einem halbkugelförmigen Kopf aus rotem Sandstein war sogar doppelt vorhanden. Sie waren in zwei vertieften Feldern eingemeißelt, die in einem Winkel von ca. 120 Grad zueinander standen. Man konnte die Inschriften gut von zwei Seiten erkennen. Aber woher stammte der Stein? Hier half wieder einmal ein Blick in das alte Messtischblatt Messel von 1937. Man erkennt, dass die Straße von Darmstadt über Messel und Urberach nach Ober-Roden kilometriert ist. Westlich von Urberach findet man am heutigen Ortsteil Bienengarten den Kilometerpunkt 15, auf der Straße nach Ober-Roden den Punkt 17. Ein Punkt 16 ist auf der Karte nicht zu entdecken. Nachmessungen ergaben, dass dieser Punkt ziemlich genau an der Kreuzung des Straßenzuges mit der heutigen Konrad-Adenauer-Straße lag. Es ist bemerkenswert, dass es den Urberacher Heimatkundler gelang, den Stein zu sichern und vor dem Museum neu zu platzieren. (Juli 2021)
Die Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Rödermark, Patricia Lipps, bestätigte, dass der Stein in der Bahnhofsstraße etwa auf Höhe der Hausnummer 8 stand. Um 2000 haben Aktive des HGV mit Hilfe der Stadt den Stein an das Museum umgesetzt, um ihn langfristig zu sichern.
St-Steine
Im Dreieichgebiet habe ich eine Reihe von Straßensteine mit der Aufschrift "St" gefunden. Vom Straßen- und Verkehrsmanagement "Hessen Mobil" in Wiesbaden habe ich die Auskunft erhalten, dass diese Steine von den Vermessungsämtern in den 1980er Jahren nach Abschluss von Straßenarbeiten gesetzt worden sind. Sie markieren am Randstreifen die Grenze des staatlichen Eigentums zu dem benachbarten Grundstück. "St" stünde demnach für "Straße". Im Folgenden einige historische St-Steine beschrieben, wobei "historisch" meist synonym mit Steinen aus Rotliegendem gemeint ist.
Herr Roland Triska aus Langen machte mich auf einen signalrot besprühten Stein am nördlichen Rand der B 486 vor der Autobahnauffahrt Langen-Mörfelden aufmerksam Er steht bereits auf Mörfelder Gebiet. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen St-Stein handelt, der aus Rotliegendem gefertigt ist und eine recht altertümliche Inschrift aufweist. Dies bedeutet, dass diese St-Steine schon viel früher benutzt worden sind, um die Besitzrechte an Straßenränder zu dokumentieren. An der Mörfelder Landstraße (B 486) habe ich übrigens noch weitere St-Steine entdeckt, die ich an dieser Stelle beschreiben werde. Nach der Entdeckung dieser Steine fiel auch die Einordnung zweier Steinfragmente auf einem Privatgelände in Offenthal mit der Inschrift "St" leicht: der gleiche Schrifttyp beweist, dass es sich ebenfalls um Gütersteine handelt, die einst an Straßenrändern standen. Einen etwas anderen Schrifttyp weist ein anderer rotliegende "St-Stein" auf, der gegenüber der Einmündung des Kurt-Schumacher-Rings in Sprendlingen an der B 3 (alt) steht (Bild ganz rechts). Anmerkung 5/19: Leider ist dieser historische Kilometerstein bei der Anlage des neuen Firmensitzes der MHK Group verlorengegangen.
Dieser links abgebildete Stein steht am Ende der Bahnstraße am Straßeneck an der Gaststätte "Westendhalle". Er trägt die verwitterte Aufschrift "St". Ca. 5 Meter weiter westlich auf der anderen Seite der kleinen Straße findet man einen weiteren roten (Porphyr?), unbeschrifteten Stein. Der Stein an der Westendhalle ist auf einem Bild in dem Buch "Langener Lokal-Geschichte" abgebildet. Das Haus wurde 1877 eröffnet. -->Standort
Oben auf dem östlichen Abhang des "Ohres" der Autobahnauffahrt Langen stehen eine Reihe von St-Steinen aus Granit, dergleichen am Ende der A 661 in Egelsbach (Info C. Hartmann). Die Steine wurden demnach auch noch in den 1970er Jahren gesetzt. Einer dieser modernen St-Steine lag heraus und wurde von mir im Lapidarium am Langener Forsthaus neu aufgestellt.
Anmerkung 10/22: Rudolf Wild machte mich darauf aufmerksam, dass in der ehemaligen bayerischen Pfalz es Straßensteine mit der Inschrift SSt für Staatsstraßen und DStr für Distriktstraßen existieren.
Einen interessanten Straßenstein entdeckte ich am Fuß der östlichen Böschung der der L 3001 zwischen Dietzenbach und Offenthal, dort wo die Straße den südlichen Grenzgraben der Hundslochwiese überquert -->Standort. Er besteht aus Granit und weist eine quadratische Grundfläche (15 x 15 cm) auf. Auf der Ostseite trägt er die Inschrift "KO". Er gehört sicherlich nicht zu dem Besteinungssystem der Hundslochwiese, sondern muss der Straße zugeordnet werden. Ob "KO" für Kreis Offenbach stehen kann? Ein weiterer Stein mit der Inschrift "KO" steht vor dem Gedenkstein für Egon Schumacher am Neuhof, allerdings ist dieser aus Rotliegendem gefertigt und nicht so sauber gearbeitet.
Bei dem links abgebildeten quaderförmigen Stein mit flachpyramidaler Spitze handelt es sich nicht um einen Straßenstein, sondern um einen Hinweisstein für einen Wasserschieber. Er steht auf der Ostseite der L 3001 zwischen Dietzenbach und Offenthal an der Stelle, wo diese den Hengstbachgraben überquert -->Standort. Er ist mit "ES 100", zwei senkrecht aneinander stehenden Linien und "0,60" beschriftet. Dahinter steht das rechts abgebildete Hinweisschild. Dies ist relativ leicht zu deuten (s. Artikel in Wikipedia). "ES" steht für Entleerungsschieber, "100" die Nenngröße der Leitung, "1," und ",8" die Entfernung des Schiebers nach rechts und vorne. Der Stein steht an einer etwas anderen Stelle, daher eine etwas andere Inschrift. Mit einem Entleerungsschieber kann eine Leitung entleert werden. Am Hengstbachgraben ist offensichtlich der tiefste Punkt der Leitung. Dort erkennt man auch einen Auslaufstutzen, über den das Wasser in den Graben geleitet werden kann. Es ist wirklich bemerkenswert, dass neben dem üblichen Schild zusätzlich ein Stein gesetzt worden ist.
Zollstein
In Heppenheim steht ein sog. Zollstein in der Ludwigstraße 31 -->Standort. Er besteht aus rotem Sandstein. Auf einem würfelförmigen Fuß (46 x 46 cm) steht ein Zylinder ( D = 46 cm, H= 20 cm). Darüber folgt eine leicht konische Säule (D unten = 40 cm, D oben = 36 cm, H = 70 cm). Die Oberseite der Säule ist flachgewölbt (H = 7 cm), wobei die Wölbung nicht bis an den äußeren Rand reicht. Dadurch entsteht ein kleiner Absatz mit einer Breite von ca. 2 cm. Die Gesamthöhe beträgt ca. 1 m. Für einen Meilenstein wäre das etwas zu kurz. Auch die gewölbte Form des Kopfes unterscheidet sich von der eines flachkegligen großherzoglichen Meilensteins. Im Denkmalverzeichnis des Landes Hessen ist zu lesen: Runder, zirka 1 Meter hoher Pfosten aus rotem Sandstein, letztes Erinnerungsmal an das ehemalige Zollhaus, das sich jenseits der Ludwigstraße an der Einmündung der Zollhausstraße befand. Der Stein dürfte in den 1820er Jahren beim Neubau des ehemaligen Gebäudes aufgestellt worden sein.
In Heppenheim gibt es noch einen Streitstein und einen Schlangenstein, die ich aber noch nicht aufgesucht habe -->Link
Die Form des Kopfes ist ähnlich der des "Meilensteins Büttelborn/Worfelden", der aber mit einer Höhe von ca. 65 cm deutlich kleiner. Dieser weist ebenfalls auf einem quadratischen Fuß einen säulenförmigen Sockel mit ähnlichen Maßen auf.
Geleitstein
Dieser sog. Geleitstein steht an der Grenze zwischen Hessen und Baden (Württemberg) -->Standort, die dort auch die Kreisgrenze bildet. Er besteht aus rotem Sandstein, an dem der Zahn der Zeit heftig genagt hat. Die Wappen auf beiden Seiten sind nicht mehr erkennbar, auch die Inschrift über den Wappen nicht. Lesen wir auch hier im Denkmalverzeichnis des Landes Hessen nach: Alter Grenzstein an der südlichen Landesgrenze zwischen Heppenheim und Laudenbach. Der bei Bauarbeiten 1984 gefundene Sandstein wurde 1714 unter dem pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm gesetzt, um die sich an der Landesgrenze orientierende Stelle der Bergstraße zu markieren, an der das Sicherungsgeleit v.a. für fahrende Kaufleute von den pfälzischen Geleitsreitern an die Starkenburger weitergegeben wurde. Am Stein heute noch deutlich sichtbar das Wappen mit dem pfälzischen Löwen sowie die Inschrift "GRAENTZN GLEITHSSTEIN", das hessische Wappen verwischt. Aus der Zeit kurz nach 1803 stammen die Buchstaben GB für Großherzogtum Baden und die Nummer 38. Der Stein macht die handelsgeschichtliche Bedeutung der Bergstraße deutlich. Die Inschrift unterhalb der Wappen ist nicht mehr in Gänze lesbar. Gemäß Lit. Vogt wurde er 1984 bei Bauarbeiten gefunden.
Streitstein
Wenn man schon eimal in Heppenheim ist, dann sollte man diesen "Streitstein" besuchen. Er steht auf der Westsete der B 3 im Norden der Stadt (-->Standort). Er ist eigentlich kein Straßenstein, sondern ein Rechtsdenkmal. Der Informationstafel ist zu entnehmen, dass er eine Entscheifung des Kurfürsten der Pfalz bei einem Streit zwischen Bensheim und Heppenheim symbolisiert. Mehr dazu steht auf der Infotafel, Der Stein stammt aus dem Jahr 1600.
Poststein
Ebenfalls in Heppenheim steht in der Grünanlage des Feuerbachplatzes (-->Standort) der Poststein. Er besteht aus hellem Sandstein, wurde im Jahr 1782 gefertigt. In Lit. Vogt wird auf S. 44 F. Koos zitiert: Der vor einigen Jahren bei einem Hochwasser zutage gespüle Poststein erinnert an den tatkräftigen Postmeister Werle , der in Klein-Hppenheim eine Mühle besaß. Der Stein mit den Buchstaben J (Johannes), W (Werle), H (Heppenheim) unter dem Mainzer Kurhut und mit der Unterschrift K (Kaiserlicher) R (Reichs) Post H (Halter) 1789 weist auf diese Postmühle hin. Das Letzteres ist nicht ganz schlüssig. Außerdem lautet ei Jahreszahl eindeutig 1782
Daneben stehen nüch einige weitere Steine (Prellsteine, Grenzstein No XIII mit Mainzer Rad und der Jahreszal 1801) und es gibt noch die Überreste einer römischen Pflasterung zu sehen. Nach Zeitungsberichten soll dies an das Landratamt verlegt werden.
Steinerne Wegweiser
Auch im GPS-Zeitalter sind Wegweiser auch heute noch unverzichtbar. Früher nutzte man häufig Markierungen auf Steinen oder speziell angefertigten Steinsäulen, um den Reisenden den Weg zu weisen. In der Publikation von Riebeling (2) wird eine Reihe von steinernen Wegweiser im Odenwald aufgezählt, die hier nicht im Fokus stehen. Die dem Dreieichgebiet am nächsten stehenden steinernen Wegweiser befinden sich in und bei Trebur. Ein Stein (Abb. links) steht an der scharfen Kurve der L 3012 gegenüber einem Eissalon. Er ist leicht zu übersehen, weil er mit seiner hellen Sandsteinfarbe einem Verteilerkasten ähnelt. Seine Beschriftung: Nach den Rhein Auen. und Nach Astheim - Bauschheim - Rüsselsheim. (-->Standort).
Der andere Stein (Abb. rechts) steht an der Straße zwischen Trebur und Rüsselsheim (-->Standort). Er trägt die Inschrift Nach Königstädten. Die andere Beschriftung ist nicht oder kaum zu entziffern (Nach Schönau?).
Riebeling schrieb von drei Wegweisern bei Trebur. An dem angegebenen Standort direkt an der L 3012 zwischen Geinsheim und Trebur verlief ein dichtbewachsener Graben, der im Sommer 2019 so undurchdringlich war, dass ich nichts erkennen konnte. Ich wiederholte den Besuch im März 2020 und konnte im Graben den umgestürzten Wegweiser finden. Die Beschriftung: Nach Leheim und Nach Grisheim?. Die Schrift auf den anderen beiden Seiten konnte ich nicht lesen. Herr D. Braks teilte mit, dass vor dem Bau der Straße Trebur - Geinsheim 1898 dort ein Feldweg verlief und dass an dieser Stelle ein Weg Richtung Wallerstädten/Leeheim abzweigte (s. historische Karte, D. Braks). Es ist zu hoffen, dass die Stadt Trebur oder die Gesellschaft für Heimat & Geschichte Trebur sich des Steines annimmt und ihn an der alten Stelle wieder aufstellen lässt.
Nachtrag 3/2024: Ich schrieb den Bürgermeister von Trebur wegen des Steies an, erst nach einer Erinnerungsmail teilte man mir mit, dass der Stein geborgen sei, restauriert und wieder am alten Platz aufgestellt werden solle. Ein undatierter Zeitungsbericht wurde freundlicherweise mitgeschickt. Ich besuchte am 7.4.24 das Treburer Museum. Der Stein lag im Hof, sodass die Beschriftung gut erkennbar war: Es heißt nicht Grisheim sondern Geisheim. Offensichtlich hat der Steinmetz ein "n" vergessen: Nach Geinsheim.
Nachtrag 10/2024: Diese These wird durch eine historische Karte aus Lagis Hessen gestützt. Auf dem Kartenausschnitt rechts sind der Standort des Wegweisers und die Wege nach Geinsheim und Leeheim markiert. Interessant ist auch ein Ausschnitt aus dem Messtischblatt von 1900 (ca.) in dem der Standort des Wegweisersteins mit "Zollstock" bezeichnet wird. Üblicherweise steht ein "Zollstock" an einer Grenzlinie; die Gemarkungsgrenze von Trebur verläuft etwas südlicher. Trebur war hessisch, während Geinsheim bis 1815/16 zum Fürstentum Isenburg gehörte. Hier sind die lokalen Heimatforscher gefordert.
Straßenbau-Monumente
Im Rhein-Main-Gebiet gibt es zwei dieser großen Gedenksäulen. Der eine ist der "Wandersmann" am Wiesbadener Kreuz -->Standort. Der 11 Meter Hohe Obelisk mit einem davorstehenden Wasserbecken erinnert an die Fertigstellung der Straße Wiesbaden - Höchst im damaligen Herzogtum Hessen Nassau. Am Sockel ist zu lesen: Friedericus Augustus Dux Nassovie hanc viam construi iussit. MDCCCXIII (Friedrich August Herzog von Nassau hat diese Straße zu bauen befohlen. 1813). Der gestohlene Löwenkopf wurde durch eine neue Version aus gefärbtem Material ersetzt. Schade, dass Leute dieses Denkmal beschmiert haben. Die Geschichte des Bauwerks ist in dem oben aufrufbaren Wikipedia-Artikel hinreichend dargestellt. Als Begründung für die Wahl des Standortes wurde angeführt, dass der Stein aus allen Himmelsrichtungen gut zu sehen sein soll. Das ist durch den heftigen Bewuchs heute nicht mehr der Fall. Man muss schon aufpassen, wenn man ihn auf der Autobahn nicht verpassen will. Er ist auch zu Fuß nur schwer erreichbar. Am besten parkt man seinen Wagen auf dem der A66 zuggwandten Teil des Ikea-Parkplatzes in Wallau (roter Punkt auf der aufrufbaren Karte). Man nutzt dann einen Pfad, um auf den Parallelweg zur Autobahn zu gelangen. Diesem Weg folgt man bis zur Autobahnunterführung. Vor dem Tunnel führt ein steiler Pfad die Böschung hoch. Ist man dann oben, ist der Wandersmann nicht zu verfehlen. Der in der Karte erkennbare Pfad (gestichelte Linie) ist nicht zu empfehlen.
Das andere Straßenbau-Monument ist die Ehrensäule in Hanau -->Standort. Sie steht am Ehrensäulenrondell im Osten Hanaus, einem Kreisverkehr, in den sechs Straßen münden. Der Obelisk aus rotem Sandstein wurde 1775 im Rahmen von großangelegen Straßenbaumaßnahmen um Hanau errichtet. Auf drei Seiten des Sockels werden die Richtungen nach "Hanau", "Dettingen" und "Birkenh(ainer) Straße" angegeben, auf der vierten Seite kann man lesen "Renovatum 1880". Auf der Westseite erkennt man eine Kartusche mit Inschrift, die auf den Erbauer, Erbprinz Wilhelm von Hessen-Kassel hinweist. WILHELMUS / HASSIAE LANDGRAVIUS / HANOVIAE COMES / MUNITIS VIIS PUBLICI / HANCCOLUMNAMINDICEM / POSUIT / MDCC XXV.
Sonstiges
Unter dem Kapitel "Straßensteine" kann man zur Not auch Steine subsummieren, mit denen eine Straße gepflastert ist. Das nebenstehende Bild stammt aus dem Wald westlich von Philippseich. Es handelt sich um die sogenannte "Barockstraße". Dies ist eine etwas großspurige Bezeichnung für ein Sträßchen, das möglicherweise in der Barockzeit (1575 - 1770) gebaut wurde. Diese Straße hat darüber hinaus nichts mit der bekannten Prachtentfaltung des Barockstils zu tun. Der Regionalpark Rhein-Main hat sogar eine Informationsstele aufgestellt, in deren Text dieser sonderliche Begriff benutzt wird. Lesen wir, was der Regionalpark über die "Barockstraße" schreibt:
An dieser Stelle befindet sich, von einer dünnen Flugsandschicht bedeckt, eine alte Straße. Sie führte von der Rheinstraße als ein alter Fernverbindungsweg hierher und endete am Jagdschloss Philippseich. Man erkennt den mittig auf das Schloss zuführenden Straßenverlauf als leicht hohlwegartigen Einschnitt in der Flugsanddüne. Die Straße wurde wahrscheinlich im späten 18. Jahrhundert befestigt: Man pflasterte sie mit Bruchsandsteinen auf einer Breite von 6,50 Meter. Regenwasser floss durch das Quergefälle zu den Rändern ab, die mit Rechtecksteinen gefasst wurden. Ursprünglich war entlang der Straße eine Allee aus Eichen gepflanzt.
Es ist korrekt, dass es sich im Prinzip um die Fortsetzung der Langener Rheinstraße handelt. Vor der Anlage der Dieburger Straße hatte die Rheinstraße ihre Fortsetzung in der heutigen Teichstraße, führte dann südlich des heutigen Schwimmbades und südlich des Paddelteiches ( = Springenweg) vorbei in den Wald südlich der Dreieichenhainer Sportplätze und dann südlich des Dreieicher Tierheims ("Im Haag") nach Philippseich zu führen (s. Abb. rechts). Um dem historischen Charakter dieser Straße gerecht zu werden, müsste sie freigeschnitten werden, um die Blickachse auf Philippseich wiederherzustellen. Siehe dazu Lit. Weber (4).
Anmerkung 3/20: Der Sturm am 19. August 2019 hat den Philippseicher Wald im Lauxensee zerstört. Den Rest haben ihm die Harvester gegeben, die unvermeidlicherweise die umgestürzen Stämme verarbeiten und abtransportiern mussten. Tiefe Furchen charakterisieren nun die Barockstraße vom Kühtor bis zum Schlosstor Philippseich. Die oben erwähnte Regionalparkstele liegt umgestürzt an der Seite und wird wohl nimmermehr benötigt. Es sind Aufforstungsarbeiten vor Ort imgange. Leider hat man die neuen Bäume in die Flucht der Barockstraße gepflanzt und hat sich somit die Chance verbaut, den Alleencharakter der historischen Straße wiederherzustellen. Schade.
Im April 2015 wurde für die Verlegung von Rohren die alte B3 in Langen am südlichen Ortsausgang aufgeschnitten. Clara Hartmann hat mir freundlicherweise ein Bild von dem Straßenschnitt zur Verfügung gestellt. Es ist insofern interessant, weil dort die Bauhistorie offenliegt. Die Straße wurde zwischen 1790 und 1812 als gerade Chaussee neu gebaut. Wie man erkennt, besteht die unterste Schicht aus dicht gepackten rotliegenden Steinen aus heimischen Steinbrüchen. Links und rechts sieht man den (mit Lehm?) befestigten Straßengraben. Über den rotliegenden Steinen ist eine graue Schicht Schotter unterschiedlicher Körnung aufgetragen. Dies war die Oberfläche der Chaussee. Als Anfang des 20. Jh. die Chausseen gepflastert wurden, kam zunächst eine Schicht Basaltschotter auf die Oberfläche und darauf eine Sandschicht, in welche die Pflastersteine aus Basalt gesetzt wurden. In den 1950er oder 60er Jahren wurden die Straßen asphaltiert. An dieser Stelle geschah dies, ohne den Untergrund auzukoffern. Über die Pflastersteine kam einfach eine dicke Schicht Asphalt. Auch die Seitenstreifen sind ohne zusätzliche Gründung über die alten Bankette asphaltiert worden. Dieser Straßenschnitt ist insofern ungewöhnlich, weil die Schichtung nicht durch Kanalverlegungen oder andere Erdarbeiten gestört ist.
Das Bild rechts zeigt ein Schnitt durch die Eisenbahnstraße in Höhe der Einmündung August- Bebel-Straße. Sie wurde1878 gebaut. Hier erkennt man wieder die Packung aus rotliegenden Steinen, den Schotter und darüber gleich die Asphaltschicht. Die Eisenbahnstraße war nie gepflastert.
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Straßenbauten in der Dreieich
Bayerseich - Langen: 1790 - 1812. Es existiert ein Plan von 1790, der -->hier aufgerufen werden kann
Sprendlingen - Langen: 1785 - 1795, Lit. Nahrgang (4)
Sprendlingen - Neu-Isenburg: 1802 - 1811, Lit. Jost
Sprendlingen - Offenbach: 1818/19 (Baubeginn), Lit. Nahrgang (4)
Sprendlingen - Dreieichenhain: 1790 -1792, Lit. Nahrgang (4)
Sprendlingen - Buchschlag: 1878, Lit. Heil
Buchschlag - Mitteldick: 1935-36 Stadtarchiv Dreieich, Findbuch Sprendlingen (alt), XXVI, Abt. 3, Konv. 18, Fasz. 7
Dreieichenhain -Langen (K 173): 1873-75, Lit Lütkemann (4), ehem. Engasshügelschneise, Lit. Lütkemann (5)
Neu-Isenburg - Heusenstamm: 1923 - 1924, Lit. Nahrgang (4)
Neu-Isenburg - Götzenhain: 1791 als "Neue Schneise, verbreitert 1958/59, Lit. Nahrgang (4)
Langen - Mörfelden: 1829 - 1832, Lit. Neusel (5), ehem. Franzosen-Schneise, Lit. Lütkemann (5), S. 74
Egelsbach - Mörfelder Chaussee: 1899, ehem. Luderschneise, Lit. Lütkemann (5), heute Prinzessin Dingsbums-Allee
Langen - Offenthal: 1841 - 1845, Lit. Neusel (5)
Offenthal - Messel: 1901, Lit. Raffius (2)
Mörfelden - Gehspitz: 1866 - 1870, Lit. Nahrgang (4)
Frankfurt - Neu-Isenburg: 1728 gehauen, Lit. Scharff (2)
Oberforsthaus - Neu-Isenburg: 1736 gehauen, Lit. Scharff (2)
Groß-Gerau - Mörfelden: 1829/31, Lit. Hoferichter
Rüsselsheim - Mörfelden: 1953, ausgebaut 1968, Lit. Hoferichter
Umgehungsstraße Mörfelden: 1936, Lit. Hoferichter
Die Frankfurter Straße (Sprendlingen - Neu-Isenburg), wurde zwischen 1730 und 1740 angelegt. Sie war schon 1728 fertig abgesteckt, aber erst in den 1780er und 1790er Jahren wurde sie südlich von Sprendlingen weiter ausgebaut. Der Ausbau des letzten Abschnittes bei Neu-Isenburg erfolgte erst 1810 (Lit. Nahrgang (4)).
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Die Ruhesteine in Hessen besitzen seit 11.2020 -->eine eigene Seite
Die Steintische an der Sprendlinger Landstraße in Offenbach und am Wolfstock bei Dietzenbach
Vorbemerkung:Der folgende Bericht über die beiden Steintische ist chronologisch aufgebaut, er beschreibt meinen Erkenntnisgewinn bei den Recherchen, Untersuchungen und vielen persönlichen Gesprächen über diese Kleindenkmäler: von der ersten Begegnung mit dem Offenbacher Steintisch über dessen Dokumentation und Sanierung zu den Leserreaktionen auf eine Artikel in der Offenbach-Post. Diese führten schließlich zu dem Steintisch am Wolfstock bei Dietzenbach (in der Götzenhainer Gemarkung) und zu dem ehemaligen Standort eines Steintischs im Offenbacher Polackengarten. Schließlich wird eine Hypothese über die Herkunft der beiden Steine aufgestellt.
Im Kulturlandschaftskataster FrankfurtRheinMain wird ein Steintisch gegenüber der Buswendeschleife an der Sprendlinger Landstraße (-->Standort) unter der Rubrik "Ruhe" aufgeführt. Frau Pujari vom Haus der Stadtgeschichte Offenbach war so freundlich, mir einen Artikel von Georg Wittenberger aus dem Jahr 1983 (Blätter des Offenbacher Geschichtsvereins) zur Verfügung zu stellen. Aus dieser Publikation stammt auch das Bild unten, auf dem die gerundeten Sitzbänke aus Sandstein noch zu sehen sind. Der Aufnahmezeitpunkt des Bildes ist nicht bekannt. Es stammt aus dem Fundus von Alfred Kurt. Georg Wittenberger hat auf Anfrage bestätigt, dass die Steinbänke zum Zeitpunkt der Publikation noch vorhanden waren. Eine weitere Recherche ergab, dass der Steintisch im Denkmalverzeichnis des Landes Hessen (DenkXweb) aufgeführt ist. In der Druckversion (Denkmaltopografie) ist ein weiteres historisches Foto abgebildrt.
Ich bin mir nicht sicher, ob man diesen Steintisch unter der Überschrift "Ruhen" subsummieren kann. Zum Absetzen von Lasten ist er eigentlich zu niedrig. In der Publikation von Wittenberger (Auszug) wird spekuliert, dass es sich um einen Gerichtstisch oder - profaner - um einen Verkaufstisch gehandelt haben könnte. Es wird ein Bericht aus dem Jahr 1936 zitiert, nach dem der Tisch in Zusammenhang mit der Begeisterung für die Natur im frühen 19. Jh. aufgestellt worden ist. Diese Erklärung ist auch in der Objektbeschreibung im Denkmalverzeichnis nachzulesen.
Der Tisch selbst besteht aus zwei halbkreisförmigen 10 cm dicken Sandsteinplatten (festes Rotliegendes), der Durchmesser beträgt 189 cm. Die Platten werden durch Eisenklammern zusammengehalten. Diese sind mit Blei in den Steinplatten befestigt. Die Höhe der Tischplatte über Bodenniveau variiert von 66 cm (NW) bis 38 cm (O). Die Platten liegen auf einem runden Podest mit einem Durchmesser von ca. 150 cm. Es ist aus Natursteinen gemauert und verputzt. An einigen Stellen ist der Verputz abgeplatzt. Auf der Westseite ist das Podest stark beschädigt. Schaut man sich die Platte genauer an, dann erkennt man in der Mitte vier mit Mörtel verfüllte Löcher in rechteckiger Anordnung (Seitenlänge 38x30 cm). Weiterhin ist auf dem südlichen Plattensegment ein mit einem Eisenstab (?) mit quadratischem Querschnitt gefülltes Loch zu sehen. Das Loch auf der Gegenseite ist mit Mörtel verfüllt. Die Klammer auf der Ostseite, weist mittig über der Fuge Bearbeitungsspuren auf. Ein Blick in die beschädigte Westseite des Podestes zeigt einen senkrechten Eisenstab, der oben an einer der beiden Klammern befestigt ist. Wie passt das alles zusammen?
Eine Erklärung für diese Beobachtung ist folgende Vermutung: zunächst stand die Tischplatte auf einem schmaleren Podest. Sie war mit vier Eisenbolzen auf dem Podest befestigt. Zur Stabilisierung wurden vier Eisenstäbe benutzt, zwei davon waren mit den Klammern verschmiedet, zwei weitere, jeweils 90 Grad versetzt, direkt in die Platte eingelassen. Irgendwann reichte diese Unterstützung nicht mehr aus. Man stabilisierte den Tisch, indem man mit Natursteinen ein Podest mit einem größeren Durchmesser aufmauerte. Dies erklärt auch die etwas schwerfälligen, plumpen Proportionen des Tisches. Allerdings: Mit einer starken Taschenlampe kann man in das Innere des Podestes leuchten: Man erkennt keine innere Struktur. Die vier antizipierten Eisenstangen in der Mitte fehlen, ebenso die auf der Nordseite. Die beiden anderen vermuteten Stangen konnte man nicht erkennen. Die Steine innen scheinen nur aufeinandergelegt zu sein, die Steinplatten ruhen auf dem gemauerten äußeren Ring.
Um den Tisch herum stehen halbkreisförmig 9 quaderförmige Sandsteine (ebenfalls aus Rotliegendem), auf denen die gerundeten Sandsteinplatten zum Sitzen befestigt waren. Der Radius beträgt bis zur Vorderseite der Sandsteinblöcke 130 bis 140 cm. Bei vier von ihnen sind noch die Befestigungseisen für die Sitzplatten vorhanden. Sie ragen 10 bis 14 cm aus den Böcken heraus. Der östlichste Stein (Nr. 1) weist eine frische Beschädigung auf; es sind noch drei Bruchstücke vorhanden. Die Maßangaben in der Abbildung beziehen sich auf die Tiefe, die Breite und die Höhe in cm. Bei Block 6 erkennt man einen Schnitt im Stein, der von einem Trennschleifer verursacht wurde. Offensichtlich haben die Diebe (?) der steinernen Sitzbänke mit schwerem Gerät gearbeitet. Bei Block 7 wurde eine Ecke mit Mörtel/Beton repariert, ein Hinweis darauf, dass die Bank nach 1900 restauriert bzw. repariert wurde.
Nachdem ich Kontakt mit der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Offenbach aufgenommen hatte, erlaubte ich mir, am 14.7.2019 den Müll und die Scherben rund um den Steintisch aufzusammeln und den Efeu zu entfernen. Wenn man das Ensemble nachhaltig schützen möchte, sollten die dicht an dem Kleindenkmal stehenden Bäume entfernt werden. Ich habe mit Hessenforst in dieser Sache Kontakt aufgenommen.
Nachtrag 9/2019: Nach Rücksprache mit der Offenbacher Denkmalschutzbehörde habe ich zusammen mit einem Maurer den Sockel des Steintischs ausgebessert. Zunächst wurde der Fuß des Sockels freigelegt. Es zeigte sich, dass die Wurzel eines der Bäume die Rundmauer stark beschädigt hatte. Die losen Putzteile wurden entfernt, das Loch zugemauert und die schadhaften Stellen verputzt. Darüber hinaus wurde der zerbrochene Sandsteinblock mit gefärbtem Spezialkleber repariert. Weiterhin haben wir nochmals mehrere Eimer Müll aufgesammelt und das Unterholz um den Tisch gelichtet.
Am Tisch selbst waren an der dem zerbrochenen
Sandsteinblock
zugewandten Seite frische Schleifspuren zu erkennen. Das lässt
darauf schließen, dass kürzlich dort ein Fahrzeug
von der
Straße abgekommen sein muss und die Beschädigung
hervorgerufen hat. Bemerkenswert ist auch, dass auf der Tischoberseite
flächenhafte Teerspuren zu erkennen sind, was die Historie
dieses
Kleindenkmals noch rätselhafter macht. Der zuständige
Revierfötster hat im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht
die Bäume um den Tisch fällen lassen.
Nachtrag 11/2019: Die Offenbach-Post hat am 15.11.2019 einen Artikel über den Steintisch publiziert, in dem die Leser gebeten werden, Informationen über den Tisch - falls vorhanden - an mich weiterzuleiten. Hier die Kommentare:
Zwei Bürger aus Dietzenbach machten mich auf einen vergleichbaren Steintisch am Wolfsstock im Götzenhainer Wald aufmerksam. --> Standort . Eigentlich kannte ich diesen Tisch, ich hatte sogar ein Foto im Kapitel Wolfstock in dieser Website publiziert. Aber ich brachte ihn gedanklich nicht mit dem Offenbacher Steintisch in Verbindung. Die 10 cm dicke rote Sandsteinplatte hat einen Durchmesser von 175 cm. Auch sie ist zweigeteilt. Beide Hälften werden von Eisenklammern zusammengehalten, die ebenfalls mit Blei in den Platten befestigt sind. Sie besitzen im Gegensatz zu dem Offenbacher Pendant keine Löcher, in denen Unterstützungsstäbe hätten befestigt sein können. Sie ruhen auf einem Schleuderbetonrohr mit einem Durchmesser von 100 cm. Um den Tisch herum stehen zwei gerundete Steinbänke, die aus je zwei Betonsegmenten und einem Sandsteinsegment bestehen. Beide Sandsteinsegmente sind in zwei Teile zerbrochen. Die Sitzbänke sind 35 cm breit und 15 cm dick und ruhen auf insgesamt 10 Steinblöcken aus Rotliegendem. Der Innenradius beträgt ca. 130 cm. Die Innenseiten der vier Betonsegmente sind 60 und 70, die der Sandsteinsegmente 125 und 110 cm lang. Auf den Sandsteinsegmenten erkennt man je drei teils mit Blei versehene Löcher, mit denen die Segmente mittels Eisendübeln auf den sie tragenden Steinen befestigt waren. Ich habe die Lochabstände (62. 52, und 54, 51 cm) mit den Abständen der Löcher bzw. Befestigungseisen der Trageblöcke an der Sprendlinger Landstraße verglichen: keine Übereinstimmung. Die Bänke können nicht von dem Tisch an der Sprendlinger Landstraße stammen.
Der Platz am Wolfstock wurde 1999 neu gestaltet. Der Revierförster Andreas Keller berichtete, dass dieser Steintisch bei dem vierstreifigen Ausbau der Sprendlinger Landstraße im Wege stand. Er wurde daher in den Garten des Neu-Isenburger Forstamt an der Alicestraße versetzt. Als das Forstamt verkauft wurde, konnte der Tisch mit den Bänken auf Initiative von Förster Keller den Platz an dem Wolfstock bereichern.
Ich hatte Gelegenheit, mich intensiver mit Frau Baumann aus Offenbach (Jahrgang 37) zu unterhalten, die sich an die Offenbach-Post gewendet hatte. Sie erzählte sehr detailreich, dass sie 1943 oft mit ihrer Großmutter im Wald spazieren gegangen ist. Sie kann sich noch sehr genau an einen großen Steintisch an der Kreuzung Pechschneise/Sprendlinger Weg erinnern. --> Standort. Er habe eine dünnere Mittelsäule gehabt und wurde mit Eisenstäben gestützt. Nach dem Krieg sei er verschwunden. Es blieben nur noch Steine am Standort, die zwischenzeitlich auch nicht mehr vorhanden sind sind.
Das Ganze ist sehr verwirrend: die von Frau Baumann beschriebene Tischplatte entspricht wegen der Stützeisen wahrscheinlich der von der Sprendlinger Landstraße, folglich müsste dieser Tisch erst nach dem Krieg dort aufgestellt worden sein. Wenn die Aussage von Förster Keller korrekt ist, dass der Wolfstock-Tisch von der Sprendlinger Landstraße stammt, dann müssten vor dem Straßenausbau zwei Steintische dort gestanden haben. Das ist aber in keiner Weise schriftlich belegt !
Ein Hinweis auf zwei Steintische kann einer Karte entnommen werden, die aus dem Fundus von Frau Luise Hubel stammt, in der sie die Grenzen und Grenzsteine des Offenbacher Forstes eingetragen hat. An der Sprendlinger Landstraße erkennen wir auf beiden Seiten zwei rechteckige Ausbuchtungen mit je einem Punkt. Diese könnten die beiden Steintische symbolisieren. Leider ist das Erscheinungsdatum der Karte nicht bekannt; nach der Bebauung dürfte die Karte um 1970 entstanden sein. Im aktuellen Alkis sind diese Ausbuchtungen (rot markiert) ebenfalls zu erkennen.
Zwei weiterei Aspekte verdienen erwähnt zu werden. Die Landstraße zwischen Sprendlingen und Offenbach wurde um 1818 erbaut. Vorher gab es eine Verbindung zwischen beiden Orten: den Sprendlinger Weg, der über die Rosenhöhe führte. Es liegt nahe, dass ein "Ruckstein" dort aufgestellt wurde. Aber wieso zwei gleichartige Tische?
Frau H. machte darauf aufmerksam, dass das Waldstück südlich der Rosenhöhe auch als Polackengarten bezeichnet wird. Der Name kommt von dem "Offenbacher Messias", einem polnischen Juden mit dem Namen Frank, der seit 1788 in Offenbach mit seinen Anhängern residierte. Im Polackengarten sollen er und seine Gefolgsleute biwakiert und gefeiert haben. Ob die beiden Steintische Relikte dieser Anlage waren? Wenn dem so ist, müsste zunächst der Wolfstock-Tisch an die Sprendlinger Landstraße versetzt worden sein und nach dem Krieg der Tisch, von dem Frau H. berichtete.
Nochmals diese These zusammenfassend: Die Anhänger von Frank haben um 1788 im Polackengarten gefeiert. Dafür wurden zwei Steintische (A ohne und B mit Eisenstützen) mit Bänken dort aufgestellt. Als die Chaussee von Sprendlingen nach Offenbach 1818 fertiggestellt war, wurde Steintisch A an die Ostseite der Chaussee gestellt, auch um den Marktfrauen die Möglichkeit zur Rast zu geben. Steintisch B blieb am Sprendlinger Weg stehen. Nach dem Krieg versetze man Steintisch B an den jetzigen Standplatz an der Westseite und verdeckte die Eisenstützen mit einem massiven gemauerten Unterbau. Die Buswendeschleife wurde um ihn herumgebaut. Beim vierspurigen Ausbau der Sprendlinger Landstraße um 1960 kam Steintisch B in das Forsthaus nach Neu-Isenburg und von dort aus 1999 zum Wolfstock. Die Bänke um den Tisch A wurden nach 1983 gestohlen. - Natürlich ist das eine Spekulation, aber hat jemand eine bessere Erklärung für die Herkunft und das Schicksal dieser beiden historischen Kleindenkmäler?
In der Offenbach-Post vom 11.12.2019 wird in einem kleinen Artikel über die Leser-Reaktionen und deren Schlussfolgerungen berichtet. Im Dezember untersuchte ich die Stelle auf der anderen Seite der Sprendlinger Landstraße, die dem Steintisch gegenüber liegt. Erwartungsgemäß fand ich keine Relikte des zweiten Steintischs, sondern ein Grenzstein aus Rotliegendem mit der Inschrift "GH / Ch", die zunächst rätselhaft war. Ein Koordinatenabgleich zeigte, dass dieser Stein auf dem südöstlichen Eckpunkt der oben beschriebenen rechteckigen Ausbuchtung des Straßengrundstücks stand. Bei einem erneuten Besuch dieser Stelle fand ich ca. 15 m weiter nördlich einen zweiten Stein aus Rotliegendem. Er war zerbrochen. An einem Bruchstück war wieder die Inschrift "GH / Ch" zu erkennen. Jetzt lag die Erklärung auf der Hand: "GH" bedeutet Großherzogtum Hessen und "Ch" steht für Chaussee. Als um 1820 die Chaussee zwischen Offenbach und Sprendlingen gebaut wurde, musste das Großherzogtum das Gelände für den Bau dem Fürsten von Isenburg-Birstein abkaufen, denn die Straße führte zum Teil durch den Forst Dreieich, Revier Offenbach, der dem Isenburger Fürsten gehörte. An der Stelle, an der die Chaussee die Offenbacher Feldgemarkung erreichte, wurde ein kleiner Platz abgegrenzt, auf dem später die beiden Steintische standen. Die beiden Grenzsteine auf der östlichen Seite dieses Platzes wurden jetzt gefunden und dokumentiert. Den zerbrochenen Stein habe ich wieder zusammengefügt. Die beiden Steine auf der anderen Straßenseite sind wahrscheinlich beim Bau der Buswendeschleife entfernt worden. Interessant an der Tatsache, dass die Grenze des Fürstlich Isenburger Waldes zur Feldgemarkung Offenbach durch diesen Platz führt. Ein relativ hoher Granit-Grenzstein steht in der Nähe des restaurierten GH/Ch-Steins, ein weiterer ca. 30 m weiter in Richtung der diesseitigen Buswendeschleife. Die anderen historischen Steine dieser Grenze werden in einem separaten Kapitel dieser Website behandelt werden.
Am 27.11. ist ein weiterer Artikel in der OP erschienen, in dem über den Umgang mit dem Steintisch im Zusammenhang mit der Neuanlage eines Radwegs berichtet wird. Im März 2022 war der Radweg schon lange fertig. Der Steintisch ist mit einem runden Stahlband umgeben, der den Asphalt von dem Splitt trennt. Mal Schauen, was hier noch geplant ist.
Nachtrag 11/2019: Die Offenbach-Post hat am 15.11.2019 einen Artikel über den Steintisch publiziert, in dem die Leser gebeten werden, Informationen über den Tisch - falls vorhanden - an mich weiterzuleiten. Hier die Kommentare:
- Nach "Chaussierung" der Sprendlinger Landstraße in 1818 wurde dieser Tisch für die Marktfrauen aus Sprendlingen angelegt. Diese kamen mit ihren Kiepen über den Wald und an der Stelle, wo sie erstmals Offenbach sahen, nahmen sie mit einem "Hau-Ruck" ihre Kiepen ab , um erst mal zu rasten, bevor sie auf den Offenbacher Wochenmarkt weiterzogen. Deshalb wurde im Volksmund dieser Tisch "Ruckstein" genannt.
- Mein Großvater - Jahrgang 1899 - erzählte immer, dass der Tisch von den aus dem Kreis kommenden marktbeschickenden Bauern als Rastplatz benutzt wurde.
- In den 1920er Jahren wurde Schulkindern bei Ausflügen wohl erzählt, dass an diesem Platz Napoleon gerastet hätte.
- Der Platz sei als Ruckstein bekannt – ein Ruckstein habe dazu gedient, dass Markthändler oder sonstige Reisende dort ihre Last (Rucksäcke) hätten abstellen können.
- In einer Ravenstein-Markierungskarte (publiziert um 1870) sind auf der Höhe des Standplatzes des Steintisches links und rechts der Straße zwei rote Punkt eingetragen. Die Legende: "Bänke der Verschönerungsvereine in Frankfurt und Offenbach".
- Der Platz um den Tisch könnte eine Thingstätte der katholischen Pfadfinderschaft gewesen sein.
- Dieses Foto von der Buswendeschleife ist auch in dem Buch "Obusse in Deutschland" Bd. 2 abgebildet.
- Das Foto unten wurde am 30.10.1955 anlässlich der Einweihung der O-Busline Rumpenheim - Buchrainweiher aufgenommen. Die Bildrechte liegen beim Archiv VDVA, von dem ich freundlicherweise die Abbildungsrechte erhielt:
- Ich konnte Anfang 2023 eine historische Postkarte mit dem Offenbacher Steintisch erwerben ("Am Rondell"). Der Ausschnitt mit dem Tisch ist untel rechts abgebildet.
Zwei Bürger aus Dietzenbach machten mich auf einen vergleichbaren Steintisch am Wolfsstock im Götzenhainer Wald aufmerksam. --> Standort . Eigentlich kannte ich diesen Tisch, ich hatte sogar ein Foto im Kapitel Wolfstock in dieser Website publiziert. Aber ich brachte ihn gedanklich nicht mit dem Offenbacher Steintisch in Verbindung. Die 10 cm dicke rote Sandsteinplatte hat einen Durchmesser von 175 cm. Auch sie ist zweigeteilt. Beide Hälften werden von Eisenklammern zusammengehalten, die ebenfalls mit Blei in den Platten befestigt sind. Sie besitzen im Gegensatz zu dem Offenbacher Pendant keine Löcher, in denen Unterstützungsstäbe hätten befestigt sein können. Sie ruhen auf einem Schleuderbetonrohr mit einem Durchmesser von 100 cm. Um den Tisch herum stehen zwei gerundete Steinbänke, die aus je zwei Betonsegmenten und einem Sandsteinsegment bestehen. Beide Sandsteinsegmente sind in zwei Teile zerbrochen. Die Sitzbänke sind 35 cm breit und 15 cm dick und ruhen auf insgesamt 10 Steinblöcken aus Rotliegendem. Der Innenradius beträgt ca. 130 cm. Die Innenseiten der vier Betonsegmente sind 60 und 70, die der Sandsteinsegmente 125 und 110 cm lang. Auf den Sandsteinsegmenten erkennt man je drei teils mit Blei versehene Löcher, mit denen die Segmente mittels Eisendübeln auf den sie tragenden Steinen befestigt waren. Ich habe die Lochabstände (62. 52, und 54, 51 cm) mit den Abständen der Löcher bzw. Befestigungseisen der Trageblöcke an der Sprendlinger Landstraße verglichen: keine Übereinstimmung. Die Bänke können nicht von dem Tisch an der Sprendlinger Landstraße stammen.
Der Platz am Wolfstock wurde 1999 neu gestaltet. Der Revierförster Andreas Keller berichtete, dass dieser Steintisch bei dem vierstreifigen Ausbau der Sprendlinger Landstraße im Wege stand. Er wurde daher in den Garten des Neu-Isenburger Forstamt an der Alicestraße versetzt. Als das Forstamt verkauft wurde, konnte der Tisch mit den Bänken auf Initiative von Förster Keller den Platz an dem Wolfstock bereichern.
Ich hatte Gelegenheit, mich intensiver mit Frau Baumann aus Offenbach (Jahrgang 37) zu unterhalten, die sich an die Offenbach-Post gewendet hatte. Sie erzählte sehr detailreich, dass sie 1943 oft mit ihrer Großmutter im Wald spazieren gegangen ist. Sie kann sich noch sehr genau an einen großen Steintisch an der Kreuzung Pechschneise/Sprendlinger Weg erinnern. --> Standort. Er habe eine dünnere Mittelsäule gehabt und wurde mit Eisenstäben gestützt. Nach dem Krieg sei er verschwunden. Es blieben nur noch Steine am Standort, die zwischenzeitlich auch nicht mehr vorhanden sind sind.
Das Ganze ist sehr verwirrend: die von Frau Baumann beschriebene Tischplatte entspricht wegen der Stützeisen wahrscheinlich der von der Sprendlinger Landstraße, folglich müsste dieser Tisch erst nach dem Krieg dort aufgestellt worden sein. Wenn die Aussage von Förster Keller korrekt ist, dass der Wolfstock-Tisch von der Sprendlinger Landstraße stammt, dann müssten vor dem Straßenausbau zwei Steintische dort gestanden haben. Das ist aber in keiner Weise schriftlich belegt !
Ein Hinweis auf zwei Steintische kann einer Karte entnommen werden, die aus dem Fundus von Frau Luise Hubel stammt, in der sie die Grenzen und Grenzsteine des Offenbacher Forstes eingetragen hat. An der Sprendlinger Landstraße erkennen wir auf beiden Seiten zwei rechteckige Ausbuchtungen mit je einem Punkt. Diese könnten die beiden Steintische symbolisieren. Leider ist das Erscheinungsdatum der Karte nicht bekannt; nach der Bebauung dürfte die Karte um 1970 entstanden sein. Im aktuellen Alkis sind diese Ausbuchtungen (rot markiert) ebenfalls zu erkennen.
Zwei weiterei Aspekte verdienen erwähnt zu werden. Die Landstraße zwischen Sprendlingen und Offenbach wurde um 1818 erbaut. Vorher gab es eine Verbindung zwischen beiden Orten: den Sprendlinger Weg, der über die Rosenhöhe führte. Es liegt nahe, dass ein "Ruckstein" dort aufgestellt wurde. Aber wieso zwei gleichartige Tische?
Frau H. machte darauf aufmerksam, dass das Waldstück südlich der Rosenhöhe auch als Polackengarten bezeichnet wird. Der Name kommt von dem "Offenbacher Messias", einem polnischen Juden mit dem Namen Frank, der seit 1788 in Offenbach mit seinen Anhängern residierte. Im Polackengarten sollen er und seine Gefolgsleute biwakiert und gefeiert haben. Ob die beiden Steintische Relikte dieser Anlage waren? Wenn dem so ist, müsste zunächst der Wolfstock-Tisch an die Sprendlinger Landstraße versetzt worden sein und nach dem Krieg der Tisch, von dem Frau H. berichtete.
Nochmals diese These zusammenfassend: Die Anhänger von Frank haben um 1788 im Polackengarten gefeiert. Dafür wurden zwei Steintische (A ohne und B mit Eisenstützen) mit Bänken dort aufgestellt. Als die Chaussee von Sprendlingen nach Offenbach 1818 fertiggestellt war, wurde Steintisch A an die Ostseite der Chaussee gestellt, auch um den Marktfrauen die Möglichkeit zur Rast zu geben. Steintisch B blieb am Sprendlinger Weg stehen. Nach dem Krieg versetze man Steintisch B an den jetzigen Standplatz an der Westseite und verdeckte die Eisenstützen mit einem massiven gemauerten Unterbau. Die Buswendeschleife wurde um ihn herumgebaut. Beim vierspurigen Ausbau der Sprendlinger Landstraße um 1960 kam Steintisch B in das Forsthaus nach Neu-Isenburg und von dort aus 1999 zum Wolfstock. Die Bänke um den Tisch A wurden nach 1983 gestohlen. - Natürlich ist das eine Spekulation, aber hat jemand eine bessere Erklärung für die Herkunft und das Schicksal dieser beiden historischen Kleindenkmäler?
In der Offenbach-Post vom 11.12.2019 wird in einem kleinen Artikel über die Leser-Reaktionen und deren Schlussfolgerungen berichtet. Im Dezember untersuchte ich die Stelle auf der anderen Seite der Sprendlinger Landstraße, die dem Steintisch gegenüber liegt. Erwartungsgemäß fand ich keine Relikte des zweiten Steintischs, sondern ein Grenzstein aus Rotliegendem mit der Inschrift "GH / Ch", die zunächst rätselhaft war. Ein Koordinatenabgleich zeigte, dass dieser Stein auf dem südöstlichen Eckpunkt der oben beschriebenen rechteckigen Ausbuchtung des Straßengrundstücks stand. Bei einem erneuten Besuch dieser Stelle fand ich ca. 15 m weiter nördlich einen zweiten Stein aus Rotliegendem. Er war zerbrochen. An einem Bruchstück war wieder die Inschrift "GH / Ch" zu erkennen. Jetzt lag die Erklärung auf der Hand: "GH" bedeutet Großherzogtum Hessen und "Ch" steht für Chaussee. Als um 1820 die Chaussee zwischen Offenbach und Sprendlingen gebaut wurde, musste das Großherzogtum das Gelände für den Bau dem Fürsten von Isenburg-Birstein abkaufen, denn die Straße führte zum Teil durch den Forst Dreieich, Revier Offenbach, der dem Isenburger Fürsten gehörte. An der Stelle, an der die Chaussee die Offenbacher Feldgemarkung erreichte, wurde ein kleiner Platz abgegrenzt, auf dem später die beiden Steintische standen. Die beiden Grenzsteine auf der östlichen Seite dieses Platzes wurden jetzt gefunden und dokumentiert. Den zerbrochenen Stein habe ich wieder zusammengefügt. Die beiden Steine auf der anderen Straßenseite sind wahrscheinlich beim Bau der Buswendeschleife entfernt worden. Interessant an der Tatsache, dass die Grenze des Fürstlich Isenburger Waldes zur Feldgemarkung Offenbach durch diesen Platz führt. Ein relativ hoher Granit-Grenzstein steht in der Nähe des restaurierten GH/Ch-Steins, ein weiterer ca. 30 m weiter in Richtung der diesseitigen Buswendeschleife. Die anderen historischen Steine dieser Grenze werden in einem separaten Kapitel dieser Website behandelt werden.
Am 27.11. ist ein weiterer Artikel in der OP erschienen, in dem über den Umgang mit dem Steintisch im Zusammenhang mit der Neuanlage eines Radwegs berichtet wird. Im März 2022 war der Radweg schon lange fertig. Der Steintisch ist mit einem runden Stahlband umgeben, der den Asphalt von dem Splitt trennt. Mal Schauen, was hier noch geplant ist.
In Lit. Riebeling (3) wird von Steintischen im Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Rechtswesen berichtet. In der Wetterau gibt es den Gerichtsplatz von Kaichen, auf dem ein Steintisch steht, sowie den Steintisch von Bingenheim.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es sich bei unserem Offenbacher Steintisch um einen mittelalterlichen Gerichtssitz handelt.
<-- Kaichen Bingenheim -->
Standort Standort
Wohl nicht zu diesem Thema passen die Steinsessel von Hainhaus bei Vielbrunn im Odenwald. Sie waren wahrscheinlich Sitzgelegenheiten für gräfliche Jagdgesellschaften (s. DenkXweb)
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In der Nähe des Schlosses Mönchsbruch am Gundweg, Kreuzung Neue Schneisee, steht ein Stein, der leicht mit einem Meilenstein zu verwechseln ist. Er ist kein Meilenstein, sondern eine Skulptur von dem inzwischen verstorbenen Mörfelder Steinmetz Karl Koban. Er hat ihn aus Spaß an der Freud' gemeißelt und am Gundweg aufgestellt. Der Stein besteht aus einer konischen Säule aus grobem Rotliegenden mit einer aufsitzenden geriffelten Kugel aus Sandstein. Auf der Vorderseite erkennt man ein Gesicht, darunter ist eine Platte eingefügt, versehen mit vier Münzen (1 Euro und 1 Cent sowie 1 Mark und 1 Pfennig), die leider nicht mehr vorhanden sind, und der Jahreszahl 2002. Am Boden steht eine Tafel mit Koordinatenangaben, die allerdings mit dem Standort nicht übereinstimmen, sondern auf einen 500 Meter entfernten Punkt hinweisen (G. Ulsamer). Auf der Rückseite findet man eine Granittafel mit einem Eurozeichen, darunter eine Tafel mit der Aufschrift "1999 Koban-K.". Im Heimatmuseum von Mörfelden befindet sich ein Foto (von L. Schulmeyer) dieses Steines, ohne die eingelassenen Granittäfelchen mit den Euromünzen, dafür aber mit einem hölzernen vierarmigen Richtungsweiser. Dies bedeutet, dass der Stein 1999 als Pfosten für den Richtungsweiser aufgestellt wurde und später in einen "Eurogedenkstein" umfunktioniert wurde. Das Engagement eines Mitbürgers, die Heimat mit interessanten Skulpturen zu bereichern, ist wirklich anerkennenswert. -->Standort
Nachtrag 1/2014: Clara Hartmann machte mich auf den zweiten Koban-Stein aufmerksam. Er steht an der Rüsselsheimer Straße am Abzweig der Nauheimer Straße südöstlich von Mönchsbruch. Es handelt sich um eine Sandsteinsäule mit dem Maßen von 100 x 20 x 20 cm. Der Kopf ist flachpyramidal und mit einer rundumlaufenden Nut strukturiert. Die Nordseite ist mit "Rüsselsheim" und einem Pfeil, sowie "KD" beschriftet. Auf der Ostseite kann man "Mörfelden" mit einem Pfeil nach unten erkennen. In die Südseite ist mit "Nauheim" und ein Pfeil eingemeißelt. Auf der Westseite steht "1989" und "KOBAN" zu lesen. Es bleibt dabei: Es ist anerkennenswert, dass ein Bürger sich in dieser Form der Allgemeinheit dienlich macht. -->Standort
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