Ruhesteine in Hessen
November 2020
Ruhesteine oder "Ruhen" (bzw. Napoleonsbänke) entlang der
Straßen und Wege sind
heute
selten geworden. Sie stammen aus der Zeit, in der die Marktfrauen
die Erzeugnisse, die sie in Nachbarorten verkauften,
in
schweren Körben auf dem Kopf transportierten. Die
oberen
Querbalken der Ruhen dienten zum Absetzen dieser Traglasten. Nach der
Rast auf den unteren Querbalken konnten die Körbe ohne fremde
Hilfe wieder mit dem Kopf aufgenommen werden. Es konnten mehrere
Körbe oben abgestellt werden, da die Frauen meist in Gruppen
zu
den Märkten gingen. Die
Napoleonsbänke sollen unter
Napoleon von der damaligen Regierungskommission aufgestellt worden
sein, "um das Vertrauen des Hessischen Volkes zu
gewinnen" (Langener
Anzeiger vom 26.5.1939). Ein informativer Artikel von R. Wild ist
-->hier zu finden.
-->
Hier können sie einen Link zu Informationen
über
Napoleonsbänke in der Pfalz öffnen, in denen
auch
einige der unten erwähnten Ruhen
beschrieben werden. Die meisten dieser Ruhen sind bei Riebeling (2) dokumentiert.
-->Hier
können Sie eine Tabelle von Rudolf Wild abrufen, in der alle knapp
600 Ruhesteine in Süddeutschland und im Elsass aufgelistet sind.
Ruhen im
Kreis Offenbach
Ruhe
Sprendlingen 1 , auf der westlichen Seite der
Frankfurter
Straße
etwas nördlich der Einfahrt zur Wohnstadt Hirschsprung (
-->Standort).
Früher stand sie auf der
Ostseite der
Frankfurter Straße, damals noch außerhalb
der Ortslage. Sie
wurde
1967 beim Ausbau der B 3 in die Parkanlage am
Hirschsprung
versetzt. Zwischen die beiden hohen Pfosten wurde 1969 eine
Sandsteinplatte eingesetzt. Auf der Vorderseite dieser Platte
ist eine
Bronzetafel angebracht,
welche die Bezeichnung "Hirschsprung" erläutert. Auf
der von vandalistischen Zeitgenossen leider verschmierten
Rückseite
der Platte wird
die Funktion einer "Ruhe" beschrieben: "Dieser Stein diente in
früherer Zeit als Ruhebank und zum Abstellen von Kiepen und
Körben. 1967". Auf dem oberen Querbalken steht auf der
Rückseite "Aufgestellt 1967 vom Verkehrsverein der Stadt
Sprendlingen e.V." (alle Inschriften versal). Literatur: Weber,
Beschreibung von
Rudolf
Wild.
Stürze: 150x24x38 / 100x23x38 (2x), Stützen: 119x19x38 (2x) / 30x19x38 (2x)
Ruhe
Sprendlingen 2, auf der Ostseite der Offenbacher
Straße (
-->Standort).
Sie hat
eine bewegte Historie: Sie stand bis in die 1960er Jahre an der
Ostseite der
Offenbacher Straße in Sprendlingen, wo sie durch
Straßenbaumaßnahmen gefährdet war. Sie
wurde daraufhin
im Jahr 1970 an den Parkplatz an der B 3 zwischen Sprendlingen und
Langen versetzt. Dort stand sie inmitten von Lastwagen und
vermüllten
Abfallkörben, bis sie auf Initiative der "Freunde
Sprendlingens" an den jetzigen
Standort versetzt wurde. Eine gute Entscheidung. Hier können
Detailbilder aufgerufen werden:
-->
Verzapfung
-->
Inschrift:
Es sind "1836" und einige Namensgraffiti zu
erkennen. Vergleicht man die Maße der beiden Sprendlinger
Ruhen,
fällt auf, dass sie praktisch identisch sind. Sie
dürften
wohl zusammen her- und aufgestellt worden sein. Literatur: Weber, Nies,
Beschreibung von
Rudolf
Wild.
Stürze: 150x25x40 / 120x25x40 (2x), Stützen: 119x20x40 (2x) / 30x20x40 (2x)
Ruhe
Dudenhofen, Georg-August-Zinn-Straße 1
(
-->Standort)
Sie steht sehr schön vor einem ehemaligen
Schulgebäude. Auf einer
Infotafel ist zu lesen, dass die Ruhebank von 1739 von der
Feldflur an den heutigen Standort versetzt wurde. Der Originalstandort
lag in der Flur "Am Kalkofen". Das Flurdenkmal musste dem Bau der B 45
(neu) weichen. Auf dem Sturz ist "
1739"
zu erkennen. Das bedeutet, dass sie eine der ältesten Ruhen in
Hessen ist. S. dazu auch die Beschreibung von
Rudolf
Wild.
Sturz links: 132x12x25, Sturz rechts: 135x15x27,
Stütze links: 73x15x27, Stütze Mitte: 115x26/15X28,
Stütze rechts: 115x16-9x28
Ruhe
Seligenstadt, Abzweigung Babenhäuser
Weg/Schachenweg (
-->Standort).
Diese einteilige Ruhe in einem relativ schlechten Zustand steht in
einer kleinen umzäunten Grünanlage direkt an einem
denkmalgeschützten
Wegekreuz,
Es dürfte sich nicht um den Originalstandplatz handeln. S.
Beschreibung von
Rudolf
Wild.
Sturz: 105x18x25, Stützen: 77x18x25 (2x)
Ruhen
in Frankfurt
Ruhe
Frankfurt-Bergen-E 1, Gräsiger Weg,
Einmündung in die Marktstraße (
-->Standort).
Sie steht sehr schön unter einem prächtigen
Kastanienbaum, nach Riebeling am Originalstandort. Im Schräglicht ist "
A 1766" zu erkennen (wie bei der Ruhe Berben-E 4). In der
Denkmaltopografie wird sie als "Windecker Ruhebank" bezeichnet.
Stürze: 200x20x27 /170x20x27, Stützen: 10x20x27 / 96x20x27 / 96x20x27
Ruhe
Frankfurt-Bergen-E 2, Fritz Schubert-Ring/Am
Wickengarten. (
-->Standort)
Nach Riebeling stand sie "bis vor einigen Jahren" ca. 300 m
weitersüdlich auf einer Wiese östlich des Enkheimer
Eisenwerks. Die seit vielen Jahren fehlende Sitzbank wurde 1977 von der
Frankfurter Steinmetzfirma Hofmeister erneuert.
Stürze: 200x20x27 /170x20x27, Stützen: 25x20x27 / 135x20x27 / 140x20x27
Ruhe
Frankfurt Bergen-E 3, Am
Bächelchen (
-->Standort)
Sie findet man am Treppenweg unterhalb der Kirche. Nach
Riebeling stand sie früher ca. 40 m weiter nördlich
am gleichen steilen Verbindungspfad. Nachdem sie von einem Traktor
umgefahren worden war, wurde sie heutigen Standort aufgestellt.
Stürze: 200x20x28 /170x20x28, Stützen: 55x20x28 / 140x20x28 / 140x20x28
Ruhe Frankfurt Bergen-E 4 (
-->Standort)
Eine weitere Ruhe stand nach Riebeling am Berger Hang. Reste von ihr
sollen vor dem Haus Marktstraße 84 an der Oberpforte stehen. Dort
habe ich allerdings nur eine Bank gesehen, ein Holzbrett, das von zwei
schönen Grenzsteinen (HD / KP) gestützt wird. Durch einen
Hinweis von Rudolf Wild konnte ich im März 2021 den jetzigen
Standort dieser Ruhe identifizieren: Vor der Wehrmauer in der Nähe
der Kirche unterhalb der Conrad-Weil-Gasse in einer Grünanlage.
Auf der Nordseite ist hier wie bei der Ruhe Bergen-E 1 die
Inschrift "
A 1766" über einer Linie die in je zwei Bögen ausläuft, zu erkennen. Diese Ruhe ist im
Denkmalverzeichnis
des Landes Hessen abgebildet. Eindeutig ist die Inschrift
wiederzuerkennen. Die Adresse lautet dort Marktstraße 84. Auf dem
Bild des Hauses ist die Ruhe nicht zu erkennen, wohl aber die Bank mit
den beiden Grenzsteinen.
Stürze: 200x20x27 /194x20x27, Stützen: 122x20x27 / 118x20x27 / 20x20x27
Ruhe
Frankfurt Altes Zollhaus, Friedberger Landstraße, am Heiligenstock
(
-->Standort).
Hierbei handelt es sich um eine Nachbildung (Basalt), weil die Originalruhe beim
vierstreifigen Ausbau der Vilbeler Landstraße
verlorengegangen
ist. Riebeling beschreibt den Ablauf des Geschehens.
10/69: Meldung an das Römertelefon über die
Gefährdung der Ruhe wegen der Baumaßnahmen.
Ämter weisen sich gegenseitig die Verantwortung zu. ...
9/70: Information, dass die Ruhe gesichert sei. ...
1/75: Information, dass die Ruhe versehentlich abgekippt worden sei...
5/75: Information, dass eine Replik wieder aufgestellt sei. ...
Ein schönes Bild von der
Original-Ruhe findet man bei www.altfrankfurt.com.
Stürze: 250x21x30 / 105x21x30, Stützen: 135x21x30 / 18x21x30
Ruhe
Frankfurt Kennedyallee (
-->Standort)
. Tausendmal vorbeigefahren und nie gesehen. Diese Ruhe aus Basalt
steht auf der Nordseite ziemlich am Anfang der Kennedyallee auf dem
Grünstreifen. Sie ist recht gut erhalten. Laut
Denkmaltopografie soll sie um 1800 aufgestellt worden sein.
Stürze: 208x17/14x28 / 126x13x28, Stützen: 120x20x28 / 24x21+9x28, Überstand: 17/13
Ruhe im Frankfurter
Palmengarten (
-->Standort
Sie steht rechts
vom Haus Leonhardsbrunn in der Nähe des Minigolfplatzes). Es
handelt sich dabei um einen Nachbau einer historischen Ruhe. Diese
stand am Ginnheimer Weg, der heutigen Siesmayerstraße, recht nahe
der jetzigen Position. Der von der Firma Kohlmann gefertigte Nachbau
wurde 1985 von den Frauen des Bastelkreises der
Palmengarten-Gesellschaft gestiftet. Ein Messingschild bezeichenet
diese Ruhe als "Frankfurter Stuhl". Die handwerliche Ausführung
ist sehr gut. Die Oberfläche ist schrsffiert. Die Schraffur weist
ein Muster auf. Die Tiefe der Stürze und Stützen ist mit 35
cm bemerkenswert groß.
Stürze: 180x25x35 /120x25x35 Stützen:133x25x35, 28x25x33
Ruhen
Landkreis Darmstadt-Dieburg
Ruhe
Schaafheim 1, am Friedhof (
-->Standort)
Es handelt sich um eine Nachbildung aus rotem Sandstein, die auf die zahlreichen Ruhen im
Gemarkungsgebiet hinweisen soll. Eine
Tafel
beschreibt dies hin. Der Heimat- und Geschichtsverein Schaafheim e.V. hat
2003 eine kleine
Broschüre
über die Ruhen in Schaafheim veröffentlicht.
Stürze: 115x20x28 / 110x20x28, Stützen: 110xx20x28 (2x) / 66x20x28
Ruhe
Schaafheim 2, (
-->Standort)
Diese Ruhe aus hellem Sandstein steht im "Emmricher Loch". Vor der Flurbereinigung stand sie
auf der linken Seite des Wegs in der Wiese. In der oben
erwähnten Broschüre ist sie im desolaten Zustand
abgebildet. S. auch
Foto von R. Wild. Der Heimat- und Geschichtsverein Schaafheim e.V. hat sie
2003 restauriert. Der ganze linke Teil wurde unter Verwendung von alten Steinsäulen ergänzt.
Stürze: 157x23x20 / 107x20x20, Stützen: 90/95x20x20 (2x) / 60x20x20
Ruhe
Schaafheim 3 (
-->Standort) Ganz
schlimm erging es dieser Ruhe. Sie bestand 1997 eigentlich nur noch aus
zwei abgebrochenen Sandsteinpfeilern (s.
Bild
von R. Wild). diese Reste wurden im Januar 2017
durch Unwissenheit und unsachgemäße
Baumfällung zerstört. Herausgerissene Reste
konnten auf einer Schutthalde sichergestellt werden. Auch hier ging der
Heimat- und Geschichtsverein Schaafheim ans Werk und ließ die
Ruhe rekonstruieren. Die Originalteile bestehen aus hellem, die Ergänzungen aus rotem Sandstein.
Stürze: 130x20x20 / 110x20x20, Stützen: 120x20x20 (2x)/ 80x20x20
Ruhe
Kleestadt 1 (
-->Standort)
Diese einteilige Ruhe aus hellem Sandstein steht an der Fortsetzung der Untergasse in
Kleestadt am Weg zum Wellhornhof. Der Sturz wurde
mit zwei U-förmig gebogenen Flacheisen befestigt.
Sturz: 145x21x28, Stützen: 90/96x27x28
Ruhe
Kleestadt 2 (
-->Standort)
Diese einteilige Ruhe aus hellem Sandstein steht auf der westlichen Seite der
Bahnüberführung auf dem Weg von Kleestadt zum
Birkenhof. Auffallend ist, dass sie die gleichen Abmessungen besitzt
wie die Ruhe Kleestadt 1. Beide dürften wohl zur gleichen Zeit
aufgestellt worden sein. S. auch die Beschreibung von
Rudolf
Wild.
Sturz: 143x22x28, Stützen: 63x27x28
Ruhe
Babenhausen (
-->Standort)
Diese einfache Ruhe aus hellem Sandstein steht an einem Baum an einer
Wegegabelung westlich
des Ortes. Sie soll nach Auskunft von Rudolff Wild 1994 renoviert
worden sein. Ich habe leider nichts Spezifisches über sie
herausfinden
können.
Sturz: 156x18x28, Stützen: 110x16/19x28
Ruhen
im Rheingau-Taunus-Kreis
Ruhe
Oestrich-Winkel 1, Vollrader Allee (
-->Standort).
Diese archaisch wirkende einteilige Ruhe aus hellem Sandstein steht etwas schief an der
Straße nach Schloss Vollrads. Sie muss mit starken
Eisenbändern zusammengehalten werden.
Sturz: 215x30x25, Stützen: 56x25x25, Überstand=30
Ruhe
Oestrich-Winkel 2 (
-->Standort)
Diese einteilige Ruhe aus rotem Sandstein steh nur unweit westlich von
der oben erwähnten
Ruhe an einem Rastplatz mit Bänken sehr schön unter
einem Baum an einer kleinen Kapelle, dem Gebrannten Heljehäusje
(Heiligen-Häuschen). Im Sturz ist hinten eine Rinne
eingemeißelt. Auffallend ist, dass die
senkrechen
Posten viel breiter sind als das darüberliegende
Oberteil. Dieses dürfte nachträglich aufgesetzt
worden sein. Diese Ruhe ist bei Riebeling nicht beschrieben.
Sturz: 169x22x41, Stützen: 95x28x46 / 88x33x56
Ruhe
Oestrich-Winkel 3 (
-->Standort)
Diese Ruhe aus rotem Sandstein findet man in den Weinbergen
östlich der erstgenannten Ruhe am Gänsbaumweg. Auf der Westseite
des Sturzes ist eine Rinne eingemeißelt.
Sturz: 200x30x35, Stützen: 90x30x24 (2x), Überstand=7
Ruhe Oestrich-Winkel 4 (
-->Standort)
Die Ruhe steht in einer Grünanlage am Ortsausgang von
Oestrich-Winkel am Ortsausgang Richtung Johannisberg. Sie ist recht
massiv ausgefallen:
Sturz: 184x30x47, Stützen:75x36x34, 64x32x30, Überstand=11 und 15
Herr Holger Lamm stellte freundlicherweise ein
Foto der anderen Seite bei besseren Lichtverhältnissen zur Verfügung
Ruhe
Oestrich-Winkel 5 (
-->Standort)
Diese neu gefertigte Ruhe steht am Rheinufer in der Nähe des
Fähranlegers. In den Wärmeren Jahreszeiten kann man am
Weinprobierstand den guten Rheingauer Riesling genießen. Die Ruhe
ist sehr sauber gearbeitet, die Oberflächen sind scharriert bzw.
gebeilt. Wie aus einem seitlich angebrachten
Schild zu entnehmen ist, wurde diese "Napoleonsbank" im August 2005 von Sponsoren gestiftet.
Sturz: 170x25x40, Stützen: 90x30x40 (2x) 56x25x25, Überstand=8
Ruhe Geisenheim (
-->Standort)
Man gelangt zu dieser aus grob zugerichteten Sandsteinstelen
zusammengesetzten Ruhe am besten von der Straße Geisenheim -
Siedlung Marienthal per Spaziergang durch die Weinberge. Man hat dabei
einen wunderschönen Blich über den Rheingau. Leider wurde
eine Bank direkt vor die Ruhe plaziert, so dass das Kleindenkmal nicht
voll zur Geltung kommt. Die Ruhe steht vor einem hübschen
Weinberghäuschen.
Herr Holger Lamm stellte freundlicherweise eine
Abbildung des Häuschens sowie ein
Foto der anderen Seite bei besseren Lichtverhältnissen zur Verfügung.
Sturz: 205x22x35, Stützen: 115x24x35 (2x), Überstand links: 20
Ruhen
im Main-Taunus-Kreis
Ruhe
Hochheim 1, an der Weinbergstraße in der Nähe des Jüdischen Friedhofs (
-->Standort)
Die beiden Ruhesteine in Hochheim bestehen nur aus einer
Säule, die so hoch ist, dass eine Marktfrau ihren Korb oben
abstellen konnte.
Höhe: 155 cm. Lit.: Weber (5)
Ruhestein
Hochheim 2, am Ende des Schwedenwegs (
-->Standort) Die
beiden Ruhesteine in Hochheim bestehen nur aus einer Säule,
die so
hoch ist, dass eine Marktfrau ihren Korb oben abstellen
konnte.
Höhe: 140 cm. Lit.: Weber (5)
Ruhe Wicker, an der
Flörsheimer Warte (
-->Standort).
Man erreicht diese Ruhe vom Ortseingang Wicker (aus Richtung
Flörsheim kommend), indem man auf dem Wickerer Weinweg zur
Flörsheimer Warte wandert. Sie steht wenige Meter von der
Warte
entfernt hinter einer Aussichtsbank. Die einteilige Ruhe Ist
ausgemauert. Auf der Bergseite ist ein Betongusstein
eingefügt,
auf dem man ein
Schiff
unter vollen Segeln
erkennen kann, das Flörsheimer Wappen. Die Inschrift lautet:
„amor patria vis agens pro populo bona creare“ (Die Liebe zum Vaterland ist die
treibende Kraft für das Volk, Gutes zu tun). Der obere Querbalken ist gerissen. Dort ist
rechts "
Ruhe"
eingeschlagen. Die Beschriftung auf der linken Seite ist nicht
erkennbar.
Der
Umbau der Ruhe zu einer Sitzband erfolgte durch den Flörsheimer Heimatverein zum
Heimatfest 1933. Zum selben
Zeitpunkt wurde an der Ecke gegenüber ein große Kalkstein mit
einer
Eisengusstafel gesetzt. Mit ihr soll mit einem etwas ungelenkem Text dem Ende der
französischen
Besatzung am 1. Juli 1930 gedacht werden (Information von B. Blisch, Flörsheim). Es ist somit ein Pendant zum
Franzosenstein
in Langen.
Sturz: 140x24x30, Stützen: 120x14x30
Ruhe
Flörsheim, Gallusstraße 95 (
-->Standort).
Dieser arg verwitterte Ruhestein aus rotem Sandstein ist in ein Heiligenhäuschen
integriert. Es gibt eine Reihe von Ruhen, die in der Nähe
von Heiligenstöcken oder Wegekreuzen stehen. Wahrscheinlich wollte
man den Marktfrauen die Möglichkeit geben, dort die Traglast
abzustellen, um zu beten. Auf der Rückseite des
Heiligenhäuschens ist ein Ziegelstein mit der Inschrift
1705 (?) eingemauert. Lit.: Weber (5). Es muss in der Flörsheimer Gemarkung recht
viele Ruhen gegeben haben.
Sturz: 100x16x28 Stütze: 100x13x28

In
Flörsheim
am Alten Wehrturm am Main wird in einem Edelstahlgestell eine
Reliefplatte gezeigt, die einen Schweinedieb zeigt. Diese Platte mit
der Jahreszahl 1756 war früher in der Wand eines Wohnhauses
eingemauert. Beim genaueren Betrachten erkennt man, dass es sich
(wahrscheinlich) um ein Betongussteil handelt. Nach Lit. Weber (5) ist
das Relief "wohl nach 1934" entstanden. Wie dem auch sei, auf
einer Tafel wird die Geschichte des Schweinediebs
erzählt: Das quadratische Sandsteinrelief vom "Schweinedieb"
erinnert an eine alte Flörsheimer Geschichte, derzufolge auf
die böse Tat eine Strafe folgt. Erstaunlicherweise wird dort von
einer Mauer, nicht von einer Ruhe gesprochen:
Es wird von einem
Mann berichtet, der in der Nacht bei einem Bauern am "unter Tor"
eingebrochen war und dort ein Schwein stahl. Er steckte das Schwein in
einen Sack und machte sich auf den Weg zurück.
Erschöpft von der schweren Last, rastete er an einer Mauer. Damit das Schwein, das anfängt zu zappeln, den Dieb nicht
entweichen sollte, band sich der Schweinedieb das
Seil an den Sack um seinen Hals. Das Schwein aber zappelte
weiter, gab keine Ruhe und fiel auf der anderen Seite der Mauer mitsamt
dem Sack hinunter. Der Dieb wurde so von seinem eigenen Diebesgut
erhängt.
Ruhen
im Hochtaunus-Kreis
Ruhe
Bad Homburg, Saalburgchaussee (
Standort)
Sie steht auf der rechten Seite der vierspurigen B 456, die von Bad
Homburg zur Saalburg führt. Man kann dort unmöglich
halten, sondern muss bis zur nächsten Schneiseneinfahrt
laufen. Von dort geht es sehr beschwerlich querwaldein zu der
dreiteiligen Ruhe aus rotem Sandstein. Ihr Zustand ist exzellent. Die Querbalken sind
gefast. Sie ist leider sehr zugewachsen; man sollte
sie freischneiden, damit sie von der Straße
aus erkennbar ist.
Hessenpark
(
-->Standort) Diese
Ruhe aus rotem Sandstein steht im südöstlichen Teil des Hessenparks bei
Neu-Anspach. Das Foto wurde freundlicherweise von G. Weber (privat) zur
Verfügung gestellt. Weitere Informationen folgen im Frühjahr 2021, nach
Abklingen der Corona-Pandemie und nach Wiedereröffnung des Parks.
Anmerkung 3/2021: Die
Ruhe im Hessenpark ist eine Nachbildun der Ruhe an der Saalburgallee.
Ruhen
im Main-Kinzigkreis
Ruhe
Hochstadt, an der Straße nach Kesselstadt (
-->Standort)
Dies ist eine 2003 gefertigte Nachbildung einer
Ruhe aus dem Jahr 1801. Herr
Peter
Heckert aus Maintal teilte mit, dass die Ruhe am
Kriegsende von amerikanischen Panzern umgefahren wurde. Die
Überreste sind seitdem verschwunden. Im Mai 2003 wurde eine
Nachbildung aus rotem Sandstein etwas weiter in den Wald neu aufgestellt. Sie
wurde finanziert durch Spenden von Firmen und aus der
Bevölkerung. In der Nähe steht eine
Infotafel. Herr
Heckert hat mir freundlicherweise ein
Bild
aus den 1940er Jahren zur Verfügung
gestellt.
Sturz Mitte: 280x20x30, Stürze seitlich: 150x20x30, Stützen Mitte: 63x20x30 / 130x20x30
Ruhen
im Wetteraukreis
Ruhe
Münzenberg 1, an der L 3135 nach
Rockenberg (
-->Standort) Diese
Ruhe aus hellem Sandstein steht sehr romantisch unter einem großen Baum. Das
Besondere daran ist, dass die beiden Teile im Winkel von 90 Grad
stehen. Wegen des unebenen Bodens sind die senkrechten
Stützteile
unterschiedlich lang. Die beiden Querbalken sind gefast, vielleicht
hatten sie ein Vorleben als Fensterbank.
Stürze: 248x34x17 / 240x34x17, Stützen: 75x25x28 / 106x25x28 / 110x22x25
Ruhe Münzenberg 2, Fortsetzung der Straße An
den Hirschgärten
(
-->Standort) Die einteiligen Ruhe aus hellem Sandstein steht gut einbetoniert an einer Wegekreuzung unter einem Baum.
Sturz: 180x19x34, Stützen: 72x16x32 / 76x20x23, Überstand: 14 / 7
Ruhe Münzenberg 3 an der L 3136 Richtung Wohnbach
(
-->Standort)
Zweiteilige Ruhe in Winkelform. Riebeling (2) beschreibt nur die Ruhe
Münzenberg 1 als vorhanden. Eine zweite "wurde 1979 von einem
Kraftfahrzeug umgefahren und zerstört". Es ist nicht
ausgeschlossen, dass die abgebildete Ruhe eine Rekonstruktion ist. Die
Stürze bestehen aus rotem Sandstein, die Stützen aus hellem
Sandstein.
Stürze= 200x23x43 / 205x20x42, Stützen: 95x22x26 / 90x20x23 / 83x16x28
Ruhe Münzenberg 4 (
-->Standort). Diese Ruhe aus hellem Sandstein erreicht man vom Standort der Ruhe Münzenberg 3 aus. Auf der
Luftbildaufnahme
aus Google Maps ist dieser mit einem gelben Punkt bezeichnet. Vom roten
Punkt aus gelangt man über einen Feldweg Richtung Westen zu der
einteiligen Ruhe aus hellem Sandstein. Der Sturz ist beidseitig
bearbeitet. Auf der Nordseite erkennt man
1787, wobei die erste Ziffer, die "1" etwas
ungewöhnlich gestaltet ist. Diese Ruhe ist bei Riebeling (2) nicht erwähnt.
Sturz: 230/20/36, Stützen: 86x26x21 / 95x30x30
Ruhen im Vogelsbergkreis
Riebeling berichtet von drei Ruhesteinen im Stadtgebiet von Schlitz.
Wir besuchten die Burgenstadt an einem schönen Septembertag 2024
und konnten alle drei Ruhen auffinden.
Ruhe Schlitz 1: Diese
"Napoleonsbank" steht wenig romantisch vor dem historischen
Gärtnerhaus bei der Hallenburg (gegenüber des Eingangs zum
Restaurant
-->Standort). Die Inschrift auf der Vorderseite: RESPECT AV FARDEAV = Achtung vor der Last.
Auf den Kopfseiten: 1866 und C.G. (Carl Görtz). Sturz: 149x25x24, Stützen: 40x25x25
Dazu gibt es eine schöne Geschichte, die von
Graf Carl von Schlitz, genannt von Görtz
überliefert ist: Napoleon I. zieht mit seinem Heer auf einer
französischen Landstraße, als ihm ein altes Weiblein
entgegenkommt, das eine Last auf dem Rücken trägt. Napoleon
befiehlt seinen Offizieren "respect au fardeau" – "Achtung vor
der Last" und lässt die ganze Heeressäule seitwärts
treten, damit die Frau passieren kann.

Ruhe Schlitz 2:
Riebeling beschreibt dieses Objekt als "eine zweiseitig gestufte
Ruhe, die auf dem Boden aufsitzt, und die in Kürz gehoben und
renoviert werden soll". Diese Beschreibung passt auf ein Foto von
Volker Rumpf aus dem Jahr 1997 (?). Zu unserer Überraschung fanden
wir nur eine einfache Ruhe an dem angegebenen
Standort
an der Straße nach Lauterbach. Sturz: 170x50x25, Stützen
25x25x25. Da muss wohl bei der Renovierung etwas schiefgelaufen sein,
dass man nur das Mittelteil wieder aufgestellt hat.
Ruhe Schlitz 3: Diese steht ca. 1000 m weiter westlich von Ruhe 2
(
-->Standort)
.
Wir konnten sie erst nicht finden, weil sie total zugewachsen war. Der
dicht dabeistehende Baumdrückt den Mittelteil der Ruhe aus seiner
Lage. Ein freundlicher Nachbar legte mit einer Astschere die Ruhe frei.
Mittelteil: 170x50x25, Seitenteil: 123x37x25. Die Seitenteile sitzen
auf je zwei Stützen, das Mittelteil auf einem. Das Mittelteil ist
kantig, die Seitenteile sind abgerundet. Bei Riebeling ist nachzulesen,
dass die Ruhe Schlitz 2 identisch war mit Ruhe Schlitz 3 und dass sie
den wundersamen Namen "Zweite Verschainerung (= Verschönerung)
trägt.
Ruhe im Landkreis Marburg-Biedenkopf
Ich hatte noch keine Gelegenheit, mir die bei Riebeling
erwähnte Ruhe in Rauschenberg anzuschauen. Mir sind allerdings die Fotos von
Volker Rumpf aus Ebersdorfer Grund zugänglich gemacht worden. Bis
ich selbst Aufnahmen der Ruhe in Rauschenberg gefertigt habe, erlaube ich mir
mit antizipierter Zustimmung des verstorbenen Volker Rumpf das Bild aus dem Jahr 1997 (?) hier zu zeigen.
Ruhe Rauschenberg
(
-->Standort)
Weitere Ruhen in Hessen
Einige schöne hessische Ruhen-Bilder gibt's auch im Internet:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ruhbänke_in_Hessen
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