Meilensteine im Großherzogtum Hessen
Januar
2020In diesem Kapitel wollen wir uns mit Meilensteinen in der Landschaft Dreieich, in Südhessen und in der Wetterau beschäftigen, d.h. im Gebiet des Großherzogtums Hessen. Diese Kleindenkmäler wurden von Riebeling in "Historische Verkehrsmale in Hessen" (1981) beschrieben. Ich selbst hatte die Meilensteine im Dreieichgebiet auf dieser Website unter dem Kapitel "Straßensteine" dokumentiert. Auf meinen Motorradtouren fielen mir weitere Meilensteine auf. Ich plante, auf Basis der Publikation von Riebeling, die Meilensteine außerhalb der Landschaft Dreieich aufzusuchen, um auch sie zu dokumentieren. Bei der Recherche im Internet stieß ich auf zwei Publikationen von Schröter und Grell im MEILENSTEIN JOURNAL, das von der Forschungsgruppe Meilensteine herausgegeben wird. In den Ausgaben Nr. 76 (Dez. 2018), S. 50 und Nr. 78 (Dez. 2019), S. 38, wird das Thema recht erschöpfend abgehandelt. Olaf Grell hat sein Einverständnis gegeben, dass beide Publikationen -->hier abgerufen werden können. Für mich neu war die Tatsache, dass zumindest bei den Steinen außerhalb der Landschaft Dreieich (bis auf den Sprendlinger Meilenstein) es ein System gibt, nach dem sie an den Straßenrändern aufgestellt wurden. Anzumerken ist noch, dass ich in der folgenden Abhandlung vieles von Schröter und Grell übernommen habe, insbesondere bei den Meilensteinen außerhalb des Dreieichgebietes. Einige Steine hätte ich ohne die Informationen aus der Publikation nicht finden können. Den beiden Autoren sei an dieser Stelle herzlich gedankt für ihre engagierte Arbeit. Olaf Grell hat freundlicherweise den folgenden Text kritisch kommentiert.
Anmerkung 5/2020: Auf Basis meiner zusätzlichen Recherchen wurde ich gebeten, einen Nachtrag zu den beiden Publikationen zu verfassen. Das habe ich gerne getan. Dieser Nachtrag ist im MEILENSTEIN-JOURNAL Nr. 79 (Juni 2020) auf S. 11 erschienen und ist -->hier abrufbar.
Anmerkung 9/2021: Im September 2021 gab es eine Reihe von neuen Informationen, die ich in einem besonderen Kapitel (Meilenstene-9-21) zusammengefasst habe. Von besonderem Interesse war der Fund eines Albums aus den 1960er Jahren mit Fotos von südhessischen Meilensteinen durch Manfred Drobnik..
Im 18. Jahrhundert gab es eine Unzahl von Entfernungsdefinitionen. Als Beispiel: in dem Grenzbegehungsprotokoll der Y-HD Grenze wurden die Entfernungen sowohl in Hainer Ruten als auch in Langener Ruten angegeben, die eine unterschiedliche Länge hatten. Auch die Meilen waren territorial unterschiedlich definiert. In der Französischen Revolution wurde der Standard-Meter definiert (zehnmillionster Teil der Entfernung vom Äquator zum Nordpol). Auch im neugegründeten Großherzogtum Hessen (1803) erkannte man die Notwendigkeit der Vereinheitlichung von Entfernungsmessungen. Man führte 1817 allerdings nicht das französische Dezimalsystem ein, sondern definierte die alten Einheiten neu, allerdings auf Zentimeter-Basis. Ein Zoll entsprach 2,5 cm (ein vierhundertmillionsten Teils des Erdmeridianquadranten). In der folgenden Tabelle sind die abgeleiteten Maße zusammengestellt (Wikipedia). Dabei ist anzumerken, dass eine "Wegstunde" einer halben Meile (1500 Klafter = 3750 Meter) entspricht. Das metrische System, wie wir es kennen, wurde erst 1872 deutschlandweit verbindlich.
| Linie | 1/10 Zoll | 0,0025 m= 2,5 mm |
|---|---|---|
| Zoll | (Basiseinheit) | 0,025 m = 2,5 cm |
| Dezimalfuß | 10 Zoll | = 0,25 m |
| Werkfuß | 12 Zoll | = 0,3 m |
| Elle | 24 Zoll | = 0,6 m |
| Klafter | 100 Zoll | = 2,5 m |
| Meile | 3000 Klafter | = 7500 m = 7,5 km |
Anmerkung 3/2021: Ein Leser dieses Beitrags äußerte seine Meinung, dass eine Wegstunde 2000 Klafter = 5000 Meter lang sei. Er belegte dies mit einigen offiziellen schriftlichen Erlassen und entsprechende Inschriften auf Landkarten. Andererseits sind die Inschriften auf dem Meilenstein in Effolderbach (s. unten) eindeutig: 1 Stunde = 1500 Klafter. Auch die Inschrift auf einem Straßendenkmal in Stadecken-Elsheim (Rheinhessen) belegt das. Es muss daher angenommen werden, dass der Begriff Wegstunde zweierlei Entfernungsangaben beinhaltete. Die Angelegenheit bleibt bis auf weiteres rätselhaft.
Anmerkung 9/21: Ich bin zwischenzeitlich zu der Überzeigung gekommen, dass differenziert werden muss zwischen der gewöhnlichen Wegstunde mit 5000 Meter (der Gehstrecke eines strammen Wanderers) und einer geografischen Westrecke mit 3500 Meter. "Amtlich" war die gewöhnliche Wegstunde im Gebrauch, bei manchen Meilensteinen die geografische Wegstunde.
Über das Alter der Meilensteine in Hessen gibt es keine gesicherten Informationen. Viele von Ihnen wurden nach 1872 in 10 km-Abständen an den wichtigsten Straßen im Großherzogtum aufgestellt, von denen eine Reihe nicht mehr vorhanden sind. Es gibt um Darmstadt noch zwei Steine, die im Abstand von einer Stunde vom "Nullpunkt", dem Luisenplatz in Darmstadt standen. Auch die Inschrift des Meilensteins bei Effolderbach bezieht sich auf Stunden als Entfernungsangabe. Es kann davon ausgegangen werden, dass viele dieser Steine vor 1872 in Abständen von einer Stunde (1/2 Meile = 3750 m) an den damaligen Verbindungsstraßen gestanden haben. Der Ausdruck Stundenstein hat hier seine Berechtigung.
Insgesamt wurden 34 Steine für das ehemalige Großherzogtum nachgewiesen. Riebeling hat 31 davon in seiner Übersicht erwähnt. Es fehlen dort die Steine in Lampertheim, Stallenkandel und einer der beiden in Wolfsgarten. Von den 34 Steinen wurden von Schröter und Grell sechs nicht gefunden. Mit etwas Glück konnte ich drei dieser Steine auffinden. Das entspricht jetzt einem nachgewiesenen Bestand von 31 Steinen.
Ein Meilenstein besteht aus vier Elementen: ein quaderförmiger Block, eine kurze Rundsäule als Fuß (mit oben abgerundeter Kante), ein Schaft, der sich meist nach oben etwas verjüngt und ein flachkegliger obiger Abschluss (5 - 12 cm hoch). Von den 31 Steinen besitzen 19 einen Schaft mit einer Länge von 135 - 154 cm, bei 9 Steinen beträgt die Schaftlänge zwischen 100 und 110 cm, einer fällt voll aus dem Schema (Stallenkandel) und einer ist (wahrscheinlich) zerbrochen und verkürzt wieder aufgestellt worden (Urberach)
10 Steine sind gut lesbar beschriftet, davon ist die Beschriftung bei 6 Steinen eingeschnitten. Es handelt sich bei letzteren ausschließlich um 10-Kilometersteine aus rotem Sandstein. Bei drei Steinen sind Reste einer Beschriftung zu erkennen. Ein Abgleich mit älteren Abbildungen legt nahe, dass die Bemalung eines Steins maximal 30 Jahre überdauert und dann erneuert werden muss.
Wir beginnen mit den Meilensteinen, welche an bestimmtem Entfernungspunkten stehen bzw. standen. Die Bezeichnungen entsprechen den Gemarkungen in denen sie stehen oder gestanden haben (leichte Unterschiede zu Schröter und Grell). -->Hier geht es direkt zu den Meilensteinen im erweiterten Dreieichgebiet.
Die nachfolgende Abbildung (adaptiert nach Schröter und Grell) zeigt die Position der Zehnkilometer-Steine in Südhessen. Ausgangspunkt war der Luisenplatz in Darmstadt. Aus der Skizze ist ersichtlich, dass es drei Meilensteine gibt, die 1981 (bei Riebeling) noch vorhanden waren und jetzt nicht mehr aufgefunden werden konnten (Lorsch, Pfungstadt und Lengfeld).
Ich selbst konnte drei Meilenstene entdecken, die Schröter und Grell 2018/19 nicht gefunden hatten (Wolfskehlen, Ober-Ramstadt, Krumbach). Drei der Steine wurden an einem weiter entfernten Ort neu aufgestellt (Sprendlingen, Heppenheim, Krumbach). Zwei Steine sind "1 Stunde" (3,75 km) vom Louisenplatz entfernt Weiterstadt, Darmstadt- Böllenfalltor). Schröter und Grell haben die Standplätze der Steine älteren Messtischblättern entnommen, in denen die Kilometerstein-Punkte eingetragen sind. Es ist zu vermuten, dass an den oben definierten Straßen weitere Zehnkilometer-Steine standen. Riebeling hatte keine dieser Steine erwähnt. Schröter und Grell suchten diese Punkte an den bekannten Straßenzügen auf; sie konnten keine weiteren dieser Steine finden. Im Folgenden werden die auf der Karte dargestellten Steine beschrieben, danach folgen die Steine im erweiterten Dreieichgebiet, die nicht in das Schema passen.
Eine GPX-Datei mit den Koordinaten aller hier beschriebenen Steine kann man -->hier abrufen.
Meilenstein Sprendlingen
Meilenstein Weiterstadt
Meilenstein Büttelborn
Herr
Manfred Drobnik erhielt von einem Bekannten aus Büttelborn eine
Publikation aus der Winter-Ausgabe 1995 des “Heimatboten”
(HGV Büttelborn, Autor G.B.), die er mir freundlicherweise
zugänglich machte. Dort ist eine 1931 entstandene Aufnahme
des Büttelborner Meilensteins abgebildet. Er soll bei dem Bau
der A 67 weggekommen sein (Standort). Ich habe daraufhin in alten
Messtischblättern nachgeschaut: Die alte B 26 bog von der
Verbindungstraße Darmstadt – Griesheim vor Griesheim nach
Groß-Gerau ab. Vor Büttelborn ist der Kilometer 10 eingezeichnet. Die alte B 26 ist jetzt durch die A 67 überbaut. 10
Kilometer weiter an der in Groß-Gerau Richtung Oppenheim
abzweigenden L 3094 steht der unten beschriebene Meilenstein
Wallerstädten. Am 20-Kilometerpunkt der Straße vom Darmstadt
über Groß-Gerau nach Bischofsheim konnte ich keinen weiteren 20 KM-Meilenstein finden.Der dreistufige Aufbau erinnert sehr stark an einen Meilenstein, allerdings ist er deutlich kürzer. Der erste Gedanke war, dass es sich um den unteren Teil des verschwundenen Büttelborner Meilenstein handeln könnte.
Die untere Stufe des Steins besteht aus einem fast quadratischen Fuß von ca. 40 x 40 cm (Höhe = 20 cm). Der säulenförmige gerade Sockel ist 22 cm hoch und besitzt einen Durchmesser von 40 cm. Die Höhe der konischen Säule ist 37 cm. Der untere Durchmesser beträgt 35 cm, der obere 30 cm. Das Material ist roter Sandstein. Der Kopf ist flachgewölbt und zeigt Bearbeitungsspuren. Die seitlichen Flächen sind scharriert.
Es ist offensichtlich, dass der Durchmesser des Sockels und der Säule geringer ist, als bei den anderen großherzoglichen Meilensteinen. Auffallend ist die starke Verjüngung der oberen Säule (5 cm auf ca. 40 cm. Wenn es sich um einen abgebrochenen Meilenstein handelte, dann besäße er auf einer von 120 cm nur noch einen Durchmesser von 25 cm. Das passt nicht zu der Abbildung des Büttelborner Meilensteins. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass der abgebrochene Büttelborner Meilenstein nachträglich bearbeitet wurde. Das ist eher unwahrscheinlich.
Das Gelände des Kindergartens gehörte bis von wenigen Jahren dem Hühnerzuchtverein Worfelden. Ich werde versuchen, einen Herrn Diebel zur Herkunft des Steines zu befragen.
Anmerkung 6/21: Der Stein weist eine bestimmte Ähnlichkeit mit dem Zollstein von Heppenheim auf. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich um einen solchen handelt.
Meilenstein Wallerstädten
Der Zustand der Säule ist schlecht. Der Fuß ist gerissen und z. T. abgeplatzt. Der Säulenkörper ist auf der Südwestseite oben beschädigt, als ob auf ihn geschossen worden wäre. Die Oberfläche im oberen Teil ist großflächig abgeplatzt. Daher fehlt ein Teil der ersten Beschriftungszeile. Dies bedeutet, dass die Beschädigung erst nach der letzten Erneuerung der Beschriftung stattfand.
Meilenstein Wolfskehlen
Meilenstein Gernsheim
Meilenstein Lampertheim
Meilenstein Darmstadt (Böllenfalltor)
Die Straßen, an denen die drei Meilensteine rund um Roßdorf stehen (alle 10 km von Darmstadt entfernt), haben zwischen Darmstadt und den Straßenkreuzungen an der evangelischen Kirche in Roßdorf eine gemeinsame Streckenführung. An dieser Kreuzung führen die Straßen Richtung Hainstadt (Dieburger Straße -->Meilenstein Gundernhausen), Richtung Rehbach (Erbacher Straße --> Meilenstein Roßdorf) und Richtung Krumbach (Wilhelm-Leuschner-Straße --> Meilenstein Ober-Ramstadt), s. Abbildung.
Meilenstein Gundernhausen
Die Straße geht dann weiter über Dieburg und Höchst i.O. Richtung Hainstadt. Von den 20er und 30 er Meilensteine findet sich nichts bei Riebeling.
Meilenstein Hainstadt
Meilenstein Roßdorf
Meilenstein Rehbach
Meilenstein Ober-Ramstadt
Meilenstein Ernsthofen
Meilenstein Gadernheim
Meilenstein Krumbach
Meilenstein Nieder-Ramstadt
Meilenstein Heppenheim
Der Meilenstein
Stallenkandel steht
an einer Parkbucht auf der nördlichen Seite der
Straße von
Wald-Michelbach nach Stallenkandel (L3400), ca. 650 m vor dem Weiler (Standort).
Er passt nicht in die Serie der großherzoglichen
Meilensteine: Er
ist mit 80 cm deutlich kleiner und er besitzt einen
rundgewölbten
Kopf. Beschriftet ist er mit "Von Darmstadt 50 Klm". Darunter erkennt
man eine "200" (= 200.000 Fuß á 25 cm = 50 km).
Man
könnte ihn als Übergang zu einem "normalen"
Kilometerstein
ansehen. 
In
der Straßenmeisterei von Beerfelden (Standort)
ist eine
Reihe von sehr schönen Straßensteinen ausgestellt.
Für
Grenz-, Meilen- und Kilometerstein- Freunde ein lohnenswertes
Ausflugsziel. Neben dem Eingang zum Büro findet man einen
Stein
mit einem flachgewölbten Kopf und der Inschrift "Von
Darmstadt 60 Klm" (Abb. links). Obwohl er kleiner ist, als ein
"normaler
Meilenstein" kann man ihn durchaus dort einreihen. Er besitzt zwei
Besonderheiten:
An der Seite ist "240" eingemeißelt: 240.000
Fuß = 60 km. Weiterhin ist auf der der Schrift
gegenüberliegenden Seite in einem vertieften Feld "60,2"
zu
erkennen. Interessanterweise steht nur unweit davon in einer kleinen
Anlage (Standort)
ein fast identischer Stein mit der gleichen Inschrift "Von Darmstadt 60
Klm"
(Abb. rechts). Auf der Gegenseite ist ein eingetieftes Feld mit "60,2"
zu erkennen. Vor dem Haus Nr. 7 in der Beerfelder Mümlingtalstraße findet man einen Basaltstein mit halbkugelförmigem Kopf und der Inschrift "59". Ein Nachmessen zeigte, dass die Entfernung zum Meilenstein in Rehbach 19 km beträgt. Die Verbindung von Darmstadt nach Beerfelden und weiter nach Süden verläuft demnach über Rossdorf (10) und Rehbach (40). Auf einem alten Messtischblatt sind an der Straße nach Erbach und nach Hirschhorn zwei 60-Kilometerpunkte eingetragen. Der Stein in der kleinen Anlage steht recht genau auf dem 60-Kilometerpunkt Richtung Hirschhorn. Er steht 1000 Meter von Stein Nr. 59 entfernt. Daraus könnte man schließen, dass der erstgenannte Stein auf dem 60er Kilometerpunkt Richtung Erbach stand.
Aber
was bedeuten die Inschriften "60,2" auf beiden Steinen? Zu
erwähnen ist noch, dass auf dem Gelände der
Straßenmeisterei ein Basaltsein mit der Inschrift "60" steht,
der
vom gleichen Typ wie der 59er Stein in Beerfelden ist. Es sei eine steile Hypothese gewagt: Beide beschriftete historische Kilometersteine standen einst 60 km von Darmstadt entfernt. Durch einen Verlängerung der Streckentrasse zwischen Rehbach und Beerfelden um 200 Meter standen sie plötzlich auf dem Kilometerpunkt 60,2. Sie wurden entsprechend gekennzeichnet. Auf den neuen vollen Kilometerpunkten wurden Basaltsteine mit halbkugelförmigem Kopf gesetzt. Irgendwann wurde der historische Stein Richtung Eberbach in die Straßenmeisterei verbracht. Der historische Stein Richtung Hirschhorn wurde auf den neuen Kilometerpunkt 60 versetzt. Der vorher dort stehende 60er Basaltstein befindet sich jetzt auf dem Gelände der Straßenmeisterei. Der Betriebsleiter konnte bedauerlicherweise keine Angaben über die Herkunft der Steine machen. -- Ich danke Frau Clara Hartmann für
Auf dem Gelände der Straßenmeisterei in Beerfelden steht ein weiterer interessanter Stein, der von Clara Hartmann "entdeckt" wurde. Es handelt sich um einen Zehnkilometerstein vom Typ Stallenkandel. Er ist mit einer eingemeißelten "50" beschriftet. Wenn es sich dabei um eine Kilometerangabe handeln sollte, dann hilft ein Blick auf die Karte am Beginn dieses Kapitels: Zwischen Rehbach und Beerfelden fehlt der Kilometerpunkt 50. Wenn man vom Kilometerstein Rehbach eine Strecke von 10 km abmisst, kommt man an eine Stelle südlichvon Erbach (zwischen Lauerbach und Schönnen). Ein Blick in das Messtischblatt 6319 zeigt rechts oben einen Kilometerpunkt "50". Voila. Eine schöne, nicht ganz unwahrscheinliche Hypothese. Dazu passt ein weiterer Fund, der Stein von Lörzenbach:
Clara
Hartmann entdeckte einen weiteren Meilenstein vom Typ Stallenkandel in
Hinterbach an einer Nebenstraße zwischen Wald-Michelbach und
Beerfelden, Olfener Straße gegenüber dem Haus Nr. 29, etwas
nördlich der Gaststätte Edelquelle) Er ist mit "Von Darmstadt
40 Klm" und mit "160." beschriftet (160.000
Klafter á 2,50 m = 40 km). Offensichtlich steht er nicht an seinem
Originalplatz; der jetzige Besitzer des Grundstücks kann sich
nicht erinnern, woher der Stein stammt. Seinen ursprünglichen
Standort kann man aber mit großer Wahrscheinlichkeit
abschätzen: Auf der obigen Karte fehlt zwischen Heppenheim
(Fischweiher) und Stallenkandel ein 40 km-Punkt. Auf dem Messtischblatt 6318
ist nordwestlich von Lörzenbach an der Straße Richtung
Heppenheim eine "39" zu erkennen. Der Stein stand demnach im
Ortsbereich von Lörzenbach. Ich danke Clara Hartmann für das Foto und ihre Recherchen.
Es existieren noch drei weitere Meilensteine im Großherzogtum Hessen, welche die frühere Poststraße von Friedberg nach Ortenberg bemessen. Sie stehen noch im "echten" Meilenabstand. Ausgangspunkt ist der Burghof der Friedberger Burg (Schröter und Grell)
Meilenstein Nieder-Florstadt
Meilenstein Nieder-Mockstadt
Meilenstein Effolderbach
Meilenstein Stockstadt am Main
Per
Zufall geriet ich auf den "Dorfplatz" von Stockstadt am Main (Bayern),
einem Freizeitgelände etwas außerhalb der Stadt an
der
Autobahn A3 (Standort).
Zu meiner Überraschung entdeckte ich dort einen Meilenstein
vom
gleichen Typ wie die oben beschriebenen großherzoglichen
Steine.
Er ist mit folgendem eingeschnittenen Text beschriftet: 10
Kilometer / 10,0
nach Aschaffenburg / 1,6
bis zur Landesgränze. Ich recherchierte ein wenig: In der Website des Geschichts- und Heimatvereins Mainhausen wird er als Mainflinger Kulturdenkmal bezeichnet. Eine Rücksprache mit dem Vereinsvorsitzenden ergab, dass der Stein an der Straße Seligenstadt-Stockstadt (B 469) südwestlich der Ausfahrt von der A45 gestanden haben soll. Bei dem Straßenausbau hätten ihn die Stockstädter für den Dorfplatz gesichert.
Der Stein muss laut Inschrift entweder 1,6 km vor (von Aschaffenburg aus gesehen) oder 1,6 km hinter der Landesgrenze. Folglich muss die Landesgrenze entweder 8,4 km oder 11,6 km von Aschaffenburg entfernt sein. Das kann man einfach ausmessen. Von der Landesgrenze im Norden Bis zur Mainbrücke sind es 11 km, bis zum Kreisel an der Wembacher Straße 11,6 km. Das passt. Eine Alternativrechnung: Die Entfernung von der Landesgrenze im Westen Richtung Babenhausen zur Mainbrücke beträgt 8,6 km. Das passt nicht. Der Meilenstein stand demnach rund 850 m nördlich des jetzigen Standplatzes an der alten Chaussee von Stockstadt nach Seligenstadt.
Betrachtet
man auf dem Messtischblatt von 1953 diesen Straßenabschnitt,
dann
fällt auf, dass die Bayrisch-Hessische Grenze auf der
Westseite
verläuft. Am 30.3.2020 bin ich auch aufgrund eines Hinweises von der
Unteren Denkmalschutzbehörde diesen Teil der Grenze
abgelaufen. Im
Dickicht und Astgewirr stieß ich plötzlich auf einen
großen aufrecht stehenden Granitstein mit einer Bronzetafel,
worauf zu lesen war: Standort
des Meilensteines Stockstadt - Seligenstadt 2001 versetzt an
die alte Chaussee.
Das war natürlich sehr interessant. An dieser Stelle
stößt die alte Straße, deren Trassierung
im
Gelände gut sichtbar ist, auf die vierspurige
Bundesstraße. Der Erinnerungsstein steht auf der Westseite
der
Trasse, also genau auf der Grenze. Demzufolge ist die Aussage, dass es
sich bei dem Meilenstein um ein Mainflinger Kulturdenkmal
handelt, nicht ganz unberechtigt. Allerdings muss die
Vermutung,
dass es sich um einen hessischen Meilenstein
handelt, kritisch hinterfragt werden. Es ist eine auch
für Bayern typische Kilometersäule,
die an vielen
Orten
zu finden ist (Auskunft O.G. von der Forschungsgruppe Meilensteine).
Aus dem Vergleich von Ausschnitten des Messtischblatts von 1953 mit
einer modernen OpenTopoMap kann man links den Verlauf der alten
Chaussee erkennen,
der
in dem rechten Abschnitt blau eingezeichnet ist. Die Grenze ist rechts
als gestrichelte Linie zu erkennen. Wenn man diesen Stein
aufsuchen möchte, parkt man am besten vor der schmalen
Straßenunterführung (blauer Pfeil). Hinter der
Unterführung erkennt man die Trasse der alten Chaussee
parallel
zur Bundesstraße. Man folgt der Trasse im Wald nach Norden,
bis
man den Stein erreicht. Manfred Traub aus Stockstadt informierte auf
Anfrage, dass der damaligen Bürgermeister von Stockstadt den
Meilenstein mit einem Kranwagen abtransportieren ließ. An
dieser
Stelle wurde ein mit einem Bronzeschild versehenen
abgeräumten Grabstein (eines Stockstädter Arztes)
aufgestellt. Der Heimatforscher bestätigte, dass der
Meilenstein
auf der Westseite der Straße, d.h. auf der
bayrisch-hessischen
Grenze stand. Insgesamt gesehen ist das damals gewählte Vorgehen positiv zu bewerten: Ein Kulturdenkmal wie dieser Meilenstein wurde von einem unzugänglichen Ort an eine öffentlich zugängliche Stelle versetzt, die zudem am Verlauf der gleichen (aufgegebenen) Straße liegt. Der ehemalige Standort wurde dauerhaft markiert. Da es sich um einen Bayrischen Meilenstein handelt, ist die Neuaufstellung in der bayrischen Gemarkung Stockstadt sicherlich gerechtfertigt.
Vermisste Meilensteine
Drei der von Riebeling erwähnten Meilensteine konnten weder von Schröter und Grell noch von mir gefunden werden. Einzelheiten zu diesen Meilensteinen sind in der Publikation von Schröter und Grell zu finden.
Anmerkung 9/2021: Manfred Drobnik konnte ein Album mit Meilensteinen aus den 1960er Jahren aufgetan. Mehr dazu unter Meilensteine-9-21
Sehr intensiv recherchierte ich, um den Meilenstein Pfungstadt zu finden: Stadtarchivarin von Pfungstadt, Straßenbauverwaltung Hessen Mobil, Standortkommandatur Major Karl Plagge Kaserne in Pfungstadt, Bezirksverwalter Eberstadt, Untere Denkmalschutzbehörde. Niemand kennt dieses Kleindenkmal. Natürlich habe ich selbst an Ort und Stelle gesucht.
Anmerkung 9/21: Manfred Drobnik hat ihn ausfindig gemacht. Er steht heute in Seeheim, Waldstraße 2. Man weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist.

Reiz berichtet über einen weiteren, heute nicht mehr auffindbaren Meilenstein bei Reinheim: Ein ähnlicher Stein stand südlich der Bundesstraße 436 zwischen Reinheim und Hahn, etwa an der Gemarkungsgrenze. Er ist jedoch nach den letzten Straßenverbreiterungsarbeiten nicht wieder aufgestellt worden. Ob er in einer Deponie oder in einem Privatgarten gelandet ist? Dieser Stein dürfte der sein, den Schröter und Grell bei KM 20 an der Straße Darmstadt- Eberstadt- Reinheim- Lengfeld zwischen Hahn und Reinheim vermissten.
Baeumerth berichtet 1977 von einem Mörfelder Meilenstein, der der Verbreiterung der Kreuzung der Bundesstraßen 486 und 44 einige Jahre zuvor „weichen musste“. Er markierte mit seiner Aufschrift “Mörfelden“ und dem Mörfelder Wappen den östlichen Ortseingang aus Richtung Langen kommend. Wohin der Stein weichen musste, wurde nicht thematisiert. Dieser
Der ehemalige Standort an der Kreuzung am östlichen Ortseingang entspricht dem Kilometerpunkt 10 der Straße Groß-Gerau / Mörfelden-Innenstadt (Dalles) / Langen. Siehe dazu die Abbildung im Kapitel Straßensteine.
Am 21.2.2020 erschien ein Artikel im Mörfelder Freitagsanzeiger, in dem ich die Bevölkerung um Informationen zu diesem Meilenstein bitte. Leider gab es keine Rückmeldungen dazu.
Meilensteine in der erweiterten Dreieich
Nördlich des Hauptgebäudes findet man den Meilenstein Wolfsgarten Nord (Standort). Er besteht ebenfalls aus hellem Sandstein, ist aber unbeschriftet. Im Staatsarchiv wird eine schöne Fotopostkarte des Steins aufbewahrt. Das Tor, an dem er steht, wird dort das Frankfurter Tor genannt. Die Herrschaften sind durch dieses Tor
Anmerkung Juli 2021: Ich wurde von Herrn Casten Knöß informiert, dass der Stein offensichtlich mutwillig umgestoßen wurde. Nach Absprache mit der Gemeindeverwaltung Egelsbach beauftragte ich die Firma Burkard aus Dreieich den Stein zu bergen. Dies erfolgte am 23.6.2021. Er wurde gesäubert und am 24.8.2021 wieder aufgestellt.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Mitteldicker Allee alle 625 Meter abwechseln links und rechts mit einem Meilenstein bestückt war. Die Entfernung Wolfsgarten - Mitteldick beträgt ca. 6000 m. Mit dem Stein 1 in Wolfsgarten und keinem Stein in Mitteldick wären dies 10 Meilensteine. Drei sind noch vorhanden sieben Steine sind verschwunden. Welche andere rationale Erklärung gibt es für die Standorte der Meilensteine an der Mitteldicker Allee? Diese könnten im Umfeld von Wolfsgarten genutzt worden sein. Eine steile These: Alle Steine im erweiterten Dreieichgebiet, die nicht in das großherzogliche Kilometrierungssystem passen, stammen von der Mitteldicker Allee. Dafür spricht, dass fast alle Steine im erweiterten Dreieichgebiet genau wie die vier Steine im Umfeld von Wolfsgarten aus hellem Sandstein bestehen.
Anmerkung Juli 2021: Es gab im Dreieichgebiet vor 1871 sicherlich eine Reihe Meilensteine mit Angaben der Entfernungen in Stunden. Einige davon sind nach der Umstellung auf das metrische System auf die 10-Kilometerpunkte versetzt worden, einige nicht, z.B. die in Wolfsgarten, die an der Mitteldicker Allee oder die bei Schloss Mönchsbruch. Ernshafte Meilensteinforscher halten die Theorie, dass die Meilensteine alle die Mitteldicker Allee gesäumt hätten, für sehr weit hergeholt. Ein weiteres Gegenargument ist die Tatsache, dass 1/12 Meile (=625 Meter) keine gebräuchliche Maßeinheit war.
Der Stein ist vermutlich bei dem vierstreifigen Ausbau der B 44 im Jahr 1964 neu gesetzt worden. Wo er vorher stand, ist nicht bekannt. Er könnte von der Mitteldicker Allee stammen und nach der Gründung von Zeppelinheim bemalt und an die B44 versetzt worden sein. Aber warum auf Neu-Isenburger und nicht auf Zeppelinheimer Gemarkungsgebiet? Er könnte zuvor den Kilometerpunkt 20 der Straße Groß-Gerau nach Frankfurt markiert haben. Die Straße zwischen Mörfelden und Frankfurt wurde 1868/1870 chaussiert. Die Strecke Groß-Gerau über Mörfelden zur Landesgrenze zum preußischen Frankfurt wurde entsprechend kilometriert. Der Kilometerpunkt 20 lag direkt an der Einmündung der Straße "An der Gehespitze" in die B 44 (s. Messtischblatt von 1935). Die Autobahnauffahrt Frankfurt Süd, der Gehspitzkeisel und die vierspurige Zufahrt zu diesem Kreisel wurde in den frühen 1950er Jahren erbaut. Dabei könnte der dort gestanden habende Meilenstein nach Süden versetzt und mit einer neuen Bemalung versehen worden sein. Das sind allerdings Spekulationen, die sich kaum belegen lassen werden können. Auf einem Foto aus dem Jahr 1937 der o.g. Straßeneinmündung ist kein Meilenstein zu sehen (Information von Fam. Gruber). Das spricht geben diese These, ebenso die Tatsache, dass es sich um einen Stein aus hellem Sandstein handelt.
Anmerkung 2/22: Kristof Doffing hat mich auf eine Abbildung im Staatsarchiv Darmstadt aus dem Jahr 1933 aufmerksam gemacht. Es fällt auf, dass auf dem Bild der Sockel deutlich sichtbar ist, der Meilenstein steht deutlich stärker aus dem Boden als heute. Ob der Stein irgendwann abgebrochen ist und wieder (ohne Sockel) neu aufgestellt wurde?
Der Stein steht in der Nähe des Kilometerpunktes 10 der Bundesstraße 486 (Zählung von Rüsselsheim aus). Diese Straße von Mörfelden über Mönchbruch nach Rüsselsheim wurde erst nach 1935 erbaut, denn im Messtischblatt aus diesem Jahr ist eine durchgehende Straße noch nicht eingezeichnet. Es ist daher nicht wahrscheinlich, dass der Stein diesen Kilometerpunkt markieren sollte. Der Verkehr wurde früher über den weiter südlich verlaufenden Rüsselsheimer Weg abgewickelt. In der Haas'schen Karte wird dieser als "Landstrasse nach Darmstadt" bezeichnet. Die Verbindung Mönchbruch - Mörfelden erfolgte über den Heuweg, dessen Verlauf der Trasse der heutigen Bundesstraße entspricht. Dieser Meilenstein ist in einem Messtischblatt von 1966 bereits mit einem Symbol gekennzeichnet.
Darüber, dass dieser Stein früher an der Kreuzung B44/B486 gestanden haben könnte, wurde weiter oben im Kapitel "Vermisste Meilensteine" spekuliert.
In der Nähe des Jagdschlosses Mönchsbruch steht am Gundweg ein weiterer Stein, der mit einem historischen Meilenstein verwechselt werden kann. Lesen Sie -->hier darüber mehr.
Die beiden nächsten hier genannten Meilensteine haben etwas gemeinsam: Sie befinden sich beide an der östlichen Gemarkungsgrenze von Messel. Um sie besser unterscheiden zu können, werden sie als Urberacher und Eppertshauser Meilensteine bezeichnet. Die Straßen, an denen beide stehen, wurden erst um 1880 - 1905 ausgebaut. Sie müssen demnach vorher woanders gestanden haben. Es ist zu beachten, dass Messel erst 1806 zum Großherzogtum Hessen kam; vorher dürften dort keine großherzoglichen Meilensteine gestanden haben. Westlich von Messel liegt das landgräfliche/ großherzogliche Kranichstein mit ausgedehnten Wäldern. Möglicherweise stammen die Steine von dort. Der Kilometerpunkt 10 der Straße Darmstadt - Messel liegt heute im Messeler Ortsgebiet. Die beiden Messeler Steine dürften nichts mit der Straßenkilometrierung zu tun haben. Ein kompetenter Messeler Heimatforscher konnte keine Information über die Herkunft der Steine geben.
Manfred
Drobnik machte mich im September 2020 auf einen Meilenstein im
Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach aufmerksam. Er
steht
ca. 450 m von der Eingangsschranke entfernt, am Wegweiser zur Grotte (Standort).
Er besteht aus hellem Sandstein und steht 106 cm aus dem
Boden.
Der Abschlusskegel ist 4 cm hoch. In dessen Mitte erkennt man eine
Vertiefung. Der Durchmesser beträgt unten ca. 44 cm und oben
40
cm. Eine Nachfrage bei der Parkverwaltung erbrachte keine weiteren
Erkenntnisse über dessen Herkunft. Es ist geplant, den
Fuß
des Meilensteins freizulegen, um die Gesamtgröße des
Steins
festzustellen. In der o.g. Publikation von Schröter und Grell werden die Standorte der nicht mehr vorhandenen Meilensteine um Darmstadt aufgeführt. Einer davon war der 20 km-Punkt an der Straße Darmstadt – Eberstadt – Bensheim, nördlich der Ortsmitte von Auerbach (alte B 3), ca. 500 m nördlich des Straßenabzweiges nach Hochstädten. Es ist demnach nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Meilenstein im Fürstenlager um diesen 20 km-Stein aus Auerbach handelt.
Im Juli 2023 entdeckte ich auf einer Motorradtour einen Meilenstein auf
der nördlichen Seite der Straße von Schmerlenbach nach
Aschaffenburg, also in Bayern in der Gemeinde Hösbach (Standort).
Er ist konusförmig (D unten: 56 cm, D oben: 46 cm), die Höhe
betrögt 140 cm, mit einem flachkegelförmigen Kopf von ca. 7
cm. Er besteht aus
rotem Sandstein. Die
eingehauene Fraktur-Beschriftung ist nicht gut zu entziffern. Sie
ist nicht sehr übersichtlich
platziert:Nord: "1 nach Schmerlenbach"


Südost: "5 nach Aschaffenburg"
Südwest: "5 Kilometer von Aschaffenburg"
Die Ziffern als Kilometerangabe stimmen. Nach Olaf Grell (Forschungsgruppe Meilenstene) handelt es sich um eine bayerische Kilometersäule, wie sie in Bayern nach 1872 vielfach aufgestellt wurden. Oder stammt er vielleicht aus der Dalberg-Zeit (Großherzogtum Frankfurt), in dem möglicherweise die französischen Maßeinheiten noch galten? Ich konnte bisher noch keine Information über diesen Stein ausfindig machen. Er ist auf meine Anregung hin 2023 in das Bayerische Denkmalverzeichnis eingetragen worden.
Ein weiterer dieser bayerischen Kilometersteine steht in Waldaschaff, Lohrer Straße 87 (Standort).
Er besteht aus rotem Sandstein und ist säulenformig mit einem
Durchmesser von 53 cm. Die Höhe beträgt 131 cm plus ca. 7 cm
des flachgewölbten Kopfes.Süd: 15 Kilometer von Aschaffenburg


Ost: 9,7 nach Hösbach
West: 8 nach Rothenbuch
Der Meilensteim war offensichtlich zerbrochen. Das Oberteil wurde restauriert und nicht ganz professionell wieder mit dem Fuß verbunden. Der Stein ist im Bayerischen Denkmalverzeichnis aufgeführt. Wenn man genau hinschaut, erkennt man an der Bruchkante ein Hakenkreuz. Das ist wohl kein erhaltenswertes historisches Element auf der Kilometersäule. M.E. müsste da nochmals der Steinmetz mit einem scharfen Meißel ran.
Wenn
wir schon im nahen Bayern sind: In Großostheim steht eine
interessante Stundensäule mit rechteckigem Grundriss aus rotem
Sandstein, die als Denkmal klassifiziert ist. Es handelt sich in diesem
Fall um einen Wegweiserstein. Er steht am Abzweig der Stockstadter
Straße von der Babenhäuser Straße (Standort). Die Inschriften:"Nach Stockstadt 1 ½ St -->" und " Nach Babenhausen <-- ? St"
Im unteren Tel des Steines ist die Oberfläche bearbeitet worden; die Scharrierung geht in eine andere Richtung wie im oberen Teil. Im Denkmalverzeichnis steht: "1. Hälfte des 18. Jh, 2003 versetzt." Diese Stundensteine sollen in Bayern und in der Bayerischen Pfalz häufiger vorkommen. In Bayern entsprch eine Stunde 3,7 Kilometer. S. auch Artikel in Wikipedia.

Wieder
zurück im Hessenland: Auf einer Motorradtour durch den Spessart
entdeckte ich 1 km westlich von Burgjoss auf der Nordseite der L 3199
einen interessanten Meilenstein aus rotem Sandstein (Standort). Vorne ist in einer wappenähnlichen Vertiefung folgendes eingemeißelt: 15,0 km = 2 Meilen / von der Frkft=Leipz. /Strasse / 10,3 km von Orb / 1,0 km nach Burgjoss.
Interessant ist dabei, dass die Enfernung in Kilometer und Meilen zur
Handelsstraße Frankfurt - Leipzig im Kinzigtal angegeben wird. An
den Seiten ist zu erkennen: ? St. / nach /Burgjo und ?St / von / ...burg.. Die weitere Beschriftung auf der Südseite ist nicht zu erkennen.S. dazu die Info der Forschungsgruppe Meilendteine

Im
Mai 2025 machte mich Clara Hartmann auf einen Meilenstein im Vorgarten
des Hauses Miltenberger Straße 29 in Großheubach aufmerksam
(Standort).
Das war natürlich das Ziel meiner nächsten Motorradtour. Der
Vorgarten befand sich ca. 4 Meter über Straßenniveau und war
kaum einsehbar. Bei näherer Betrachtung schien das zugehörige
Haus unbewohnt. Ich probiert die Klinke des Gartentores: Es war
unverschlossen. Im Dienste der Meilensteinforschung betrat ich
illegalerweise das Grundstück und konnte den Stein fotografieren
und vermessen. Roter Sandstein, Höhe: Spitze = 7 cm,
Korpus = 110 cm, Fuß = 40 cm, Sockel = 30 cm, Durchmesser:
oben Korpus: 35 cm, unten Korpus: 40 cm, Fuß: 45 cm , Sockel:
50x50 cm. Die Inschrift konnte ich nach der Bearbeitung des Fotos
identifizieren: "9 Std. von Aschaffenburg". Eine bayerische "Wegstunde"
oder "Post- oder geometrische Stunde" entsprach etwa 3,7 Kilometer
(KI). 9 Stunden sind 33,3 Km. Weitere KI-Auskunft: Die Entfernung von
Aschaffenburg nach Großheubach beträgt für
Fußgänger 33 Kilometer. Es kann also davon ausgegangen
werden, dass der Meilenstein ursprünglich im Stadtgebiet von
Groß-Heubach stand. Es wäre interessant zu erfahren, wie der
Meilenstein in den Vorgarten kam.

Links
ist ein Foto des Restes eines römischen Meilensteins zu sehen. Das
Artefakt wurde 1831 zwischen Altheim und Kleestadt gefunden. Das
Original wird im Landesmuesun in Darmstadt ausgestellt. Es gibt zwei
Nachempfindungen, einer hinter einer Bank in der Nähe des
Fundplatzes (Standort), der andere am "Keltenzug" auf der Bulau in Rödermark (Standort). Dort steht auch eine Stele mit einer kurzen Erläuterung.Literatur zu Meilensteinen: Baeumerth (3), Riebeling (2), Lütkemann (2), Schröter und Grell
Ich danke Johannes Baeumerth sowie dem Hessischen Heimatbund für die Erlaubnis, die Abbildungen aus Karl Baeumerth: “Meilensteine in der Dreieich”, der in der “Hessische Heimat” 27 Jg, 1977, Heft 2, Sonderheft Dreieich, S. 68, nutzen zu dürfen.
Auf der Website der bereits erwähnten Forschungsgruppe Meilensteine ist der Burgjosser Meilenstein aufgeführt, plus vier weitere Meilensteine im Kinzigtal. Schöne Motorradziele. S. dazu die Rundfahrt der Forschungsgruppe Meilensteine 2017