Epitaphe und Grabsteine
Ein Epitaph ist ein Gedenkstein für einen Verstorbenen, der
häufig an einer Kirchenwand senkrecht aufgestellt ist. Im
Gegensatz zu einem Grabmal steht ein Epitaph nicht
notwendigerweise am Ort der Bestattung. Als Epitaph bezeichnet man auch
nur die Inschrift auf einem Gedenkstein. In den Dreieichorten mit ihrer
reichen Geschichte gibt es in und an den alten Kirchen eine
Reihe von Epitaphen, die meist in der heimatkundlichen Literatur mehr
oder weniger ausführlich beschrieben wurden. Im Folgenden
möchte ich mich auf die Bilder und eine zusammenfassende
Darstellung der Epitaphe und Grabsteine, so sie denn eine historische
Bedeutung besitzen, beschränken.
Dreieichenhain

Das
interessanteste
Objekt in diesem Kapitel ist sicherlich der Römische
Grabstein, der sich hinter dem Palas-Eingang der Hainer Burg auf der
rechten Seite befindet. Genauer gesagt, es handelt sich um eine Kopie
aus dem Jahr 1993 (Info: GW). Das Original befindet sich im Erdgeschoss des
Dreieich-Museums. Der Stein war früher in der Turmburg als
Zinnenstein vermauert. Er wurde wahrscheinlich um 150 n.Ch.
für den mit 51 Jahren verstorbenen Quintius
Liberalis gefertigt. Er sollte offensichtlich vor seiner
Vermauerung im Turm anders genutzt werden: Man erkennt
unterhalb
der Schrift ein Rechteck, in das ein liegendes Kreuz
eingemeißelt wurde. Auch im oberen Bereich ist ein Rechteck
zu
erkennen. Der Stein sollte wahrscheinlich für den
Altarunterbau
der ottonischen (?) Kirche genutzt werden. Die Übersetzung des
lateinischen Textes lautet:
Den
unterirdischen Göttern / Dem Qintius Liberalis / der 51 Jahre
lebte / und der Proximonia / Sancta, seiner / noch lebenden Gemahlin
haben / deren Kinder die Libe /
raliner Iuvenis
und Iuventina und / Maternus und Fau / stus und Tiberinalis /
deren Söhne dem / unvergleichlichen Vater / (diesen Grabstein
setzen lassen). Fritz Creter hat daraus eine
schöne
Geschichte gemacht: Danach war Quintus Liberalis ein
"Germanenjüngling", der bei der Niederschlagung eines
Aufstandes
gefangen genommen wurde und als Sklave bei einem wohlhabenden
Römer in Dieburg dienen musste. Er wurde nach 10 Jahren
freigelassen ("Liberalis"), erwarb das römische
Bürgerrecht,
heiratete seine Poximonia und legte sich auf den Hubäckern
einen
Hof an. Er hinterließ, als er mit 51 Jahren
starb, seine
Ehefrau, eine Tochter und vier Söhne, die ihm am Alten Berg
ein
Grabmal mit besagtem Stein errichten ließen. Als der
Königshof in der Zeit Ottos des Großen im Hain
erbaut wurde,
brach man Steine im Alten Berg und entdeckte das Grabmal. Der
Baumeister wollte den Stein zunächst als Altarstaffel nutzen
und
riss mit einem Meißel die Einteilung der Flächen
ein. Der
Plan wurde aber verworfen. Der Stein wurde dann später von
Eberhard von Hagen in der Turmburg vermauert. Weiprecht Schmidt
entdeckte 1605 den Stein, erkannte seine Bedeutung, holte ihn herab und
stellte ihn vor der Kirche auf. (Lit.: Creter, Nahrgang(16)). Bei Merian in der
Topographia Hassiae ist die Rückholung dieses Steines ebenfaslls beschrieben.
An der Südseite der Burgkirche und an der Nordseite des Palas
findet man zwölf Grabplatten aufrecht an den
Wänden stehen. Sie haben eine wechselvolle
Geschichte.
Ursprünglich stammten die meisten von dem 1833 aufgegebenen
reformierten Friedhof an der Spitalgasse. Sie dienten lange Zeit -
teilweise zerschlagen - als Decksteine für den Sterzbachgraben
an
der Breite Haagwegschneise, wurden aber nach dem Zweiten Weltkrieg an
die Trennmauer zum Burggarten aufgestellt. Um 1984 wurden sie auf
Veranlassung des Geschichts- und Heimatvereins Dreieichenhain
restauriert und an den etwas geschützteren Standort am alten
Friedhof zwischen Palas und Burgkirche neu aufgestellt (
Lit. Heil
R.
(2)). Einige Steine stammen auch vom Alten Friedhof an der
Waldstraße. Leider ist der Prozess der
Oberflächenverwitterung bereits weit fortgeschritten. 1960 hat
Karl Nahrgang (Lit. Nahrgang (16)) die damals noch erkennbare
Beschriftung dokumentiert.
Burgkirchen-Mauer
von links nach rechts:




1.
Grabstein der Schwestern Dorothea
und Elisabeth Friedel aus dem Jahre 1733,
früh verstorbene Töchter
des Hayner Pfarrers Gottlieb Friedel
2.
Grabstein des Caspar
Pack aus dem Jahre 1737,
Pfarrer im Hayn von 1706 bis 1737
3.
Grabstein des Philipp
Christoph Schmitt aus dem Jahre 1758,
Gräflich
Lippe-Schaumburgischer Rat
4.
Grabstein des Hermann
Möry aus dem Jahre 1742,
vorletzter Isenburgischer Amtskeller im Hayn
5.
Grabstein der Anna
Barbara Kleiß
aus dem Jahre 1742,
Ehefrau des letzten
Spitalmeisters Philipp Kleiß
Palas-Mauer
von links nach rechts:





6. Grabstein der Charlotte
Emalie Ewald aus dem Jahre 1757,Wo Arminius die Römer schlug
Tochter des Fürstlich Isenburgischen Regierungsrates Vigelius,
Ehefrau des letzten Amtskellers Georg Ernst Ewald, der Sohn Prof.
Johann Ludwig Ewald zählte zum Freundeskreis Goethes.
7.
Grabstein der Anna
Katharina von Eisenberg
aus dem Jahre 1756,
Schwiegertochter des Grafen
Johann Ludwig von Isenburg-Birstein, ihr Ehemann
Oberjägermeister Ludwig von
Eisenberg hatte keinen Anspruch auf die Grafschaft Isenburg.
8.
Grabstein der Vera
Christina Wahl aus dem Jahre 1675,
Ehefrau des Isenburgischen
Oberförsters Johann Christoph Wahl, der Sohn Johann Erhard
Wahl war Amtmann im
Hayn und erbaute 1710
das
Vieuxtemps-Haus, die Familie wurde in den Adelsstand erhoben.
9.
Grabstein des Abraham
Heck aus dem Jahre 1733,
Pfarrer im Hayn von 1730
bis 1733,
erster reformierter Geistlicher,
der ausschließlich zum Pfarrer vom Hayn ernannt wurde.
10.
Grabstein der Anna
Magdalena Gudenus aus dem Jahre 1741,
Ehefrau des reformierten
Pfarrers Georg Hermann Gudenus.
11.
Grabstein des Gottlieb
Bernhard Friedel aus dem Jahre 1777,
Lutherischer Pfarrer im
Hayn von 1737 bis 1777.

Zwischen
Kirche und Palas stehen das Denkmal für die in
beiden
Weltkriegen gefallenen Soldaten, die 2013 vom Museumseingang
umgesetzten Grenzsteine
und das Grab-Kreuzstein von Eva Koch, der Tochter des Pfarrers Johann
Koch
aus dem Jahr 1571. Die
Vorderseite ist mit einer Inschrift versehen: EVA IOHANN PFARREN
DOCHTERLIN OBIIT XXII MAY 1571. In Lit. Azzola wird jedoch darauf
hingewiesen, dass zwischen 1570 und 1594 Andreas Schönwald
Pfarrer in Dreieichenhain war. Er interpretiert den Text so, dass es
sich um Eva Pfarr, der Tochter von Johann Pfarr handelte. Auf der
Rückseite des Steins ist ist ein herausgearbeitetes
Kreuz zu sehen, das auf einem Dreipass (= Kreuzeshügel) steht.
Dieser Grabstein stammt von dem Alten Friedhof, der 1463 angelegt und
1964 in eine öffentliche Anlage umgawandelt wurde. Gernot Schmidt
machte 3/19 darauf aufmerksam dass es sehr wohl in Dreieichenhain
einen lutherischen Pfarrrer Johann Koch (Cocus), Amtszeit von
1569-1570, gab. Er stammte aus Gotha, war zuvor in Arheilgen und
Gräfenhausen. Danach war er in Kleestadt und Osthofen bei Worms
tätig. Es gab in Dreieichenhain noch einen weiteren
Johannes Coci (bis 1527), allerdings in katholischer Zeit, später in Trebur.

Auf
dem alten Friedhof in Dreieichhain an der Waldstraße steht
außer dem 1938 dorthin versetzten Kriegerdenkmal und zwei
findlingsartigen Steinen (bei denen die Metall-Lettern entfernt wurden)
ein Grabmal für Johann Otto Ludwig Schuchardt (1765
-1834) und Ernestina Schuchard geb. Frank (1784 - 1870). Es
handelt sich um ein nach oben sich verjüngendes,
säulenartiges, neogotisches Grabmal mit eingesetzten
Marmorplatten. Die hintere ist unbeschriftet, die auf den Seiten tragen
die Namen der verstorbenen und auf der Vorderseite ist zu lesen:
Ruhestätte unserer Lieben Eltern - Seelig sind die, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Es ist anerkennenswert, dass bei der Auflassung des alten Friedhofs
dieses auch handwerklich bemerkenswertes Denkmal nicht abgeräumt,
sondern der Nachwelt erhalten wurde.
Nach oben
Sprendlingen

In der Erasmus-Alberus-Kirche steht auf
der linken Chorseite ein
schön renovierter frühklassizistischer Epitaph, der an Christian Wilhelm
Machenhauer
(1719-1792) erinnert. Er war - wie zu lesen ist - 9 Jahre Pfarrer in
Offenthal und 37 Jahre Oberpfarrer in Sprendlingen. Er wurde 1755 von
Offenthal nach Sprendlingen berufen und explizit angewiesen, "das rohe
und wilde Wesen der Gemeinde zu steuern und insbesondere die entartete
Jugend zu verbessern" (Quelle: Familienbuch Sprendlingen).
Der neue Friedhof am Lacheweg wurde erst 1847 seiner Bestimmung
übergeben. Vorher wurden die Verstorbenen im Kirchhof der
Erasmus-Alberus-Kirche beigesetzt. Die Grabsteine, die jetzt auf
dem westlichen Teil des alten Kirchhofs stehen, waren früher z. T.
in
die Kirchhofsmauer eingelassen. 1997/98 wurden
die Grabsteine auf Veranlassung der Freunde Sprendlingens gesichert,
von einer Fachfirma renoviert und neu aufgestellt. Sie stehen
jetzt auf Edelstahl-Anker, um sie vor der aufsteigenden Feuchtigkeit zu
schützen. Der Kirchhof ist normalerweise nicht
zugänglich, bei Bedarf kann man sicher am
gegenüberliegenden Pfarrhaus klingeln oder es zu den
Gottesdienstzeiten versuchen.



Die Inschrift des
großen Epitaphs an der Westseite der Kirche ist
-->
hier
abrufbar. Es handelt sich um den Grabstein von Friderica Louisa Klapper
(1747 - 1793). Die Beschriftung des zweiten Epitaphs ist nicht mehr zu
erkennen. Die dritte aufrecht stehende Grabplatte ist wie folgt
beschriftet: HOCH GREFL SHULTEIS GEWEST HERR
SCHULTEIS
GEORG
ERNST NEUWIRD GEBORN AO 1770 GSTORBEN AO 1723 ALT 53
iAR . Bemerkenswert ist das fehlerhafte Geburtsdatum. Der
Schultheiß Georg Ernst Neuwirth wurde nicht
1770, sondern 1670 geboren. Der Stein wurde übrigens von den
Freunden Sprendlingens geborgen, als sie die ehemalige
Außentreppe zum Keller der Sakristei freilegten.




Auf dem ehemaligen
Friedhof finden sich noch vier weitere freistehende Grabsteine, die
hier abgebildet sind. Von links nach rechts: Friedrich
Stockhausen, Johanette Philippine
Louise Stockhausen, Caroline
Stockhausen und Georg Adam Löffler (1783 - 1843). Dem
Familienbuch Sprendlingen ist zu entnehmen, dass Johann
Friedrich
Christoph Stockhausen (1774 - 1838) mit Johanna
Louise
Sophie
Philippine, geb. Gillmer (1777 - 1823) verheiratet war und dass sie 5 Kinder
hatten, von denen eines
Caroline
Amalie Wilhelmine Stockhausen (1802 - 1819) hieß. Friedrich
Stockhausen war "Chaussee Inspector und Amtskellerei Adjunkt" in
isenburgischen Diensten. Georg August Löffler war der
"Adlerwirt" bzw. später der "Traubenwirt". Er
besaß
einen großen Grundbesitz. Davon zeugen die mit GAL
gekennzeichneten
Grenzsteine in der Sprendlinger Gemarkung. Aus dem Gasthaus
"Zur
Traube" ging die Sektkellerei Löffler hervor.
Lit:
Nieß (6)
Nach oben
Offenthal
Die beiden Grabplatten in der Offenthaler Kirche sind
in der heimatkundlichen Literatur noch nicht beschrieben, daher soll
über sie hier ausführlicher berichtet werden. Ich danke Achim
Seibert herzlich für die Unterstützung und für die
Überlassung der Ergebnisse seiner Recherchearbeit (s .auch das von
ihm herausgegebene "Familienbuch Offenthal").

Die
rechts hinter dem Altar in die Wand eingelassene Platte ist ein
Gedenkstein für den vierjährigen Johann Christoph
Schilling. Die Inschrift: ALHIER / RUHET IN GOTT / JOHANN CHRISTOPH
SCHILLING / DAMALIGES GRÄFL: / YSENBURGISCHEN OBER= /
FÖRSTERS GEWESENES / SÖHNLEIN GEBOHREN / DEN 7 JUNY
1727 / UND GESTORBEN / DEN 21 DECC 1731 / TEKST / IM BUCH DER
WEISHEIT / AM 4 CAP VERS 13 14 / ER IST BALD VOLLKOMEM /
WORDEN UND HAT VIELE / JAHR ERFÜLLET / DENN SEINE SEELE
GEFÄLT / GOTT DARUM EILET / ER MIT IHM AUS / DEM BÖSEN LEBEN.
Johann Christoph Schilling war der Sohn des angesehenen gräflichen
Oberförsters Jost Henrich Schilling (1702 - 1740). Er war
Wildbannbereiter und wurde mehrmals in Lit. Buri erwähnt. Der
Stein war bis 1982 durch das Kirchengestühl versteckt.


Unterhalb
des Sandsteinaltars befindet sich die zweite Grabplatte. Unter ihr ruht
Friederike Elisabeth Catharina Machenhauer (1726 - 1755), die Frau des
Offenthaler Pfarrers Johann Christian Wilhelm Machenhauer. Sie starb
kurz vor dem Umzug der Familie nach Sprendlingen bei der Geburt eines
Kindes. Dem Kirchenbuch ist zu entnehmen, dass sie vor dem Altar
beigesetzt wurde. Aus der Tatsache, dass der Altar jetzt über
ihrer Grabplatte steht, ist zu schließen, dass dieser irgendwann
versetzt wurde. Die Beschriftung der Steinplatte, die gebrochen war und wieder zusammengesetzt wurde, ist
--> hier
aufrufbar. Interessant ist der Totenkopf mit einer Sanduhr am unteren
Ende der Steinplatte.
Heinrich Gerhard Grießinger (1727 - 1762), der Nachfolger von
Pfarrer Machenhauer in Offenthal, wurde laut Kirchenbuch neben der Frau
seines Vorgängers bestattet. Ein ihm gewidmeter Stein ist nicht vorhanden. Er starb infolge eines
unglücklichen Sturzes von seinem Pferd, als er von Frankfurt
kommend im "Bock" zu Sachsenhausen, in einem Wirtshaus in Ysenburg, in der
"Krone" zu Sprendlingen, im Haus des Daniel Graf und im Philippseicher
Wirtshaus einkehrte.
Nach oben
Götzenhain


Im
Inneren der schönen Götzenhainer Kirche steht an der
Nordseite ein barocker Grabstein mit Inschrift und Datierung 1779.
Er stand lange Zeit an der südlichen Außenmauer im Freien.
Oben erkennt man ein Dreieck, das die göttliche Dreieinigkeit
symbolisiert, unten ist ein Totenschädel mit geflügelter
Sanduhr zu erkennen. Auf einer Infotafel ist die Inschrift
transkribiert:
Wie's Gott fügt, so nehm ich's
an, / was Gott thut, das ist wohlgethan! / Hier ruht in Gott der hochehrwürdige
/ Herr Franz Theodor Kahlenberg, / in die 20 Jahr allhier zu Götzenhain / treu
und fleißig / gewesener Pfarrer, welcher nur 4 Wochen / mit Katharina Hillin
von Darmstadt / in der Ehe gelebet. / Er war geboren den 16. September 1725 / gestorben
den 17. Februar 1779 / Sein Alter war 53 Jahre, 4 Monate.
In die Dienstzeit von Pfarrer Kahlenberg fiel der Wirbelsturm 1776, der
die alte Götzenhainer Kirche zum Einsturz brachte. Er sorgte auch
dafür, dass die Kirche neu erbaut und 1776 eingeweiht werden
konnte.
Nach oben
Philippseich

Die
Schlosskirche von Philippseich wurde wahrscheinlich 1704 erbaut.
Sie diente als Gotteshaus für die reformierte Gemeinde in
Philippseich,
zu der auch Einwohner von Götzenhain und Urberach gehörten.
Die Kirche
war Begräbnisstätte der Philippseicher Linie des Hauses
Isenburg. An
der Altarwand befinden sich zwei Grabplatten. Eine stellt das
reichdekorierte Grabmal des Grafen Wilhelm Moritz von
Isenburg-Büdingen (1705-1744)
und seiner Frau Philippina Louise dar. Es ist dort u. a. zu
lesen:" ...erzielten in vergnügter Ehe 6 Söhne und 6
Töchter". Unter dieser großen Tafel ist eine leicht
beschädigte Tafel zur Erinnerung an Georg Casimir, Graf zu
Isenburg u. Büdingen in Philippseich (1794-1875), angebracht. An
beiden Seiten sind zwei kleinere unregelmäßig geformte
Steintafeln für Ludwig Moritz (1727-1750) und Gustav Ernst
(1733-1749) befestigt.



Unmittelbar vor dem Kirchengestühl sind die
Grabplatten der letzten hier lebenden Mitglieder des
Hauses Isenburg-Philippseich zu sehen, darunter auch die der Comtesse
Elisabeth,
die im Jahr 1917 als Krankenschwester in einem Seuchenlazarett - kaum
20 Jahre alt - den Tod fand. Daneben überdeckt eine schwarze
Steinplatte das Grab des Grafen Ferdinand, mit dem 1920 die
Philippseicher Linie des Hauses Isenburg ausstarb. Eine dritte Platte
schließlich befindet sich über dem Grab der Comtesse
Irmgard, die 1921 ihrem Leben - angeblich aus Liebeskummer - ein
Ende setzte.



Neben
dem Altar sind im Fußboden mehrere Grabplatten von
Kindern der gräflichen Familie zu sehen: Auguste Leonore
(1729-1730), Ernst
August (1738-1738) und Margareta Louisa Sophia Amalia von Leningen
(1754-1755), eine Tochter von Johanna Elisabeth Amalia aus dem
Haus Ysenburg und Büdingen (von links nach rechts). Unter den
Sandsteinplatten befindet sich in einer Tiefe
von 40 cm eine Anzahl von Grabstätten, die z. T. mit Initialen auf
den Platten gekennzeichnet sind. Im Vorraum befindet sich ein alter
Grabstein, der den Hohlraum unter der Emporentreppe verschließt.
Auf der Südseite der Kirche führt eine Treppe zu
einer Tür, hinter der ein kleiner Gewölbekeller als
Abstellraum dient.

Auf dem Gelände vor der Kirche liegt eine angegraute
Sandsteinplatte mit einem Wappen aus Marmor
auf dem Boden. Die Inschrift ist kaum erkennbar. Es handelt sich um
eine "Fake"-Grabplatte eines im Krieg 1870/71 gefallenen Grafen
Maximilian. Die Witwe hat einen unbekannten Soldaten exhumieren und unter
der Platte begraben lassen. Das Grab befand sich außerhalb des
Friedhofs hinter der Kirche. Als man den Friedhof 1946 neu gestaltete,
bemerkte man, dass es sich nicht um den Grafen handelte. Da der Tote
kein Bediensteter des Hauses war, wurde er nicht auf dem kleinen
Friedhof neben der Kirche beigesetzt, sondern man verlegte sein Grab
vor den Eingang der Kirche. Diese Informationen basieren auf dem Artikel Lit.
Kögel.
Auf dem Friedhof sind auch der Heimatforscher Karl Nahrgang und seine
Ehefrau Hildegard bestattet. Ihr ist Grab mit einem
Granitfindling versehen.


Interessant in Bezug auf die Philippseicher Kirche sind zwei im Staatsarchiv aufbewahrte Karten:
Karte der Koberstadt, datiert 1631 (P1/1426, links) und
Karte der Koberstadt, datiert 1718
(P1/1073, rechts). Auffallend ist zunächst die Datierung: Die
Kirche ist erst 1704 erbaut, folglich muss die Kartendatierung 1631
falsch sein. Beide Bilder stimmen gut miteinander überein.
Allerdings besitzt die Kirche heute keine Barockhaube, sondern eher ein
schlankes, spitzes Dach.
Entweder wurde der Kirchturm umgebaut oder der frühere Zeichner
hat phantasiert und der spätere Zeichner hat abgekupfert (sofern
man das bei einer Zeichnung sagen darf).
In der Nähe der
Philippseicher Kirche befindet sich das ehemalige Wohnhaus von Karl
Nahrgang und seiner Frau. Es steht über dem Keller des
ersten 1666/67 im "Thiergarten" erbauten Herrenhauses. Während
des 2. Weltkrieges wurde dort ein Bunker hineingebaut,
daher wird das Haus auch als "Bunkerhäuschen" bezeichnet. Das aus
Holz errichtete erste Herrenhaus wurde um 1700 abgerissen (oder durch Brand zerstört?). Von Graf
Johann Philipp wurde ein neues steinernes Herrenhaus an
anderer Stelle erbaut, der sog. Grüne
Bau, der später als Orangerie umgebaut wurde und heute als Wohnhaus genutzt wird (Lit. Söder). Man weiß
recht genau, wie dieses erste Herrenhaus
ausgesehen hat. Nach Auskunft von H.P. Decker (pers. Mitteilung) ist
zum Thiergarten im Fürstl. Archiv Birstein unter Nr. 1566
eine materialreiche Akte vorhanden, über die Jahre 1634 bis 1718.
Darin befindet sich auch ein schöner Aufriss vom 29.2.1668 mit Fachwerk und
Ecktürmchenen, der von einem Zimmermann namens Hans erstellt wurde. Auf Basis dieser
Information konnte eine Zeichnung gefertigt werden, die in Lit.
Lenhardt (4) im Jahr 1937 veröffentlicht wurde (s. unten links). In
der
Dreieicher Heimatkunde-Literatur war dies die einzige publizierte
Abbildung des ersten Herrenhauses.


Im
Januar 2019 besuchte ich die sehr interessante Ausstellung "1718
- Graf Johann Philipp zu Ysenburg-Büdingen und seine Zeit"
im Neu-Isenburger Stadtmuseum im Haus zum Löwen. Ein besonderes
Exponat war das Gedenkblatt zur Leichenpredigt der Gräfin
Charlotte Amalie zu
Ysenburg und Büdingen aus dem Jahr 1708 aus dem Haus für
Stadtgeschichte in Offenbach. Sie war die erste Frau des Grafen Johann
Philipp, die kinderlos im Jahr 1708 verstarb. Das Blatt
enthält
neben ihrem Portrait u.a. auch das Isenburger Schloss in Offenbach und
eine
Abbildung des alten Herrenhauses von
Philippseich !! Für Offenbach hat dieses Blatt eine besondere Bedeutung, weil es die
einzige bekannte Abbildung des Isenburger Schlosses mit seinem westlichen
Seitenflügeln zeigt.
Eine
intensive Recherche ergab, dass dieses Blatt auch in der Neu-Isenburger
Heimatliteratur bereits zweimal publiziert wurde, ohne dass die
Dreieicher Heimatforscher von der Abbildung Notiz nahmen. Man kann
über die Abbildung des Thiergartens sagen: Bekannt, aber trotzdem
unerkannt. Auf jeden Fall
freut es mich, dass diese Abbildung in das Portfolio der
Philippseich-Dokumentation eingefügt werden kann.
Anmerkung 3/2021: Sehr
zu meinem Verdruss habe ich feststellen müssen, dass Peter Decker,
ehmaliger Archivar in Büdingen und Birstein in Lit. Fogel &
Loesch auf diese Abbildung hinwies (S. 155, Fußnote 303). Aber
ich bleibe dabei: diese Abbildung war bei den Dreieicher
Heimatforschern nicht bekannt.
Bei einem
direkten Vergleich der beiden Abbildungen erkennt man, dass sie recht
ähnlich sind. Bei Lenhardt fehlt der Dachreiter; auf dem
Gedenkblatt sind die Laubengänge nur angedeutet. Nicht eindeutig
erkennbar ist die Philippseicher Kirche. Sehr dekorativ ist der
Jäger mit dem Schießgewehr abgebildet, der auf das Wild im
Thiergarten zielt.

Wir hatten im Februar 2019 die Gelegenheit, den Keller des
"Bunkerhäuschens" aufzusuchen. Man kann ihn fast ebenerdig
betreten. Es handelt sich um ein recht unspektakuläres
Tonnengewölbe, gemauert mit schmalen Ziegelsteinen, deren Last
auf Bruchsteinmauern ruht. Das Gewölbe ist in moderner Zeit
in drei Segmente unterteilt worden. Der westliche Teil wurde mit Beton
in einen kleinen Luftschutzbunker verwandelt, dessen Zugang von der
Nordseite erfolgte.
Es passt nicht ganz in das
Kapitel „Epitaphe und Grabsteine", wenn man sich mit der
Grafschaft Ysenburg Philippseich beschäftigt, insbesondere wenn
man der Frage nachgeht, welche Dörfer dazu gehörten, d.h.
welche Untertanen das feudale Leben der Grafen finanzieren
mussten. Es gibt dazu die unterschiedlichsten Informationen:
LAGIS: Götzenhain, Offenthal, Sprendlingen, Urberach, Messel und Münster
Müller, Ortnamensbuch: Offenthal, Sprendlingen, Urberach, Messel und Münster
Simon: Dreieichenhain, Götzenhain, Offenthal
Nahrgang-Atlas: Götzenhain, Offenthal, Urberach, Münster
Messel ist Unsinn, weil es zum Groschlag’schen (später
Albini’schen) Besitz gehörte. Von Sprendlingen sind keine
Tribute an Philippseich bekannt. Sicher ist, dass die Philippseicher
Grafen die Rechte an der Burg Hain besaßen; es war ihnen im
Vertrag von 1710 wahlweise als Wohnsitz zugestanden worden. Es
gehörte eindeutig zur Kameralverwaltung Philippseich (lit Nahrgang
(21)). 1931 hat der
Geschichts- und Heimatverein die Burg von den Isenburg-Birsteinern, den
Erben der Isenburg-Philippseicher Linie,
für 1500 RM abgekauft. Die Stadt Dreieichenhain selbst
gehörte nicht zur Paragialgrafschaft Philippseich. In Lit
Wagner S. 95 ist aufgeführt:
Fürst zu Isenburg-Birstein:
Oberamt Offenbach: Neu-Isenburg, Offenbach (Stadt), Okriftel, -Gehspitz
a) Amt Dreieich: Dreieichenhain (Stadt), Geinsheim, Sprendlingen, -Neuhof
b) Dreieicher Waldungen
c) Deputatorte des Grafen zu Isenburg-Philippseich: Götzenhain, Münster, Offenthal, Urberach, -Philippseich (Schloss)
Ganz korrekt wäre es wenn unter c) noch das
Dreieichenhainer Schloss genannt worden wäre. Die Philippseicher
Grafen besaßen jedoch in der Gemarkung Dreieichenhain
offensichtlich zentpflichtiges Grundeigentum. Davon zeugen Dokumente,
die im Stadtarchiv Dreieich (Dreieichenhain) aufbewahrt
werden. Es wird in VI.
Abt. 1, 3. Absch. Konv. 1 Fasz. 9 (S.24) von „Fragen zu
Zentabgaben an die Grafen zu Isenburg-Philippseich: 1840/42“
gesprochen. Oder in IX /2/1/8 "Verwandlung des dem Herrn Grafen zu
Isenburg-Philippseich zu 5/6 zustehenden Zehnten in der
Dreieichenhainer Gemarkung". Oder es wird über die Umwandlung des
Zehnten in eine Grundrente berichtet.
Nach oben
Langen
Bei der Recherche für diesen Artikel stieß ich auf eine
Publikation von Björn Wissenbach (Lit. Wissenbach) aus dem Jahr
2000, in dem er über drei Epitaphe in der Langener
Pfarrhofsmauer berichtete. Bereits 1885 beschrieb
Wilhelm Schäfer diese Epitaphe, die
schon damals einen schlechten Erhaltungszustand aufwiesen.
Bei der ältesten der drei Platten waren auch zu dieser Zeit nur
die
Worte
"Anno dni 1437" im umlaufenden Spruchband zu erkennen gewesen. Die
andere, gleich große Grabplatte erinnert an Wolrad Fresenius,
Pfarrer in Langen von 1680 bis zu seinem Tod im Jahr 1716. Die kleinere
Platte diente zum Andenken an Pfarrer Johann Ludwig Schad (gest. 1749),
dem Nachfolger von Pfarrer Fresenius. Diese Platten stammten aus
der 1876 abgerissenen Jakobskirche, der Vorläuferin der
jetzigen Stadtkirche. Björn Wissenbach vermutet aufgrund eines
Hinweises von Manfred Neusel, dass der
erstgenannte Grabstein zum Gedenken an Pfarrer Peter Hemming, der 1437
starb, gefertigt wurde. Peter Hemming war zugleich Keller
(Steuerbeamter) im Hain und wurde mehrmals in alten Urkunden
erwähnt. Er war offensichtlich eine nicht unbedeutende Person,
von
der man annehmen konnte, dass sie in der Kirche beigesetzt wurde.
Weitere Informationen sind dieser Literaturstelle zu
entnehmen.



Ich
versuchte vergeblich, die Epitaphe in dem öffentlich
zugänglichen Teil der Pfarrhofmauer zu finden. Reinhold Werner
wies mich auf zwei Steinplatten in einer Seitenkapelle der Stadtkirche
hin. In der Tat findet man links des Eingangs die Kapelle zu Ehren der
Gefallenen der Weltkriege mit zwei großen Epitaphen links
und rechts unterhalb des
Fensters. Die Enttäuschung war groß, da auf keinem der
beiden Steine die von Wissenbach beschriebene Inschrift bzw. Markierung
zu sehen war. Auf
dem linken Stein (100 x 178 x 15 cm) erkennt man eine ovale
Kartusche in einem Kranz von
Lorbeerblättern, darüber die Relikte einer Engelsfigur. Der
rechte Stein 108 x 178 x 13 cm) ist mit zwei fast quadratischen Rahmen
und einer schlecht erkennbaren ornamentalen Verzierung in der Mitte der
Platte versehen. Inschriften sind nicht sichtbar. Die glatte
Oberfläche lässt darauf schließen, dass es sich um eine
früher in den Boden der Jakobskirche eingelassene Grabplatte
handelt. Das waren sicherlich nicht die von
Wissenbach beschriebene Steine!

Daraufhin
kontaktierte ich Dekan Zincke aus Langen. Zu meiner
Überraschung bestätigte er, dass die beiden Steine von der
Pfarrhofmauer stammten. Der dritte Stein befände sich noch dort.
Einer der Steine in der Kapelle müsse noch umgedreht (?) werden.
Eine Auskunft von Björn Wissenbach löste das Rätsel:
Beim Herausnehmen der Steine stellte sich heraus, dass der älteste
(rechte) Stein eine Zweitnutzung erfuhr; seine Rückseite
wurde in der
Renaissancezeit mit den oben beschriebenen Ornamenten versehen. Diese
wurde dann als Sichtseite genutzt. Die glatte, abgelaufene
Oberfläche deutet darauf hin, dass mit dieser Platte ein unter dem
Fußboden liegendes Grab abgedeckt wurde. Somit blieb die auf
Peter Hemming hinweisende Seite partiell erhalten. Beim
Verbringen in der Seitenkapelle wurde der Stein mit
der neueren Seite nach vorne aufgestellt. Da beide Steinplatten
etwas schräg an der Wand stehen, war es möglich, die
Rückseiten mit einem Handspiegel zu untersuchen: Bei dem
rechten Epitaph konnte ich die von Wissenbach beschriebenen Minuskeln
am Rand und die Dübellöcher in der Mitte erkennen (s.
Zeichnung aus Lit. Wissenbach). Falls der Stein
jemals umgedreht werden sollte, dann m. E. so, dass die ältere,
historisch wertvollere Seite nach vorne schaut.

Der
dritte von Wissenbach genannte Stein befindet sich noch in der
Pfarrhofsmauer und zwar auf der dem 1956 erbauten Pfarrhaus zugewandten
Seite. Der Ort ist nicht öffentlich zugänglich. Die
rechteckige Platte besteht aus grobkörnigem Buntsandstein, der so
stark verwittert ist, dass man keinerlei Beschriftung erkennen kann. Es
ist oben nur ein Kreisbogen zu sehen, der links die Reste einer
Verzierung aufweist. Die Platte war wahrscheinlich als Gedenkstein in
die Innenwand der Jakobskirche eingelassen; für eine Grabplatte
ist sie zu klein. Anzumerken ist noch, dass die beiden großen
Steine Anfang der 2000 Jahre aus der Mauer links neben dem kleineren
Stein herausgenommen wurden, erst einige Zeit bei einem Steinmetz und
dann im Langener Schwimmbad lagerten, bis sie 2008 in der Seitenkapelle
der Stadtkirche aufgestellt wurden. Aus der Beschaffenheit der
Lücke, welche die Steine in der Bruchsteinmauer aus
Rotliegendem hinterlassen haben, kann man schließen, dass
die Steine schon beim Erbauen der Mauer in diese eingefügt wurden.
Dies muss um 1876 gewesen sein.
Nach oben
Egelsbach

Karl-Heinz Großmann hat in Lit.
Großmann
(4) einen exzellenten Bericht über die sechs alten Grabsteine
auf
dem Egelsbacher Friedhof verfasst und mit sehr schönen
Zeichnungen
versehen. Der Standort an der Ostwand der Trauerhalle ist
optimal für diese empfindlichen Steine. Diese
Grabmale standen früher an der Innenseite der
südlichen Umfassungsmauer des ältesten
Friedhofsgeviertes und wurden 1958 auf Initiative von Karl
Knöß (Lit. Knöß (2)) gereinigt
und an den jetzigen Ort versetzt. Um 1990 wurden die Steine
gründlich restauriert worden (und in anderer Reihenfolge
wieder aufgestellt). Zusätzlich wurden Informationstafeln
angebracht. Dieses Ensemble ist - wie das in Sprendlingen - ein
schönes Beispiel
für einen verantwortlichen Umgang mit den wertvollen
Zeugnissen der Vergangenheit.





Wir wollen an dieser Stelle unter Verweis auf die Literatur die Steine nur kurz beschreiben (von links
nach rechts):
Stein Nr. 1 ist für Philipp Heinrich Schroth (1809-1830)
erstellt worden.
Stein Nr. 2 ist so stark verwittert, so dass man keine Inschrift
erkennen kann.
Stein Nr. 3 dient zur Erinnerung an Anna Margaretha Christ
(1716-1759) und ihre beiden Kinder Johann Philipp (1737-1757) und Anna
Catharina (1739-1757).
Stein Nr. 4 stand am Grab von Georg Adam Fickenius (1710-1780), 31
Jahre lang Pfarrer in Egelsbach. Das "F" in Fickenius ist ein Typo des
Steinmetzen, der Herr hieß Sickenius.
Stein Nr. 5 ist der Grabstein der Mutter des Pfarrer
Sickenius, Elisabetha Catharina Sickenius (1679-1758).
Interessanterweise ließ der Steinbildhauer das Kind am 34.
August zur Welt kommen.
Stein Nr. 6 besitzt eine Kreuzform. Er wurde für den
fürstlichen Schafmeister Johannes Jacob
Knöß (1682-1735) errichtet.
Die Steine 3 und 6 sind zusätzlich auf der Rückseite
beschriftet. Der Text wurde vor dem Anbringen der Steine an
die Wand leider nicht dokumentiert.




Interessant
sind die Halbreliefs auf Stein 3. Man erkennt links den Jungen mit
Lockenkopf, rechts das Mädchen mit Trachtenhaube (beide im Profil)
und in der Mitte die Mutter in Frontalansicht. Karl Knöß
sieht diese Reliefs als Beweis dafür an, dass eine Trachtenhaube
zur Egelsbacher Tracht gehört.
Kein Epitaph, sondern eine Gedenkplatte zur Einweihung des "neuen"
Friedhofs im Jahr 1588 ist im Eingangsbereich des Friedhof links in die
Mauer eingelassen. Es ist zu lesen: ANO 1588 VOLENT / AM 12 TAG OCTOBER
/ DER ZEIT ANDONI REB / HON AMPTMAN IACOB / LEISER SCHULDES /
VALE (Vollendet am 12. Oktober zur Zeit als Anton Rebhahn Amtmann und
Jacob Leiser Schultheiß waren ??). Rebhahn war Amtmann in
Dreieichenhain und Leister Schultheis in Egelsbach, wie einer
Imformationstafel neben dem Stein zu entnehmen ist.
Nach oben
Dietzenbach
Die hier abgebildeten Epitaphe sind in die Westmauer des Dietzenbacher
Kirchhofs eingemauert. Sie sind dort der Witterung ungeschützt
ausgesetzt und sind daher in einem sehr schlechten Zustand. M. E.
sollte der Geschichts- und Heimatverein die Initiative ergreifen,
dort ein
Schutzdach auf der Mauer anzubringen. Mein Versuch war leider
erfolglos, einen der Dietzenbacher Clubs zu bewegen, sich
für
den Erhalt dieser m. E. historisch wertvollen Steine finanziell zu
engagieren.





Die Geschichte des Dietzenbacher Alten Friedhofs ist recht interessant,
sie wird ausführlich in Lit. Wolf (3) erläutert. Die
hintere Kirchhofsmauer
wurde 1757 teilweise neu aufgebaut und renoviert; es ist zu vermuten,
dass die
Grabsteine zu dieser Zeit dort mit eingemauert wurden. Philipp Wolf
berichtet 1939, dass die in der Kirchhofmauer eingelassenen
Grabmälern für in Dietzenbach tätig
gewesenen
Pfarrer oder deren Angehörigen gesetzt worden sind. Sie waren
schon damals z. T. stark verwittert, bei dreien konnte man jedoch noch
die Inschrift entziffern.
Ganz links ist der Grabstein von Johann
Hartmann Lantz (1682-1746), Pfarrer in Dietzenbach von 1724 bis 1746 in
die Mauer eingelassen, daneben der von seiner Frau Christina Barbara
(1695-1728), die im 8. Kindbett gestorben ist. Der vierte
Grabstein gehört zu Johannes Nicolaus Appelius
(1620-1667),
Pfarrer in Dietzenbach von 1651 bis 1667. Interessant ist auch das in
der Mauer eingelassene Kreuz ganz rechts.
Nach oben
Neu-Isenburg

Neu-Isenburg
wurde bekanntermaßen 1699 gegründet. Bereits 1702 -
1706 wurde die erste Kirche aus Holz erbaut, die 1773 - 1775 durch einen
Steinbau ersetzt wurde. Diese Kirche wurde durch einen Luftangriff 1943
zerstört. Der Platz um die Kirche wurde früher als
Friedhof genutzt. 1842 wurde im Gebiet Hugenottenallee und
Mozartstraße ein zweiter Friedhof angelegt, der bereits nach
wenigen Jahrzehnten durch den heutigen "Alten Friedhof" ersetzt wurde.
Im Kirchhof an der Marktkirche wurden links des Eingangs einige alte
Grabsteine und Grabplatten aufgestellt. Die älteste Grabplatte an
der Wand stammt aus dem Jahr 1831. Das schwarze Granit-Grabmal erinnert
an einen Sterbefall aus dem Jahr 1913. Es ist zu vermuten, dass diese
Steine vom zweiten Friedhof an der Hugenottenallee stammen.
Nach oben
Patershausen


Neben
der Eingangspforte des ehemaligen Klosters Patershausen zwischen
Dietzenbach und Heusenstamm ist ein sehr schöner und
gut
erhaltener Epitaph in das Mauerwerk eingelassen. Es handelt sich um den
Grabstein der Elisabeth von Heusenstamm. Ritter Martin von Heusenstamm
(gest. 1540) und seine Frau Elisabeth (gest. 1508) wurden im Kloster
beerdigt, der genaue Ort ist nicht bekannt. Die Grabplatte der
Elisabeth ist seit über 100 Jahren dort angebracht,
während
die des Martins an der Außenwand der Pfarrkirche in
Heusenstamm
steht. Auf dem umlaufenden Band des Patershäuser Epitaph ist
zu
erkennen: ANNO DNI MV VIII JAR UF DN XII DAG JUNY DIE ECHTE FRAU ELB
BRENDEL VO HOMBERG MARTE VO HUSESTA RITTER ELICHE HUSFRAU DER GOD GNAD
(
Im Jahr des Herren 1508 auf den 12. Tag im Juni starb die
angesehene Elisabeth Brendel von Homburg, Martin, Ritter von
Heusenstamm eheliche Hausfrau, der Gott gnädig sei). Auf dem
Stein
sind vier Wappen zu erkennen, welche die verwandtschaftlichen
Beziehungen der Elisabeth darstellen. Links oben ist das
Wappen
der Familie der Verstorbenen, Brendel von Homburg,
eingemeißelt.
Rechts oben ist das Wappen der Familie des Großvaters
mütterlicherseits, der Familie Röder von Rotteck,
abgebildet.
Links unten wird das Wappen der Familie Cleen gezeigt. Es handelt sich
um die Familie der Großmutter väterlicherseits.
Rechts unten
erkennt man das Wappen der Familie von Mauchenheim (bzw. Bechtolsheim,
der Familie der Großmutter mütterlicherseits. Die
Auswahl
der Wappen erfolgte nach den heraldischen Regeln, was immer das auch
sein mag. Weitere Informationen über diesen schöne
Grabplatte
sind Lit. Nieß (7) zu entnehmen, z. B. dass der Grabstein des
Martin von Heusenstamm (der Ehemanns von Elisabeth) an der Kirche
in Heusenstamm steht. Anzumerken sei
noch, dass
auch diese hochwertige Sandsteinplatte ungeschützt dem Wetter
ausgesetzt ist. Dem abzuhelfen wäre eine angemessene Aufgabe
eines der dem ehemaligen Kloster benachbarten Heimat- und
Geschichtsvereins.
Nach oben
Heusenstamm


Den
Grabstein des Martin von Heusenstamm (gest. 1540) findet man auf der südwestlichen schrägen Chorwand
der Kirche St. Cäcila (Nr. 5 auf dem Grundriss). Die Vordertore des Kirchgartens sind meist
verschlossen, ich konnte ihn aber durch die Pforte von Pfarrhof (hinter
der Kirche) betreten. Im Vergleich zu dem Patershausener Stein ist er
weniger filigran gearbeitet und allgemein in einem deutlich
schlechteren Zustand. Das umlaufende Schriftband ist nicht mehr zu
lesen. Oben links erkennt man das Familienwappen der Heusenstammer
(Schild mit Zacken, Helmzier mit aufsteigendem Hund). Weitere Details
sind in Lit. Nieß (7) zu finden. An der Kirchenmauer stehen noch vier weitere
Epitaphe des 16. bis 18. Jahrhundert.





In einem unveröffentlichen Manuskript von Karl
Hoßner "
Reichsgräfin Maria Anna von Schönborn -
Spurensuche in Heusenstamm" werden die Grabsteine an und die
Epitaphe in der Kirche
St. Cäcila detailliert beschrieben. Zur Erinnerung: 1661
verkauften die Ritter von Heusenstamm ihr verarmtes Dorf an die Familie
von Schönborn. Philipp Erwein von Schönborn begann
unverzüglich, ein neues repräsentatives Schloss zu erbauen.
Einer seiner 12 Söhne war
Johann Erwein, der mit
Maria Anna von Waldbott-Bassenheim
verheitatet war. Beide hatten keine überlebenden Kinder. Ein Enkel
von Philipp Erwein, Anselm Franz, war mit Maria Theresia von Montfort
verheitatet, die die Kirche St. Cäcilia 1739-41 erbauen
ließ. Der Torbau wurde übrigens 1774 errichtet.
An der nordwestlich schrägen Chorwand (Nr. 1 auf dem
Grundriss, erstes Bild von links) steht das Grabdenkmal für Maria
Anna, Gräfin von Schönborn, geb. Waldbott zu Bassenheim,
gest. 30.4.1702. An der südwestlich
schrägen Chorwand (Nr. 3 auf dem Grundriss, zweites Bild von links) befindet
sich das Grabmal ihrer Mutter, der Anna Magdalena Waldbott zu

Bassenheim (gest. 1.11.1697) . An der südlichen
Chorwandseite (Nr. 4 auf dem Grundriss, drittes Bild von links) findet man das gut erhaltene Grabmal des Nicolaus
Blöchinger (gest. 11.9.1704). An der westlichen
Chorwand (Nr. 2 auf dem Grundriss, ohne Abb.) die Grabplatte von Elisabeth Wilde (gest. 16.1.1592) eingemauert.
An der westlichen Kirchhofmauer
findet man zwei barocke Grabsteine in Kreuzform und auf der südlichen Seite einen weitern. An der Mauer zur
Kirchstraße ist ein Tonkreuz mit eingeritzten Ornamenten
eingelassen.


Die Epitaphe
im Langhaus der Kirche mit sehr schön ausgearbeiteten Details dienen zum Gedenken an Anna Magdalena
Waldbott zu Bassenheim (links) und Maria Anna von Schönborn,
geb. Waldbott zu Bassenheim, deren Grabdenkmäler an der
Kirchenaußenseite stehen. Über der Tür zur Sakristei
findet man den
Epitaph für Johann Erwein von Schönborn (gest.
30.11.1705). Man versäume nicht, die
Kreuzigungsgruppe im Kirchhof sich anzuschauen.
Nach oben
Messel

Natürlich
gehört Messel nicht zur Dreieich, aber im meist öffentlich zugänglichen
Vorraum unter dem Turm der evangelischen Kirche in Messel steht auf der rechten Seite der "
Mordstein", dessen
Geschichte es wert ist, hier erzählt zu werden. Es handelt sich um den Grabstein von
Christian Stamm aus Messel. Der Stein stand bis 1957 auf der 1835
aufgegebenen Begräbnisstätte im Kirchhof, bis er nach einer
Zwischenlagerung in der Sakristei und einer Restaurierung den Platz im
Vorraum der Kirche erhielt. Die Geschichte vom Tod des Christian Stamm
wird als Relief auf dem Stein und auf der eingelassenen Bronzeplatte
bildhaft bzw. schriftlich dargestellt. Der 18 jährige Lehrersohn
Christian Stamm wurde am 21. März 1752 vom Hessen-Kasseler
Jagdzeugmeister Lautemann während einer Verfolgung vorsätzlich
erschossen. Der Vater setzte diesen Grabstein als lautes Zeichen gegen
die ungesühnte Mordtat an seinem Sohn. Auf dem gewölbten Oberteil des
Steins ist zu lesen " ..10.1732 ALLHIER RUHET IN GOTT / CHRISTIAN
STEPHAN JOHANN STAMM": Rechts neben der Kupferplatte ist das Relief von
Lautemann zu sehen, wie er offensichtlich auf den fliehenden Christian
Stamm, dessen Gewehr gerade herunterfällt, schießt. Darunter ist im
Stein eingemeißelt: DESEN SCH.ERT.EN VOLLE / VATTER IOHANN GEORG STAMM
/ EVANGELISCHER SCHULDINER / ALLHIER IN MESSEL / LEICHEN TEXT IES 26
V20. Darunter ist die Oberfläche des Steins abgeplatzt. Auf der
Bronzetafel ist geschrieben:
In der Blüte meiner Jugend / Strebte
ich stets nach der Tugend / Aber nach des Schicksals Schluss / Tödtet
mich ein Büchsen-Schuss: / Drum Freunde ! stellt das weinen ein / Denn
es kan doch nicht anders seyn.
Abbildung: Reiter in Uniform auf Pferd und stehender Mann, beide mit Gewehren bewaffnet.
Ach
Lautemann ! was hat dir Stamm gethan ? / Sein gar unschuldigs Blut
klagt dich jetzt an, / Halt ! Knall und Fall war einerley: / GOTT mach
dich deiner Sünden frey
An.
1752 den 19 Mertz Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr / ist mein Sohn
Christian Stephan Johann Stamm / mit dem hiesigen Jäger auf den
Schneppen-Strich gegangen / wobei er das Unglück gehabt, daß er von
einem Hessen-Casselis. / Zeugmeister aus Harreshausen, mit Namen
Lautermann, auf / vorsetzlicher Weise erschossen worden. / Nachdem er
seine Wallfahrt brachte auf 18 Jahre und 3 Monat. |
Karl Wenchel aus Messel hat sich intensiv mit diesem Vorfall
beschäftigt. Sein Manuskript aus dem Jahr 1995 ist auf der
Website
Sühnekreuze.de
zugänglich. Die Geschichte ist aus verschiedenen Gründen sehr
interessant. Messel war zu der Zeit, in der sich dieses Geschehnis
ereignete im Besitz der reichsritterlichen Freiherren von Groschlag. Es
gab wegen unterschiedlicher Rechtsauffassungen immer wieder
Streitereien mit den Herren der umliegenden Territorien, insbesondere
um die Jagdrechte. Die Herren von Groschlag waren der Auffassung, dass
sie Jagdrechte in der benachbarten Rödermark hätten. Die Grafen von
Hanau, als eine der Obermärker der Rödermark, bestritten dies und
betrachteten eine Grohschlag'sche Jagd in der Rödermark als
Wilddieberei. An dem besagten 9.3.1752 ging der Grohschlag'sche Jäger
Chrisitan Pfeffer mit einigen Messeler Bürgern (darunter Christian
Stamm) auf Schnepfenjagd in den benachbarten Rödermärker Wald. Sie
wurden von den Forstbeamten des Hanauer Grafen gestellt. Sie versuchten
zu fliehen, es wurde geschossen und der junge Stamm blieb "entleibt"
auf der Erde liegen. Auch Hund wurde getötet. Der Jäger Pfeffer wurde in
Babenhausen arrestiert. Es gab verschiedene Untersuchungen des
Vorfalls, die allerdings im Sande verliefen. Es wurde aber bekannt,
dass der Zeugmeister Lautermann den Christian Stamm erschossen hat. Der
Vater verfasste einen Nachruf, der auf der oben erwähnten Website
abzurufen und der auch auf der Metallplatte am Grabstein zu lesen ist.
Nach oben