Epitaphe und Grabsteine
Ein Epitaph ist ein Gedenkstein für einen Verstorbenen, der häufig an einer Kirchenwand senkrecht aufgestellt ist. Im Gegensatz zu einem Grabmal steht ein Epitaph nicht notwendigerweise am Ort der Bestattung. Als Epitaph bezeichnet man auch nur die Inschrift auf einem Gedenkstein. In den Dreieichorten mit ihrer reichen Geschichte gibt es in und an den alten Kirchen eine Reihe von Epitaphen, die meist in der heimatkundlichen Literatur mehr oder weniger ausführlich beschrieben wurden. Im Folgenden möchte ich mich auf die Bilder und eine zusammenfassende Darstellung der Epitaphe und Grabsteine, so sie denn eine historische Bedeutung besitzen, beschränken.
Sprendlingen
Offenthal
Götzenhain
Philippseich
Langen
Egelsbach
Dietzenbach
Neu-Isenburg
Patershausen
Heusenstamm
Messel
Dreieichenhain
Das interessanteste Objekt in diesem Kapitel ist sicherlich der Römische Grabstein, der sich hinter dem Palas-Eingang der Hainer Burg auf der rechten Seite befindet. Genauer gesagt, es handelt sich um eine Kopie aus dem Jahr 1993 (Info: GW). Das Original befindet sich im Erdgeschoss des Dreieich-Museums. Der Stein war früher in der Turmburg als Zinnenstein vermauert. Er wurde wahrscheinlich um 150 n.Ch. für den mit 51 Jahren verstorbenen Quintius Liberalis gefertigt. Er sollte offensichtlich vor seiner Vermauerung im Turm anders genutzt werden: Man erkennt unterhalb der Schrift ein Rechteck, in das ein liegendes Kreuz eingemeißelt wurde. Auch im oberen Bereich ist ein Rechteck zu erkennen. Der Stein sollte wahrscheinlich für den Altarunterbau der ottonischen (?) Kirche genutzt werden. Die Übersetzung des lateinischen Textes lautet: Den unterirdischen Göttern / Dem Qintius Liberalis / der 51 Jahre lebte / und der Proximonia / Sancta, seiner / noch lebenden Gemahlin haben / deren Kinder die Libe / raliner Iuvenis und Iuventina und / Maternus und Fau / stus und Tiberinalis / deren Söhne dem / unvergleichlichen Vater / (diesen Grabstein setzen lassen). Fritz Creter hat daraus eine schöne Geschichte gemacht: Danach war Quintus Liberalis ein "Germanenjüngling", der bei der Niederschlagung eines Aufstandes gefangen genommen wurde und als Sklave bei einem wohlhabenden Römer in Dieburg dienen musste. Er wurde nach 10 Jahren freigelassen ("Liberalis"), erwarb das römische Bürgerrecht, heiratete seine Poximonia und legte sich auf den Hubäckern einen Hof an. Er hinterließ, als er mit 51 Jahren starb, seine Ehefrau, eine Tochter und vier Söhne, die ihm am Alten Berg ein Grabmal mit besagtem Stein errichten ließen. Als der Königshof in der Zeit Ottos des Großen im Hain erbaut wurde, brach man Steine im Alten Berg und entdeckte das Grabmal. Der Baumeister wollte den Stein zunächst als Altarstaffel nutzen und riss mit einem Meißel die Einteilung der Flächen ein. Der Plan wurde aber verworfen. Der Stein wurde dann später von Eberhard von Hagen in der Turmburg vermauert. Weiprecht Schmidt entdeckte 1605 den Stein, erkannte seine Bedeutung, holte ihn herab und stellte ihn vor der Kirche auf. (Lit.: Creter, Nahrgang(16)). Bei Merian in der Topographia Hassiae ist die Rückholung dieses Steines ebenfaslls beschrieben.
An der Südseite der Burgkirche und an der Nordseite des Palas findet man zwölf Grabplatten aufrecht an den Wänden stehen. Sie haben eine wechselvolle Geschichte. Ursprünglich stammten die meisten von dem 1833 aufgegebenen reformierten Friedhof an der Spitalgasse. Sie dienten lange Zeit - teilweise zerschlagen - als Decksteine für den Sterzbachgraben an der Breite Haagwegschneise, wurden aber nach dem Zweiten Weltkrieg an die Trennmauer zum Burggarten aufgestellt. Um 1984 wurden sie auf Veranlassung des Geschichts- und Heimatvereins Dreieichenhain restauriert und an den etwas geschützteren Standort am alten Friedhof zwischen Palas und Burgkirche neu aufgestellt (Lit. Heil R. (2)). Einige Steine stammen auch vom Alten Friedhof an der Waldstraße. Leider ist der Prozess der Oberflächenverwitterung bereits weit fortgeschritten. 1960 hat Karl Nahrgang (Lit. Nahrgang (16)) die damals noch erkennbare Beschriftung dokumentiert.
Burgkirchen-Mauer von links nach rechts:
1.
Grabstein der Schwestern Dorothea
und Elisabeth Friedel aus dem Jahre 1733,
früh verstorbene Töchter
des Hayner Pfarrers Gottlieb Friedel
2.
Grabstein des Caspar
Pack aus dem Jahre 1737,
Pfarrer im Hayn von 1706 bis 1737
3.
Grabstein des Philipp
Christoph Schmitt aus dem Jahre 1758,
Gräflich
Lippe-Schaumburgischer Rat
4.
Grabstein des Hermann
Möry aus dem Jahre 1742,
vorletzter Isenburgischer Amtskeller im Hayn
5.
Grabstein der Anna
Barbara Kleiß
aus dem Jahre 1742,
Ehefrau des letzten
Spitalmeisters Philipp Kleiß
Palas-Mauer von links nach rechts:
6. Grabstein der Charlotte
Emalie Ewald aus dem Jahre 1757,Wo Arminius die Römer schlug
Tochter des Fürstlich Isenburgischen Regierungsrates Vigelius,
Ehefrau des letzten Amtskellers Georg Ernst Ewald, der Sohn Prof.
Johann Ludwig Ewald zählte zum Freundeskreis Goethes.
7.
Grabstein der Anna
Katharina von Eisenberg
aus dem Jahre 1756,
Schwiegertochter des Grafen
Johann Ludwig von Isenburg-Birstein, ihr Ehemann
Oberjägermeister Ludwig von
Eisenberg hatte keinen Anspruch auf die Grafschaft Isenburg.
8.
Grabstein der Vera
Christina Wahl aus dem Jahre 1675,
Ehefrau des Isenburgischen
Oberförsters Johann Christoph Wahl, der Sohn Johann Erhard
Wahl war Amtmann im
Hayn und erbaute 1710
das
Vieuxtemps-Haus, die Familie wurde in den Adelsstand erhoben.
9.
Grabstein des Abraham
Heck aus dem Jahre 1733,
Pfarrer im Hayn von 1730
bis 1733,
erster reformierter Geistlicher,
der ausschließlich zum Pfarrer vom Hayn ernannt wurde.
10.
Grabstein der Anna
Magdalena Gudenus aus dem Jahre 1741,
Ehefrau des reformierten
Pfarrers Georg Hermann Gudenus.
11.
Grabstein des Gottlieb
Bernhard Friedel aus dem Jahre 1777,
Lutherischer Pfarrer im
Hayn von 1737 bis 1777.
Zwischen Kirche und Palas stehen das Denkmal für die in beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten, die 2013 vom Museumseingang umgesetzten Grenzsteine und das Grab-Kreuzstein von Eva Koch, der Tochter des Pfarrers Johann Koch aus dem Jahr 1571. Die Vorderseite ist mit einer Inschrift versehen: EVA IOHANN PFARREN DOCHTERLIN OBIIT XXII MAY 1571. In Lit. Azzola wird jedoch darauf hingewiesen, dass zwischen 1570 und 1594 Andreas Schönwald Pfarrer in Dreieichenhain war. Er interpretiert den Text so, dass es sich um Eva Pfarr, der Tochter von Johann Pfarr handelte. Auf der Rückseite des Steins ist ist ein herausgearbeitetes Kreuz zu sehen, das auf einem Dreipass (= Kreuzeshügel) steht. Dieser Grabstein stammt von dem Alten Friedhof, der 1463 angelegt und 1964 in eine öffentliche Anlage umgawandelt wurde. Gernot Schmidt machte 3/19 darauf aufmerksam dass es sehr wohl in Dreieichenhain einen lutherischen Pfarrrer Johann Koch (Cocus), Amtszeit von 1569-1570, gab. Er stammte aus Gotha, war zuvor in Arheilgen und Gräfenhausen. Danach war er in Kleestadt und Osthofen bei Worms tätig. Es gab in Dreieichenhain noch einen weiteren
Johannes Coci (bis 1527), allerdings in katholischer Zeit, später in Trebur.
Auf dem alten Friedhof in Dreieichhain an der Waldstraße steht außer dem 1938 dorthin versetzten Kriegerdenkmal und zwei findlingsartigen Steinen (bei denen die Metall-Lettern entfernt wurden) ein Grabmal für Johann Otto Ludwig Schuchardt (1765 -1834) und Ernestina Schuchard geb. Frank (1784 - 1870). Es handelt sich um ein nach oben sich verjüngendes, säulenartiges, neogotisches Grabmal mit eingesetzten Marmorplatten. Die hintere ist unbeschriftet, die auf den Seiten tragen die Namen der verstorbenen und auf der Vorderseite ist zu lesen: Ruhestätte unserer Lieben Eltern - Seelig sind die, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Es ist anerkennenswert, dass bei der Auflassung des alten Friedhofs dieses auch handwerklich bemerkenswertes Denkmal nicht abgeräumt, sondern der Nachwelt erhalten wurde.
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Sprendlingen
In der Erasmus-Alberus-Kirche steht auf der linken Chorseite ein schön renovierter frühklassizistischer Epitaph, der an Christian Wilhelm Machenhauer (1719-1792) erinnert. Er war - wie zu lesen ist - 9 Jahre Pfarrer in Offenthal und 37 Jahre Oberpfarrer in Sprendlingen. Er wurde 1755 von Offenthal nach Sprendlingen berufen und explizit angewiesen, "das rohe und wilde Wesen der Gemeinde zu steuern und insbesondere die entartete Jugend zu verbessern" (Quelle: Familienbuch Sprendlingen).
Der neue Friedhof am Lacheweg wurde erst 1847 seiner Bestimmung übergeben. Vorher wurden die Verstorbenen im Kirchhof der Erasmus-Alberus-Kirche beigesetzt. Die Grabsteine, die jetzt auf dem westlichen Teil des alten Kirchhofs stehen, waren früher z. T. in die Kirchhofsmauer eingelassen. 1997/98 wurden die Grabsteine auf Veranlassung der Freunde Sprendlingens gesichert, von einer Fachfirma renoviert und neu aufgestellt. Sie stehen jetzt auf Edelstahl-Anker, um sie vor der aufsteigenden Feuchtigkeit zu schützen. Der Kirchhof ist normalerweise nicht zugänglich, bei Bedarf kann man sicher am gegenüberliegenden Pfarrhaus klingeln oder es zu den Gottesdienstzeiten versuchen.
Die Inschrift des großen Epitaphs an der Westseite der Kirche ist --> hier abrufbar. Es handelt sich um den Grabstein von Friderica Louisa Klapper (1747 - 1793). Die Beschriftung des zweiten Epitaphs ist nicht mehr zu erkennen. Die dritte aufrecht stehende Grabplatte ist wie folgt beschriftet: HOCH GREFL SHULTEIS GEWEST HERR SCHULTEIS GEORG ERNST NEUWIRD GEBORN AO 1770 GSTORBEN AO 1723 ALT 53 iAR . Bemerkenswert ist das fehlerhafte Geburtsdatum. Der Schultheiß Georg Ernst Neuwirth wurde nicht 1770, sondern 1670 geboren. Der Stein wurde übrigens von den Freunden Sprendlingens geborgen, als sie die ehemalige Außentreppe zum Keller der Sakristei freilegten.
Auf dem ehemaligen Friedhof finden sich noch vier weitere freistehende Grabsteine, die hier abgebildet sind. Von links nach rechts: Friedrich Stockhausen, Johanette Philippine Louise Stockhausen, Caroline Stockhausen und Georg Adam Löffler (1783 - 1843). Dem Familienbuch Sprendlingen ist zu entnehmen, dass Johann Friedrich Christoph Stockhausen (1774 - 1838) mit Johanna Louise Sophie Philippine, geb. Gillmer (1777 - 1823) verheiratet war und dass sie 5 Kinder hatten, von denen eines Caroline Amalie Wilhelmine Stockhausen (1802 - 1819) hieß. Friedrich Stockhausen war "Chaussee Inspector und Amtskellerei Adjunkt" in isenburgischen Diensten. Georg August Löffler war der "Adlerwirt" bzw. später der "Traubenwirt". Er besaß einen großen Grundbesitz. Davon zeugen die mit GAL gekennzeichneten Grenzsteine in der Sprendlinger Gemarkung. Aus dem Gasthaus "Zur Traube" ging die Sektkellerei Löffler hervor. Lit: Nieß (6)
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Offenthal
Die beiden Grabplatten in der Offenthaler Kirche sind in der heimatkundlichen Literatur noch nicht beschrieben, daher soll über sie hier ausführlicher berichtet werden. Ich danke Achim Seibert herzlich für die Unterstützung und für die Überlassung der Ergebnisse seiner Recherchearbeit (s .auch das von ihm herausgegebene "Familienbuch Offenthal").
Die rechts hinter dem Altar in die Wand eingelassene Platte ist ein Gedenkstein für den vierjährigen Johann Christoph Schilling. Die Inschrift: ALHIER / RUHET IN GOTT / JOHANN CHRISTOPH SCHILLING / DAMALIGES GRÄFL: / YSENBURGISCHEN OBER= / FÖRSTERS GEWESENES / SÖHNLEIN GEBOHREN / DEN 7 JUNY 1727 / UND GESTORBEN / DEN 21 DECC 1731 / TEKST / IM BUCH DER WEISHEIT / AM 4 CAP VERS 13 14 / ER IST BALD VOLLKOMEM / WORDEN UND HAT VIELE / JAHR ERFÜLLET / DENN SEINE SEELE GEFÄLT / GOTT DARUM EILET / ER MIT IHM AUS / DEM BÖSEN LEBEN. Johann Christoph Schilling war der Sohn des angesehenen gräflichen Oberförsters Jost Henrich Schilling (1702 - 1740). Er war Wildbannbereiter und wurde mehrmals in Lit. Buri erwähnt. Der Stein war bis 1982 durch das Kirchengestühl versteckt.
Unterhalb des Sandsteinaltars befindet sich die zweite Grabplatte. Unter ihr ruht Friederike Elisabeth Catharina Machenhauer (1726 - 1755), die Frau des Offenthaler Pfarrers Johann Christian Wilhelm Machenhauer. Sie starb kurz vor dem Umzug der Familie nach Sprendlingen bei der Geburt eines Kindes. Dem Kirchenbuch ist zu entnehmen, dass sie vor dem Altar beigesetzt wurde. Aus der Tatsache, dass der Altar jetzt über ihrer Grabplatte steht, ist zu schließen, dass dieser irgendwann versetzt wurde. Die Beschriftung der Steinplatte, die gebrochen war und wieder zusammengesetzt wurde, ist --> hier aufrufbar. Interessant ist der Totenkopf mit einer Sanduhr am unteren Ende der Steinplatte.
Heinrich Gerhard Grießinger (1727 - 1762), der Nachfolger von Pfarrer Machenhauer in Offenthal, wurde laut Kirchenbuch neben der Frau seines Vorgängers bestattet. Ein ihm gewidmeter Stein ist nicht vorhanden. Er starb infolge eines unglücklichen Sturzes von seinem Pferd, als er von Frankfurt kommend im "Bock" zu Sachsenhausen, in einem Wirtshaus in Ysenburg, in der "Krone" zu Sprendlingen, im Haus des Daniel Graf und im Philippseicher Wirtshaus einkehrte.
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Götzenhain
Im Inneren der schönen Götzenhainer Kirche steht an der Nordseite ein barocker Grabstein mit Inschrift und Datierung 1779. Er stand lange Zeit an der südlichen Außenmauer im Freien. Oben erkennt man ein Dreieck, das die göttliche Dreieinigkeit symbolisiert, unten ist ein Totenschädel mit geflügelter Sanduhr zu erkennen. Auf einer Infotafel ist die Inschrift transkribiert:
Wie's Gott fügt, so nehm ich's an, / was Gott thut, das ist wohlgethan! / Hier ruht in Gott der hochehrwürdige / Herr Franz Theodor Kahlenberg, / in die 20 Jahr allhier zu Götzenhain / treu und fleißig / gewesener Pfarrer, welcher nur 4 Wochen / mit Katharina Hillin von Darmstadt / in der Ehe gelebet. / Er war geboren den 16. September 1725 / gestorben den 17. Februar 1779 / Sein Alter war 53 Jahre, 4 Monate.
In die Dienstzeit von Pfarrer Kahlenberg fiel der Wirbelsturm 1776, der die alte Götzenhainer Kirche zum Einsturz brachte. Er sorgte auch dafür, dass die Kirche neu erbaut und 1776 eingeweiht werden konnte.
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Philippseich
Die Schlosskirche von Philippseich wurde wahrscheinlich 1704 erbaut. Sie diente als Gotteshaus für die reformierte Gemeinde in Philippseich, zu der auch Einwohner von Götzenhain und Urberach gehörten. Die Kirche war Begräbnisstätte der Philippseicher Linie des Hauses Isenburg. An der Altarwand befinden sich zwei Grabplatten. Eine stellt das reichdekorierte Grabmal des Grafen Wilhelm Moritz von Isenburg-Büdingen (1705-1744) und seiner Frau Philippina Louise dar. Es ist dort u. a. zu lesen:" ...erzielten in vergnügter Ehe 6 Söhne und 6 Töchter". Unter dieser großen Tafel ist eine leicht beschädigte Tafel zur Erinnerung an Georg Casimir, Graf zu Isenburg u. Büdingen in Philippseich (1794-1875), angebracht. An beiden Seiten sind zwei kleinere unregelmäßig geformte Steintafeln für Ludwig Moritz (1727-1750) und Gustav Ernst (1733-1749) befestigt.
Unmittelbar vor dem Kirchengestühl sind die Grabplatten der letzten hier lebenden Mitglieder des Hauses Isenburg-Philippseich zu sehen, darunter auch die der Comtesse Elisabeth, die im Jahr 1917 als Krankenschwester in einem Seuchenlazarett - kaum 20 Jahre alt - den Tod fand. Daneben überdeckt eine schwarze Steinplatte das Grab des Grafen Ferdinand, mit dem 1920 die Philippseicher Linie des Hauses Isenburg ausstarb. Eine dritte Platte schließlich befindet sich über dem Grab der Comtesse Irmgard, die 1921 ihrem Leben - angeblich aus Liebeskummer - ein Ende setzte.
Neben dem Altar sind im Fußboden mehrere Grabplatten von Kindern der gräflichen Familie zu sehen: Auguste Leonore (1729-1730), Ernst August (1738-1738) und Margareta Louisa Sophia Amalia von Leningen (1754-1755), eine Tochter von Johanna Elisabeth Amalia aus dem Haus Ysenburg und Büdingen (von links nach rechts). Unter den Sandsteinplatten befindet sich in einer Tiefe von 40 cm eine Anzahl von Grabstätten, die z. T. mit Initialen auf den Platten gekennzeichnet sind. Im Vorraum befindet sich ein alter Grabstein, der den Hohlraum unter der Emporentreppe verschließt. Auf der Südseite der Kirche führt eine Treppe zu einer Tür, hinter der ein kleiner Gewölbekeller als Abstellraum dient.
Auf dem Gelände vor der Kirche liegt eine angegraute Sandsteinplatte mit einem Wappen aus Marmor auf dem Boden. Die Inschrift ist kaum erkennbar. Es handelt sich um eine "Fake"-Grabplatte eines im Krieg 1870/71 gefallenen Grafen Maximilian. Die Witwe hat einen unbekannten Soldaten exhumieren und unter der Platte begraben lassen. Das Grab befand sich außerhalb des Friedhofs hinter der Kirche. Als man den Friedhof 1946 neu gestaltete, bemerkte man, dass es sich nicht um den Grafen handelte. Da der Tote kein Bediensteter des Hauses war, wurde er nicht auf dem kleinen Friedhof neben der Kirche beigesetzt, sondern man verlegte sein Grab vor den Eingang der Kirche. Diese Informationen basieren auf dem Artikel Lit. Kögel.
Auf dem Friedhof sind auch der Heimatforscher Karl Nahrgang und seine Ehefrau Hildegard bestattet. Ihr ist Grab mit einem Granitfindling versehen.
Interessant in Bezug auf die Philippseicher Kirche sind zwei im Staatsarchiv aufbewahrte Karten: Karte der Koberstadt, datiert 1631 (P1/1426, links) und Karte der Koberstadt, datiert 1718 (P1/1073, rechts). Auffallend ist zunächst die Datierung: Die Kirche ist erst 1704 erbaut, folglich muss die Kartendatierung 1631 falsch sein. Beide Bilder stimmen gut miteinander überein. Allerdings besitzt die Kirche heute keine Barockhaube, sondern eher ein schlankes, spitzes Dach. Entweder wurde der Kirchturm umgebaut oder der frühere Zeichner hat phantasiert und der spätere Zeichner hat abgekupfert (sofern man das bei einer Zeichnung sagen darf).
In der Nähe der Philippseicher Kirche befindet sich das ehemalige Wohnhaus von Karl Nahrgang und seiner Frau. Es steht über dem Keller des ersten 1666/67 im "Thiergarten" erbauten Herrenhauses. Während des 2. Weltkrieges wurde dort ein Bunker hineingebaut, daher wird das Haus auch als "Bunkerhäuschen" bezeichnet. Das aus Holz errichtete erste Herrenhaus wurde um 1700 abgerissen (oder durch Brand zerstört?). Von Graf Johann Philipp wurde ein neues steinernes Herrenhaus an anderer Stelle erbaut, der sog. Grüne Bau, der später als Orangerie umgebaut wurde und heute als Wohnhaus genutzt wird (Lit. Söder). Man weiß recht genau, wie dieses erste Herrenhaus ausgesehen hat. Nach Auskunft von H.P. Decker (pers. Mitteilung) ist zum Thiergarten im Fürstl. Archiv Birstein unter Nr. 1566 eine materialreiche Akte vorhanden, über die Jahre 1634 bis 1718. Darin befindet sich auch ein schöner Aufriss vom 29.2.1668 mit Fachwerk und Ecktürmchenen, der von einem Zimmermann namens Hans erstellt wurde. Auf Basis dieser Information konnte eine Zeichnung gefertigt werden, die in Lit. Lenhardt (4) im Jahr 1937 veröffentlicht wurde (s. unten links). In der Dreieicher Heimatkunde-Literatur war dies die einzige publizierte Abbildung des ersten Herrenhauses.
Im Januar 2019 besuchte ich die sehr interessante Ausstellung "1718 - Graf Johann Philipp zu Ysenburg-Büdingen und seine Zeit" im Neu-Isenburger Stadtmuseum im Haus zum Löwen. Ein besonderes Exponat war das Gedenkblatt zur Leichenpredigt der Gräfin Charlotte Amalie zu Ysenburg und Büdingen aus dem Jahr 1708 aus dem Haus für Stadtgeschichte in Offenbach. Sie war die erste Frau des Grafen Johann Philipp, die kinderlos im Jahr 1708 verstarb. Das Blatt enthält neben ihrem Portrait u.a. auch das Isenburger Schloss in Offenbach und eine Abbildung des alten Herrenhauses von Philippseich !! Für Offenbach hat dieses Blatt eine besondere Bedeutung, weil es die einzige bekannte Abbildung des Isenburger Schlosses mit seinem westlichen Seitenflügeln zeigt.
Eine intensive Recherche ergab, dass dieses Blatt auch in der Neu-Isenburger Heimatliteratur bereits zweimal publiziert wurde, ohne dass die Dreieicher Heimatforscher von der Abbildung Notiz nahmen. Man kann über die Abbildung des Thiergartens sagen: Bekannt, aber trotzdem unerkannt. Auf jeden Fall freut es mich, dass diese Abbildung in das Portfolio der Philippseich-Dokumentation eingefügt werden kann.
Anmerkung 3/2021: Sehr zu meinem Verdruss habe ich feststellen müssen, dass Peter Decker, ehmaliger Archivar in Büdingen und Birstein in Lit. Fogel & Loesch auf diese Abbildung hinwies (S. 155, Fußnote 303). Aber ich bleibe dabei: diese Abbildung war bei den Dreieicher Heimatforschern nicht bekannt.
Bei einem direkten Vergleich der beiden Abbildungen erkennt man, dass sie recht ähnlich sind. Bei Lenhardt fehlt der Dachreiter; auf dem Gedenkblatt sind die Laubengänge nur angedeutet. Nicht eindeutig erkennbar ist die Philippseicher Kirche. Sehr dekorativ ist der Jäger mit dem Schießgewehr abgebildet, der auf das Wild im Thiergarten zielt.
Wir hatten im Februar 2019 die Gelegenheit, den Keller des "Bunkerhäuschens" aufzusuchen. Man kann ihn fast ebenerdig betreten. Es handelt sich um ein recht unspektakuläres Tonnengewölbe, gemauert mit schmalen Ziegelsteinen, deren Last auf Bruchsteinmauern ruht. Das Gewölbe ist in moderner Zeit in drei Segmente unterteilt worden. Der westliche Teil wurde mit Beton in einen kleinen Luftschutzbunker verwandelt, dessen Zugang von der Nordseite erfolgte.
Es passt nicht ganz in das Kapitel „Epitaphe und Grabsteine", wenn man sich mit der Grafschaft Ysenburg Philippseich beschäftigt, insbesondere wenn man der Frage nachgeht, welche Dörfer dazu gehörten, d.h. welche Untertanen das feudale Leben der Grafen finanzieren mussten. Es gibt dazu die unterschiedlichsten Informationen:
Müller, Ortnamensbuch: Offenthal, Sprendlingen, Urberach, Messel und Münster
Simon: Dreieichenhain, Götzenhain, Offenthal
Nahrgang-Atlas: Götzenhain, Offenthal, Urberach, Münster
Fürst zu Isenburg-Birstein:
Oberamt Offenbach: Neu-Isenburg, Offenbach (Stadt), Okriftel, -Gehspitz
a) Amt Dreieich: Dreieichenhain (Stadt), Geinsheim, Sprendlingen, -Neuhof
b) Dreieicher Waldungen
c) Deputatorte des Grafen zu Isenburg-Philippseich: Götzenhain, Münster, Offenthal, Urberach, -Philippseich (Schloss)
Ganz korrekt wäre es wenn unter c) noch das Dreieichenhainer Schloss genannt worden wäre. Die Philippseicher Grafen besaßen jedoch in der Gemarkung Dreieichenhain offensichtlich zentpflichtiges Grundeigentum. Davon zeugen Dokumente, die im Stadtarchiv Dreieich (Dreieichenhain) aufbewahrt werden. Es wird in VI. Abt. 1, 3. Absch. Konv. 1 Fasz. 9 (S.24) von „Fragen zu Zentabgaben an die Grafen zu Isenburg-Philippseich: 1840/42“ gesprochen. Oder in IX /2/1/8 "Verwandlung des dem Herrn Grafen zu Isenburg-Philippseich zu 5/6 zustehenden Zehnten in der Dreieichenhainer Gemarkung". Oder es wird über die Umwandlung des Zehnten in eine Grundrente berichtet.
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Langen
Bei der Recherche für diesen Artikel stieß ich auf eine Publikation von Björn Wissenbach (Lit. Wissenbach) aus dem Jahr 2000, in dem er über drei Epitaphe in der Langener Pfarrhofsmauer berichtete. Bereits 1885 beschrieb Wilhelm Schäfer diese Epitaphe, die schon damals einen schlechten Erhaltungszustand aufwiesen. Bei der ältesten der drei Platten waren auch zu dieser Zeit nur die Worte "Anno dni 1437" im umlaufenden Spruchband zu erkennen gewesen. Die andere, gleich große Grabplatte erinnert an Wolrad Fresenius, Pfarrer in Langen von 1680 bis zu seinem Tod im Jahr 1716. Die kleinere Platte diente zum Andenken an Pfarrer Johann Ludwig Schad (gest. 1749), dem Nachfolger von Pfarrer Fresenius. Diese Platten stammten aus der 1876 abgerissenen Jakobskirche, der Vorläuferin der jetzigen Stadtkirche. Björn Wissenbach vermutet aufgrund eines Hinweises von Manfred Neusel, dass der erstgenannte Grabstein zum Gedenken an Pfarrer Peter Hemming, der 1437 starb, gefertigt wurde. Peter Hemming war zugleich Keller (Steuerbeamter) im Hain und wurde mehrmals in alten Urkunden erwähnt. Er war offensichtlich eine nicht unbedeutende Person, von der man annehmen konnte, dass sie in der Kirche beigesetzt wurde. Weitere Informationen sind dieser Literaturstelle zu entnehmen.
Ich versuchte vergeblich, die Epitaphe in dem öffentlich zugänglichen Teil der Pfarrhofmauer zu finden. Reinhold Werner wies mich auf zwei Steinplatten in einer Seitenkapelle der Stadtkirche hin. In der Tat findet man links des Eingangs die Kapelle zu Ehren der Gefallenen der Weltkriege mit zwei großen Epitaphen links und rechts unterhalb des Fensters. Die Enttäuschung war groß, da auf keinem der beiden Steine die von Wissenbach beschriebene Inschrift bzw. Markierung zu sehen war. Auf dem linken Stein (100 x 178 x 15 cm) erkennt man eine ovale Kartusche in einem Kranz von Lorbeerblättern, darüber die Relikte einer Engelsfigur. Der rechte Stein 108 x 178 x 13 cm) ist mit zwei fast quadratischen Rahmen und einer schlecht erkennbaren ornamentalen Verzierung in der Mitte der Platte versehen. Inschriften sind nicht sichtbar. Die glatte Oberfläche lässt darauf schließen, dass es sich um eine früher in den Boden der Jakobskirche eingelassene Grabplatte handelt. Das waren sicherlich nicht die von Wissenbach beschriebene Steine!
Daraufhin kontaktierte ich Dekan Zincke aus Langen. Zu meiner Überraschung bestätigte er, dass die beiden Steine von der Pfarrhofmauer stammten. Der dritte Stein befände sich noch dort. Einer der Steine in der Kapelle müsse noch umgedreht (?) werden. Eine Auskunft von Björn Wissenbach löste das Rätsel: Beim Herausnehmen der Steine stellte sich heraus, dass der älteste (rechte) Stein eine Zweitnutzung erfuhr; seine Rückseite wurde in der Renaissancezeit mit den oben beschriebenen Ornamenten versehen. Diese wurde dann als Sichtseite genutzt. Die glatte, abgelaufene Oberfläche deutet darauf hin, dass mit dieser Platte ein unter dem Fußboden liegendes Grab abgedeckt wurde. Somit blieb die auf Peter Hemming hinweisende Seite partiell erhalten. Beim Verbringen in der Seitenkapelle wurde der Stein mit der neueren Seite nach vorne aufgestellt. Da beide Steinplatten etwas schräg an der Wand stehen, war es möglich, die Rückseiten mit einem Handspiegel zu untersuchen: Bei dem rechten Epitaph konnte ich die von Wissenbach beschriebenen Minuskeln am Rand und die Dübellöcher in der Mitte erkennen (s. Zeichnung aus Lit. Wissenbach). Falls der Stein jemals umgedreht werden sollte, dann m. E. so, dass die ältere, historisch wertvollere Seite nach vorne schaut.
Der dritte von Wissenbach genannte Stein befindet sich noch in der Pfarrhofsmauer und zwar auf der dem 1956 erbauten Pfarrhaus zugewandten Seite. Der Ort ist nicht öffentlich zugänglich. Die rechteckige Platte besteht aus grobkörnigem Buntsandstein, der so stark verwittert ist, dass man keinerlei Beschriftung erkennen kann. Es ist oben nur ein Kreisbogen zu sehen, der links die Reste einer Verzierung aufweist. Die Platte war wahrscheinlich als Gedenkstein in die Innenwand der Jakobskirche eingelassen; für eine Grabplatte ist sie zu klein. Anzumerken ist noch, dass die beiden großen Steine Anfang der 2000 Jahre aus der Mauer links neben dem kleineren Stein herausgenommen wurden, erst einige Zeit bei einem Steinmetz und dann im Langener Schwimmbad lagerten, bis sie 2008 in der Seitenkapelle der Stadtkirche aufgestellt wurden. Aus der Beschaffenheit der Lücke, welche die Steine in der Bruchsteinmauer aus Rotliegendem hinterlassen haben, kann man schließen, dass die Steine schon beim Erbauen der Mauer in diese eingefügt wurden. Dies muss um 1876 gewesen sein.
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Egelsbach
Karl-Heinz Großmann hat in Lit. Großmann (4) einen exzellenten Bericht über die sechs alten Grabsteine auf dem Egelsbacher Friedhof verfasst und mit sehr schönen Zeichnungen versehen. Der Standort an der Ostwand der Trauerhalle ist optimal für diese empfindlichen Steine. Diese Grabmale standen früher an der Innenseite der südlichen Umfassungsmauer des ältesten Friedhofsgeviertes und wurden 1958 auf Initiative von Karl Knöß (Lit. Knöß (2)) gereinigt und an den jetzigen Ort versetzt. Um 1990 wurden die Steine gründlich restauriert worden (und in anderer Reihenfolge wieder aufgestellt). Zusätzlich wurden Informationstafeln angebracht. Dieses Ensemble ist - wie das in Sprendlingen - ein schönes Beispiel für einen verantwortlichen Umgang mit den wertvollen Zeugnissen der Vergangenheit.
Wir wollen an dieser Stelle unter Verweis auf die Literatur die Steine nur kurz beschreiben (von links nach rechts):
Stein Nr. 1 ist für Philipp Heinrich Schroth (1809-1830) erstellt worden.
Stein Nr. 2 ist so stark verwittert, so dass man keine Inschrift erkennen kann.
Stein Nr. 3 dient zur Erinnerung an Anna Margaretha Christ (1716-1759) und ihre beiden Kinder Johann Philipp (1737-1757) und Anna Catharina (1739-1757).
Stein Nr. 4 stand am Grab von Georg Adam Fickenius (1710-1780), 31 Jahre lang Pfarrer in Egelsbach. Das "F" in Fickenius ist ein Typo des Steinmetzen, der Herr hieß Sickenius.
Stein Nr. 5 ist der Grabstein der Mutter des Pfarrer Sickenius, Elisabetha Catharina Sickenius (1679-1758). Interessanterweise ließ der Steinbildhauer das Kind am 34. August zur Welt kommen.
Stein Nr. 6 besitzt eine Kreuzform. Er wurde für den fürstlichen Schafmeister Johannes Jacob Knöß (1682-1735) errichtet.
Die Steine 3 und 6 sind zusätzlich auf der Rückseite beschriftet. Der Text wurde vor dem Anbringen der Steine an die Wand leider nicht dokumentiert.
Interessant sind die Halbreliefs auf Stein 3. Man erkennt links den Jungen mit Lockenkopf, rechts das Mädchen mit Trachtenhaube (beide im Profil) und in der Mitte die Mutter in Frontalansicht. Karl Knöß sieht diese Reliefs als Beweis dafür an, dass eine Trachtenhaube zur Egelsbacher Tracht gehört.
Kein Epitaph, sondern eine Gedenkplatte zur Einweihung des "neuen" Friedhofs im Jahr 1588 ist im Eingangsbereich des Friedhof links in die Mauer eingelassen. Es ist zu lesen: ANO 1588 VOLENT / AM 12 TAG OCTOBER / DER ZEIT ANDONI REB / HON AMPTMAN IACOB / LEISER SCHULDES / VALE (Vollendet am 12. Oktober zur Zeit als Anton Rebhahn Amtmann und Jacob Leiser Schultheiß waren ??). Rebhahn war Amtmann in Dreieichenhain und Leister Schultheis in Egelsbach, wie einer Imformationstafel neben dem Stein zu entnehmen ist.
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Dietzenbach
Die hier abgebildeten Epitaphe sind in die Westmauer des Dietzenbacher Kirchhofs eingemauert. Sie sind dort der Witterung ungeschützt ausgesetzt und sind daher in einem sehr schlechten Zustand. M. E. sollte der Geschichts- und Heimatverein die Initiative ergreifen, dort ein Schutzdach auf der Mauer anzubringen. Mein Versuch war leider erfolglos, einen der Dietzenbacher Clubs zu bewegen, sich für den Erhalt dieser m. E. historisch wertvollen Steine finanziell zu engagieren.
Die Geschichte des Dietzenbacher Alten Friedhofs ist recht interessant, sie wird ausführlich in Lit. Wolf (3) erläutert. Die hintere Kirchhofsmauer wurde 1757 teilweise neu aufgebaut und renoviert; es ist zu vermuten, dass die Grabsteine zu dieser Zeit dort mit eingemauert wurden. Philipp Wolf berichtet 1939, dass die in der Kirchhofmauer eingelassenen Grabmälern für in Dietzenbach tätig gewesenen Pfarrer oder deren Angehörigen gesetzt worden sind. Sie waren schon damals z. T. stark verwittert, bei dreien konnte man jedoch noch die Inschrift entziffern.
Ganz links ist der Grabstein von Johann Hartmann Lantz (1682-1746), Pfarrer in Dietzenbach von 1724 bis 1746 in die Mauer eingelassen, daneben der von seiner Frau Christina Barbara (1695-1728), die im 8. Kindbett gestorben ist. Der vierte Grabstein gehört zu Johannes Nicolaus Appelius (1620-1667), Pfarrer in Dietzenbach von 1651 bis 1667. Interessant ist auch das in der Mauer eingelassene Kreuz ganz rechts.
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Neu-Isenburg
Neu-Isenburg wurde bekanntermaßen 1699 gegründet. Bereits 1702 - 1706 wurde die erste Kirche aus Holz erbaut, die 1773 - 1775 durch einen Steinbau ersetzt wurde. Diese Kirche wurde durch einen Luftangriff 1943 zerstört. Der Platz um die Kirche wurde früher als Friedhof genutzt. 1842 wurde im Gebiet Hugenottenallee und Mozartstraße ein zweiter Friedhof angelegt, der bereits nach wenigen Jahrzehnten durch den heutigen "Alten Friedhof" ersetzt wurde. Im Kirchhof an der Marktkirche wurden links des Eingangs einige alte Grabsteine und Grabplatten aufgestellt. Die älteste Grabplatte an der Wand stammt aus dem Jahr 1831. Das schwarze Granit-Grabmal erinnert an einen Sterbefall aus dem Jahr 1913. Es ist zu vermuten, dass diese Steine vom zweiten Friedhof an der Hugenottenallee stammen.
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Patershausen
Neben der Eingangspforte des ehemaligen Klosters Patershausen zwischen Dietzenbach und Heusenstamm ist ein sehr schöner und gut erhaltener Epitaph in das Mauerwerk eingelassen. Es handelt sich um den Grabstein der Elisabeth von Heusenstamm. Ritter Martin von Heusenstamm (gest. 1540) und seine Frau Elisabeth (gest. 1508) wurden im Kloster beerdigt, der genaue Ort ist nicht bekannt. Die Grabplatte der Elisabeth ist seit über 100 Jahren dort angebracht, während die des Martins an der Außenwand der Pfarrkirche in Heusenstamm steht. Auf dem umlaufenden Band des Patershäuser Epitaph ist zu erkennen: ANNO DNI MV VIII JAR UF DN XII DAG JUNY DIE ECHTE FRAU ELB BRENDEL VO HOMBERG MARTE VO HUSESTA RITTER ELICHE HUSFRAU DER GOD GNAD (Im Jahr des Herren 1508 auf den 12. Tag im Juni starb die angesehene Elisabeth Brendel von Homburg, Martin, Ritter von Heusenstamm eheliche Hausfrau, der Gott gnädig sei). Auf dem Stein sind vier Wappen zu erkennen, welche die verwandtschaftlichen Beziehungen der Elisabeth darstellen. Links oben ist das Wappen der Familie der Verstorbenen, Brendel von Homburg, eingemeißelt. Rechts oben ist das Wappen der Familie des Großvaters mütterlicherseits, der Familie Röder von Rotteck, abgebildet. Links unten wird das Wappen der Familie Cleen gezeigt. Es handelt sich um die Familie der Großmutter väterlicherseits. Rechts unten erkennt man das Wappen der Familie von Mauchenheim (bzw. Bechtolsheim, der Familie der Großmutter mütterlicherseits. Die Auswahl der Wappen erfolgte nach den heraldischen Regeln, was immer das auch sein mag. Weitere Informationen über diesen schöne Grabplatte sind Lit. Nieß (7) zu entnehmen, z. B. dass der Grabstein des Martin von Heusenstamm (der Ehemanns von Elisabeth) an der Kirche in Heusenstamm steht. Anzumerken sei noch, dass auch diese hochwertige Sandsteinplatte ungeschützt dem Wetter ausgesetzt ist. Dem abzuhelfen wäre eine angemessene Aufgabe eines der dem ehemaligen Kloster benachbarten Heimat- und Geschichtsvereins.
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Heusenstamm
Den Grabstein des Martin von Heusenstamm (gest. 1540) findet man auf der südwestlichen schrägen Chorwand der Kirche St. Cäcila (Nr. 5 auf dem Grundriss). Die Vordertore des Kirchgartens sind meist verschlossen, ich konnte ihn aber durch die Pforte von Pfarrhof (hinter der Kirche) betreten. Im Vergleich zu dem Patershausener Stein ist er weniger filigran gearbeitet und allgemein in einem deutlich schlechteren Zustand. Das umlaufende Schriftband ist nicht mehr zu lesen. Oben links erkennt man das Familienwappen der Heusenstammer (Schild mit Zacken, Helmzier mit aufsteigendem Hund). Weitere Details sind in Lit. Nieß (7) zu finden. An der Kirchenmauer stehen noch vier weitere Epitaphe des 16. bis 18. Jahrhundert.
In einem unveröffentlichen Manuskript von Karl Hoßner "Reichsgräfin Maria Anna von Schönborn - Spurensuche in Heusenstamm" werden die Grabsteine an und die Epitaphe in der Kirche St. Cäcila detailliert beschrieben. Zur Erinnerung: 1661 verkauften die Ritter von Heusenstamm ihr verarmtes Dorf an die Familie von Schönborn. Philipp Erwein von Schönborn begann unverzüglich, ein neues repräsentatives Schloss zu erbauen. Einer seiner 12 Söhne war Johann Erwein, der mit Maria Anna von Waldbott-Bassenheim verheitatet war. Beide hatten keine überlebenden Kinder. Ein Enkel von Philipp Erwein, Anselm Franz, war mit Maria Theresia von Montfort verheitatet, die die Kirche St. Cäcilia 1739-41 erbauen ließ. Der Torbau wurde übrigens 1774 errichtet.
An der nordwestlich schrägen Chorwand (Nr. 1 auf dem Grundriss, erstes Bild von links) steht das Grabdenkmal für Maria Anna, Gräfin von Schönborn, geb. Waldbott zu Bassenheim, gest. 30.4.1702. An der südwestlich schrägen Chorwand (Nr. 3 auf dem Grundriss, zweites Bild von links) befindet sich das Grabmal ihrer Mutter, der Anna Magdalena Waldbott zu Bassenheim (gest. 1.11.1697) . An der südlichen Chorwandseite (Nr. 4 auf dem Grundriss, drittes Bild von links) findet man das gut erhaltene Grabmal des Nicolaus Blöchinger (gest. 11.9.1704). An der westlichen Chorwand (Nr. 2 auf dem Grundriss, ohne Abb.) die Grabplatte von Elisabeth Wilde (gest. 16.1.1592) eingemauert. An der westlichen Kirchhofmauer findet man zwei barocke Grabsteine in Kreuzform und auf der südlichen Seite einen weitern. An der Mauer zur Kirchstraße ist ein Tonkreuz mit eingeritzten Ornamenten eingelassen.
Die Epitaphe im Langhaus der Kirche mit sehr schön ausgearbeiteten Details dienen zum Gedenken an Anna Magdalena Waldbott zu Bassenheim (links) und Maria Anna von Schönborn, geb. Waldbott zu Bassenheim, deren Grabdenkmäler an der Kirchenaußenseite stehen. Über der Tür zur Sakristei findet man den Epitaph für Johann Erwein von Schönborn (gest. 30.11.1705). Man versäume nicht, die Kreuzigungsgruppe im Kirchhof sich anzuschauen.
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Messel
Natürlich gehört Messel nicht zur Dreieich, aber im meist öffentlich zugänglichen Vorraum unter dem Turm der evangelischen Kirche in Messel steht auf der rechten Seite der "Mordstein", dessen Geschichte es wert ist, hier erzählt zu werden. Es handelt sich um den Grabstein von Christian Stamm aus Messel. Der Stein stand bis 1957 auf der 1835 aufgegebenen Begräbnisstätte im Kirchhof, bis er nach einer Zwischenlagerung in der Sakristei und einer Restaurierung den Platz im Vorraum der Kirche erhielt. Die Geschichte vom Tod des Christian Stamm wird als Relief auf dem Stein und auf der eingelassenen Bronzeplatte bildhaft bzw. schriftlich dargestellt. Der 18 jährige Lehrersohn Christian Stamm wurde am 21. März 1752 vom Hessen-Kasseler Jagdzeugmeister Lautemann während einer Verfolgung vorsätzlich erschossen. Der Vater setzte diesen Grabstein als lautes Zeichen gegen die ungesühnte Mordtat an seinem Sohn. Auf dem gewölbten Oberteil des Steins ist zu lesen " ..10.1732 ALLHIER RUHET IN GOTT / CHRISTIAN STEPHAN JOHANN STAMM": Rechts neben der Kupferplatte ist das Relief von Lautemann zu sehen, wie er offensichtlich auf den fliehenden Christian Stamm, dessen Gewehr gerade herunterfällt, schießt. Darunter ist im Stein eingemeißelt: DESEN SCH.ERT.EN VOLLE / VATTER IOHANN GEORG STAMM / EVANGELISCHER SCHULDINER / ALLHIER IN MESSEL / LEICHEN TEXT IES 26 V20. Darunter ist die Oberfläche des Steins abgeplatzt. Auf der Bronzetafel ist geschrieben:
Karl Wenchel aus Messel hat sich intensiv mit diesem Vorfall beschäftigt. Sein Manuskript aus dem Jahr 1995 ist auf der Website Sühnekreuze.de zugänglich. Die Geschichte ist aus verschiedenen Gründen sehr interessant. Messel war zu der Zeit, in der sich dieses Geschehnis ereignete im Besitz der reichsritterlichen Freiherren von Groschlag. Es gab wegen unterschiedlicher Rechtsauffassungen immer wieder Streitereien mit den Herren der umliegenden Territorien, insbesondere um die Jagdrechte. Die Herren von Groschlag waren der Auffassung, dass sie Jagdrechte in der benachbarten Rödermark hätten. Die Grafen von Hanau, als eine der Obermärker der Rödermark, bestritten dies und betrachteten eine Grohschlag'sche Jagd in der Rödermark als Wilddieberei. An dem besagten 9.3.1752 ging der Grohschlag'sche Jäger Chrisitan Pfeffer mit einigen Messeler Bürgern (darunter Christian Stamm) auf Schnepfenjagd in den benachbarten Rödermärker Wald. Sie wurden von den Forstbeamten des Hanauer Grafen gestellt. Sie versuchten zu fliehen, es wurde geschossen und der junge Stamm blieb "entleibt" auf der Erde liegen. Auch Hund wurde getötet. Der Jäger Pfeffer wurde in Babenhausen arrestiert. Es gab verschiedene Untersuchungen des Vorfalls, die allerdings im Sande verliefen. Es wurde aber bekannt, dass der Zeugmeister Lautermann den Christian Stamm erschossen hat. Der Vater verfasste einen Nachruf, der auf der oben erwähnten Website abzurufen und der auch auf der Metallplatte am Grabstein zu lesen ist.