Flakstellungen in
Neu-Isenburg
Mit
einem Klick auf das Bild können Sie den Film über die
ehemaligen Flakstellungen in der Neu-Isenburger Ostgemarkung aufrufen.
Die Dokumentation in Form einer Broschüre ist bei dem GHK
Neu-Isenburg für 15 € zu erwerben. Ich danke Herrn Dr. Ferdinand Stegbauer für seine wertvollen Beiträge zum Gelingen dieser Broschüre.
Der
Text unten beschreibt die Geschichte meiner Entdeckungen aus einer
persönlichen Sicht. Es war ein sehr spannendes Projekt, eine
Arbeit, die durch die Verleihung der Hugenottenmedallie anerkannt
wurde (als erstem und einzigen Sprendlinger).
In
der Ostgemarkung von Neu-Isenburg, am Schindkautweg (ca. 100
m südlich der Einmündung
zum Gravenbruchring) -->Standort,
steht ein Gedenkstein für die Besatzung einer Flakstellung,
die
1944 durch einen Volltreffer zerstört wurde. Es kamen dabei 10
Personen ums
Leben, fünf jugendliche Luftwaffenhelfer, ein
regulärer
Soldat und vier russische Kriegsgefangene. Der
Granitfindling
wurde von "überlebenden Kameraden" gestiftet. Er ist mit einer
Metallplatte mit folgender Inschrift versehen: "Zur Erinnerung an
unsere
am 29. Jan. 1944 hier in der Flak-Batterie 1/681 gefallenen
Kameraden". Ohne dem Erinnern an
gefallene Kameraden negativ zu begegnen,
wäre es sicherlich angebracht gewesen, auch den vier
getöteten russischen Kriegsgefangenen zu gedenken. Sie alle
sind
letztendlich gemeinsame Opfer des terroristischen Nazi-Systems gewesen.
Dies
ist der Text, den ich vor einigen Jahren unter dem Kapitel
„Gefallenendenkmale“ auf dieser Website
veröffentlicht habe. Im Zusammenhang
mit meinen Recherchen zu den Gleisanlagen im Isenburger Wald erhielt
ich von
Patrik Müller einen Hinweis, dass in der Nähe dieses
Gedenksteins noch
irgendwelche Betonreste zu finden seien. Ich wendete mich an die
Neu-Isenburger
Historikerin Dr. Heidi Fogel, die mir den Tipp gab, am Ende des
Brüllochsenwegs einmal nachzuschauen.
Außerdem läge ein Einmannbunker hinter der Turnhalle
der Goetheschule.
Ich
begab mich unverzüglich zum Brüllochsenweg: Man
fährt von der
Offenbacher Straße in den Weg An den Grundwiesen und biegt
hinter der
Luderbachbrücke rechts in den Brüllochsenweg. Gleich rechts
erkannte man zwei
kleinere Betonstrukturen. Am Ende dieses
Wegs standen
die Überreste
zweier Flakstellungen. Die südlich des Weges war teilweise
eingestürzt; man
erkannte die Relikte rezenter Anbauten (z.B. eine leere
Elektrosteckdose). Aus
dem Betonboden ragten mittig zwei Stahlstutzen, an denen offensichtlich
das
Geschütz befestigt war. Die zweite Flakstellung
nördlich des Weges war in einem
besseren Zustand; die Decken waren noch nicht eingestürzt. Der
Dienstleistungsbetrieb hatte symbolisch zwei Barrieren aufgestellt, um
Besucher
abzuhalten. Die Baustruktur war sehr komplex, Betonmauern wechselten
sich mit
Ziegelmauerwerk ab, die Dicke der Betondächer war
unterschiedlich.
Auf
dem Rückweg suchte ich an der Turnhalle mit Erfolg den Einmannbunker
in Höhe des hinteren Turnhalleneingangs. Ich kämpfte
mich noch
ein wenig tiefer in das mit Brennnessel und Brombeerranken dicht
bewachsene
Unterholz und konnte dort mehrere überwachsene, z.T. mit
Graffiti beschmierte,
verfallene Betonobjekte entdecken. Auch hier konnte ich keine
Strukturen
erkennen.
Die
Strukturen wurden sehr deutlich, als ich mir ein
hochaufgelöstes historisches Foto der Neu-Isenburger
Ostgemarkung aus dem Jahr
1944 besorgte (NCAP-000-000-177-787, Weilruh; Försterei;
Darmstadt; Germany © RCAHMS. Licensor RCAHMS / ncap.org.uk).
Man erkennt drei Kreise bestehend aus sechs Punkten: am
Schindkautweg, An den
Grundwiesen und am Brüllochsenweg. Das waren eindeutig drei
Flakbatterien mit je
sechs Flakstellungen!
Dies stand in Übereinstimmung mit den Angaben in Lit. Nahrgang
(2)
X 10,130, nach denen in dieser Gegend drei Flakbatterien der 5.
Flakdivision (1/322, 2/322, 3/322) existierten.
Dr. Heidi Fogel
stellte mir Kopien eines Abschnitts aus der
Publikation von Alfred Kurt über Luftwaffenhelfer bei der
Flakgruppe Frankfurt
(Lit. Kurt (3)) zur Verfügung, welche die oben- genannten
Befunde bestätigte. Es
handelte sich um eine Großkampfbatterie mit drei Batterien
und insgesamt 18
Geschützendes Kalibers 8,8. Die Geschütze in jeder
Batterie hatten Namen:
Anton, Berta, Cäsar, Dora, Emil, Frieda. Dies Publikation ist
ein
beeindruckendes Zeugnis über die Sinnlosigkeit dieses Krieges:
Junge Menschen
im Alter von 15-17 Jahren wurden von der Schulbank weg zum Kriegsdienst
eingezogen und mussten unter großen Gefahren zusammen mit
russischen
Kriegsgefangenen und regulären Soldaten an den
Geschützen
helfen, Flugzeuge
abzuschießen in denen nur wenig ältere Menschen
saßen, die ebenfalls
eingezogen waren, um deutsche Städte zu bombardieren.
Am
29.Januar 1944 griff eine amerikanische Flotte von mehr als 700
Flugzeugen die Stadt Frankfurt an, wo 900 Menschen im Bombenhagel
starben. Fünf
Bomben fielen auf die nördliche Batterie, wobei die Stellung
„Emil“ einen
Volltreffer erhielt. 5 jugendliche Luftwaffenhelfer, 1
regulärer
Soldat und 4
russische Kriegsgefangene starben dabei. Im Internet ist ein Artikel
der Zeitschrift Der
Spiegel zu finden, der dieses Geschehnis beschreibt.
Doch
zurück in die Gegenwart: Erhard Haller, ein befreundeter
Architekt (dessen kürzlich verstorbener Onkel in diesen
Flakstellungen Dienst
tat und 1944 schwer verwundet wurde), vermaß und dokumentierte
die relativ gut
erhaltene Flakstellung nördlich des Brüllochsenwegs.
Die äußeren Betonwände
sind ca. 2 m hoch und 50 cm dick. Im Prinzip handelt es sich um eine
rechteckige Betonstruktur, wobei an den gegenüberliegenden
Seiten zwei Öffnungen von 3,45
m Breite ausgelassen wurden. An den Flanken einer der
Öffnungen wurden zwei weitere
Betonmauern von 2,50 m Länge im rechten Winkel dazu erstellt
(A und B), wobei
in einer dieser Mauern (B) eine Türöffnung ausgespart blieb. In
dieser Außenecke war
mit Ziegelsteinen eine Art
Aufenthaltsraum errichtet, erkenntlich an einem Ofenkamin, der durch
die Decke
führt (C). Auf den anderen gegenüberliegenden Seiten
waren ebenfalls mit
Ziegelsteinen je drei kleine Räume mit insgesamt 5 Sektoren abgetrennt (D –
H). Dies war wahrscheinlich
das Lager für die Munition. Etwas rätselhaft
für den Betrachter ist die
unterschiedliche Dicke der Betondecke. Während für
den Aufenthaltsraum und einen
Teil des Munitionslagers (Sektionen D und E) eine Stärke von
nur 15 – 17 cm
gewählt wurde, betrug die Stärke der Decke in der
Mitte des Munitionslagers ca.
40 cm (Sektionen E, F und G). Interessant ist die Tatsache, dass die
äußere
Betonwand an den Stellen, wo sie die starke Decke trägt,
deutlich dünner ist,
weil der äußere Teil der Mauer mit Bimssteinen
ausgeführt wurde (Sektionen
E, F und G). Es ist offensichtlich,
dass die senkrechten Wände zuerst gefertigt wurden, mit
entsprechenden
Aussparungen für die Auflager der Deckenkonstruktion. Dies
scheint eine
Schwachstelle der Konstruktion gewesen
zu sein, denn bei den meisten noch existierenden Flakstellungsrelikten
sind diese
Decken eingebrochen.
   
Nachdem
diese Flakstellung dokumentiert war, gingen wir daran, die
Reste der anderen Stellungen ausfindig zu machen. Es ist sinnvoll die
einzelnen
Stellungen eindeutig zu benennen: Wir bezeichnen die Batterien mit A, B
und C;
die einzelnen Stellungen mit Ziffern, wobei die nördlichste
bzw. nordöstlichste
die Ziffer 1 erhält. Die von uns dokumentierte Stellung hat
demnach die
Bezeichnung C6.
Im
Bereich der Batterie A konnten wir nur noch Reste der Stellung
A5 in einem Privatgarten entdecken. Die Stellungen A3 und A4 sind
definitiv nicht
mehr
vorhanden. An (bzw. neben) den Standplätzen von A1
und A2
erkennt man mit Brombeer-Ranken überwucherte Hügel,
unter
denen sich die Trümmer der Stellungen befinden
können. Der
Standplatz von A6 liegt in einem Privatgarten, den ich noch nicht
betreten konnte. Der Standplatz der getroffenen Stellung
„Emil“ ist noch unbekannt. Hier
ist noch etwas
Recherchearbeit zu erledigen.
Die
ehemalige Batterie B ist teilweise von der Turnhalle der
Goetheschule (Geschwister-Scholl-Halle) überbaut. Dies
betrifft die Stellungen B4 und B5.
Die zerfallenen
Überreste der Stellungen B2, B3 und B6 verstecken sich im
dschungelähnlichen
Gestrüpp nördlich und östlich der Turnhalle.
Die Stellung B1 befand sich auf
der anderen Seite des Luderbachs. Die Überreste der
Betonmauern erkennt man
leicht am Anfang des Brüllochsenwegs (s. oben).Die
Batterie B1 soll nach Hörensagen in den 1970er Jahren vom
Technischen Hilfswerk teilabgerissen worden sein. Bei
dem hellen Punkt in der Mitte des Kreises der
Flakbatterie B könnte es sich um den jetzt dort liegenden
Einmannbunker handeln.
 Kommen
wir nun zu Batterie C am Ende des besagten Wegs. Die
Stellungen C5 und C6 wurden oben bereits erwähnt. Trotz GPS
Einsatzes fiel es
uns schwer, die anderen Stellungen zu identifizieren. Wir fragten eine
Pferdehalterin,
Frau Krapf, ob sie etwas von Flakstellungen wüsste. Es
stellte sich heraus,
dass ihr Pferdestall in die Betonstruktur der Stellung C2 integriert
war (Abb. links). Sie
wies uns auch auf die Überreste der benachbarten Stellung C3
hin, die unter
Brombeerranken versteckt war. Schwierig gestaltete sich die Suche nach
der
Stellung C4 am Luderbach. Dort befand sich eine gemähte Wiese.
Erst bei
genauerem Nachschauen
entdeckten wir die
Ecken der Betonfundamente (Abb. rechts) und am Bach noch weitere
Betonmauerreste. Von der
Stellung C1, die auf Privatgelände lag, haben wir keine
Überreste finden
können.
Frau
Krapf erwähnte noch, dass
bis vor einiger Zeit Herr Klenota in der Stellung C4 ein Haus besessen
hätte.
Ich machte ihn über das Telefonbuch ausfindig. Er
erzählte mir, dass er und seine Frau bis
2001 dort gewohnt hätten. Das
Gebäude war
nach dem Krieg in die Flakstellung hineingebaut worden und diente
lange u.a. als Wochenendhaus. Von der Stadt
sei
dies lange Zeit geduldet worden. Das Anwesen war mit
Elektrizität
versorgt und an das Telefonnetz angeschlossen gewesen. Die Stellung C5
sei als
Stall genutzt worden. Da das Gebiet als Landschaftsschutzgebiet
ausgewiesen ist, wurden Herr und Frau Klenota veranlasst - gegen ihren
Willen -
das Haus aufzugeben. Die Stadt
Neu-Isenburg ließ dann das Haus beseitigen. Eigentlich
sollten die
Betonreste der Flakstellung stehen bleiben, durch ein
Missverständnis machte der Baggerfahrer allerdings
tabula rasa. Das Foto der umgebauten Flakstellung wurde
freundlicherweise von Familie Klenota zur Verfügung
gestellt.
Interessant
war die Information
von Herrn Gräber, dass er als Jugendlicher in den
Flakstellungen gespielt habe
und dass sein Freund in einem unter Wasser stehenden unterirdischen
Gang nach
Waffen und Munition getaucht hätte. Frau Krapf
bestätigte, dass es im Stall
eine Treppe nach unten gegeben hätte, die aber irgendwann
zubetoniert wurde. Auch Frau Klenota berichtete von einem zubetonierten
Kellerabgang.
Ich
besuchte Herrn Günther
Salzmann, einer der letzten Überlebenden der damaligen
Luftwaffenhelfertruppe in
Neu-Isenburg. Er berichtete sehr eindringlich von seinen Erlebnissen
aus dieser
Zeit und von der Bombardierung
der Flakstellung, wie er sich mit seinem Freund
zum Mittagessen verabredete und der wenige Minuten später von
den Bomben
getötet wurde. Er bestätigte, dass an den
Geschützen reguläre Soldaten Dienst
taten. Die Luftwaffenhelfer sorgten z.T. mit den russischen
Kriegsgefangenen
für den Nachschub
an Munition beim Schießen. Die Zusammenarbeit mit den
Kriegsgefangenen sei gut gewesen. Die Soldaten, die Luftwaffenhelfer
und die
Kriegsgefangenen waren an
unterschiedlichen Orten untergebracht. Auch er konnte sich daran
erinnern, dass
eine Treppe in den Untergrund führte, allerdings wusste er
keine Einzelheiten
zu nennen.
Herr
Preiß teilte mit, dass die Kriegsgefangenen an der B46 in der
Nähe der "Fettfabrk" (ehem. Chemische Fabrik Carl Wilden)
untergebracht waren. Das heute in umgebauter Form noch existierende
Haus
nördlich der Brücke über den Luderbach (am
Abzweig des
Brüllochsenwegs) ist ein Relikt aus Kriegstagen. Die Familie
hätte dort jedesmal eine
Genehmigung einholen müssen, um
ein Grundstück in der
Nähe der Stellungen betreten zu können.
Anmerkung 1/17:
Herr Zimmer informierte, dass dieses Gebäude den Besatzungen
als
Bade- und Waschhaus diente (weil nur bis dorthin eine Wasserleitung
verlegt war).
Herr
Lux
erzählte, dass sein Vater sich erinnern konnte, dass die
Munition
der Flakstellungen gesprengt wurde und dass er nach dem
Krieg noch
gelegentlich Munitionsreste im Erdreich seines Gartens im
(Bereich A) gefunden habe. Anmerkung: Die Munitionssprengung
erklärt die eingestürzten Dachbereiche der
Stellungen.
 Auf
dem Luftbild von
1944 sind
noch weitere Strukturen zu erkennen, die möglicherweise in
Zusammenhang mit den
Flakstellungen stehen (Horchposten, Scheinwerferbatterien,
Kommandostellen,
Unterkunftsbaracken, etc.). Die Abb. links zeigt die
Einmündung des Triebwegs in den Schindkautweg und unten die
Einmündung des Brüllochsenwegs. Vor Ort
konnte
davon nichts mehr identifiziert
werden. Der Bewohner des o.g. Hauses an der Brücke
über den
Luderbach hatte als Kind in den Bunkeranlagen
am Einmündung
des Triebwegs in den Schindkautweg gespielt. Er ist der Meinung, dass
dort die Kommandantur untergebracht war . Dies ist nicht
unwahrscheinlich, da diese Struktur in der Mitte der drei Batterien
lag. Nachtrag: Der Besitzer des genannten Grundstücks teilte
mir
mit, dass sich dort der Munitionsbunker befunden hätte. Er sei
mit
einer Schicht Erde überdeckt. Der Eingang sei
zugeschüttet
worden. Auf den Grundstücken der Neu-Isenburger
Ostgemarkung stehen noch immer viele
Holzhäuser. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich bei
einigen um ehemalige
Wehrmachtsbaracken handelt. In der weiteren Umgebung findet man an der
Brandschneise / Loreyseeschneise im
Sprendlinger Wald drei Grabhügel, die zum Entsetzen der
heutigen Denkmalschützer als Scheinwerferstellungen ausgebaut
wurden (Abb. rechts oben, nach Lit. Nahrgang (2) die Stellung 4/299). Im
genannten Luftbild erkennt man auf der
Südseite der Friedhofstraße Strukturen, bei denen es
sich wahrscheinlich um Scheinwerferstellungen handelte
(ebenfalls 4/299).
Es
gab
neben den gut ausgebauten Flakstellungen in Neu-Isenburg eine Vielzahl
von mobilen bzw. weniger armierten Stellungen rund um Frankfurt.
Z.B. waren Flugabwehrkanonen im Feld der Sprendlinger
Nordgemarkung stationiert. Auf der Website der "Freunde Sprendlingens"
sind Farbaufnahmen dieser
Stellungen aus dem Jahr 1940 publiziert.
Der
oben genannte Gedenkstein
wurde 1995 zum 50. Gedenktag (?) aufgestellt. Seit 2003
übernimmt die Stadt
Neu-Isenburg die Pflege (Quelle:
FNP). Die Initiatoren dieses
Gedenksteins waren zweifellos die damaligen Luftwaffenhelfer und der
Text
wurde von
ihnen so festgelegt. Durch den Angriff starben Klaus-Dieter Johannsen
(15
Jahre), Gerhard Siebenborn (15 Jahre, beide aus Neu-Isenburg), Heinz
Gaydoul 16 Jahre, aus Langen), Karlheinz Bayer (aus Dreieichenhain)
und Bruno Rüll (15 Jahre,
aus
Mühlheim am Main). Weiterhin wurde der
Geschützführer Josef Niggl (28 Jahre)
getötet.
Von
den auf der Flakstellung eingesetzten russischen Kriegsgefangenen
kamen vier nachweislich ums Leben: Simon Krasulja (41 Jahre), Mitrophan
Martschukow (28 Jahre), Wladimir Naunow (22 Jahre) und Nikolaij Egorow
(25
Jahre). Quelle: Dr.
Heidi Fogel. Sie schreibt
weiter: "Die Kriegsgefangenen waren
sogenannte
Hilfswillige, ehemalige Soldaten der Roten Armee. Sie
unterstützten mit ihrem
Einsatz die deutsche Luftwaffe, aber freiwillig taten sie das nicht.
Sie hatten
lediglich die Wahl gehabt, entweder in einem deutschen
Kriegsgefangenenlager in
Russland mit hoher Wahrscheinlichkeit elend zugrunde zu gehen oder
durch
Unterstützung der Wehrmacht ihre Chance auf ein
Überleben im Krieg zu
verbessern. Wollen wir sie wegen der Wahl, die sie getroffen haben,
verurteilen?" Es ist nicht davon auszugehen, dass diese
Kriegsgefangenen
unter die Kategorie „Kameraden“ fallen. Mir ist
bewusst, dass in den
offiziellen Veranstaltungen auch dieser Toten gedacht wird, trotzdem
bleibt wegen
dieser Differenzierung auf dem Gedenkstein bei mir ein etwas ungutes
Gefühl zurück.
Es soll an dieser
Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass sich
in der Batterie C am Brüllochsenweg im Jahr 1969 ein
Doppelmord an Stefan Makli
und seiner Ehefrau Maria Makli begangen wurde. Trotz intensiver
Fahndung und Einschaltung von „Aktenzeichen xy
ungelöst“ konnte der Mord bisher noch
nicht aufgeklärt werden. Den aktuellen Wissensstand hat A.
H. Marx auf seiner
Website ausführlich zusammengestellt. Er konnte aber
Ort des Mordes nicht genau
bestimmen. Dazu
kann ich beitragen,
dass Herr Klenota (der später in dem Haus in der Stellung C4
wohnte), berichtete,
dass die
Eheleute Makli sehr primitiv in einer Hütte an der
Geschützstellung C2 gewohnt haben
und dort auch umgekommen seien. Diese Hütte könnte
ein Teil eines Bunkers gewesen sein. Heute stehen dort nur die
Überreste der Stellung C3. (Bild von
Stefan Makli:
Kriminalpolizei, Kopie aus genannter Website). Der Mordfall Makli war auch Thema der Sendung "XY Ungelöst" vom 6.3.1970 (ab internem Zähler 7:46). dieser Bericht ist auch medienhistorisch interessant.
Wie geht es weiter?
Die
Erinnerungen an diesen schrecklichen Krieg werden mit
jedem Jahr blasser. Die Menschen, die ihn erlebt haben und
darüber erzählen
können, werden immer weniger. Daher ist es m. E. wichtig, die
steinernen Zeugen
dieses Krieges nicht zu eliminieren, sondern sie als mahnende
Erinnerung zu
bewahren. In diesem Sinne sollte die fast unbeschädigte
Stellung C5 in
irgendeiner Form geschützt werden. Ich werde an dieser Stelle
weiter berichten.
Ich
danke den hier namentlich genannten Damen und Herren und
weiteren Gesprächspartnern für die Mitarbeit,
für Gespräche und Informationen, ohne die diese
Zusammenstellung der Befunde zu den Flakstellungen in der
Neu-Isenburger Ostgemarkung nicht in dieser Form möglich
gewesen wäre.

Anmerkung
2/16: Die Stadt Neu-Isenburg hat zwischenzeitlich
die am besten erhaltene Flakstellung C6 einzäunen
lassen. Am
19.2.2016 hatte ich das Vergnügen, einen gutbesuchten
GHK-Rundgang
zu den Flakstellungen zu leiten. Finden Sie hier ein Fotoalbum
des Rundgangs, das freundlicherweise von Alexander Jungmann erstellt
wurde. Auch die Stadtpost
Neu-Isenburg hat darüber berichtet.
Anmerkung
5/16: In Abstimmung mit der Stadt Neu-Isenburg brachte ich
eine von mir getextete und gestaltete Info-Tafel
an dem Zaun an. Diese war 1/17 verschwunden und wurde von mir durch
eine größere Tafel ersetzt, die an der
Außenmauer der
Stellung angebracht wurde.
Anmerkung
8/16: Ein weiter Einmannbunker
steht an der Grundseeschneise
südlich von Rollwald. Er diente als Schutz der Aufseher bei
den
dortigen Entwässerungsarbeiten durch die Häftlinge
des
Lagers Rollwald. Kann man daraus schließen, dass der
Neu-Isenburger Einmannbunker zum Schutz der Wachleute beim Bau der
Flakstellungen durch Kriegsgefangene diente? Auf dem Luftbild
der Batterie B erkennt
man mittig eine Struktur. Dies könnte der Einmannbunker sein.
Bei
den Planierungsarbeiten für die Turnhalle wird er zur Seite
gerollt worden sein.
Anmerkung
1/17:
Die Stadt Neu-Isenburg hat das Innere der Flakstellung säubern
lassen. Die Schraubenbolzen, an denen die 8,8 cm Flugabwehrkanone
befestigt war, sind jetzt zu erkennen. Ein Treppenabgang in einen
unterirdischen Raum war nicht vorhanden.
Anmerkung
3/18:
Bei einem Besuch am 23,3,2018 konnte sich der Oberkonservator Dr.
Griesbach-Maisant vom Landesamt für Denkmalpflege aus
Wiesbaden-Biebrich von dem guten Erhaltungszustand der
eingezäunten Flakstellung überzeugen. Er stellte die
Eintragung der Stellung in die Denkmalschutzliste in absehbarer Zeit in
Aussicht. Hier die Berichte aus OP-online,
FR-online
und FNP-online.
Anmerkung
5/18: Dr. Griesbach-Maisant bestätigte Anfang Mai
die Aufnahme der Flakstellung in die Hessische Denkmalschutzliste.
Anmerkung
1/19:
Die im Auftrag des GHK Neu-Isenburg erstellte Broschüre "Die
ehemaligen Flakstellungen in der Neu-Isenburger Ostgemarkung - Eine
Dokumentation gegen das Vergessen" von Wilhelm Ott und Ferdinand
Stegbauer wurde am 29.1.2019, genau 75 Jahre nach dem
tödlichen
Bombenangriff auf die Stellung Emil der Öffentlichkeit
vorgestellt. Hier ein Bericht aus OP-online
und FR-online.
Anmerkung 4/19:
Der Splitterschutzbunker wurde mit großem
logistischen Aufwand von der Geschwister-Scholl-Halle zur
denkmalgeschützten Flakstellung gebracht. Dazu musste der Weg
ertüchtigt werden, Die Wiese vor der Stellung wurde mit Schotter
befestigt (der später wieder entfernt werden musste. Der Splitterschutzbunker
wurde auf ein extra dafür gegossenes Betonfundament gestellt,
damit er nicht im Laufe der Zeit im Untergrund versinkt.
Anmerkung 1/23:
Der GHK Neu-Isenburg veranstaltete am 14.1.2023 einen Winterspaziergang
zur Flakstellung. Im Anschluss daran wurde in der Reiterschänke
ein Kurzfilm über dieses Kulturdenkmal uraufgeführt. Es
handelt sich um eine gemeinsame Arbeit von Hans-Walter Schewe und mir,
die --> hier aufgerufen werden kann. Die Drohnenaufnahmen sind
eindrucksvoll. Hans-Walter Schewe hat auf der GHK-Website eine Fotodokumentation des Spaziergangs zusammengestellt.
Nach oben
Nachtrag:
Die
Scheinwerferstellungen an der Brandschneise im Sprendlinger Wald
Zu den Flakbatterien gehörte eine
beträchtliche Infrastruktur, u.a. auch Scheinwerferstellungen.
Deren Überreste wurden nach dem Krieg in der Regel rasch
beseitigt. An der Brandschneise im Sprendlinger Wald haben sich die
Spuren von drei Stellungen jedoch noch sehr gut erhalten. Nach Lit.
Nahrgang (20) wurden zwei historische Grabhügel zu
"Flakstellungen" ausgebaut, indem man sie trichterförmig
aushöhlte und einen Graben um die Hügel legte. Im
Nahrgang-Atlas sind diese Objekte korrekterweise als
Scheinwerferstellungen bezeichnet. Im Gegensatz zu Nahrgang sind nicht
zwei, sondern drei trichterförmige Objekte an der
Brandschneise zu
erkennen. Auf der Kartesind sie mit roten Punkten gekennzeichnet.

Sie
wurden im Mai 2018 vom Architekten Erhard Haller, Vorstandsmitglied der
Freunde Sprendlingens, dokumentiert:
-->
Übersicht
-->
Stellung 1
-->
Stellung 2
-->
Stellung 3
Interessant ist in diesem
Zusammenhang ein Laserscanbild der Anlage: man erkennt die drei
Stellungen an der Brandschneise als Wälle mit einem Innenkegel
und äußerem Graben (Stellungen 1-3) sowie
ein kleineres Objekt etwas weiter nordöstlich. In den drei
Kegeln standen die Scheinwerfer mit einem Durchmesser von 150 oder 200
cm. In dem kleineren Objekt nordöstlich
könnte der Dieselgenerator gestanden haben. Auf dem Bild sind
keine Laufgräben zu erkennen, die andeutungsweise im
Gelände zu erkennen sind. Bei der Abbildung handelt es sich
um ein Schummerungsluftbild des Kreises Offenbach, basierend auf
3D-Laserscandaten des Landes Hessen (http://www.hvbg.hessen.de).
Im
Oktober 2018 wurden die drei Stellungen im
Sprendlinger Wald unter der Aufsicht des Revierförsters
Andreas Keller von
Mitgliedern der Kolpingfamilie
Neu-Isenburgs und der Freunde
Sprendlingens von
herumliegenden Altholz befreit, einige Bäume gefällt
und eine Holzsäule
mit
einem QR-Code aufgestellt. Nach dem Scannen des Codes oder mit einem
Klick auf die nebenstehende Abbildung kann ein entsprechender
Informationstext aufgerufen werden. Die Scheinwerferstellungen
sind jetzt freigestellt und sehr deutlich im Wald als solche
zu
erkennen. In der FNP
wurde darüber berichtet.
Der Artikel enthält einige Unkorrektheiten: Ich habe die
Scheinwerferstellungen nicht "entdeckt"; sie waren in Fachkreisen
durchaus bekannt. Die im nächsten Abschnitt erwähnte
Erkennungsmarke wurde nicht von mir gefunden. Insbesondere die letzte
Korrektur gilt auch für den Artikel aus OP-online.
Ein ehrenamtlicher
Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde
mit
einer amtlichen Nachforschungsgenehmigung hat die drei Stellungen
sehr sorgfältig untersucht. Bis auf eine Erkennungsmarke aus
dem
2. Weltkrieg wurden keine relevanten Funde gemacht.
Erkennungsmarken mussten damals von allen
Wehrmachtsangehörigen
und auch vom Reichsarbeitsdienstler an einer Kette um den Hals getragen
werden. Die zweiteiligen Marken dienten zur Identifikation von
toten Kriegsteilnehmern. Die gefundene Marke ist beschriftet mit: 359--5/Flakscheinw.
Abt.129
(Rückseite unbeschriftet). Dies ist insofern bemerkenswert,
weil
im Nahrgang-Atlas diese Stellung mit 4/229
bezeichnet wurde (Flakscheinwerferregiment 119, 21. Flakdivision). 5/129 kommt
in dem Atlas nicht vor. Die 4. Batterie der
Flakscheinwerferabteilung 129 (4/129)
bemannte die Scheinwerferstellungen um Heusenstamm (Lit. Kern). Die
Batterie 5/129
wurde erst 1943, nach anderen
Quellen 3/1944 zusammengestellt. Die Abteilung 229 wurde in 2/1944
aufgelöst. Die vorsichtige Schlussfolgerung: Die Batterie
4/229
wurde 1944 durch die 5/129 ersetzt. Wie dem auch sei: Es
wäre
auch
interessant zu wissen, von wem und warum die unversehrte
Erkennungsmarke dort
abgelegt wurde. Ich habe eine Anfrage an den Suchdienst des Roten
Kreuzes gestellt und werde an dieser Stelle über die Antwort
berichten.

Nach oben
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