Steine in der Dreieich
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Neues von der Luftschutzanlage in Zeppelinheim


Im Februar 2016 veröffentlichte ich folgenden Text auf meiner Website:


Bunkereingang ZeppelinheimBunker ZeppelinheimSüdlich von Zeppelinheim wurde im 2. Weltkrieg ein Bunker für Bahnbedienstete gebaut. Er besteht aus einem betonierten Gang mit zwei Ausgängen. Nach manchen Aussagen soll innen ein Quergang abgezweigt sein, der in einem Aufenthaltsraum endete. Nach dem Krieg war das Gelände ein Abenteuerspielplatz der Zeppelinheimer Jugend. Man machte mehrere vergebliche Versuche, die Eingänge zu verschließen. Ende 2015 wurden die beiden Eingänge zunächst mit schweren Baumstämmen und dann mit stabilen Gittern gesichert. Es sollen erneut noch Baumstämme über die ca. zwei Meter tiefen Eingangslöcher gelegt werden. Der Bunker wurde nicht zugeschüttet, weil man Fledermäusen die Möglichkeit geben will, sich dort anzusiedeln. Ich hatte die Gelegenheit, noch ein Bild durch die Gitterstäbe aufnehmen. Man erkennt einen ca. 20 Meter langen gewölbten Gang, an dessen Ende das Licht durch den südlichen Eingang fällt. Frau Gruber machte mich auf einen  Internet-Beitrag eines Zeppelinheimers aufmerksam (auf der Seite ganz unten). Die Leser dieser Zeilen werden gebeten, die Gitter heil zu lassen und die Fledermäuse nicht zu stören.

Im Mai 2021 gibt es Neues von dieser Anlage zu berichten:

Am 13. Mai 2021, dem Himmelfahrtstag, wurde ich von einem Zeppelinheimer Bürger, der meine Website kannte, angemailt: Unbekannte hätten den Eingang des Bunkers freigelegt. Das sei entdeckt worden und die Aufregung sei groß: Ordnungsamt, Polizei, Ortsvorsteher, etc. Es wurde dabei beschlossen, zeitnah den Hessenforst als Grundeigentümer aufzufordern, den Eingang wieder zu verschließen. Als Sicherungsmaßnahme sei ein Flatterband um die Grabungsstelle gespannt worden.

Dies bedeutete im Umkehrschluss, dass der Eingang des Bunkers offen war. Zwanzig Minuten später war ich dort. Am Pfad zum Flatterband lagen ein Spaten und eine Hacke, beide brandneu. Die Bunkerfreunde hatten sich große Mühe gegeben, den Eingang freizulegen. Ein Gitter oder eine Türe war nicht (mehr?) vorhanden. Ein Verbotsschild war erfreulicherweise nicht angebracht. Ich kletterte in den Trichter und von dort in einen kleinen Eingangsraum A (140 x 200 cm), der als Gasschleuse diente. Von dort aus zweigen zwei Gänge in nördlicher und westlicher Richtung ab. Der Winkel zwischen beiden Gängen beträgt ca. 110 Grad. Fledermäuse waren dort nicht zu sehen, so dass ich die Gänge betreten und dokumentieren konnte.

Plan





































Die rundgewölbten Gänge besitzen ein Breite von 175 cm und eine mittige Höhe von 250 cm. Der nördliche Gang ist 19,40 m lang. Er mündet in eine zweite Gasschleuse B (175 x 110 cm) mit einem (neu) vergittertem Ausgang ins Freie. Knapp 10 Meter von dem Eingangsraum entfernt befindet sich links, 30 cm über dem Bodenniveau, eine Nische C mit den Ausmaßen 150 x 80 x 70 cm (BHT). Links über der Nische mündet ein Rohr in den Gang, schräg gegenüber erkennt man eine quadratische Öffnung. Mechanische Belüftungsvorrichtungen sind nicht mehr vorhanden. Auffallend sind die Reste von eisernen Befestigungselementen für Bänke am Boden und in der Wand. Die Türen von den Gasschleusen sind irgendwann ausgebaut worden. Dem Graffiti zufolge waren die letzten Besucher 2018 in dieser ehemaligen Luftschutzanlage. Dies ist insofern seltsam, weil die Anlage eigentlich 2015 fest verschlossen und zusätzlich mit Baumstämmen über den Eingangsbereichen gesichert wurde. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Einbruch 2018 geschah und jetzt erst entdeckt wurde.

Eingang Gang Nord Schleuse B
Nische Gang West Gang West

Der westliche Gang ist 23,60 m lang. Er ist vermüllt, u.a. sind Überreste einer Matratze und ein zerschlissenes Sofa dort zu finden. Hier gibt es ebenfalls eine Runde und eine quadratische Öffnung zur Be- und Entlüftung. Der Gang endet ebenfalls in einer Gasschleuse D (175 x 110), die aber nicht ins Freie führt, sondern in einen 150 cm breiten Quergang E mit gerade betonierter Decke. Gegenüber der Tür der Gasschleuse befindet sich eine 200 cm breite Nische F, in der ein Kinderwagen abgestellt ist. Der Gang G ist links (Süden) nach 3 Metern durch eine Steinschüttung verschlossen. Reste von Schalbeton sind an der Decke zu erkennen. Dies dürfte wohl der Eingang des Bunkers gewesen sein, der zubetoniert wurde. Treppenstufen sind nicht sichtbar. Auch die Gangseite rechts H (Norden) ist nach 2-3 Metern verschüttet, hier aber mit Betonresten und Sand. Wenn man genau hinschaut erkennt man, dass der Gang in einem ca. 45 Grad Winkel eine Fortsetzung besitzt. Seltsamerweise fällt Tageslicht durch einen Spalt in diesen Teil des Bunkers. Er hat demnach seine Geheimnisse noch nicht alle preisgegeben.

Erstaunlich ist die Größe Anlage. Die Gesamtlänge der Gänge beträgt ca. 40 Meter; dies bedeutet eine Banklänge von 80 Metern. Wenn man einer Person 50 cm zugesteht, dann hätten 160 Personen in dem Bunker Platz! Dies schließt aus, dass es ein Schutzraum für Bahnbedienstete war. Dass es sich um einen solchen für die Einwohner Zeppelinheims handelte, ist ebenfalls unwahrscheinlich, es hätte sicherlich Zeitzeugen gegeben, die darüber berichtet hätten. Vielmehr vermute ich, dass der Schutzraum für Mitarbeiter des Reparaturbetriebs für Flugzeugmotoren im jetzigen Industriegebiet Zeppelinheims errichtet wurde. Er war von dort in weniger als zehn Minuten erreichbar. Die Mauerstärke des „Bunkers“ war nicht vergleichbar mit den üblichen Luftschutzbunkern, wie man aus der Überdeckung des Eingangsbereichs erkennen kann. Es handelt sich also um einen Luftschutzraum mit einer wesentlich geringeren Schutzwirkung. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, dass man ihn im Wald und nicht innerhalb des Reparaturbetriebes erbaut hatte.  

Der aufgegrabene und aufgebrochene Notausgangsbereich wurde am 10.06.2021 mit schwerem Gerät vom Eigentümer Hessenforst verfüllt. Bald wird sich die Natur das Gelände zurückerobert haben und niemand wird mehr wissen, wo genau sich der Bunker befindet. Ich freue mich auf jeden Fall, dass ich die Gelegenheit hatte, dieses lokalhistorisch bedeutsame Bodendenkmal dokumentieren zu können. Zusätzlich zu dieser Dokumentation habe ich mit begrenzten Windows 10  Mitteln ein YouTube Filmchen über eine Begehung dieser Luftschutzanlage erstellt, der mit einem Klick auf das Bild abrufbar ist. Lesen Sie -->hier einen Bericht aus OP-online über den Zeppelinheimer Bunker.


Die Luftschutzanlage in Zeppelinheim