Die Steinplattenbrücke im Haaner Wald
Bei der Suche nach Steinen an der Langener-Dreieichenhainer Grenze fiel mir südlich der Brunnenschneise am Grenzwall westlich des Weges vom Krankenhaus zum Paddelteich ein bemooster 50 x 40 x 20 cm großer, grob bearbeiteter Stein auf, der wiederum auf einer Steinplatte lag. Ich nahm mir vor, das Ensemble bei anderer Gelegenheit zu untersuchen, da eine Rückfrage bei der Denkmalbehörde ergab, dass nichts darüber bekannt sei. Ein Spaziergänger, Herr Aub aus Dreieichenhain, erzählte mir, dass in dieser Gegend eine "Steinbrücke" zu finden sei. Ich legte daraufhin die Steinplatten frei und stellte in der Tat fest, dass es sich um eine historische Steinplattenbrücke über einen jetzt trockenen Wassergraben handelte. Die Brücke befindet sich östlich der Autobahnauffahrt Langen (nach Norden), ca. 40 m südlich der Einmündung der Brunnenschneise und ca. 10 m westlich des Weges vom Krankenhaus zum Paddelteich. Die Brücke liegt seit dem Autobahnbau auf Dreieichenhainer Gemarkung. -->Lage.
Die Brücke besteht aus sechs Steinplatten von ca. 1 m Länge und unterschiedlicher Breite. Insgesamt betrug die Brückenbreite ca. 3,10 m. Die östliche Steinplatte lag heraus, die Fundamente waren deutlich zu erkennen, ebenso die Breite des Durchlasses von 43 cm. Die westliche Steinplatte war gebrochen, das kleinere Stück lag ursprünglich (wie oben abgebildet) auf einer der mittleren Platten. Die Dicke der Platten beträgt zwischen 12 und 20 cm, das Material ist Rotliegendes. Die Steine sind z. T. mit Mörtel ausgebessert.
Nach Rücksprache mit der Denkmalbehörde und dem Forstamt Langen habe ich zusammen mit Freunden die Fundamente erneuert, die zerbrochene Platte gedübelt und geklebt, danach die Steine mit einigem Aufwand wieder in die ursprüngliche Positionen gebracht und die Grabensituation wiederhergestellt. Die Brombeerhecken wurden weiträumig beseitigt. Eine Tafel mit Erläuterungen wurde angebracht.
Diese Brücke ist ein Teil eines Weges, der parallel zum noch gut sichtbaren Graben der Grenze zwischen dem Fürstentum Ysenburg und der Landgrafenschaft Hessen-Darmstadt (bzw. zwischen den Gemarkungen Langen und Dreieichenhain) verlief. Dieser Weg ist im Messtischblatt von 1887 als "Mühlpfad" eingezeichnet. Der Weg musste an dieser Stelle einen Graben queren, der - wie die Restaurierung belegt - den Grenzgraben in Richtung Langener Wingert entwässerte. Die alten Wegebauer benutzten große Steinplatten, auf einem leichten Fundament sitzend, um kleinere Fließgewässer zu queren. Diese Steinplattenbrücken wurden im Laufe der Zeit durch Verrohrungen ersetzt. Die hier wiederaufgefundene Steinplattenbrücke ist ein selten gewordenes Zeugnis frühneuzeitlichen Wegebaus.
Nach der Restaurierung sieht die Steinplattenbrücke wieder ganz manierlich aus. Es hat großen Spaß gemacht!
Andere Steinplattenbrücken
Eine interessante Steinplattenbrücke haben wir an der Mitteldicker Allee nördlich des Schlosses Wolfsgarten entdeckt. Sie ist interessant, weil der Graben, den der Weg überbrückt, einen ehemaligen (jetzt trockenliegenden) kreisrunden Teich entwässerte, der wahrscheinlich im Zusammenhang mit Wolfsgarten angelegt wurde. Links ist ein Ausschnitt aus dem "Dreieieich-Plan" (Reco-Verlag) abgebildet. Hier ist die Biegung der Wüstenarm-Schneise erkennbar, wo diese den ehemaligen Teich umläuft. Dieser hatte einen Durchmesser von ca. 30 Meter. Die Böschung ist noch gut erkennbar. Das Wasser floss unter der Steinplattenbrücke Richtung Westen ab. Wir konnten die beiden äußeren rotliegenden Sandsteinplatten freilegen. Die auf der Ostseite ist 160 cm x 80 cm groß und 25 cm stark. Sie liegt auf zwei grob behauenen Sandsteinen. Die Platte wurde durch einen zwischenzeitlich gefällten Baum aus seiner ursprünglichen Lage verdrängt. Die Dicke des Steines auf der Westseite beträgt 15 cm. Diese Steinplattenbrücke wurde offensichtlich nicht beseitigt, weil der Teich und damit der Entwässerungsgraben kein Wasser mehr führt.
Diese Steinplattenbrücke finden wir an der Nordseite der Egelswoogwiese. Sie überquert hier einen Grenzgraben, der den Domanialwald von dem Wiesengelände trennt -->Lage. Sie war ursprünglich 3,10 m breit, leider fehlt die erste westliche von ehemals sechs Steinplatten. Deren Stärken betragen zwischen 12 und 17 cm. Die fehlende Platte ermöglicht einen guten Einblick in den Aufbau einer solchen Brücke (Abb. links). Rechts ist ein Blick aus Richtung Osten auf die Brücke. Interessanterweise findet man auf der Südwestseite die Reste eines Begrenzungssteines bzw. Radabweisers.
Dieses pittoreske Ensemble an der L 3001 zwischen Dietzenbach und Offenthal habe ich bei der Suche nach Grenzsteinen der Hundslochwiese freigelegt -->Lage. Der südliche Grenzgraben unterquert hier die L 3001. Auf der Ostseite der Straßenböschung liegt eine Sandsteinplatte über den Graben. Sie wird links und rechts von Steinfundamenten getragen und wird vom Stamm und Wurzelwerk eines Baumes praktisch umschlungen. Meine erste Vermutung war, dass es sich dabei um eine alte Steinplattenbrücke handeln könnte, da die Unterquerung auf der anderen Straßenseite verschüttet ist und dass hier möglicherweise auf eine Verrohrung verzichtet worden ist. Dies konnte bei näherer Untersuchung nicht bestätigt werden: auf der hinteren Seite der Steinplatte konnte man ein Tonrohr erkennen. Trotzdem ist dies Polarität von Stein und Baum sehr bemerkenswert.
An der Südseite der Burgkirche in Dreieichenhain stehen eine Reihe von Epitaphen (Grabplatten), die im Wald an der Breite Haagwegschneise als Teile einer Steinplattenbrücke benutzt wurden.
Im Koberstädter Wald am Rutschbach findet man im Naturschutzgebiet ebenfalls einige Sandsteinplatten. Vermutlich handelte es sich ebenfalls um eine Steinplattenbrücke. Mehr Informationen dazu später. -->Lage
An der Kreuzung der Fitterseeschneise mit der Mainwegschneise in der Nähe des Neuhofs liegen einige Steinplatten, die wahrscheinlich von einer Steinplattenbrücke über einen Graben stammen. Mehr Informationen dazu später. -->Lage
An der Brücke des Offenthaler Viehtriebs habe ich einen großen, in zwei Teile zerbrochenen Sandstein gesehen, der wahrscheinlich zur Stabilisierung der neuen Brücke diente. Mal sehen, ob ich dazu noch Informationen erhalten kann. -->Lage
Im Langener Wald in der Nähe der Sehringgrube unterquert ein Graben in einem Stahlrohr die Breitseeschneise. Links und rechts des Weges liegen auf dem Stahlrohr zur Stabilisierung des Schotters einige ca. 20 cm dicke Sandsteinplatten. Vier weitere liegen nahebei. -->Lage
Im Koberstädter Wald, auf der östlichen Seite einer Wegkreuzung mit der Bogenschneise südlich der Egelswoogwiese können wir ebenfalls die Reste einer Steinplattenbrücke erkennen. -->Lage. Die Steinplatten links und rechts am Graben sind unversehrt, während die Platten dazwischen offensichtlich durch den Druck von schweren Fahrzeugen zerbrochen sind.
Ebenfalls im Koberstädter Wald östlich des Ludwigsbrünnchens findet man ebenfalls einen noch gut erhaltenen Durchlass des Grabens unter einen Weg, der zur Wiesenfläche unter den Hochspannungsleitungen führt. -->Lage
In der Koberstadt wird ein Graben etwas nördlich der Farzenbornwiesenschneise der Jungfernlachgraben mit einer noch recht intakten Steinplattenbrücke überquert. Die erste östliche Steinplatte ist leider gesprungen. -->Lage
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