Die Grenzen im Südosten des Kreises Offenbach
Juni 2020
Aus gegebenem Anlass beschäftigte ich mich mit den
Grenzsteinen der Hessisch-Bayrischen Grenze im Südosten des
Kreises Offenbach zum Kreis Aschaffenburg hin (Mainflingen-Stockstadt).
Ich berichtete darüber an anderer
Stelle dieser Website. Da ich die Gegend nicht gut kannte,
entschloss ich mich, um meine Neugierde zu befriedigen, dort weitere
Grenzsteine zu suchen. 
In der Karte aus dem Bürger-GIS des Kreises Offenbach kann man die aktuellen Gemarkungsgrenzen in orange oder rot erkennen. In blau sind die ehemaligen Grenzen von Zellhausen eingezeichnet. Es dürfte wohl in Zuge der Gebietsreform zu diesen Grenzänderungen gekommen sein. Es wurden auf der Karte verschiedene Punkte markiert:
A: Parkmöglichkeit an der L3116 zur Erkundung der Grenze Dudenhofen-Babenhausen (DUBA)
B: Dreimärker am Berührungspunkt Dudenhofen-Seligenstadt-Babenhausen (DUSEBA)
C: Parkmöglichkeit an der L3066 zur Erkundung der Grenze Zellhausen-Babenhausen (ZEBA)
D: Berührungspunkt der Landkreise Offenbach, Darmstadt-Dieburg und Aschaffenburg
E: Hessisch-Bayrische Grenze verlässt dort den Main
F: Berührungspunkt der Gemarkungen Zellhausen, Mainflingen und Klein-Welzheim
Grenzlinie Dudenhofen - Babenhausen, nördlicher Teil
Die Karte zeigt die
Lage der gefundenen Grenzsteine. Es handelt sich ei den DUBA-Steinen um
unbeschriftete mittelgroße Steine aus Mainsandstein, die bis
auf DUBA 82
einen rundgewölbeten Kopf besitzen. Letzterer ist
flachgewölbt. Die Steine sind nicht zu verfehlen, man braucht
nur dem gut sichtbaren Grenzgraben zu folgen. Dann erreicht man den
großen Dreimärker, der einige Meter östlich
der alten Hanauer Straße im Wald steht (DUSEBA).
Man kann dort sehr
gut drei Grenzgräben aufeinander stoßen
sehen. Er ist
eine um 1920 erstellte Kopie, da der ursprüngliche Stein von
1783 durch einen
umstürzenden
Baum zerschlagen wurde. Die
Inschriften: CM
für Chur-Mainz (Seligenstadt), darunter AS für
Abtei Seligenstadt / HM
für Hanau- Münzenberg (Babenhausen), darunter BHM für
Babenhäuser Mark und 1764
/ HM
für Hanau- Münzenberg (Dudenhöfer Seite),
darunter ein T
(das man sich nicht erklären kann). Zorn Tafel 18/146.
Informationen von Frau Gesine Weber.
Grenze
Seligenstadt - BabenhausenWir folgen aber jetzt dem Graben Richtung Südost (Grenze Seligenstadt-Babenhausen). Die Steine dort fallen aus der Reihe: SEBA 02 ist eine flach, unregelmäßige Sandsteinscheibe, SEBA 04 ein großer Sandsteinblock (ca. 60x40x40 cm), SEBA 05 ein großer, unbehauener pyramidenförmiger Stein. SEBA 06 ist ein Zweitverwendungsstein, SEBA 08 ist mit blauen Punkten markiert. Der Graben stößt dann auf die Dudenhöfer Grenzschneise (eigentlich müsste sie Babenhäuser Grenzschneise heißen), der wir bis zur Bahnlinie folgen. Direkt an der Bahn steht Stein SEBA 15 (Abb. rechts), ein großer unbehauener Stein aus einem mir nicht bekannten Material. 280 Meter weiter westlich liegt der Stein SEBA 13 heraus. Wir können nun über die Abteischneise zurück zu unserem Ausgangspunkt laufen (4 km).
Die Grenzlinie Seligenstadt-Babenhausen hat mit dem Erreichen der Bahnlinie bei Stein SEBA 15 seinen Endpunkt gefunden. Vor der Gebietsreform lag der Berührungspunkt der Gemarkungen Seligenstadt, Babenhausen und Zellhausen jedoch weiter östlich, auf der anderen Seite der Bahnlinie. Wir begeben uns jetzt zum Punkt C auf der Karte oben, dort wo die Kreisgrenze die L3965 schneidet. Der Weg westlich der Landesstraße führt einen Abhang (Hexenbuckel) hinauf. Oben, nach ca. 100 m entdeckt man auf der Südseite des Wegs den Stein SEBA 17, einen weiteren unbehauenen großen Stein, ähnlich dem Stein SEBA 15.
Grenze Dudenhofen - Seligenstadt
Zurückgekehrt
zum Dreimärker DUSEBA wenden wir uns nach Nordwesten, entlang
des
Grenzgrabens, der die Gemarkungen Dudenhofen und
Seligenstadt scheidet. Der Graben ist deutlich sichtbar, er
führt meist ohne Begleitweg durch mehr oder weniger dichten
Wald.
Insgesamt habe ich dort 27 Steine entdecken können. Die
Besteinung
endet am Waldrand, der auf der Karte mit einem grünen Punkt
gekennzeichnet ist. Bis zur Straße nach Seligenstadt
habe
ich am Waldrand keine Steine mehr gefunden. Die Erkundung dieser Grenze
ist eigentlich nur passionierten Grenzsteinfreunden zu
empfehlen,
zumal die Grenzsteine nicht sehr attraktiv
sind.
Es handelt sich um unbehauene Steine die am Anfang eine akzeptable
Größe aufweisen, aber im Laufe des Grenzgangs immer
kleiner
und unscheinbarer werden. Einige von ihnen sind mit "D" für
Dudenhofen und "A" für Abtswald markiert (Abb: DUSE
29). Der
Querstrich des A ist gewinkelt. Interessant ist, dass auf der
östlichen Seite des besteinten
Grenzgrabens, ca. 2 Meter von diesem entfernt, man moderne Grenzsteine
finden kann. D.h., dass die Gemarkungsgrenze irgendwnn neu vermessen
und besteint wurde. Normalerweise werden in solchen Fällen die
alten,
nicht mehr erforderlichen Steine entfernt. Das hat man in diesem Fall
glücklicherweise nicht getan.
Zur
Ergänzung: Der Abtswald
gehörte zum Kloster in Seligenstadt. Nach langen Streitereien
wurde der Wald 1755 zwischen Kloster und Bürgerschaft
aufgeteilt. Es
sei hier angemerkt, dass wir bei einer Begehung dieser Teilungslinie
keine Grenzsteine finden konnten.Ein
Stein dieser Grenze wird im Rathaus von Seligensttadt aufbewahrt. Es
ist eine Bischofsmütze auf einer Seite sichtbar. 1786 kam es
zu
einer weiteren Abspaltung: Die Stockstädter
Hübner erhielten zwei Drittel des
ehemaligen
Seligenstädter Abtswaldes ("Unterwald" links der Gersprenz).
1803
kam das Gebiet zu Hessen-Darmstadt (wahrscheinlich als
Domanialwald). Heute ist es Staatswald. Grenzlinie Dudenhofen - Babenhausen, südlicher Teil
Die
Erkundung dieser 4,9 km langen Grenzlinie beginnen wir wieder bei
Punkt A (erste Karte oben), an der Straße Dudenhofen -
Babenhausen am Ende des Opel-Testgeländes, überqueren
die
Straße und folgen dem Weg Richtung Südwesten. Nach
wenigen
Metern passieren wir einen zerbrochen Grenzstein, dessen Teile leider
nicht mehr zueinander passen. Der Weg dient jetzt für eine
geraume
Strecke als Reitweg. Er ist gut zu laufen und führt entlang
des
Grenzgrabens durch schönen Wald. Die flachgewölbten
Grenzsteine aus Rotliegendem sind relativ klein und
unscheinbar
(Grundfläche 20 x 16 cm). Sie stehen in
unregelmäßigen
Abständen. Ich werde bei Weitem nicht alle gefunden haben, im
Grenzgraben liegen häufig Äste und der Boden ist
stark
vermoost. Wir kommen nach ca. 2600 Metern zu einem 120 Grad Biegung der
Grenze. Von da ab geht es 900 Meter querwaldein ....Bis zum Berührungspunkt der Gemarkungen Dudenhofen, Nieder-Roden und Eppershausen habe ich nur noch einen Grenzstein dieser Serie gefunden.
Grenze Nieder-Roden und Eppershausen

Diese
Grenzlinie ist nur knapp 1500 Meter lang. Man gelangt über die
Nieder-Röder Straße in Eppertshausen zum
Sportzentrum.
Nach 300 Metern erreicht man den Berührungspunkt der
Gemarkungen
von Eppershausen, Ober- und Niederroden (markiert durch eine verrostete
Eisenstange?). Denn rechts und wieder links der Grenze entlang. Auf der
rechten Seite findet man dann zwei zielich
verwitterte Steine
aus Rotliegendem, die auf der nördlichen Seite mit einem "N"
(Nieder-Roden) beschriftet waren. Ein moderne Grenzmarkierung weist auf
den Berührungspunkt der Gemarkungen Eppershausen, Nieder-Roden
und
Dudenhofen hin. Man kann diese Grenzlinie natürlich auch in
Fortstzung des oben beschriebenen Spaziergangs entlang der
Düdenhöfer - Babenhäuser Grenze erlaufen.Grenze Ober-Roden und Niederroden
Wir sind die heutige Grenze 2013 abgelaufen und haben nur einen verwitterten Stein aus hellem Material an der Wenzelswiese gefunden. Ein Vergleich der heutigen Gemarkungsgrenzen mit der Buxbaum-Karte zeigt, dass die Grenzlinie irgendwann etwas begradigt wurde und demzufolge dort keine historischen Steine zu erwarten sind. Im Wald südlich des Statteils Breidert stehen einige Steine, über die ich im Abschnitt Einzelsteine berichtete.
Grenze Zellhausen - Babenhausen
Um diese Grenzlinie zu erkunden, parken wir an der Straße Zellhausen - Babenhausen am Punkt C und folgen dem Grenzweg nach Osten. Nach knapp 500 m kommen wir an den ersten Grenzstein dieser Grenzlinie , zm Stein ZEBA 06. Er ist in einem relativ schlechten Zustand. Die Beschriftung lässt sich viel besser am nächsten, gut erhaltenen Stein ZEBA 05 erkennen.

Auf der Nordseite steht CM / Z für Chur-Mainz / Zellhausen, auf der Südseite HM / BHM für Hanau-Münzenberg / Babenhäuser Mark. ZEBA 04 ist in einem guten Zustand, hier fehlt das BHM auf der Südseite. ZEBA 03 wiederum stark malträtiert. Der nächste Stein steht ca. 500 m weiter östlich: ZEBA 29. Es beginnt hier eine absteigende Nummerierung. Das erkennt man sehr schön bei Stein ZEBA 28. An dieser Stelle macht die Grenze im Wald einen 90 Grad Knick nach Süden, um bei Stein ZEBA 27 wieder nach Osten abzubiegen. Letzterer ist fast vollständig mit Erde bedeckt. Stein ZEBA 26 steht nur unweit von diesem entfernt, prominent am Wegesrand. Nach ca. 400 m kommen wir an die Rampe einer Autobahnbrücke. Hier biegt die Grenze nach Südosten ab. Bald erreichen wir den letzten ZEBA 21 Stein dieser Serie. Der Weg läuft ab jetzt nicht mehr entlang der Grenze. Diese berührt die "Ohren" des Seligenstädter Dreiecks. Mit einigem Glück finden wir den Berührungspunkt der Landkreise Offenbach, Darmstadt-Dieburg und Aschaffenburg an der Grenze zu Stockstadt. Dort steht ein Granitstein mit der Inschrift "539", der im Kapitel Hessisch-Bayrische Grenze beschrieben wird.
Somit
sind wir an das Ende dieser Grenzlinie gelangt. Die Aufnahmen der
Grenzen DUBA und SEBA wurden im Mai 2020 gemacht, die der Grenze SEBA
im Mai 2018. Ich hatte damals Gelegenheit mit Herrn Schroth aus
Babenhausen (Grenzsteinobmann Altkreis Dieburg) zu sprechen. Er
erzählte mir, dass westlich der L3065, in Höhe des
Steins
SEBA 17 ein jetzt verschwundener Stein mit der Nummer 10 (= ZEBA 10)
gestanden hätte. Mit einem Klick auf das kleine Bild kann man
eine
Beschreibung mit Foto aufrufen. Vielleicht findet sich der Stein
irgendwann wieder. Anmerkung 1: Gegenüber des Steins SEBA 17 beginnt der alte Grenzweg Zellhausen-Seligenstadt Richtung Norden. Ich bin die ehemalige Gemarkungsgrenze auf beiden Seiten der Bahnlinie abgelaufen und habe dort bis auf einen stark lädierten Stein an einem Grenzknick (roter Punkt auf obiger Karte) keine weiteren Grenzsteine gefunden.

Anmerkung 2:Der
Berührungspunkt der Gemarkungen Zellhausen, Mainflingen und
Klein-Welzheim (Punkt F) hat eine bestimmte lokalgeschichtliche
Bedeutung, seitdem die drei Gemeinden zu "Mainhausen"
zusammengeschlossen wurden. Er ist mit einem grob behauenen Basaltstein
markiert, der nur wenig aus dem Boden herausschaut. Ich habe
nachgeschaut: Er ist nicht beschriftet (Abbildung).
Allerdings sollte erwähnt werden, dass es irgendwann zu einer
Grenzverlagerung entlang der neuen Straße Zellhausen -
Mainflingen kam, so dass der Stein heute an der Grenze von
Klein-Welzheim und Zellhausen steht. Das Bild rechts zeigt den Stein
ivor dem Hintergrund der ehemaligen Grenzschneise.Kartendaten: Bürger-GIS des Kreises Offenbach
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