Dietzenbacher Verbindungslandwehr
Landwehren sind
mittelalterliche Verteidigungsanlagen, bestehend aus Gräben
und undurchdringlichen Hecken. Es gab wenige
Durchlässe, die sog. "Schläge". Auf dieser Website
wird häufiger die Dreieicher (oder Isenburger) Ringlandwehr
erwähnt; in unserer Gegend gab es eine Zweite: die Rodgau
(oder Mainzer) Landwehr im Nordosten. Beide Landwehren waren mit der
Dietzenbacher (oder Hanauer) Verbindungslandwehr miteinander
verknüpft. Diese Verbindungslandwehr begann am Dietzenbacher
Schlag (an der Straße von Götzenhain nach
Dietzenbach) und zog sich von dort am Waldrand entlang nach Nordosten,
querte die heutige B 459, bog an der Untersten
Straße nach Osten und erreichte die Patershäuser
Wiesen. Auf der anderen Seite des Wiesengeländes
stieß sie dann auf die Rodgau Landwehr (s. Abb. rechts, Lit.
Nahrgang (2)).
Bis 1954 entsprach der Verlauf der Landwehr in Westen der Dietzenbacher Gemarkungsgrenze. Bei der Auflösung der selbstständigen Gemarkung "Forst Dreieich" erhielt Dietzenbach ab dem Wollwiesenteich bis zum Offenthaler Weg und der Untersten Straße ein Stück dieses Waldgeländes inclusive des Ebersberges. Die Verbindungslandwehr war früher im Westen die Grenze zwischen dem Isenburgischen und dem Hanauer Territorium. Vor 1736 war Dietzenbach Hanauisch, danach gehörte es zu Hessen Darmstadt. Im Norden grenzte das Dietzenbacher Gebiet an die ehemalige Offenbacher Hintermark. Diese Offenbacher Exklave war ein Relikt der Verteilung der Bieber Mark auf die beteiligten Gemeinden um 1820. Heute ist dies Heusenstammer Gemarkung. Die Grenzänderungen in diesem Teil der erweiterten Dreieich werden in einem speziellen Kapitel behandelt.
Die Grenzsteine der Dietzenbacher Verbindungslandwehr sind sehr uneinheitlich gestaltet. Sie waren zu einem bestimmten Zeitpunkt durchnummeriert, jedoch wurden eine Reihe von Steinen durch andere, nichtnummerierte ersetzt. Die Ziffern auf den Steinen sind recht archaisch gestaltet; es ist anzunehmen, dass die Schreib- und Lesefähigkeit Steinmetze nicht sehr ausgeprägt war. Die folgenden Zeichnungen, auf denen man die Inschriften meist besser erkennen kann, stammen von Frau Luise Hubel aus Offenbach, die sie 2004 anfertigte. Die Nummerierung verläuft von Nord nach Süd; wir fangen mit den höchsten Ziffern an.
Unser Grenzsteinspaziergang
Anschauen in Google Earth
Wir beginnen unseren Spaziergang am "Dietzenbacher Schlag" der Dreieicher Ringlandwehr an der Straße von Götzenhain nach Dietzenbach, entgegen der Nummerierungsrichtung. Wir erkennen einen Waldriegel, der sich nach Norden zum heutigen Staatswald zieht. Die Verbindungslandwehr verlief auf der westlichen Seite des Waldriegels. An dessen östlichen Seite, nur wenige Meter vom Straßenrand entfernt, erkennen wir den ersten Grenzstein der Serie, ein grob zugehauener Stein aus Rotliegendem mit je einem Kreuz auf beiden Seiten. Der Stein wurde in den 1980er Jahren im Rahmen von Gasleitungsarbeiten an diese Stelle auf Dietzenbacher Gebiet versetzt. Sein Originalstandort müsste ca. 30 m westlich gewesen sein. Er wurde damals im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung wieder aufgestellt (Info: Karl Knecht). Wir gehen jetzt den Weg auf der westlichen Seite des Waldriegels Richtung Norden. In der Nähe des Betonmastes der Mittelspannungsleitung und neben einem Wasserleitungshinweisschildsteht ein weiterer Grenzstein, ebenfalls nicht auf seinem Originalstandort. Er wurde von Karl Knecht ca. 50 m weiter östlich am Rande eines Grabens gefunden und gesichert. Wir haben ihn im Frühjahr provisorisch an diese Stelle versetzt (kein Grenzpunkt!). Vermutlich hat der rechteckige Sandsteinquader diese Grenze von Dietzenbach und Götzenhain markiert.
Wir kommen nun an die südöstliche Ecke des Staatswaldes. Dieser Wald (Forst Dreieich, Revier Götzenhain) gehörte bis 1929 dem Fürstenhaus zu Isenburg, das ihn aus chronischem Geldmangel an den Hessischen Staat verkaufte. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass an dieser prominenten Stelle ein Grenzstein stand. Wir folgen dem Weg am Waldrand entlang nach Norden. Man kann davon ausgehen, dass an jeder Wegbiegung der Verbindungslandwehr ein Grenzpunkt existiert. Ca. 40 m vor dem ersten Querweg, der in den Wald hinein führt, erkennen wir einen Basaltstein mit quadratischer Grundfläche. Der mit einem "G" (Götzenhain?) gekennzeichneten Stein haben wir im April 2013 aufgerichtet. Ca. 30 m hinter besagtem Weg steht ein grob behauener Stein mit der Inschrift "43", den wir ebenfalls aufgerichtet haben. Weitere 30 m weiter weiter, an der stand bis mindestens 2004 ein Stein mit der Inschrift "4Z" und einem Kreuz auf der Gegenseite. Frau Luise Hubel hat ihn noch skizziert. Wir überqueren den Fußgänger/Fahrradweg Weg von Dietzenbach nach Götzenhain und erkennen nach ca. 125 m den Stein Nr. 40 dieser Serie. Er ist ebenfalls nur grob zugehauen. Für die Entzifferung der Nummer benötigt man etliche Phantasie. in der Abbildung rechts erkennt man die Reste einer "$", gefolgt von einem "+" und einer "0". Der Stein mit der Nummer "39" war 2004 ebenfalls noch vorhanden. Wir konnten ihn nicht auffinden.
Wir folgen jetzt dem Weg bis zum Wollwiesenteich, dem wir diesen Einschub widmen:
Wenige Meter hinter dem Teichausfluss (2 m südlich des Weges, der nördlich um den Teich führt) steht ein kleiner vermooster, stark verwitterter Stein im Graben. Mit Mühe kann man ein Kreuz als Weisung erkennen. An der nächsten Wegbiegung, gegenüber einer Scheune, finden wir den Stein mit der deutlich zu erkennenden Nummer "33". Es sind noch Reste von blauer Farbe zu erkennen. 20 m südlich der Steinern Straß Schneise folgt dann ein stark verwitterter Stein, auf dem keine Inschriften erkennbar sind. Ca. 60 m hinter der Steinern Straß Schneise steht ein stattlicher Stein mit der Nummer "31", einem Kreuz auf der Gegenseite und einem kleinen Kreuz als Weisung. Kurz hinter der nächsten Schneise, der Sandschneise, steht ein weiterer Basaltstein mit quadratischen Querschnitt und einem "G" auf der Ostseite. Die nächsten drei Steine bis zur Häuschenschneise stehen in Abständen von ca. 100 m voneinander entfernt. Der erste davon ist sehr stattlich und ist mit "Z9" beziffert. Interessanterweise ist bei ihm auf beiden Seiten ein Kreuz eingemeißelt. Der nächste ist mit "Z+8" auf der einen und einem Kreuz auf der anderen Seite und einem kleinen Kreuz am Kopf gekennzeichnet. Der darauf folgende Stein am nächsten Wegknick ist schwer zu finden: Nur der Kopf mit einem Kreuz schaut aus dem Boden am Wegesrand.
Die Landwehr führt nach ca. 200 m geradeaus in den Wald hinein. Der begleitende Weg wurde aufgelassen; festes Schuhwerk ist vonnöten, um die nächsten Steine aufzusuchen. Wir können uns aber gut an den noch deutlich sichtbaren Grenzgraben halten. Nach ca. 50 m finden wir einen stark beschädigten Stein, bei dem man eine "Z4" erkennen kann. Interessanterweise besteht der nächste Stein aus Beton. Er ist mit "32" gekennzeichnet. Ein weiterer Betonstein mit der Inschrift "33" findet man 100 m weiter nordöstlich, kurz hinter einem interessanten historischen Grenzstein: Er ist aus Mainsandstein gefertigt. Auf der Nordwestseite erkennt man "FI" für "Fürstentum Isenburg". Die Gegenseite ist stark verwittert. 2004 konnte Luise Hubel noch ein "ZZ" und ein "D" für Dietzenbach entziffern. Der nächste Stein steht ca. 10 m nördlich eines kleinen runden Tümpels im Feuchtgebiet. Er hat einen gewölbten Kopf und ist nicht beschriftet; zumindest erkennt man nichts. Auf unseren Weg Richtung Nordosten passieren wir einen weiteren Betonstein mit der Aufschrift "34", um dann auf einen Stein mittig auf dem aufgelassen weg zu stoßen. Eine Seite ist mit "FI" und die andere Mit "Z0" und "D" gekennzeichnet.
Die Verbindungslandwehr überquert dann die Bundesstraße 459. Eine gut instandgehaltene Waldschneise begleitet sie dort. An deren erster Biegung nach 250 m findet man auf der Nordseite einen nur grob zugehauenen, spitz zugehenden Stein mit einem Kreuz und darunter einer "I3". Die Rückseite ist ebenfalls mit einem Kreuz markiert. Der nächste Stein, ca. 100 m weiter, ist ein stämmiger, gewölbter Stein aus Rotliegendem, beschriftet mit "FI" auf der einen und "IZ" (?) und "D" auf der anderen Seite. Um den nächsten Stein zu erreichen, gehen wir 800 m weiter die Schneise entlang. Auf diesem Weg sind 4 Steine verlorengegangen, denn der grob geformte Stein, an dem wir jetzt angelangt sind, trägt die Nummer "5". Er wurde 2012 bei Seitenstreifen-Pflegemaßnahmen mit schwerem Gerät herausgerissen und am Kopf beschädigt. Mit Hilfe einer Rentner-Radsport-Gruppe wurde er provisorisch wieder aufgestellt. Zur Sicherung wurde ein starkes Stahlrohr daneben eingeschlagen. Nach 250 m kommen wir an den nächsten Stein, der ebenfalls durch Mitglieder der Gruppe wieder aufgerichtet wurde. Er ist mit einem "H" gekennzeichnet. Es ist unwahrscheinlich, dass dieser grob behauene Stein 1928, als der Wald an den Volksstaat Hessen überging, aufgestellt wurde. H für "Hessen" kann es nicht sein, ebensowenig wie "Hintermark" oder "Heusenstamm". Man muss ja nicht alles wissen. 60 m weiter steht sehr prägnant eine große Sandsteinplatte am Wegesrand. Auf der Vorderseite erkennen wir ein "Z" und je ein Kreuz auf beiden Seiten.
Nach 80 m kommen wir zur Hintersten Straße, der Fortsetzung der alten Babenhäuser Straße, Die Frankfurt mit Babenhausen verband. Hier stand wohl der Stein Nummer 1 der beschriebenen Serie. An dieser Kreuzung endete der Fürstlich Isenburger Wald. Hier treffen wir wieder auf die 1954 verlegte Dietzenbacher Gemarkungsgrenze. Die Verbindungslandwehr zieht sich noch 200 geradeaus in nordöstlicher Richtung, bis sie nach Südost-Ost abknickt. An der hier deutlich erkennbaren Landwehr verläuft die heutige Gemarkungsgrenze zwischen Dietzenbach und Heusenstamm. Vor Mitte der 1950er Jahre war das Gebiet nördlich der Landwehr die zu Offenbach gehörende Gemarkung Hintermark. Diese war ein Relikt der Aufteilung des Waldes der Biebermark (oder Biegermark) unter die beteiligten Markgemeinden um 1819.
220 m hinter dem beschriebenen Biegung des Grenzverlaufs finden wir auf der rechten Seite des Weges (bisher standen alle Steine links) ein gut erhalten Grenzstein mit einem "I" auf der Nordseite. Nach weiteren 140 m kommen wir an einen nur wenig aus dem Weg herausragenden Stein mit quadratischer Grundfläche und einem gut sichtbaren Kreuz auf dem Kopf. Es soll ein "G" oder ein "O" auf der Nordseite eingemeißelt sein (L. Hubel).
Wir überqueren jetzt die Landesstraße 3001 und folgen der asphaltierten Straße Richtung Patershausen. Auch hier sind die Reste der Verbindungslandwehr deutlich zu erkennen. Nach 250 m, gegenüber dem Abzweig eines Weges nach halblinks, finden wir den nächsten Stein auf der Südseite des nördlichen Walls. Er ist mit "I3" gekennzeichnet. 30 m weiter östlich schaut ein Stein nur wenig aus dem Wall. Er soll (nach Luise Hubel) eine "II" tragen. Nur wenig weiter, an der nächsten Kurve des Weges steht ein weiterer Stein mit stark gewölbten Kopf mit der Inschrift "I0" am Grabenwall.
Wir kommen jetzt - noch vor dem S-Bahn Übergang - an einen halbrechts abzweigenden Weg und erkennen dort auf der Nordseite der asphaltierten Straße einen unechte Dreimärker mit der Beschriftung "RM", BM" und "SB" mit einer "6" darunter. Dreimärker haben normalerweise eine dreieckige Grundform, wobei auf den Drei Seiten die Symbole der dort zusammenstoßenden Territorien eingemeißelt sind. Dieser Stein hat eine rechteckige Grundform; drei Seiten sind beschriftet, eine ist leer (daher unechter Dreimärker). An dieser Stellen stießen früher die Gebiete der Rödermark (jetzt Dietzenbach), der Biebermark (früher Offenbacher Hintermark, jetzt Heusenstamm) und des Schönbornschen Gebietes Patershausen (jetzt Heusenstamm) zusammen. Auf was bezieht sich aber die Ziffer 6? Dazu muss man wissen, dass 30 m des nach Südost abzweigenden Weges entlang ein Stein mit der Inschrift RM / SB / 7 steht.
Wir überqueren die S-Bahnlinie. Dort soll vor dem S-Bahn Ausbau nach Luise Hubel ein Stein gestanden haben, der offensichtlich entsorgt wurde. 200 m hinter dem Bahnübergang entdecken wir einen schönen, gewölbten, sorgfältig ausgeführten Sandstein. Auf der Südseite steht "SB/GP", auf der Nordseite "GO" und auf der Ostseite "5". Dies steht für Schönborn/Gemarkung Paterhausen und Gemarkung Offenbach (die Hintermark). Die Nummerierung bezieht sich demnach auf die Grenze des Schönbornschen Gebiet und zunächst der Biegermark und ab dem Dreimärker der Rödermark. Der nicht mehr existente Stein Nr. 1 dürfte an dem weiter östlich liegenden Abzweig des Grenzwegs (Hintermark - Patershausen) gestanden haben. Kurz danach kommen wir an die Patershäuser Felder. Die Verbindungslandwehr verlief quer über dieses Feld, wo sie dann auf die Rodgau Landwehr stieß. An der Brücke über den Liliengraben können wir uns an dem Patershäuser Sühnekreuz erfreuen. Über das ehemalige Kloster Patershausen erreichen wir dann wieder das Stadtgebiet von Dietzenbach und beenden somit unsere Grenzsteintour. Die Nordgrenze von Dietzenbach wird im Kapitel RMSB (Röder Mark - Schönborn) beschrieben. Auf der rechts abgebildeten Karte sind die historischen Grenzen in blau eingezeichnet.
Fassen wir zusammen: Unsere Grenzsteintour begann am Dietzenbacher Schlag der Dreieicher Ringlandwehr. Wir folgten der Dietzenbacher Verbindungslandwehr bis zur Alten Babenhäuser Straße (Hinterste Straße), wo sie die Grenze von Dietzenbach und dem Isenburger Forst bzw. dem Fürstentum Hanau - Lichtenberg und dem Fürstentum Isenburg-Birstein bildete. Von der alten Babenhäuser Straße bis zum "unechten Dreimärker" bildete die Verbindungslandwehr die Grenze zwischen der Biebermark und Rödermark bzw. der Hintermark und Dietzenbach. Das Stück Verbindungslandwehr zwischen dem "unechten Dreimärker" bis zum Abzweig der Grenzschneise in der Nähe der Patershäuser Felder war die Grenze der Biebermark (bzw. später Offenbacher Hintermark) und der Schönbornschen Gemarkung Patershausen (Klosterwald).
Seitdem Luise Hubel die Grenze im Jahr 2004 dokumentierte, sind einige Steine verlorengegangen. Dies ist bei (S-Bahn) Bauarbeiten nachvollziehbar, nicht jedoch bei den beiden Grenzsteinen, die wir im südlichen Teil der Dietzenbacher Verbindungslandwehr nicht mehr finden konnten:
Für Hinweise auf den Verbleib dieser Steine wäre ich sehr dankbar --> wi.ott@t-online.de
Bis 1954 entsprach der Verlauf der Landwehr in Westen der Dietzenbacher Gemarkungsgrenze. Bei der Auflösung der selbstständigen Gemarkung "Forst Dreieich" erhielt Dietzenbach ab dem Wollwiesenteich bis zum Offenthaler Weg und der Untersten Straße ein Stück dieses Waldgeländes inclusive des Ebersberges. Die Verbindungslandwehr war früher im Westen die Grenze zwischen dem Isenburgischen und dem Hanauer Territorium. Vor 1736 war Dietzenbach Hanauisch, danach gehörte es zu Hessen Darmstadt. Im Norden grenzte das Dietzenbacher Gebiet an die ehemalige Offenbacher Hintermark. Diese Offenbacher Exklave war ein Relikt der Verteilung der Bieber Mark auf die beteiligten Gemeinden um 1820. Heute ist dies Heusenstammer Gemarkung. Die Grenzänderungen in diesem Teil der erweiterten Dreieich werden in einem speziellen Kapitel behandelt.
Die Grenzsteine der Dietzenbacher Verbindungslandwehr sind sehr uneinheitlich gestaltet. Sie waren zu einem bestimmten Zeitpunkt durchnummeriert, jedoch wurden eine Reihe von Steinen durch andere, nichtnummerierte ersetzt. Die Ziffern auf den Steinen sind recht archaisch gestaltet; es ist anzunehmen, dass die Schreib- und Lesefähigkeit Steinmetze nicht sehr ausgeprägt war. Die folgenden Zeichnungen, auf denen man die Inschriften meist besser erkennen kann, stammen von Frau Luise Hubel aus Offenbach, die sie 2004 anfertigte. Die Nummerierung verläuft von Nord nach Süd; wir fangen mit den höchsten Ziffern an.
Unser Grenzsteinspaziergang
Anschauen in Google Earth
Wir beginnen unseren Spaziergang am "Dietzenbacher Schlag" der Dreieicher Ringlandwehr an der Straße von Götzenhain nach Dietzenbach, entgegen der Nummerierungsrichtung. Wir erkennen einen Waldriegel, der sich nach Norden zum heutigen Staatswald zieht. Die Verbindungslandwehr verlief auf der westlichen Seite des Waldriegels. An dessen östlichen Seite, nur wenige Meter vom Straßenrand entfernt, erkennen wir den ersten Grenzstein der Serie, ein grob zugehauener Stein aus Rotliegendem mit je einem Kreuz auf beiden Seiten. Der Stein wurde in den 1980er Jahren im Rahmen von Gasleitungsarbeiten an diese Stelle auf Dietzenbacher Gebiet versetzt. Sein Originalstandort müsste ca. 30 m westlich gewesen sein. Er wurde damals im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung wieder aufgestellt (Info: Karl Knecht). Wir gehen jetzt den Weg auf der westlichen Seite des Waldriegels Richtung Norden. In der Nähe des Betonmastes der Mittelspannungsleitung und neben einem Wasserleitungshinweisschildsteht ein weiterer Grenzstein, ebenfalls nicht auf seinem Originalstandort. Er wurde von Karl Knecht ca. 50 m weiter östlich am Rande eines Grabens gefunden und gesichert. Wir haben ihn im Frühjahr provisorisch an diese Stelle versetzt (kein Grenzpunkt!). Vermutlich hat der rechteckige Sandsteinquader diese Grenze von Dietzenbach und Götzenhain markiert.
Wir kommen nun an die südöstliche Ecke des Staatswaldes. Dieser Wald (Forst Dreieich, Revier Götzenhain) gehörte bis 1929 dem Fürstenhaus zu Isenburg, das ihn aus chronischem Geldmangel an den Hessischen Staat verkaufte. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass an dieser prominenten Stelle ein Grenzstein stand. Wir folgen dem Weg am Waldrand entlang nach Norden. Man kann davon ausgehen, dass an jeder Wegbiegung der Verbindungslandwehr ein Grenzpunkt existiert. Ca. 40 m vor dem ersten Querweg, der in den Wald hinein führt, erkennen wir einen Basaltstein mit quadratischer Grundfläche. Der mit einem "G" (Götzenhain?) gekennzeichneten Stein haben wir im April 2013 aufgerichtet. Ca. 30 m hinter besagtem Weg steht ein grob behauener Stein mit der Inschrift "43", den wir ebenfalls aufgerichtet haben. Weitere 30 m weiter weiter, an der stand bis mindestens 2004 ein Stein mit der Inschrift "4Z" und einem Kreuz auf der Gegenseite. Frau Luise Hubel hat ihn noch skizziert. Wir überqueren den Fußgänger/Fahrradweg Weg von Dietzenbach nach Götzenhain und erkennen nach ca. 125 m den Stein Nr. 40 dieser Serie. Er ist ebenfalls nur grob zugehauen. Für die Entzifferung der Nummer benötigt man etliche Phantasie. in der Abbildung rechts erkennt man die Reste einer "$", gefolgt von einem "+" und einer "0". Der Stein mit der Nummer "39" war 2004 ebenfalls noch vorhanden. Wir konnten ihn nicht auffinden.
Wir folgen jetzt dem Weg bis zum Wollwiesenteich, dem wir diesen Einschub widmen:
Wenige Meter hinter dem Teichausfluss (2 m südlich des Weges, der nördlich um den Teich führt) steht ein kleiner vermooster, stark verwitterter Stein im Graben. Mit Mühe kann man ein Kreuz als Weisung erkennen. An der nächsten Wegbiegung, gegenüber einer Scheune, finden wir den Stein mit der deutlich zu erkennenden Nummer "33". Es sind noch Reste von blauer Farbe zu erkennen. 20 m südlich der Steinern Straß Schneise folgt dann ein stark verwitterter Stein, auf dem keine Inschriften erkennbar sind. Ca. 60 m hinter der Steinern Straß Schneise steht ein stattlicher Stein mit der Nummer "31", einem Kreuz auf der Gegenseite und einem kleinen Kreuz als Weisung. Kurz hinter der nächsten Schneise, der Sandschneise, steht ein weiterer Basaltstein mit quadratischen Querschnitt und einem "G" auf der Ostseite. Die nächsten drei Steine bis zur Häuschenschneise stehen in Abständen von ca. 100 m voneinander entfernt. Der erste davon ist sehr stattlich und ist mit "Z9" beziffert. Interessanterweise ist bei ihm auf beiden Seiten ein Kreuz eingemeißelt. Der nächste ist mit "Z+8" auf der einen und einem Kreuz auf der anderen Seite und einem kleinen Kreuz am Kopf gekennzeichnet. Der darauf folgende Stein am nächsten Wegknick ist schwer zu finden: Nur der Kopf mit einem Kreuz schaut aus dem Boden am Wegesrand.
Die Landwehr führt nach ca. 200 m geradeaus in den Wald hinein. Der begleitende Weg wurde aufgelassen; festes Schuhwerk ist vonnöten, um die nächsten Steine aufzusuchen. Wir können uns aber gut an den noch deutlich sichtbaren Grenzgraben halten. Nach ca. 50 m finden wir einen stark beschädigten Stein, bei dem man eine "Z4" erkennen kann. Interessanterweise besteht der nächste Stein aus Beton. Er ist mit "32" gekennzeichnet. Ein weiterer Betonstein mit der Inschrift "33" findet man 100 m weiter nordöstlich, kurz hinter einem interessanten historischen Grenzstein: Er ist aus Mainsandstein gefertigt. Auf der Nordwestseite erkennt man "FI" für "Fürstentum Isenburg". Die Gegenseite ist stark verwittert. 2004 konnte Luise Hubel noch ein "ZZ" und ein "D" für Dietzenbach entziffern. Der nächste Stein steht ca. 10 m nördlich eines kleinen runden Tümpels im Feuchtgebiet. Er hat einen gewölbten Kopf und ist nicht beschriftet; zumindest erkennt man nichts. Auf unseren Weg Richtung Nordosten passieren wir einen weiteren Betonstein mit der Aufschrift "34", um dann auf einen Stein mittig auf dem aufgelassen weg zu stoßen. Eine Seite ist mit "FI" und die andere Mit "Z0" und "D" gekennzeichnet.
Die Verbindungslandwehr überquert dann die Bundesstraße 459. Eine gut instandgehaltene Waldschneise begleitet sie dort. An deren erster Biegung nach 250 m findet man auf der Nordseite einen nur grob zugehauenen, spitz zugehenden Stein mit einem Kreuz und darunter einer "I3". Die Rückseite ist ebenfalls mit einem Kreuz markiert. Der nächste Stein, ca. 100 m weiter, ist ein stämmiger, gewölbter Stein aus Rotliegendem, beschriftet mit "FI" auf der einen und "IZ" (?) und "D" auf der anderen Seite. Um den nächsten Stein zu erreichen, gehen wir 800 m weiter die Schneise entlang. Auf diesem Weg sind 4 Steine verlorengegangen, denn der grob geformte Stein, an dem wir jetzt angelangt sind, trägt die Nummer "5". Er wurde 2012 bei Seitenstreifen-Pflegemaßnahmen mit schwerem Gerät herausgerissen und am Kopf beschädigt. Mit Hilfe einer Rentner-Radsport-Gruppe wurde er provisorisch wieder aufgestellt. Zur Sicherung wurde ein starkes Stahlrohr daneben eingeschlagen. Nach 250 m kommen wir an den nächsten Stein, der ebenfalls durch Mitglieder der Gruppe wieder aufgerichtet wurde. Er ist mit einem "H" gekennzeichnet. Es ist unwahrscheinlich, dass dieser grob behauene Stein 1928, als der Wald an den Volksstaat Hessen überging, aufgestellt wurde. H für "Hessen" kann es nicht sein, ebensowenig wie "Hintermark" oder "Heusenstamm". Man muss ja nicht alles wissen. 60 m weiter steht sehr prägnant eine große Sandsteinplatte am Wegesrand. Auf der Vorderseite erkennen wir ein "Z" und je ein Kreuz auf beiden Seiten.
Nach 80 m kommen wir zur Hintersten Straße, der Fortsetzung der alten Babenhäuser Straße, Die Frankfurt mit Babenhausen verband. Hier stand wohl der Stein Nummer 1 der beschriebenen Serie. An dieser Kreuzung endete der Fürstlich Isenburger Wald. Hier treffen wir wieder auf die 1954 verlegte Dietzenbacher Gemarkungsgrenze. Die Verbindungslandwehr zieht sich noch 200 geradeaus in nordöstlicher Richtung, bis sie nach Südost-Ost abknickt. An der hier deutlich erkennbaren Landwehr verläuft die heutige Gemarkungsgrenze zwischen Dietzenbach und Heusenstamm. Vor Mitte der 1950er Jahre war das Gebiet nördlich der Landwehr die zu Offenbach gehörende Gemarkung Hintermark. Diese war ein Relikt der Aufteilung des Waldes der Biebermark (oder Biegermark) unter die beteiligten Markgemeinden um 1819.
220 m hinter dem beschriebenen Biegung des Grenzverlaufs finden wir auf der rechten Seite des Weges (bisher standen alle Steine links) ein gut erhalten Grenzstein mit einem "I" auf der Nordseite. Nach weiteren 140 m kommen wir an einen nur wenig aus dem Weg herausragenden Stein mit quadratischer Grundfläche und einem gut sichtbaren Kreuz auf dem Kopf. Es soll ein "G" oder ein "O" auf der Nordseite eingemeißelt sein (L. Hubel).
Wir überqueren jetzt die Landesstraße 3001 und folgen der asphaltierten Straße Richtung Patershausen. Auch hier sind die Reste der Verbindungslandwehr deutlich zu erkennen. Nach 250 m, gegenüber dem Abzweig eines Weges nach halblinks, finden wir den nächsten Stein auf der Südseite des nördlichen Walls. Er ist mit "I3" gekennzeichnet. 30 m weiter östlich schaut ein Stein nur wenig aus dem Wall. Er soll (nach Luise Hubel) eine "II" tragen. Nur wenig weiter, an der nächsten Kurve des Weges steht ein weiterer Stein mit stark gewölbten Kopf mit der Inschrift "I0" am Grabenwall.
Wir kommen jetzt - noch vor dem S-Bahn Übergang - an einen halbrechts abzweigenden Weg und erkennen dort auf der Nordseite der asphaltierten Straße einen unechte Dreimärker mit der Beschriftung "RM", BM" und "SB" mit einer "6" darunter. Dreimärker haben normalerweise eine dreieckige Grundform, wobei auf den Drei Seiten die Symbole der dort zusammenstoßenden Territorien eingemeißelt sind. Dieser Stein hat eine rechteckige Grundform; drei Seiten sind beschriftet, eine ist leer (daher unechter Dreimärker). An dieser Stellen stießen früher die Gebiete der Rödermark (jetzt Dietzenbach), der Biebermark (früher Offenbacher Hintermark, jetzt Heusenstamm) und des Schönbornschen Gebietes Patershausen (jetzt Heusenstamm) zusammen. Auf was bezieht sich aber die Ziffer 6? Dazu muss man wissen, dass 30 m des nach Südost abzweigenden Weges entlang ein Stein mit der Inschrift RM / SB / 7 steht.
Wir überqueren die S-Bahnlinie. Dort soll vor dem S-Bahn Ausbau nach Luise Hubel ein Stein gestanden haben, der offensichtlich entsorgt wurde. 200 m hinter dem Bahnübergang entdecken wir einen schönen, gewölbten, sorgfältig ausgeführten Sandstein. Auf der Südseite steht "SB/GP", auf der Nordseite "GO" und auf der Ostseite "5". Dies steht für Schönborn/Gemarkung Paterhausen und Gemarkung Offenbach (die Hintermark). Die Nummerierung bezieht sich demnach auf die Grenze des Schönbornschen Gebiet und zunächst der Biegermark und ab dem Dreimärker der Rödermark. Der nicht mehr existente Stein Nr. 1 dürfte an dem weiter östlich liegenden Abzweig des Grenzwegs (Hintermark - Patershausen) gestanden haben. Kurz danach kommen wir an die Patershäuser Felder. Die Verbindungslandwehr verlief quer über dieses Feld, wo sie dann auf die Rodgau Landwehr stieß. An der Brücke über den Liliengraben können wir uns an dem Patershäuser Sühnekreuz erfreuen. Über das ehemalige Kloster Patershausen erreichen wir dann wieder das Stadtgebiet von Dietzenbach und beenden somit unsere Grenzsteintour. Die Nordgrenze von Dietzenbach wird im Kapitel RMSB (Röder Mark - Schönborn) beschrieben. Auf der rechts abgebildeten Karte sind die historischen Grenzen in blau eingezeichnet.
Fassen wir zusammen: Unsere Grenzsteintour begann am Dietzenbacher Schlag der Dreieicher Ringlandwehr. Wir folgten der Dietzenbacher Verbindungslandwehr bis zur Alten Babenhäuser Straße (Hinterste Straße), wo sie die Grenze von Dietzenbach und dem Isenburger Forst bzw. dem Fürstentum Hanau - Lichtenberg und dem Fürstentum Isenburg-Birstein bildete. Von der alten Babenhäuser Straße bis zum "unechten Dreimärker" bildete die Verbindungslandwehr die Grenze zwischen der Biebermark und Rödermark bzw. der Hintermark und Dietzenbach. Das Stück Verbindungslandwehr zwischen dem "unechten Dreimärker" bis zum Abzweig der Grenzschneise in der Nähe der Patershäuser Felder war die Grenze der Biebermark (bzw. später Offenbacher Hintermark) und der Schönbornschen Gemarkung Patershausen (Klosterwald).
Seitdem Luise Hubel die Grenze im Jahr 2004 dokumentierte, sind einige Steine verlorengegangen. Dies ist bei (S-Bahn) Bauarbeiten nachvollziehbar, nicht jedoch bei den beiden Grenzsteinen, die wir im südlichen Teil der Dietzenbacher Verbindungslandwehr nicht mehr finden konnten:
Für Hinweise auf den Verbleib dieser Steine wäre ich sehr dankbar --> wi.ott@t-online.de
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