Grenzsteine an der Hanauer Koberstadt
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Die Hanauer Koberstadt ist der Teil des Koberstädter Waldes (=
Waldgebiet östlich von Egelsbach), der sich vom Rutschbach im
Süden, eingegrenzt von der Grenzschneise im Osten und dem
Dammweg im Westen bis hoch zur Langener/Offenthaler Straße/Im
Haag
in der
Nähe der
Dreieichenhainer Sportanlagen hinzieht. In der Karte von
Nahrgang (2) ist dieses Gebiet violett eingezeichnet.

Die
Entwicklung der Territorialherrschaften in der Landschaft Dreieich
ist sehr komplex: Nachdem die Hagen-Münzenberger Linie 1255
"im
Mannesstamme" ausgestorben war, kam es zur Erbteilung, bei der das
Haus Hanau 1/6 des Besitzes erhielt, u.a. die Mitherrschaft im
Hain und einen Streifen Wald, die Hanauer Koberstadt ( Lit. Nahrgang
(2) XI 2/132) . Das Haus Falkenstein konnte in der
Folgezeit die restlichen Teile 5/6
aufkaufen, die nach dem Aussterben der Linie an das Haus Ysenburg
gingen.
Durch Erbteilung im Haus Hanau entstand 1458 die Herrschaft
Hanau-Babenhausen, die durch Heirat das Lichtenberger Gebiet im Elsass
erhielt und sich seit 1480
Hanau-Lichtenberg
nennt. Die Burg
Lichtenberg im "Pay d'Hanau" ist übrigens ein schönes
Ausflugsziel. 1592 teilten sich die Herren von
Isenburg-Birstein und Isenburg-Ronneburg den gemeinsamen Wald. Die
Hanauer Koberstadt lag nun zwischen beiden Territorien. Um 1600 wurde
das Gebiet Isenburg-Ronneburg
Hessen-Darmstädtisch. Im Jahr
1810 fiel die
Hanauer Koberstadt an Hessen-Darmstadt (Lit. Nieß
(3).
Das
Jahr 1810 konnte ich allerdings nicht verifizieren. Eigentlich
müsste
die Hanauer Koberstadt nach dem Aussterben der Hanau-Lichtenberger
Linie 1735 zusammen mit Dietzenbach unter die Hoheit von
Hessen-Darmstadt gekommen sein.
Die Hanauer Koberstadt wurde als gemeindefreie Gemarkung von
Dietzenbach verwaltet. Die Verwaltung ging wahrscheimlich 1927 auf
Langen über. 1945 wurde die Gemarkung geteilt. Das Gebiet
südlich der B 486 kam zur Langener und das nördlich davon
liegende zur Dreieichenhainer Gemarkung. Cave: in Lit.
Nahrgang (10) ist zu lesen dass die Hanauer Koberstadt bis 1927
zur Dietzenbacher
Gemarkung und dann in die Langener Gemarkung eingegliedert wurde.
Auch Nahrgang kann sich irren.

Auf
dieser Karte der Koberstadt von 1631 (aus Arcinsys) ist sehr gut zu
erkennen, wie die
Hanauer Koberstadt zwischen der Darmstädter und Ysenburger
Koberstadt liegt. Oben erkennt man "Drey Eich", unten die Benzenwiesen
am Rutschbach. Bemerkenswert ist der Wildzaun, der von Norden kommend
(Waldeck am Paddelteich?) östlich am ehemaligen Forsthaus
Koberstadt vorbeiführt, dann entlang des heutigen Messeler
Weges
zum Dammweg läuft, dem er in südlicher
Richtung folgt.
Es sind "Sprünge" eingezeichnet, schräge Rampen
mittels
denen das Wild von der hanauischen Seite auf das
hessen-darmstädtische Gebiet wechseln konnte, aber nicht
zurück konnte. "Thier garten" entspricht dem heutigen
Philippseich. Wir haben es also mit vier Grenzlinien zu tun, die wir im
Folgenden
besprechen. Beginnen wir mit der
Grenze im Osten
an der Grenzschneise (Ysenburg Birstein / Hanau-Lichtenberg):
Diese Grenze und deren Besteinung wurde von Rolf K.
Nieß in
der Landschaft Dreieich 2007 beschrieben (Lit. Nieß (3)).
Basis
war eine Grenzbegehung im Jahr 2000. In der Publikation ist eine
Bestandskarte aus dem Jahr 1957 abgebildet, in der die Grenzsteine
eingezeichnet sind, mit durchgehender Nummerierung von Süd
nach
Nord. Die dort angegebenen Abstände sind dem Protokoll einer
Grenzbegehung aus dem Jahr 1726 entnommen (Staatsarchiv Darmstadt). Mir
liegen weiterhin Unterlagen von Frau Luise Hubel vor, die die
Grenze
2004 dokumentiert hatte (unveröffentlicht).
Meine Grenzbegehungen im Herbst 2010 und Spätwinter 2011
erbrachte das sehr erfreuliche
Ergebnis, dass 6 von Nieß als fehlend
gekennzeichnete
Steine
von mir aufgefunden werden konnten. Von den
ursprünglich gesetzten 53 Steinen habe ich noch 42
identifizieren können. In der
Übersichtsdatei
können die von Nieß und mir erhobenen Stati
verglichen werden. Ein von ihm beschriebener
Stein (Nr. 36)

konnten weder
L. Hubel noch ich identifizieren,

dafür fand
ich eine
Stabbrandbombe
in
der Nähe des
Standortes. Nieß konnte die Standorte der Steine 1 -
4
am
Hegbach wegen Unzugänglichkeit nicht
überprüfen. Nr. 4 konnte ich im Spätwinter
im
Wassergraben finden, die Nr. 3 und 2 leider nicht. Sie standen auf der
Wiese und
störten offensichtlich beim
Mähen. Besonders befriedigend war, dass ich den Stein
Nr. 1, der im
Steinsetzungsprotokoll von 1726 erwähnte Wappenstein,
identifizieren
konnte. Er war bisher in der Literatur noch nicht beschrieben
worden. Dies dürften die ersten Fotografien sein, die von
diesem
Stein publiziert worden sind. Links (Osten) ist das Ysenburger und
rechts (Westen) das Hanau-Lichtenberger Wappen
abgebildet. Auffällig ist, dass die Winkel des
Hanau-Lichtenberger Wappens nach unten weisen, korrekterweise
müssten sie nach oben stehen.
Die
nebenstehende Abbildung stammt aus dem Jahr 2003. Damals fanden und
dokumentierten zwei Offenthaler Heimatforscher
diesen Wappenstein
auf der Benzenwiese. Beide Seiten waren mit dem Isenburger Wappen
verziert. Es ist offensichtlich, dass dieser Stein nicht mit
dem oben beschriebenen Wappenstein identisch ist. Im
März 2014 konnte ich nach intensivem Suchen mit Hilfe
einer
alten Forstkarte, in der eine heute nicht mehr existente Grenzlinie
eingetragen war, unter einem Weidenstrauch den Stein finden,
allerdings leider nur noch den Fuß und ein
Bruchstück des Kopfes. Er ist wohl mit einem
Mähbalken
kollidiert. Beim Klicken auf das Bild kann man erkennen, dass das
Bruchstück von der rechten oberen Ecke des Steines stammt. |
Die Grenze zwischen den Territorien Hanau-Lichtenberg und
Isenburg-Birstein wurde zuerst 1648 besteint, zumindest gibt es den
ersten Bericht
darüber. Eine Grenzbegehung 1698 war Anlass die Grenze neu zu
vermessen und mit Grenzsteinen zu versehen. 1726 wurden die Steine und
deren Abstände voneinander protokolliert. 1774 wurden die
Steine
48 - 52 mit sehr schön gestalteten Wappensteinen neu gesetzt.
Im
Jahr 1787 wurden 25 "abgängige" Steine erneuert gesetzt. Aus
dieser Besteinungsgeschichte folgt, dass die verschiedensten Steintypen
zu finden sind:
 |
 |
 |
 |
1726 (9 Steine) |
1726 (8 Steine) |
1774 (3) Steine |
1787 (18 Steine) |
Diese schönen und sehr exakten Zeichnungen stammen von Frau
Luise
Hubel aus dem Jahr 2004.
Es gibt 9 Steine, die 1726 gesetzt worden
und die mit
einem etwas schiefem "G" auf der Westseite gekennzeichnet sind. 8
Steine sind mit einem deutlichen "G" auf der Westseite markiert, davon
haben 5 einen flachen und 2 einen (unterschiedlich stark)
gewölbten Kopf. Von den 5 Wappensteinen von 1774 im
nördlichen Bereich sind
noch 3 vorhanden. Die 1787 gesetzten Steine tragen ein Y auf
der
Ostseite und ein L auf der Westseite (gewölbter Kopf). Davon
sind noch 18
vorhanden. Der Stein Nr. 5 ist mit "Y" auf der Ostseite und
"LL"
(Landgraf Ludwig ?) gekennzeichnet. Es liegt auf der Hand,
dass
es neben den in den Protokollen erwähnten
Steinsetzungen
weitere
Ersatzsteine an die ursprünglichen Standorte verbracht worden
sind.

Erstaunlich
ist der Grenzstein an der Dreieicher Ringlandwehr im
Süden
(Y-HL 04a). Er hat einen
dreieckigen Grundriss, wobei auf allen Seiten ein "G"
eingemeißelt ist. Es kann sich daher nicht um einen
typischen Dreimärker handeln. Er ist definitiv kein Stein der
besprochenen Serie. Stein 4 steht nur 2 Meter entfernt, ebenfalls im
versumpften Graben. Nachtrag: Auf einer alten Forstkarte sind dort in
der Tat zwei Grenzpunkte eingetragen: die Grenze machte dort einen
kleinen Knick, der in der heutigen Gemarkungsgrenze nicht zu
finden ist. Von dem dreieckigen Stein ging eine
Grundstücksgrenze
aus, die sich schräg über die Benzenwiese zog,
erkennbar an
einer durch die Wiese unterbrochenen Baumreihe.
Die
Südseite
des
Hanau-Lichtenberger Gebietes grenzt gegen das
Hessen - Darmstädtische Territorium am Hegbach (der
bachaufwärts
Rutschbach genannt wird). der Bach fließt dort durch die
bewirtschafteten Benzenwiese. Genau genommen handelt es sich dort um
drei Grenzlinien. Der Hegbach/Rutschbach ist die Territorialgrenze
zwischen Hanau-Lichtenberg und Hessen-Darmstadt. Dies ist
immer
noch die heutige Grenze zwischen den Kreisen
Offenbach und Darmstadt-Dieburg. Die Wälder
südlich der
Benzenwiese gehörten dem Darmstäder Landgrafen.
Diese grenzten ihren Wald zu dem Wiesengelände mit
einem
"Hirschzaun" ab (Darmstädter Hege). Ich habe
Reihe unmarkierter Läufersteine entlang der
Darmstädter
Hege gefunden, ebenso einige entlang des Hegbachs.
Hier sind
auch
moderne Granit-Markierungssteine gesetzt. Die Grenzlinie wird
ausführlich im Kapitel
OF-DA
Grenzsteine beschrieben.

Auf Nordseite
der Benzenwiese
verläuft die Dreieicher Ringlandwehr, die
gleichzeitig die
Südgrenze des Waldgebietes der Hanauer Koberstadt war. Am
dortigen
Waldrand fanden wir 12 Grenzsteine,
die seltsamerweise alle herauslagen. Der erste Stein der Serie
mit
der Nummer
4, lag relativ dicht am Dammweg; es ist daher davon auszugehen, dass
dort die Nummerierung dort mit "1" begann. westlich des Dammwegs und
östlich des Grenzwegs finden wir nur unnummerierte Steine am
Waldrand. Diese Gütersteine wurden im Oktober 2012 in das
Lapidarium des Langener Forstamtes verbracht.

Einige
Meter östlich der Brücke des Dammwegs über
den Hegbach
stoßen die Gebiete der Hanauer Koberstadt, der
Darmstädter
Koberstadt und der Arheilger Gemarkung zusammen. Dort wurde
2012
im Hegbach der Kopf eines Dreimärkers (= "Hanauer
Stein") geborgen, über
dem im Kapitel
OF-DA Grenze
berichtet wird.
Leider gelang es nicht, den dazugehörenden Korpus zu finden.
Der
dreieckige Kopf soll im Lapidarium am Langener Forstamt der
Öffentlichkeit zugänglich bemacht werden.
Die
Westseite
der
Hanauer Koberstadt (gegen Hessen-Darmstadt), verläuft entlang
des
Dammweges. R. K.
Nieß stellte fest, dass dort keine Steine zu
finden sind. Erste exploratorische Spaziergänge schien diese
Einschätzung zu bestätigen. Allerdings wurde in der
Literatur
von einigen Steinen berichtet, die ich allerdings nicht finden konnte.
In alten Forstkarten waren jedoch entlang des Dammwegs Grenzpunkte
eingezeichnet, wobei deutlich wurde, dass die Grenze nicht genau
entlang der heutigen Trasse verlief. Ich ging dann systematisch vor:
Entnahme der Grenzpunktkoordinaten aus dem Bürger-GIS,
Überspielen auf das GPS Gerät und intensive Suche vor
Ort.
Auf diese Weise konnte ich entlang des teilweise gut sichtbaren
Grenzgrabens 24 historische Grenzsteine auf dieser Grenzlinie finden.


Einige
davon liegen heraus, andere sind zerbrochen. Ein herausliegender
Stein trägt ein "H". Bei den noch in situ stehenden Steinen im
Wald gibt es 5, die mit "G" (Richtung Westen) und ebenfalls 5, die mit
"DG" (Richtung Osten) gekennzeichnet sind. Die Steine standen
vermutlich
abwechselnd an der Grenzlinie. Es konnte auch ein sehr schöner
Wappenstein gefunden werden, über den am Ende des Kapitels
berichtet wird.
An der Bogenschneise ist ein Dreimärker im Boden versteckt,
der im Kapitel
LL-L Grenzsteine
beschrieben wird. Dieser trägt die Inschriften "L"
für Langen,
"D" für Dietzenbach und "DW" für Domanialwald.
Dietzenbach
deswegen, weil die Feldgemarkung der Hanauer Koberstadt zur Gemarkung
Dietzenbach gehörte. Weiter nördlich auf dem Weg zur
Bundesstraße findet man an der ehemaligen Gemarkungsgrenze
zwei
Steine, in die auf gegenüberliegenden Seiten ein "L"
und ein
"D" eingemeißelt sind.
Die nur 120 Meter lange
Nordseite
der Hanauer Koberstadt (Grenze zu Ysenburg bzw. dem Hainer
Bürgerwald)
verläuft entlang der Langener Straße
(Waldweg zwischen Langen und Götzenhain). Von der Beschreibung
der Ysenburgisch - Hessen Darmstädtischen Grenze kennen wir
den
Dreimärker,
der am Berührungspunkt der drei Territorien
(Hanau-Lichtenberg, Hessen-Darmstadt und Ysenburg-Birstein) kaum
auffindbar in
der Erde steht. 120 Meter weiter östlich stand der jetzt nicht
mehr vorhandene der Wappenstein Nr. 53. Im Protokoll aus 1787 wird
angemerkt: "In der Nähe seyn ein Stein mit einem Kreuz".
Dieser
Kreuzstein
steht ca. 50 Meter westlich der Einmündung der Breite
Haagwegschneise in die Langener Straße auf deren
Südseite ca. 5 Meter in den Wald hinein. Auch über
diesen Stein (und ähnliche) wird im Kapitel Y-HD Grenzsteine
berichtet
Nach
oben
Die
Grenzsteintour

Die
Karte links wurde von Frau Luise Hubel 2004 gezeichnet und von mir mit
den zusätzlich gefundenen Grenzsteinen und den Nummern
ergänzt. Frau Hubel, eine pensionierte Lehrerin aus Offenbach,
ist
eine sehr exakt arbeitende Zeichnerin. Sie ist viele
historische Grenzen
im Offenbacher Raum abgelaufen und die Grenzsteine dokumentiert. Sie
hat aber die
Ergebnisse leider nicht veröffentlicht. Ihre Arbeit war nicht
umsonst, vieles in dieser Website basiert auf
ihren Unterlagen. Die Grenze
verläuft entlang der Grenzschneise im
Koberstädter Wald. Sie ist mit dem Fahrrad nicht
durchgängig passierbar, daher empfehlen wir eine Wanderung,
südlich der Grenzschneise entlang und zurück
über den Dammweg.
Wir sollten es aber nicht versäumen
den Wappenstein Nr. 51 im Lapidarium in der Hainer Burg (zwischen
Burgkirche und Palas) zu bewundern. Auf der einen Seite erkennt
man das Hanau-Lichtenberger (rechtes Bild) und auf der anderen Seite


das
Ysenburger
Wappen (linkes Bild). Die genaue Lage der anderen beiden Steine dieser
Serie sollen aus
verständlichen Gründen hier nicht beschrieben werden.
Sie stehen in der Fortsetzung der Grenzschneise nach Norden.
Bedauerlich ist, dass der vierte, im Jahr 2000 noch vorhandene
Wappenstein, trotz
sehr intensiver Suche nicht aufgefunden werden konnte. Er stand 15 m
von der Bundesstraße entfernt in einem Hohlweg
östlich des
Anwesens, das auf der Südseite der Bundesstraße
steht.
Hinweise auf den Verbleib dieses Steines nimmt der Autor gerne
entgegen.
Wenn
man die Grenzlinie abwandern möchte, dann parkt man am besten
am
Parkplatz an der neuen Radarstation, geht einige Meter Richtung Langen
und biegt links in die Grenzschneise ab. An der Südostecke der
Kreuzung steht der
ziemlich lädierte Stein Nr. 47, von dem erst kürzlich
ein
Stück des Kopfes abgefahren wurde. Im Protokoll von 1774 wird
vermerkt, dass er "noch gut steht". Die Steine Nr. 46
und 45 fehlen, sie sind wahrscheinlich Opfer von
Baumaßnahmen. Stein 44 steht am östlichen Rand des
Grenzgrabens, der östlich des Dammwegs verläuft, ca.
55 m
nördlich der Pfaffenrodschneise.

Anhand der Karte kann
man die
folgenden Steine relativ leicht finden: der Stein 43 steht 70
Meter südlich der Pfaffenrodschneise, daneben liegt ein
weiterer
grob zugehauener Stein, der möglicherweise ein
Vorgängergrenzstein gewesen sein könnte.
Wir finden
ähnliche Steine auf unserem
weiteren Weg.
Einige der Steine sind mit blauer Farbe gekennzeichnet, andere sind mit
einem weißen Punkt markiert. Dies soll
Beschädigungen durch
Waldarbeiten verhindern. Interessant ist der Stein
39: Die Grenzschneise macht hier einen Bogen um ein
Hügelgrab. Stein 39
steht
auf der Spitze dieses Hügelgrabes. Der Grenzgraben
verläuft
gut
erkennbar im Wald. In der Nähe sehen wir eine kleine und eine
größere Stele senkrecht im Waldboden stehen. Sie
stammen
vermutlich aus der Bronzezeit und lagen lange Zeit unbeachtet im Wald.
Sie wurden vor einiger Zeit von der Denkmalschutzbehörde
aufgerichtet und fest im Boden verankert. Man wollte
vermeiden,
dass sie Füße bekommen...
Stein 37 steht wenige Meter südlich des Wasserschiebers neben
der
Grenzschneise. Stein 36, von R. K. Nieß 2000 noch
aufgefunden,
müsste genau 88 Meter weiter südlich stehen.
Vielleicht
findet ein Leser dieser Zeilen diesen Stein. Jetzt folgt eine
Lücke in der Steinreihe. Der nächste Stein 33
südlich
der Hochspannungsleitung liegt heraus. Die Steine 30 - 26 stehen jetzt
auf der westlichen Seite der Grenzschneise. Stein 26 steckt tief am
Rande
der
Fahrspur im Weg und ist relativ schlecht zu erkennen. Die
folgenden Steine befinden sich wieder auf der Ostseite der
Grenzschneise. Einige davon liegen heraus. Über den letzten
Stein
4 bzw. 4a auf unserer Grenzwanderung wurde weiter oben berichtet.
Der Stein 3 steht kaum aus dem Boden herausschauend mittig
auf
der Wiese. Im Schlamm des Grenzgrabens können wir Stein 2
finden,
der auf der Westseite mit einem "G" gekennzeichnet ist. Stein
1,
der oben
beschriebene Wappenstein, steht nur einigen Meter entfernt im Schlamm
unter Brombeerranken ca. 50 m nördlich des Rutschbachs. Das
Gelände steht unter Naturschutz und darf nicht betreten
werden.

Das
gleiche gilt für den Waldrand Richtung
Westen, wo jetzt keine Steine mehr stehen. Wir
gehen die
Grenzschneise zurück,
biegen in die erste
Schneise nach links ein und kommen dann zur Kreuzung mit dem Dammweg.
Um den ersten Stein der Grenzlinie zu sehen, gehen wir den Dammweg 270
m nach Süden. Einige Meter östlich des Dammwegs
finden wir
einen großen Stein mit der Inschrift "H" für
Hanau? Er lag hereus und wurde 2/14 wieder aufgerichtet. Wir kehren um
und laufen Richtung Norden. Rechte erkennen wir einen
unbeschrifteten Stein, der abgebrochen herauslag und den ich mit
Edelstahldübel versehen
einbetonierte.
Der Fahrweg
macht eine kleine Biegung und läuft parallel zu der
eigentlichen
Fortsetzung des Dammwegs bis zum ehemaligen
Koberstädter
Falltorhaus. Auf alten Forstkarten sind vom Waldrand am Hegbach bis zum
Falltorhaus zwei parellele Wege eingezeichnet, die an dieser Stelle
noch zu erkennen sind. An einer
Kurve des Grenzgrabens auf der Ostseite des verlängerten
Dammwegs
steht übrigens der erste "G"-Stein.

Wir
kommen jetzt an eine Wiese, auf der bis 2007 das Koberstädter
Falltorhaus stand. Dieses Forsthaus wurde 1868 erbaut. Vorher stand
dort das Haus eines "Zaunknechtes". Falltorhaus bedeutet, dass es dort
ein
bewachtes Tor in einem Wildzaun gab, dessen Angeln so angebracht waren,
dass das Tor durch Zufallenlassen geschlossen werden konnte. Das alte
Forsthaus wurde 1960 bis auf
das Kellergeschoss abgerissen und neu erbaut (s. Foto rechts von
Reinhold Werner). Viele können sich an die Heckenwirtschaft
für durstige und
hungrige Wanderer und Radfahrer erinnern ("beim Siegel"). Als einzige
Reminiszenz nach dem Abriss des Hauses verblieb der
Brunnen,
an der alten Robine der das Anwesen bis 1960 mit Wasser versorgte. Der
Platz wurde 2010 mit
den Sandsteinen der alten Scheune recht hübsch
gestaltet.
Anmerkung 4/2023:
Bei einem Spaziergang in der Turmgasse in Langen entdeckten wir eine
schöe Mauer aus heimischem Rotliegenden. Der freundliche
Grundstückbesitzer (P.K.) erklärte, dass es sich bei den
rotliegenden Steinen um Abbruchmaterial der Scheine am Koberstäder
Falltorhaus handelt. In einem
Deal mit dem Forstamt
gestaltete er den Platz am Brunnen und konnte im Gegenzug die
übriggebliebenen Steine für seine Gartenmauer verwenden. Eine
schöne Zweitnutzung. Sein Grundstück umschließt
übrigens den runden Turm, ein Bauwerk aus falkensteinischer Zeit.
Er gehört der Stadt Langen, die eine Nutzung aus
Brandschutzgründen nicht mehr erlaubt. Früher hatten die
Pfadfinder dort ihr zuhause.
Der Grenzgraben verläuft ab diesem Platz ca. 6 m
östlich des
Dammwegs. Bis zur Waldhütte 1.500 m weiter nördlich
können wir insgesamt 10 G- und DG-Steine finden. Der
nächste
Stein (ohne Beschriftung) 500 m nördlich der Hütte
lag
westlich des Dammwegs heraus und wurde mit Hilfe von Herrn
Pfannemüller aus Langen
provisorisch
wieder
aufgerichtet. Die letzten beiden Steine entlang des Dammwegs
stehen
weiter nördlich im Grenzgraben, der dort wieder
östlich des
Weges verläuft. Am Bogenweg können wir mit
einigem
Suchen den
Dreimärker
versteckt dicht am Zaun im Boden finden. Wir wenden uns nach
Osten, um wieder an
unseren
Ausgangspunkt, der Radarstation, zu kommen.


Die Grenze des
Hanauer Territoriums verlief vom Dreimärker an der
Bogenschneise weiter nach Norden bis zum Wappen-Dreimärker am
Langener/Götzenhainer Weg. Ich habe an der Grenzline zwei
Steine
südlich der B486 gefunden. Wenn man vom Parkplatz auf der
Bundesstraße 350 m Richtung Langen fährt, kann man
nach
links in einen Feldweg einbiegen. Unschwer entdeckt man die
beiden
guterhaltenen rotliegenden Steine mit der Inschrift "L" für
Langen und "D" für Dietzenbach unter dem

Weidezaun, die
allerdings
nur wenig aus dem Boden herausschauen. Am Ende dieses Weges findet man
dicht beieinander zwei weitere Steine aus feinem Sandstein. Einer davon
liegt heraus. Der Kopf ist konisch rund, der Fuß ist
quaderförmig. Die Inschriften - falls es sich um solche
handelt
- sind nicht zu entziffern. Es könnte sich um einen
Meilenstein von der nahen Chaussee Langen - Offenthal handeln die um
1840
erbaut und nach dem Krieg ausgebaut wurde. Der andere Stein ist
ziemlich beschädigt. Auch er scheint rund gewesen zu sein. Es
ist
nicht zu erkennen, ob es sich um einen weiteren "Meilenstein" handelt
oder um einen Grenzstein unserer Grenzlinie.

Für
jemanden, der historische Grenzsteine dokumentiert, ist es immer ein
bemerkenswertes Ereignis, wenn er einen noch nicht beschriebenen
schönen Grenzstein findet. So ist es mir bei der
systematischen
Begehung der Grenze Hanau - Lichtenberg mit Hessen - Darmstadt
ergangen. Unter Laub verborgen, nur wenig aus dem Boden herausschauend,
fand ich einen 32 cm breiten und 21 cm dicken Sandstein, bei dem man
auf der Westseite den
Hessenlöwen
und auf der Ostseite das
Wappen
von Hanau-Lichtenberg (-->
Originalwappen)
erkennt. Seltsamerweise trägt der Löwe eine Krone,
was eigentlich auf einen Thüringer Löwen (-->
Originalwappen)
hinweist. Unter dem Löwen kann man jedoch "HESSEN" lesen.

Dieser
Stein ist in der heimatkundlichen Literatur nicht erwähnt. Die
Personen, die ihn kennen müssten, kannten ihn nicht.
Allerdings
ist einem internen Bericht der Stadt Langen aus dem Jahr
1977 zu entnehmen, dass dieser Grenzstein damals bekannt war.
Der
Standort wurde aber niemals veröffentlicht. Und damit
kommt man zur Frage, was mit der Information über die Existenz
dieses Steines geschehen soll. Ich habe mich dazu entschlossen, den
genauen Standort des Steines vorerst nicht zu benennen. Andererseits
würde dieser Stein die Attraktivität des
Koberstädter
Waldes als Naherholungsgebiet weiter steigern. Weiterhin ist er ein
Anknüpfungspunkt, die interessante Geschichte des
Koberstädter Waldes zu erläutern. Man wird sehen.
Hier können einige Detailbilder angeschaut werden:
A,
B,
C,
D
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