Der Grafenwald bei Hausen
Der
links abgebildete Stein steht im Lapidarium der Hayner Burg. Er wurde
1979 von Imkermeister Georg Olschewski westlich der Tannenmühle
herausliegend gefunden und von der Stadtverwaltung Rodgau geborgen. In
Lit. Ulrich aus dem Jahr 1980 wird beschrieben, dass "in
Vereinbarung mit der Gemeinde
Rodgau dieser Stein zunächst einen Platz
am Dreieich-Museum
findet, bis er später einmal an geeigneter Stelle
innerhalb
einer öffentlichen Einrichtung in der Region Rodgau
aufgestellt
wird". Der Stein trägt das Deutschordenskreuz, "C F"
(für Commende Frankfurt) und die Jahreszahl "1730". Die
Beschriftung der Rückseite ist nicht eindeutig zu
identifizieren. Eindeutig zu erkennen sind eine 2 und eine 4, das
mittlere Zeichen könnte eine 9 sein oder auch nur eine
Scharte.
Die Vorderseite des Steines ist identisch mit den Steinen, die bei
Gravenbruch die Grenze des Deutschherrenwaldes der Commende Frankfurt
des Deutschen Ordens (Wildhof) markieren. Folglich musste der Deutsche
Orden an der Tannenmühle
(Weißkirchen/ Obertshausen/ Hausen) Besitztümer
gehabt haben. Auf der von Geometer Klein im Jahr 1732 gefertigte Karte ist in dem Kasten links oben folgendes zu lesen:
- über -
den dem Hohen Teutschen Ritter Orden zugehörigen
sogenannten Gräffenwald, zwischen dem
Cur Mayntzischem Dorf Weiskirchen und Haußen
Hochgräfl. Schönbornsch. Herrschaft. Wie solcher
in seinem Bezirk renovirt und an seinen ge-
hörigen Steine erfrischt, auch hierbei zu ordentl.
Heeg in 25 Häupe gelaaget worden in.
dd: 1732 und hernach - Dat: 1732, den 20. Aug.
Klein. Geom.
Ich war natürlich recht stolz auf diese Rechercheergebnisse, allerdings nicht sehr lange. Bei einem Besuch bei Frau Gesine Weber bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach entdeckte ich in dem "Deutschherren-Ordner" die Kopie eines maschinengeschriebenen Artikels von Heinrich Kahl: Der Gräfenwald - eine Schenkung an den Deutschen Orden", der in der Reihe "Unsere Stadt - Beiträge zur Geschichte und Kultur von Hausen und Obertshausen" erschienen ist (ohne Jahresangabe, jedoch nach 1983). Dort wurde die Geschichte des Grafenwaldes ausführlich dargestellt, inklusive eines Kapitels über die gefundenen Grenzsteine. Da im Internet kaum Informationen über den Grafenwald bei Hausen finden kann, sei hier der Inhalt der Publikation in Teilen kurz referiert.
Anmerkung WO: Der Deutsche Orden war reichsunmittelbar, d.h. er unterstand nur dem Kaiser und nicht einem der vielen Landesherren. 1803 kam es unter Napoleons Einfluss (Rheinbundakte) zur Mediatisierung. Viele der kleineren reichsunmittelbaren Herrschaften wurden benachbarten Territorien zugeordnet, im Falle des Grafenwaldes und des Wildhofs des Deutschen Ordens war dies das damals neugründete Fürstentum Isenburg. Die formalen Besitzverhältnisse blieben davon unberührt. 1809 wurde auf Befehl Napoleons der Deutsche Orden aufgelöst. Der Grafenwaldes und der Wildhofs wurden dem Fürstentum Isenburg übereignet. 1811 wurde das Gelände des Grafenwaldes an die Obertshausener Bürger verkauft. Das weitere wechselvolle Schicksal des Deutschen Ordens ist -->hier (Deutscher Orden) oder --> hier (Wikipedia) nachzulesen.
Zurück nach Hausen: im Jahr 1328 verleiht Philipp von Falkenstein-Münzenberg und seine Tochter Bertha dem "Teutschen Hause" zu Sachsenhausen den "Gräfenwald" bei Obertshausen. Der Name Gräfenwald oder Grafenwald stammt wahrscheinlich vom Rheingrafen Philipp, der in einer Urkunde aus dem Jahr 1343 auf den Gräfenwald zugunsten des "Teutschordenshauses" verzichtete. Der Grafenwald war der größte Grundbesitz des Deutschen Ordens in Hausen. Nach der Auflösung des Ordens verkaufte 1811 die Amtsdirektion Ysenburg-Schönborn den Grafenwald und die Deutschherrenwiesen mit 252 Morgen zu je 50 Gulden an 26 Hausener Bürger.
Anzumerken ist noch, dass die oben erwähnten Grenzsteine ca. 100 cm hoch sind. Die Breite beträgt 28 cm, die Tiefe 21 cm. Unter einem der Steine fand man vier "Zeugen". Es handelte sich dabei um mit einem Kreuz versehene Tonscheiben (Duchmesser ca. 6 cm) die leider nicht mehr auffindbar sind.
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