Die Südgrenze des Kreises Offenbach
Juli 2020Als Grenzsteinobmann für den Westkreis Offenbach dokumentierte ich 2012 die Grenzsteine im Süden der Landschaft Dreieich, d.h. von "Egelsbacher Zwickel" im Westen entlang des Hegbachs/Rutschbachs über Bayerseich bis zur Urberacher Grenze an der L 3317. Die dort gefundenen Steine sind in dem Kapiteln "Koberstadt - Darmstadt" beschrieben. Im April 2020 beschäftigte ich mich mit den sehr interessanten Grenzsteinen im Osten des Kreises Offenbach, an der Hessisch-Bayrischen Grenze. Es lag nun nahe nachzuschauen, ob es im Grenzverlauf dazwischen ebenfalls interessante historische Grenzsteine zu finden sind. Ja, es gibt sie, aber sie sind bis auf die Steine an der Zellhauser Grenze nicht besonders attraktiv. Zudem stehen Sie oft in dichtem Unterholz. Trotzdem sind sie dokumentierenswert. Die Nummerierung der Steine in diesem Aufsatz ist übrigens willkürlich.

Grenze Urberach / Messel
Dieser Grenzabschnitt beginnt am Berührungspunkt der Gemarkungen von Offenthal, Urberach und Messel. Die dortige Ausbuchtung der Grenze beruht auf den früheren Wiesenflächen am Rutschbach. Der Grenzstein MEUR 04 ist der eigentliche Ausgangspunkt unserer Betrachtung. Er steht am Beginn der geraden Messeler Grenzschneise und ist mit "M" und "U" beschriftet. Die Grenzschneise quert die Straße Offenthal - Messel. Danach ist sie teilweise aufgelassen. Hier konnten keine weiteren historischen Grenzsteine gefunden werden. Am Knick der Grenze an der L 3097 findet man einen modernen Grenzstein unweit von dem dort stehenden Meilenstein.
Grenze Urberach / Eppershausen

Im Gebiet des heutigen Kreises Offenbach gab es verschiedene Waldmarken wie z.B. die Rödermark, d.h. Waldareale, die den angrenzenden Gemeinden gemeinsam gehörten. Die Einwohner dieser Gemeinden hatten eingeschränktes Recht, den Wald z.B. zum Holzschlagen oder zum Viehtrieb zu nutzen. Zusammen mit den ungenügenden Erhaltungsmaßnahmen führte dies zum Niedergang des Waldbestandes. Die Waldmarken wurden daher um 1820 unter den beteiligten Gemeinden aufgeteilt. Das Gebiet südöstlich der L 3037 gehörte jedoch nicht zur Rödermark. Es handelte sich um die eigenständige Gemarkung "Forst Eichen", die erst um 1951 zur Gemarkung Eppershausen kam. Diese Gemarkung war vor 1803 Eigentum der Mainzer Kurfürsten. Durch die Säkularisierung gelangte sie 1803 in den Besitz von Hessen-Darmstadt (daher DW). Heute ist das Gebiet Staatswald.


Grenze Ober-Roden / Eppertshausen

Grenze Nieder-Roden / Eppertshausen


Grenze Ober-Roden / Niederroden Wir sind die heutige Grenze 2013 und 2020 bis nach Messenhausen abgelaufen und haben nur einen verwitterten Stein aus hellem Material an der Wenzelswiese gefunden (Dokumentation folgt). Ein Vergleich der heutigen Gemarkungsgrenzen mit der Buxbaum-Karte zeigt, dass die Grenzlinie irgendwann etwas begradigt wurde und demzufolge dort keine historischen Steine zu erwarten sind. Im Wald südlich des Stadtteils Breidert stehen einige Steine, über die ich im Abschnitt Einzelsteine berichtete. |
Grenze Dudenhofen / Babenhausen (südwestlicher Teil)



Grenze Dudenhofen / Babenhausen (nordöstlicher Teil)

Diese Karte zeigt die Grenzverläufe von der L 3116 am Opel Prüffeld (A) bis zur Hessisch-Bayrischen Grenze (B) und weiter bis zum Main (E). Wir betrachten im Folgenden zunächst die Strecke A-C (Dudenhofen / Babenhausen)
Man muss von Punkt A Rodgau - an dem Waldweg südlich des Opel-Testgeländes (Punkt A) lange am Zaun des Testgeländes entlanggehen. Nach ca. 1200 Metern (dort wo der Zaun nach Norden abbiegt) erreicht man die ersten modernen Grenzsteine, die mit roten Holz- oder Metallpfählen markiert sind. Man sollte nicht versäumen, den Gedenkstein für Wilhelm Resch und Philipp Erb aufzusuchen (Standort). Man muss dazu einige Meter die Brunnenschneise nach Norden folgen. Man muss noch weitere 1000 Meter dem Grenzweg folgen, bis man den ersten historischen Grenzstein DUBA 72 erreicht.



Wir folgen aber jetzt dem Graben Richtung Südost. Die Steine dort fallen aus der Reihe: SEBA 02 ist eine flach, unregelmäßige Sandsteinscheibe, SEBA 04 ein großer Sandsteinblock (ca. 60x40x40 cm), SEBA 05 ein großer, unbehauener pyramidenförmiger Stein. SEBA 06 ist ein Zweitverwendungsstein, SEBA 08 ist mit blauen Punkten markiert. Der Graben stößt dann auf die Dudenhöfer Grenzschneise (eigentlich müsste sie Babenhäuser Grenzschneise heißen), der wir bis zur Bahnlinie folgen. Direkt an der Bahn steht Stein SEBA 15 (Abb. rechts), ein großer unbehauener Stein aus einem mir nicht bekannten Material. 280 Meter weiter westlich liegt der Stein SEBA 13 heraus. Wir können nun über die Abteischneise zurück zu unserem Ausgangspunkt laufen (4 km).
Die Grenzlinie Seligenstadt-Babenhausen hat mit dem Erreichen der Bahnlinie bei Stein SEBA 15 seinen Endpunkt gefunden. Vor der Gebietsreform lag der Berührungspunkt der Gemarkungen Seligenstadt, Babenhausen und Zellhausen jedoch weiter östlich, auf der anderen Seite der Bahnlinie. Wir begeben uns jetzt zum Punkt C auf der Karte oben, dort wo die Kreisgrenze die L3965 schneidet. Der Weg westlich der Landesstraße führt einen Abhang (Hexenbuckel) hinauf. Oben, nach ca. 100 m entdeckt man auf der Südseite des Wegs den Stein SEBA 17, einen weiteren unbehauenen großen Stein, ähnlich dem Stein SEBA 15.
Grenze Zellhausen / Babenhausen
Um diese Grenzlinie zu erkunden, parken wir an der Straße Zellhausen - Babenhausen am Punkt C und folgen dem Grenzweg nach Osten. Nach knapp 500 m kommen wir an den ersten Grenzstein dieser Grenzlinie, zum Stein ZEBA 06. Er ist in einem relativ schlechten Zustand. Die Beschriftung lässt sich viel besser am nächsten, gut erhaltenen Stein ZEBA 05 erkennen.

Auf der Nordseite steht CM / Z für Chur-Mainz / Zellhausen, auf der Südseite HM / BHM für Hanau-Münzenberg / Babenhäuser Mark. ZEBA 04 ist in einem guten Zustand, hier fehlt das BHM auf der Südseite. ZEBA 03 wiederum stark malträtiert. Der nächste Stein steht ca. 500 m weiter östlich: ZEBA 29. Es beginnt hier eine absteigende Nummerierung. Das erkennt man sehr schön bei Stein ZEBA 28. An dieser Stelle macht die Grenze im Wald einen 90 Grad Knick nach Süden, um bei Stein ZEBA 27 wieder nach Osten abzubiegen. Letzterer ist fast vollständig mit Erde bedeckt. Stein ZEBA 26 steht nur unweit von diesem entfernt, prominent am Wegesrand. Nach ca. 400 m kommen wir an die Rampe einer Autobahnbrücke. Hier biegt die Grenze nach Südosten ab. Bald erreichen wir den letzten ZEBA 21 Stein dieser Serie. Der Weg läuft ab jetzt nicht mehr entlang der Grenze. Diese berührt die "Ohren" des Seligenstädter Dreiecks. Mit einigem Glück finden wir den Berührungspunkt der Landkreise Offenbach, Darmstadt-Dieburg und Aschaffenburg an der Grenze zu Stockstadt. Dort steht ein Granitstein mit der Inschrift "539", der im Kapitel Hessisch-Bayrische Grenze beschrieben wird.

Nachtrag 12.21: -->Hier geht es zu einer Karte von Babenhausen und Umgebung, auf der die hier beschriebene Grenze abgebildet ist
Kartendaten: Bürger-GIS des Kreises Offenbach sowie
© OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap CC-BY-SA
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