Lapidarien im Dreieichgebiet
Grenzsteine sind oft kulturhistorisch wertvolle oder zumindest interessante Zeugen der Territorialgeschichte einer Landschaft. Sie stehen unter besonderem staatlichen Schutz. Die Entfernung oder Zerstörung eines historischen Grenzsteines wird von der unteren Denkmalschutzbehörde als Ordnungswidrigkeit verfolgt. Es kommt allerdings vor, dass Grenzsteine versehentlich umgeworfen oder abgebrochen werden. In diesen Fällen sollte versucht werden, sie - ggf. nach einer Restaurierung - an Ort und Stelle wieder einzusetzen. Ist dies aus verschiedenen Gründen nicht möglich (z.B. Originalstandplatz nicht bekannt), wird gemäß den Leitlinien des Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation empfohlen, diese Steine in einem ortsnahen Lapidarium aufzustellen und somit auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Wort "Lapidarium" hat nichts mit "lapidar" zu tun, sondern stammt aus dem Lateinischen (Lapis = der Stein) und bedeutet eine Sammlung von bearbeiteten, meist historischen Steinen.
Im Dreieichgebiet gibt es drei Lapidarien, eines am Forstamt in Langen, ein weiteres im Palasgarten der Hainer Burg und ein neueres im Innenhof des Stadtmuseums in Neu-Isenburg. Ein sehr schönes Lapidarium existiert am Heimatmuseum Mörfelden. Wer sich für weitere Lapidarien in Hessen interessiert, kann diese sich auf der Website des Vereins zur Pflege historischer Grenzmale in Hessen anschauen.
Lapidarium im Forstamt Langen
Stand 2/18
Da es kaum möglich ist, auf den oben genannten Plätzen weitere Steine aufzustellen, entschloss sich der Leiter des Staatlichen Forstamtes Langen, Herr Münch, auf Anregung des Obmanns des Amtes für Bodenmanagement und Geoinformation für die Erfassung von historischen Grenzsteinen, ein Lapidarium auf dem Gelände des staatlichen Forstamtes in Langen, Dieburger Straße 53, anzulegen. Die ersten Steine wurden im September 2012 gesetzt, die offizielle Einweihung war am 4. Dezember 2012 in Anwesenheit von Stadtrat Schneider (Langen) und Herrn Knöll vom Amt für Bodenmanagement in Heppenheim. Lesen Sie Berichte über die Einweihung aus der op-online und aus der Dreieich-Zeitung.
Die Grenzsteine stehen am Rand der Rasenfläche vor dem Forstamtsgebäude. Auffallend ist die Reihe von Steinen, die konsekutiv nummeriert sind (3, 4, 11, 14, 17, 18, 20, 21). Sie stammen von der Südgrenze der Hanauer Koberstadt und lagen am Waldrand zur Benzenwiese hin zwischen Dammweg und Grenzschneise.
Der große Stein aus hellem Sandstein wurde von einer Dame zur Verfügung gestellt, die den Stein im Garten ihres verstorbenen Vaters gefunden hatte und diesen (offensichtlich gestohlenen) Stein der Allgemeinheit wieder zugänglich zu machen wollte. (Abb. rechts). Auf der einen Seite erkennt man ein Wappen mit drei Ringen, die andere Seite ist mit einem pfeilartigen Zeichen, der Jahreszahl 1744 und No 24 (?) versehen. Auf dem Kopf befinden sich eine gerade Weisung und die Zahl "29". Wer kann sachdienliche Informationen über die Herkunft oder den ursprünglichen Standort dieses Steines geben?
Anmerkung 5/2020: Es war wieder einmal Clara Hartmann, die den entscheidenden Hinweis gab. Obwohl ich selbst intensiv nach entsprechenden Wappen gesucht hatte, entdeckte sie das Wappen von Neipperg/Schwaigern in Baden-Würtemberg, das dem Wappen auf dem Stein sehr ähnlich war. Sie fand auch noch einen Bericht im Internet, in dem der Pfeil (allerdings mit der Spitze nach oben) abgebildet war. Er wurde als Pflugschar bezeichnet, das Zeichen für Nordheim, einer Nachbargemeinde von Schwaigern. Ich nahm daraufhin Kontakt mit dem Heimatverein Nordheim auf. Horst Welsch, der Vorsitzende erläuterte, dass die drei Ringe das Wappen derer von Neipperg sind (im Volksmund "die drei Neipperger Arschlöcher"). Dieses Wappen wurde von einigen umliegenden Ortschaften übernommen (u.a. Neipperg und - modifiziert - Schwaigern). Herrn Welsch gelang es dankenswerterweise sogar, den ehemaligen Standort des Steines zu finden. Er identifizierte die Zahl auf dem Stein als 124. An einem Punkt der Grenze zwischen Nordheim und Schwaigern steht ein Stein mit der Kennung 122. Der nächste noch existierende Stein zeigt die Nummer 134. Wenn man vom Stein 122 zwei Grenzpunkte in Richtung des Steines 134 geht, dann hat man den Standort des Steines 124 gefunden (Karte). Der Heimatverein Nordheim stellt keine Restitutionsansprüche; der Wappenstein kann im Langener Lapidarium verbleiben.
Ein kleinerer Stein (mit einem großen Fuß) markierte einen trigonometrischen Punkt in der Nähe des Langener Leukertsweges -->ehem. Standort. Auf der einen Seite ist ein Dreieck zu erkennen. Die andere Seite ist mit einer "IV" versehen, was für einen trigonometrischen Punkt 4. Klasse steht. Der Kopf des Steines wurde mutwillig abgeschlagen und sollte offensichtlich gestohlen werden. Dies konnte glücklicherweise verhindert werden. Nach der Restaurierung wurde der Stein im Einvernehmen mit dem Amt für Bodenmanagement und Geoinformation im Langener Lapidarium übergeben. In Lit. Zorn finden sich solche Steine unter 764 bis 768 Tafel 60.
Zwei weitere Steine stammen aus dem Depot des Dreieich- Museums. Die Herkunft des Steines mit der Aufschrift "IDL 175Z" ist nicht mehr bekannt. Es dürfte sich um einen Güterstein handeln. Vom Grenzstein des Domanialwaldes des Landgrafen Ludwigs (LL) zur Feldgemarkung Egelsbach (E) mit der Inschrift "LL" / "E" war nur ein schräg abgebrochener Kopf vorhanden. Um ihn im Lapidarium ausstellen zu können, wurde der Fuß ergänzt. Von einem Sprendlinger Heimatforscher wurden zwei Gütersteine aus der Rostadt zur Verfügung gestellt, die er von Grundstückbesitzern erhielt. Eimer ist mit einem "H" beschriftet, der andere mit "GL 1751" GL könnte Gemarkung Langen bedeuten.
Um 1838 wurde die Trasse der Main-Neckarbahn vermessen und abmarkiert. Der Stein links stammt von der östlichen Seite der Bahntrasse im Buchschlager Wald, wo noch eine Reihe identischer Steine stehen. Das Bild rechts zeigt den Kopf eines Dreimärkers, der in der Literatur als "Hanauer Stein" bezeichnet wird. Er stand am Berührungspunkt der Hanauer Koberstadt, der Hessen-Darmstädtischen Koberstadt und des Arheilger Waldes. Er wurde im Hegbach gefunden. Leider gelang es nicht, den anderen, größeren Teil des Dreimärkers zu finden.
Der Basaltstein links wurde an der Ostseite der B 459 gegenüber der Einfahrt zum Autokino gefunden. Sein Kopf ist leider beschädigt, so dass man die Inschrift nicht entziffern kann. Es ist unwahrscheinlich, dass es sich um einen Territorialstein des Gravenbrucher Waldes handelt. Der Stein rechts wurde im Februar 2018 an der ehemaligen Grenze zwischen der Gemarkung Wildhof und dem Isenburgischen Forst Offenbach herausliegend vorgefunden und hierher gebracht. das eingemeißelte W steht für Wildhof, der auch als Deutschherrenwald bezeichnet wurde, da er der Commende Frankfurt des Deutschen Ordens gehörte. Bis 1825 war der mäandernde Hainbach die Grenze. Dann einigte man sich auf eine gerade, neu zu besteinende Grenze. Dieser Grenzstein wurde somit überflüssig und wurde zur Seite gelegt, wo er dann gefunden wurde.
Rechts ist kein historischer Grenzstein abgebildet, sondern einer der moderneren "St-Steine", welche die Grenze eines öffentlichen Straßenraums gegen die benachbarten Grundstücke markieren. Dieser Güterstein stand an der Autobahn A661 und wurde herausliegend in der Nähe der Egelswooge gefunden.
Im September 2017 wurde das Innen-Lapidarium im Dreieich-Museum aufgelöst. Vier Steine kamen vorläufig im Langener Lapidarium unter. Beim Transport halfen mir Mitglieder der Freunde Sprendlingens. Lesen Sie -->hier einen Bericht aus der OP-Online. Einer der Steine stammt von der Ysenburgisch / Hessen-Darmstädtischen Grenze am Eingang der Trift in den Buchschlager Wald. Er hat die (interne) Nummer Y-HD N67. Er ist mit "Y", "HD", No 67" und "1783" beschriftet. Es ist vorgesehen, dass er im Rahmen der Rekonstruktion der Dreieicher Ringlandwehr wieder in die Nähe seines alten Standplatzes kommt. Der zweite Stein aus dem Museum ist ein "Eigenwaldstein" von der Egelsbach - Mörfelder Grenze. Man erkennt am Kopf undeutlich das Langener Wappen (zwei Eichenblätter mit drei Eicheln). Darunter Stand: "LANGENER UND EGELSBACHER EIGENWALD AD 1692". Nach der Teilung des gemeinsamen Markwaldes im Jahr 1732 wurde "LANGENER UND" ausgemeißelt. auf der Rückseite ist zu lesen "TREBURER NAUHEIMER UND MERFELDER EIGENWALD AD 1592". Dieser interessante Stein soll in die Neugestaltung des Kirchplatzes in Egelsbach integriert werden. Der dritte Stein stand im Sprendlinger Wald in der Nähe der Schreckwurzschneise "am Dornsee/Endeloch), vermutlich an der Sprendlinger - Götzenhainer Gemarkungsgrenze. Das Symbol wurde als Sichel interpretiert, wobei die Bedeutung unbekannt ist.
Im November 2018 kam ein unbeschrifteter Güterstein in das Lapidarium, der von Reinhold Werner am Leukertsweg in Langen (Fl 27/42) gefunden wurde. Er besteht aus gelb-roten Sandstein mit den Maßen H=60, B= 17-23, T=15 cm. Auf der Oberfläche ist eine frische Scharte zu erkennen, die wahrscheinlich von einem Pflug verursacht wurde. Es handelt sich um einen Feldrandstein, der private Äcker markierte. Ich habe dort einige weitere Gütersteine gefunden, die ich aber nicht dokumentierte.
Ein weiterer unbeschrifteter Grenzstein stammt vom Dammweg südlich des Koberstädter Falltorhauses. Er lag heraus und stand lange Zeit in einem Privatgarten. Im Dezember 2020 wurde er hierher versetzt.
Im Frühjahr 2024 wurde in ebay-Kleinanzeigen ein Grenzstein für 75 € (Standort Dreieichenhain) angeboten. Ich bot mit und erhielt den Zuschlag. Ich erklärte meine Funktion als Obmann, wodurch der Anbieter auf die Bezahlung verzichtete. Er erklärte, dass er nicht wisse, woher der Stein stammt, er sei bei dem Kauf des Hauses bereits vorhanden gewesen. Er besteht aus hellem Sandstein. Die Oberfläche ist stark verwittert. Man erkenn ein "N..Z.. "(Z für 2), darunter ein halbes "T"? Mitte August wurde der Stein im Lapidarium aufgestellt. Beim Abladen geschah ein Malheur: Der Stein zerbrach in zwei Hälften, die aber gut wieder zusammengefügt werden konnten.
Das Lapidarium soll auch in Zukunft mit ausgesuchten herausliegenden Grenzsteinen, insbesondere von Territorialgrenzen, ergänzt werden. Die staatliche Forstverwaltung hat mit der Einrichtung dieses Lapidariums einen Beitrag zur Erhaltung unseres historischen Erbes geleistet. Dafür ein herzliches Dankeschön! Es wurde eine Holzstele mit einem QR-Code angebracht, damit sich die Besucher sich über die dort stehenden historischen Grenzsteine informieren können.
Lapidarium in der Hainer Burg
Ende Januar 2014 wurden die sechs historischen Steine, die bisher vor dem Dreieich-Museum standen, auf eine Grünfläche zwischen der Burgkirche und dem Palas, dem wahrscheinlich ältesten Friedhof im Hain, verbracht. In der Mitte des Platzes steht die vorgeschichtliche Grabstele, dahinter von links nach rechts ein Güterstein derer von Falkenstein, ein Güterstein des Deutschordens, ein Stein von der Territorialgrenze Ysenburg / Hessen-Darmstadt, ein Wappenstein aus der Hanauer Koberstadt und ein Kilometerstein von der Chaussee Langen-Sprendlingen.
Die vorgeschichtliche Grabstele aus der Hallstattzeit (800 - 475 v. Chr.) befand sich innerhalb eines um 1891 erforschten Grabhügels Nr. 4 in der Koberstadt (Karte in Lit. Nahrgang (20)). Sie ist in den damaligen Grabungsprotokollen erwähnt worden. Bei Grabungsabschluss wurde sie wieder so eingegraben, dass die Spitze noch 10-20 cm herausschaute. Im Jahr 1968 Jahre entschloss sich der damalige Kreisdenkmalspfleger Ullrich (auf dem Bild rechts zusammen mit Joachim Seibert aus Offenthal) aus Furcht vor Raubgräbern, die Stele auszugraben und vor dem Dreieich-Museum zu sichern. Über den Fund von Seibert wurde in "Fundberichte aus Hessen" 9. u. 10. Jg (1969/70), S. 159 berichtet. Der Fundort lag im Forst Koberstadt, Waldabt. 105 (6018:79420/38085). Es handelt sich um einen flach-spindelförmig zugerichteten Monolithen aus felsigem Konglomerat des Rotliegenden. L 1,75; gr. Br. 0,50; Dicke 0,20 m. In dem Grabungsbereich wurden nur wenige Scherben gefunden. Später wurde festgestellt, dass über die Stele in den "Quartalsblätter des Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen (1892), S. 154 berichtet wurde. Der Grabhügel besaß eine Höhe von 1,50 m und einen Durchmesser von 17,5 m. Die Stele stand mittig im Grabhügel. Am Fuß der Stele fand man halbkreisförmig angeordnet Reste verschiedener Bestattungen. Es handelt sich somit eindeutig um eine Grabstele aus der Hallstattzeit.
Ein bemerkenswerter Stein wurde in den 1970er Jahren 140 Meter östlich der Kreuzung Rostädter Weg und Hainer Trift in der Sprendlinger Rostadt gefunden. Er wurde nicht wieder eingesetzt ("weil er auf der Trasse der geplanten Südumgehung liegt"), sondern vor dem Eingang des Dreieichmuseums aufgestellt. Auf der einen Seite steht "VF" und darunter "1807". Die andere Seite ist links abgebildet. Mit einiger Mühe erkennt man in einem Wappenschild ein "Beileisen". Dies ist zweifelsfrei das Wappenzeichen des Adelsgeschlechtes von Frankenstein, das u.a. Besitzungen im Odenwald und in der Wetterau hatte. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Güterstein, der ein Grundstück derer von Frankenstein in Sprendlingen markierte. Ob es sich wohl um ein Grundstück handelte, das der Familie im Rahmen der Säkularisierung 1806 als Ausgleich für linksrheinische Gebiete zugesprochen wurde?
Der Stein daneben stammt von der Grenze des "Grafen-Waldes" nördlich von Weiskirchen. Er wurde 1979 westlich der Tannenmühle von Herrn Olschewski aus Weiskirchen gefunden und in das Museum verbracht (Lit. Ulrich). Dieser Wald war neben dem Wildhof ein weiterer Grundbesitz des Deutschherrenordens (ein früher einflussreicher Ritterorden) und gehörte bis 1809 der Komturei (Commende) Frankfurt. Auf der Vorderseite des Steines ist das Deutschordenskreuz zu erkennen mit den Buchstaben "C" und "F" (für Commende Frankfurt) sowie "1730". Die Beschriftung der Rückseite ist nicht eindeutig zu identifizieren. Eindeutig zu erkennen sind eine 2 und eine 4, das mittlere Zeichen könnte eine 9 sein oder auch nur eine Scharte. In Arcinsys ist eine Karte des Grafen-Waldes von 1732 archiviert. Westlich der Tannenmühle ist ein Stein mit der Nummer 24 eingetragen! (oben ist Osten). Dieser Teil der Grenze schied das Eigentum des Deutschherrenordens vom Gebiet des kurmainzischen Weiskirchen. In Lit. Ulrich aus dem Jahr 1980 wird übrigens beschrieben, dass "in Vereinbarung mit der Gemeinde Rodgau dieser Stein zunächst einen Platz am Dreieich-Museum findet, bis er später einmal an geeigneter Stelle innerhalb einer öffentlichen Einrichtung in der Region Rodgau aufgestellt wird". Per Zufall erfuhr ich, dass im Schuppen des Stadtmuseum von Obertshausen ein weiterer Stein dieser Grenzlinie aufbewahrt und 2016 im Museumshof aufgestellt wurde. Die Museumsleiterin schickte mir einen Zeitungsartikel, nach dem im Rahmen der Flurbereinigung im Jahr 1963 zwei Steine von dem Landwirt Rudolph gesichert worden seien. Einer seiner Söhne zeigte mir einen dieser Steine in seinem Garten, der zweite Stein sei auf dem Anwesen seines Bruders in eine Wand eingelassen worden. -->Hier kann man eine Karte aufrufen, in der die Grafenwald-Karte auf eine moderne OSM-Karte montiert ist (Dank an Herrn Doffing). Daraus ist zu entnehmen, dass der Stein in Dreieichenhain der mit der Nummer 24 ist (die Witwe des Finders konnte diesen Standort bestätigen). Der Stein im Obertshausener Museum hatte die Nummer 25 oder 26 (an der Rodau-Brücke) und der im Garten von Herrn Rudolph (und seines Bruders) die Nummern 33, 34 oder 35. Herr Rudolph erzählte, dass er die Steine in der Nähe seines Anwesens am Ende der Birkenwaldstraße gefunden hat. Ein Versuch, möglicherweise noch auf Originalstandplätzen stehende Steine im Wald nördlich der Rodaubrücke zu finden, scheiterte am dichten Bewuchs in dieser Waldabteilung.
Eine Reihe ähnlicher Steine steht noch heute am östlichen Waldrand der Wohnstadt Gravenbruch (ehemalige Grenze Schönborn - Deutschherrenwald/Wildhof), die im Kapitel SBGR-Grenzsteine beschrieben sind. Im Inneren des Dreieich-Museums ist ein Stein dieser Serie ausgestellt, bei dem die Rückseite mit einem Schönborner Wappen versehen ist.
Der mittlere Stein stammt von der Grenze Ysenburg und Hessen-Darmstadt. Diese wurde 1783 zwischen Gehspitz und Dreieichenhain neu besteint. Es handelt sich hier um den Stein Nr. 8, der an der Gemarkungsgrenze von Dreieichenhain und Langen stand. Sein ehemaliger Standplatz befindet sich unter der westlichen Rampe der Schneisenbrücke über die A 661 in der Nähe des Krankenhauses. 1983 wurde der Stein auf der Nordseite der Rampe gefunden und ins Dreieich-Museum gebracht. Auf der Vorderseite erkennen wir ein "HD" für Hessen-Darmstadt und auf der Seite "NO 8", wobei das "N" spiegelverkehrt eingemeißelt wurde. Die Beschriftungen der anderen Seiten mit "Y" und "1783" sind nicht mehr zu erkennen. Auf dem Kopf sind zwei Pfeile eingemeißelt, welche die Richtung des Grenzverlaufs anzeigen sollen. Von diesen Steinen wird im Kapitel Y-HD Grenzsteine berichtet.
Der vierte Stein in der hinteren Reihe ist der sog. Hospitalstein. Es handelt sich um einen Güterstein des Hainer Hospitals. Es ist bekannt, dass das von Anna von Falkenstein gestiftete Hospital Eigentümer von grund und Boden war, von deren Erträgen es sich finanzierte. So gab es in der Nähe des Hofguts Neuhof eine sog. Spitalwiese. Dort wurde dieser Güterstein gefunden. Er stand lange Zeit im Innenlapidarium des Dreieich-Museums und anschließend im Lapidarium am Forsthaus in Langen. Im März 2021 wurde er hier neu aufgestellt. Vorher stand dort ein Wappenstein, der an den DreyEicher Grenzweg versetzt wurde. Bei dem Zeichen über der Schrift handelt es sich um das Ysenburger Wappen.
Bei dem Stein ganz rechts handelt es sich um einen aus Basalt gefertigten historischen Kilometerstein mit der Inschrift "15,0". Er stand an der Straße von Sprendlingen nach Langen (zwischen Krankenhauseinfahrt und Parkplatz). Die Chaussee wurde um 1800 gebaut. Der Standort lag auf Isenburgischem Territorium. Die "15,0" bezieht sich jedoch auf die Entfernung zur Darmstädter Stadtkirche. Dies bedeutet, dass der Stein nach 1816 aufgestellt wurde. In diesem Jahr wurde im Wiener Kongress das Isenburger Territorium dem Großherzogtum Hessen zugeordnet. Der Stein wurde wahrscheinlich beim Ausbau der B3 um 1970 entfernt. Er lag im Wald und wurde von Rolf Nieß gefunden und dem Dreieich-Museum übergeben.
Nachtrag 9/17: Im September 2017 wurde das Innen-Lapidarium im Dreieich-Museum aufgelöst, da es sich in einem seit dem Museumsumbau nicht mehr zugänglichen Durchgang zum Restaurant befand. Drei Sühnekreuze fanden einen Platz in der neuen Dauerausstellung. Ein Stein der Gravenbrucher Grenze zum Deutschherrenwald von der Ostgrenze der heutigen Neu-Isenburger Gemarkung wurde in den Hof des Stadtmuseum (Haus zum Löwen) gebracht, wo er Gesellschaft der beiden dort stehenden Steine der Gemarkungs-Westgrenze fand. Es handelt sich um den Stein SBGR 80. Auf einer Seite ist er mit den Schönbornschen Löwenwappen und auf der Rückseite mit dem Kreuzwappen des Deutschherrenordens versehen. Auf der Seite bzw. oben sind die Zahlen "80", "9" und "61" zu erkennen. Bei dem Transport halfen Mitglieder der Freunde Sprendlingens. Lesen Sie -->hier einen Bericht aus der OP-Online.
Lapidarium im Neu-Isenburger Stadtmuseum - Haus zum Löwen März 2021
Im Innenhof des Hauses zum Löwen werden fünf Grenzsteine ausgestellt. Sie stammen alle von den Außengrenzen der Neu-Isenburger Gemarkungen.
Der linke Stein aus Rotliegendem stand an der Grenze des hessischen Mitteldicker Waldes zum Frankfurter Stadtwald. Er ist mit "HD" für Hessen-Darmstadt und "F" für Frankfurt beschriftet. Der dritte Stein von links kommt von der gleichen Grenzlinie. Er besteht aus Basalt und ist mit "Gr. H" für Großherzogtum Hessen und wiederum mit "F" gekennzeichnet. Während der erstgenannte Stein mit "HD" 1765 gesetzt wurde, kann der Stein mit der Beschriftung "GH" erst nach 1806 gefertigt worden sein, nachdem die Landgrafschaft zum Großherzogtum erhoben wurde. Beide Steine standen dem Bau der ICE-Spange zum Frankfurter Flughafen im Weg und konnten im Stadtmuseum gesichert werden.
Der zweite Stein von links stand - wie oben beschrieben - lange Zeit vor dem Dreieichmuseum in der Hainer Burg. Sein ursprünglicher Standort war die Grenze vom Schönbornischen Gravenbruchwald zum Wildhofgebiet des Deutschen Ordens, dem Deutschherrenwald. Heute ist dies die Grenze der Neu-Isenburger und Offenbacher Gemarkung. Der Stein ist ebenfalls aus Basalt. Auf der Vorderseite ist der Schönborner Löwe mit der Jahreszahl 1730 und "SB" zu erkennen, auf der (nicht sichtbaren) Rückseite das Deutschherrenkreuz mit der gleichen Jahreszahl und der Inschrift "CF" für Commende Frankfurt. Commende bedeutet in etwa "Niederlassung". der Stein kam 2017 in den Hof des Stadtmuseums.
Die drei rechten Steine standen an der gleichen Grenzline des Gravenbrucher Waldes. Den Stein ganz rechts nennt man "Dreiherrenstein", weil er am Berührungspunkt dreier Herrschaften stand: Dem Schönborner Gravenbruchwald, dem Deutschherrenwald und dem Ysenburgischen Forst Offenbach. Drei von vier Seiten sind mit den jeweiligen Wappen verziert: Ysenburg, Deutscher Orden, Schönborn.
Auf dem dritten Stein von rechts ist ein Quadrat mit einem innenliegenden "S" (?) und einem außenliegendem "SB" zu erkennen. Auf der nicht sichtbaren Rückseite ist ein "Y" eigemeißelt. Der etwas unscheinbare Stein links des Vierherrensteins ist mit der Zahl "72" sowie "SB" (recht schmucklos) versehen. Darunter kann man zwei Zeichen erahnen, die "17" bedeuten könnten. Auf dem Kopf sind Zeichen zu erkennen, die man bei schrägem Lichteinfall mit "69" interpretieren kann. Die drei letztgenannten Steine befanden sich seit dem Bau der Wohnstadt Gravenbruch vor der Polizeistation am Vierherrensteinplatz, bis sie wegen eines Neubaus an dortiger Stelle 2020 in den Hof des Stadtmuseums verbracht wurden. Mehr über diese Grenzlinie findet man im Kapitel "Die Grenzsteine um den Schönborner Wald"
Sehr schön kann man das Lapidarium bei einem virtuellen Besuch im das Haus zum Löwen erkunden.
Ich habe für die Website www.grenzmale-hessen einige Lapidarien beschrieben und auch dort eingestellt. Es handelt sich um die Steinesammlungen auf Burg Breuberg, in Frankfurt am Main, in Kahl am Main, in Kelkheim, in Michelstadt, in Mörfelden, in Mömlingen, in Erfelden und in Steinbach am Taunus.
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