Die Grenzsteine um den Schönborner Wald


Der frühere
Schönborner Wald, auch als Gravenbrucher
Wald bezeichnet, umfasste die heutige Wohnstadt Gravenbruch und die
davon südlich liegenden Waldungen bis zur Dietzenbacher
Gemarkung. Um die Historie dieses Waldes zu verstehen, ist es
erforderlich, sich mit der
Geschichte
Heusenstamms
zu beschäftigen. 1211 ging das Dorf als Reichslehen von den
Herren
von Hagen-Münzenberg an die Herren von Eppstein. Von diesen
wurden
wiederum die Ritter von Heusenstamm belehnt. Heusenstamm hatte eine
wechselvolle Geschichte mit Höhen und Tiefen. Im
Dreißigjährigen Krieg wurde es fast
vollständig
zerstört. Seuchen dezimierten die Bevölkerung
zusätzlich. 1661 verkauften die Herren von Heusenstamm das
verarmte Dorf an die Herren von Schönborn. Die Herrschaft
dieser
kunstsinnigen und baufreudigen Familie endete 1806, als dieses Gebiet
mediatisiert und dem Fürstentum Isenburg zugesprochen wurde.
1816
wurde bei der Neuordnung Deutschlands im Zuge des Wiener Kongresses das
Fürstentum Isenburg vom Großherzogtum Hessen
übernommen.
Die Besitzverhältnisse der Waldungen um Heusenstammm waren
sehr komplex. Das Dorf gehörte zur
Biegermark,
d.h. es gab ein ausgedehnter Waldgebiet, das den beteiligten
Dörfern gemeinsam gehörte (= Markgenossenschaft).
Dieser
gemeinsame Besitz wurde von den beteiligten Parteien exzessiv genutzt:
der Wald verkam zu einer verbuschten Heidelandschaft. 1819 wurde daher
auf großherzoglichen Befehl dieser Markwald unter den
Besitzern
aufgeteilt, darunter auch auf die damals selbstständige
Gemarkung
Patershausen. Aus dieser Waldteilung ging auch die
südlich von
Heusenstamm liegende Offenbacher Wald-Enklave "Hintermark" hervor (Lit:
Kurt).
Heute befindet sich dort ein Offenbacher
Wasserwerk. Auch Heusenstamm erhielt seinen Anteil
bei der
Waldteilung.
Westlich von Heusenstamm liegt der Gravenbrucher
Wald, der früher eine eigenständige Gemarkung war.
Interessanterweise ordnet Nahrgang den Gravenbrucher Wald der
Urmark
Sprendlingen
zu. Dabei ist anzumerken, dass um 1250 das Dorf
Sprendlingen und die Waldungen
nördlich von Sprendlingen, die als "Heusenstammer Wald"
bezeichnet
wurden, den Herren von Heusenstamm
gehörten. Achtung: Nach Lit Lenhard (2) hatten die
Herren von
Heusenstamm im 13. Jh. Vogtei, Gericht und Kirchsatz
von
Sprendlingen als Katzenelbogisches Lehen. Weiter heißt es
dort,
dass der Wald in den ersten Jahrzehnten des 13. Jh. von Philipp von
Falkenstein käuflich erworben wurde. Ludwig der Bayer habe das
Lehen übertragen.
Im Jahr 1418 belehnte Kaiser Rupprecht den Eberhard
von Heusenstamm mit dem Wald .."der heißt das Kreienbruch und
das Craenbirke ...". Obwohl dieser Wald ein besonderes
kaiserlichesLehen war, wurde der Gravenbrucher Wald 1661
ebenfalls
an die Herrn von Schönborn verkauft.
Seitdem war er als "Schönborner Wald "Domanialwald,
d.h. Privatbesitz der Familie von
Schönborn. Westlich dieses
Waldes erstreckte sich der Forst Dreieich, Revier
Sprendlingen, d.h. der Domanialwald der Fürsten von
Isenburg. Das Waldgebiet
nördlich
zwischen Heusenstamm und dem Schönborner Wald ist der
"Deutschherrenwald", der sich im Besitz
der
Deutschordens-Commende
Frankfurt
befand. 1806 wurde er
mediatisiert/säkularisiert, dem Fürstentum Isenburg
zugeordnet
und bildete ab dann die
gemeindefreie Gemarkung Wildhof. Wahrscheinlich erhielt Heusenstamm
damals einen Streifen Waldes im Süden, um einen direkten
Zugang
zum Schönborner Wald zu haben. Dieser Wald heißt
heute noch
"Deutschherrenwald). 1816 wurde das Isenburger Territorium hessisch;
die Großherzoge wurden Eigentümer der Gemarkung
Wildhof.
Eine Karte des Wildhofgebietes von 1731 ist
-->hier
abzurufen, eine weitere von 1738 (Fertigung 1809)
-->hier.
Oben erkennt man den Standort des Dreiherrensteins (s.
unten), in der Mitte liegt der Wildhof, rechts oben schlängelt
der
Hainbach.

Im Hessischen
Staatsarchiv in Darmstadt wird eine sehr schöne
Karte des
"Creenbrucher" Waldes aus dem Jahr 1585 aufbewahrt. Sie ist nach
Süden
ausgerichtet. Sehr gut erkennt man die umliegenden Wälder:
Unten den "Ofenbacher Waldt", rechts den
"Sprendlinger Waldt" und oben den "Getzenhainer Waldt". Diese
Gebiete sind
mit dem Isenburger Wappen gekennzeichnet (weißer Schild mir
zwei schwarzen Streifen). Links mittig steht
"Teutsche Hern Waldt / die Hambach" (mit dem Deutschordenskreuz), links
oben "Bigermarck". Das Dietzenbacher Gebiet (der
Zwickel oben) ist nicht bezeichnet. Das Wappen der Herren von
Heusenstamm (Roter Schild, untere Hälfte Silber in drei Zacken
auslaufend, Lit. Wimmer, S. 119) findet sich mehrfach in dem
Gebiet, ebenso links in der Nähe von Heusenstamm. Sehr
schön mit drei
(kleinen) Wappen ist der Standort des Dreiherrensteins gekennzeichnet.
Interessant sind auch die auf dem
Detailbild
erkennbaren Mainzer Wappen sowie die kleinen Reiter und
Fußgänger, die sich Richtung Sprendlingen bewegen.
Eindrucksvoll sind die 55 nummerierten Grenzsteine abgebildet,
welche
die Grenze des
Gebietes markierten.

Die
nebenstehende Karte zeigt die Grenzen des Gebietes
nördlich von Dietzenbach bzw. westlich von
Heusenstamm
(blaue Linien) um 1890. Die aktuellen Gemarkungsgrenzen sind rot
eingetragen.
Man sieht in der Mitte den Schönborner Wald.
Östlich davon
liegt die selbstständige Gemarkung Wildhof (früher
Deutschherrenwald). Der Korridor zum Schönborner Wald
gehört zu Heusenstamm. Er war früher offensichtlich
im Besitz
der Commende Frankfurt, denn das Gebiet heißt noch heute
"Deutschherrenwald". Südlich davon liegt die Hintermark, die
frühere Offenbacher Gemarkungsenklave, die sich aber immer
noch in Offenbacher Eigentum befindet. Darunter
erkennen wir die
ehemalige Gemarkung Patershausen, die ebenfalls zum
Schönborner
Besitz
gehörte, sowie die Dietzenbacher Gemarkung. Im Westen lag
der Fürstlich Isenburger Wald, der im Norden an den
Wildhof
und im Süden an die Dietzenbacher Gemarkung sowie die
Hintermark
grenzte. Interessant ist auch ein
direkter Vergleich
beider
Karten. Dazu wurde die moderne Karte um 180 Grad gedreht.
Erstaunlich
exakt ist in der alten Karte die
Form des Waldgebietes dargestellt. Dafür ist Heusenstamm etwas
nach oben gerutscht, und der Streifen des Götzenhainer Waldes
ist ist etwas zu stark geraten.
Der folgende Exkurs soll
die Grenzänderungen in diesem Gebiet
etwas ausführlicher behandeln. Er gibt Antwort auf die Frage,
wie
der Schönbornsche Wald und der Wildhof aufgeteilt wurden und
warum
das Offenbacher Stadtgebiet so weit in den Kreis Offenbach hineinragt.
Ich danke Herrn Scheuern von Stadtarchiv Heusenstamm für die
freundliche Unterstützung.
Im
Juli 1955 beschloss die Hessische Staatsregierung die gemeindefreien
Gemarkungen aufzulösen, d. h. diese Gebiete mussten einer
Gemeinde
zugeordnet werden. Patershausen, der Heusenstammer Forst (zwischen der
L 3405 und der Bahnlinie) und der Wildhof kamen zu
Heusenstamm. Um die Gemarkung Gravenbruch (=
Schönborner
Wald) gab es heftiges Hauen und Stechen. Der nördliche Teil
wurde Neu-Isenburg zugeteilt, wo später die Wohnstadt
Gravenbruch gebaut wurde.
Sprendlingen erhielt den Teil westlich der B 459, Heusenstamm
den
Teil östlich davon. Es gab Klagen gegen den Beschluss der
Landesregierung, denn die
Grundbesitzer der vorher gemeindefreien Gemarkungen mussten jetzt
Gemeindesteuern (Grundsteuer) zahlen. Im März 1964
entschied das
Bundesverwaltungsgericht im Falle des Neuhofs (Egon Schumacher war
einer der
Kläger), dass die die Entscheidung der
Landesregierung nicht
rechtmäßig war. Auch der Besitzer des
Wildhofsgeländes, die Hessische
Hausstiftung, hatte dagegen geklagt.
Konsequenterweise wurde von der Regierung im Dezember 1964 die
Zuordnung der Gemarkung Wildhof zu Heusenstamm aufgehoben.
Die
Stadt Offenbach hatte im April 1964 mit der - aus heutiger Sicht
nicht
nachvollziehbaren - Begründung, den Erholungswald für
die
Bürger Offenbachs sichern zu wollen, für knapp 30
Millionen
Mark fast das gesamte Wildhofgelände (mit Ausnahme des
Hofgutes bzw. der Gaststätte )
von der Hessischen Hausstiftung gekauft. Für Zins und Tilgung
musste
die schon damals klamme Stadt
über 2 Millionen Mark aufbringen. Mit großem
Engagement verlangte der
Magistrat der Stadt Offenbach daraufhin, dass die damals zu Heusenstamm
gehörende Gemarkung Wildhof dem Offenbacher Stadtgebiet
zugeordnet
werden sollte. Das führte bei der Stadt Heusenstamm und beim
Kreis Offenbach zu
heftiger Gegenwehr. Heusenstamm wäre von Offenbacher
Gemarkungsgebiet
umgeben; man fürchtete die Expansionsbestrebungen Offenbachs.
Es ist hochinteressant, den damaligen Schlagabtausch nachzuvollziehen.
Nach
zweijährigem Stellungskrieg einigte man sich im März
1966 durch einem
Kompromiss:
Die
nördliche Seite der Autobahn bildet die Nordgrenze von
Heusenstamm. Sie
ersetzt die dortige über die Autobahn mäandernde
Grenzlinie. Von der
Querung der L 3405 (OF-Heusenstamm) mit der Autobahn geht es entlang
dieser Kreisstraße
nach Süden. Die neue Grenze macht dann einen einen
Knick nach Westen
und stößt auf die Grenze des Wildhof-Gebietes, der
sie bis zur L 3117 (Neu-Isenburg-Heusenstamm) folgt. Das Gebiet
nördlich dieser Landesstraße bis zur Wohnstadt
Gravenbruch wurde Offenbach zugeschlagen. Gleichzeitig wurde
beschlossen, die Offenbacher Hintermark gegen ein gleich
großes Gebiet
südlich der L 3117 zu tauschen. Damit erhielt Offenbach ein
gemarkungsmäßig zusammenhängendes Gebiet,
das Teile des Wildhofes und
des Gravenbrucher (Schönborner) Waldes bis zur B 495
umfasste. Die Ostgrenze bildete die L 3001 (OF-Dietzenbach). Die etwas erratisch
verlaufende Südgrenze ist eine Folge der
Feinjustierung des
Geländeausgleichs. Offenbach kaufte 1969 zusätzlich
die
Gaststätte Wildhof von der Hessischen
Hausstiftung. Von wegen "Sicherung des Erholungswaldes": Im
Jahr 1968 wurde
im Wildhofer Wald die Müllverbrennungsanlage erbaut und
zusätzlich Wald für die Schlackenhalde gerodet.
Es
soll nochmals betont werden, dass die
gemarkungsmäßige Zugehörigkeit nichts
über die
realen Besitzverhältnisse aussagt. So waren sowohl der
Schönborner Wald als auch Patershausen (und das Heusenstammer
Schloss) Privateigentum der Familie von Schönborn.
Die Baugesellschaften
mussten das Gelände der Wohnstadt Gravenbruch vom
Grafen kaufen. 1978
erwarb
die
Stadt Heusenstamm von Rudolf
Graf von
Schönborn das Hofgut Patershausen mit
Feld, den Klosterwald und
den Heusenstammer Wald. Im gleichen Jahr kaufte die Stadt Frankfurt den
Schönbornschen Wald (Forstrevier Grafenbruch). Dieser Teil des
Frankfurter Stadtwaldes liegt in drei Gemarkungen: Sprendlingen,
Heusenstamm und Offenbach. Die Hintermark, auf Heusenstammer
Gemarkungsgebiet liegend, ist Eigentum der Stadt Offenbach
(Wasserwerk).
Eine
weitere Anmerkung sei gestattet: Wie oben erwähnt, wurde der
Deutschherrenwald 1806 säkularisiert und
kam in den Besitz der
Isenburger Fürsten. Auf dem Wiener Kongress wurden die
Isenburger
Territorien dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen. Die
Gemarkung
Wildhof wurde auf irgendeine Weise Domanialwald, d.h. Privatbesitz des
Großherzogs.
1918 wurde der Großherzog abgesetzt. Das
Eigentum des Fürstenhauses
wurde 1928 in die Kurhessische Hausstiftung (seit 1986 Hessische
Haustiftung)
eingebracht, da die Weimarer Verfassung die Auflösung des
fürstlichen
Privatbesitzes forderte und der Besitz andernfalls verstaatlicht worden
wäre. Vor diesem Hintergrund ist es unsäglich, dass
der Offenbacher
Steuerzahler fast 30 Millionen Mark für ein
säkularisiertes Gebiet
aufbringen musste, das auf diese Weise in den Privatbesitz des
Großherzogs gekommen ist. Was noch dazukommt: Der
Steuerzahler
alimentiert heute noch die Kirchen mit knapp einer halben Milliarde
Euro jährlich für die Verluste, welche sie durch die
Säkularisierung
angeblich erlitten haben.
Der Vollständigkeit halber: 1900 verkaufte der
Fürst zu
Isenburg seine Forstreviere Offenbach und Sprendlingen und
1929 die Forstreviere Götzenhain und Offenthal an den
Hessischen Staat. Auch diese Gebiete waren früher Reichslehen,
die
irgendwann zu Privatbesitz wurden
Die
Steine, welche die Grenze der Gemarkung
Wildhof anzeigten, stehen z.T. noch in den Wäldern. Frau Luise
Hubel
hat sie 2004 dokumentiert. Bei Bedarf kann ich ihre Unterlagen zur
Verfügung stellen. |
Die erste Fassung dieses Textes wurde 12/2013 publiziert.
Der
Grenzsteinspaziergang
Anschauen in Google Earth
Wir beginnen unseren Spaziergang an der Polizeistation am
Dreiherrensteinplatz in der Wohnstadt Gravenbruch. In der
Grünanlage vor der Polizeistation steht der Namensgeber des
Platzes: der
Dreiherrenstein.
Er stand früher 200 m weiter
nördlich Richtung Autobahn am Schnittpunkt der Gebiete der
Fürsten von Isenburg-Birstein, der Grafen von
Schönborn
und



der
Deutschordens-Commende Frankfurt (am Waldrand hinter dem
Regenrückhaltebecken.
-->
GIS. Drei von vier Seiten sind
mit Wappen verziert: Dem Isenburger Wappen auf
der einen Seite, ein "CF" (= Commende Frankfurt) /
Kreuz / 1730 auf der
Vorderseite und ein "SB (=
Schönborn)/Löwenwappen/1730auf der
Rückseite.
Auf der vierten Seite erkennt man "70".

Das
Stammwappen
der Schönborns ist ein rotes Schild mit einem über
drei silberne Spitzen schreitender gekrönter goldener
Löwe. Lesen Sie
-->hier
einen Artikel aus der Offenbach Post aus dem Jahr 1962 aus dem
Stadtarchiv Neu-Isenburg.
Vor der Polizeistation stehen noch zwei weitere Steine aus hellem
Sandstein. Der zweite Stein ist mit
"Y"
auf der einen und einem
Quadrat
mit einem innenliegenden "
S
" (?) und außenliegenden
"SB" auf der anderen Seite gekennzeichnet. Auf dem Kopf ist
eine
"68"
eingemeißelt. Der dritte
Stein an dieser Stelle ist vergleichsweise unauffällig:
Er ist mit der Zahl "72" sowie "SB" (recht
schmucklos) versehen. Darunter kann man zwei Zeichen erahnen,
die "17"
bedeuten könnten. Auf dem
Kopf
sind Zeichen zu erkennen, die man bei schrägem Lichteinfall
mit
"69" interpretieren kann. Diese beiden Steine standen wahrscheinlich
früher in der Nähe des Dreiherrensteins (s.
Nummerierung:
68, 70,
72).
Anmerkung
3/2020:
Die Polizeistation in Gravenbruch wurde abgerissen und die drei Steine
in den Hof des Hauses zum Löwen, dem Stadtmuseun
Neu-Isenburgs,
verbracht.


Von der Polizeistation gehen wir links
an dem Bürgersaal
und dem Regenrückhaltebecken entlang zum Waldrand. Einige
Meter links davon stand der
Vierherrenstein (Nr. 70). Weiter nordwestlich dürfte der Stein
Nr.
68 gestanden haben, den man ebenfalls vor die Polizeistation gestellt
hat (Grenze Schönborn-Ysenburg bzw. Offenbacher
Wald).
Anmerkung:
Im April 2016 habe ich für den Verein für Geschichte,
Heimatpflege und Kultur Neu-Isenburg einen Grenzpfahl mit einem QR-Code
am

ehemaligen Standort des
Dreiherrensteins aufgestellt, um diesen
lokalhistorisch interessanten Ort dauerhaft zu markieren. Lesen Sie
-->hier
die Pressemitteilung der Stadt Neu-Isenburg oder
-->hier
einen Artikel aus der Frankfurter Neuen Presse.
Anmerkung 12/17:
Bei einem Silvesterspaziergang bemerkten wir, dass der Grenzpfahl nicht
mehr vorhanden war.
Weitere
Anmerkung:
Im Frühjahr 2018 setzte ich an diese Stelle eine
Sandsteinstele
mit schräg angeschnittekem Kopf, auf dem das Schild mit dem QR
Code befestigt ist.. Mal sehen, wie lange dieser Stein
unbeschädigt stehen bleiben wird.

Wir folgen dem
Waldrand und kommen am
ehemaligen Standplatz des Steines Nr. 72 vorbei, der wie
erwähnt, jetzt vor der
Polizeistation steht. Kurz vor einem links abzweigenden
Waldweg
stoßen wir linkerhand auf den ersten Stein auf einem
Grenzpunkt dieser
Grenzlinie. Er besteht aus dunkel gewordenem ehemals hellen Sandstein
und besitzt einen stark
gewölbten Kopf. Auf der Vorderseite ist das
Schönborner
Löwenwappen
(sowie SB 1730) eingemeißelt, die Rückseite ist mit
dem
Signet der Commende Frankfurt (1730) versehen. Interessant ist die
Beschriftung der NW-Seite ("76"), der SO-Seite ("13") und des Kopfes
("65").
Auf diese Nummerierung wird
weiter unten eingegangen. 120 m weiter steht der nächste Stein
der
Serie. Er ist mit "77" und "12" nummeriert. Der Kopf ist leicht
beschädigt. Auf


unserem Weg am Waldrand entlang
erreichen wir
einen Stein in einem perfekt erhaltenen Zustand. Er ist an den Seiten
und am Kopf mit "79", "10" und "62" gekennzeichnet. 130 m vor der
Bundesstraße steht ein weiterer historischer Stein der Serie.
Er
trägt nur das Deutschordens-Signet auf der Westseite (d.h. er
steht falsch herum), sonst ist er unbeschriftet. Weiterhin steht er auf
keinem Grenzpunkt. Vermutlich stand er im Bereich der
Bundesstraße und wurde beim Straßenbau an den
jetzigen
Standort versetzt, wobei die "Schauseite" den Spaziergängern
zugewandt wurde. Wir überqueren die Landesstraße und
finden
einen bemoosten, unregelmäßig geformten und
unbeschrifteten
Stein auf der linken Wegseite. Nach weitern 175 m
stoßen wir auf den
letzten der schönen Wappensteine, ebenfalls auf der linken
Seite. Er ist mit 84, 5 und 57 nummeriert. Im Dreieich-Museum
(Verbindungsflur) befindet sich ein weiterer Stein aus dieser Serie. Er
ist mit den Zahlen "80", "9" und "61" beschriftet.

Bevor
wir die Alte Babenhäuser Straße weitergehen, wollen
wir uns
kurz mit der Nummerierung der Steine beschäftigen. Es gibt bei
den
9 Steinen offensichtlich drei Zahlenserien. Die blau unterlegten Zahlen
sind auf den Steinen zu entdecken, die gelb unterlegten sind
extrapoliert. Das ist ein recht logisches Bild. Was bedeuten diese
Reihen? Eine Hypothese ist, dass die erste Reihe die durchlaufende
Nummerierung der Steine um den Schönborner Wald darstellt.
Diese
Zählung beginnt an der Südostecke des Waldes
mit dem
Grenzstein Nr. 1 (s. unten). Die zweite Reihe der Tabelle
könnte
die Zählung von neu gesetzten Steinen sein. Die dritte Reihe
(57-71) bedeutet die Zählung der Steine um den
Deutschherrenwald. Der Stein nordwestlich des Standortes des
Dreiherrensteins trägt die Nummer 72. Interessant ist
der
Vergleich mit der oben erwähnten historischen Karte. Dort
beginnt
die Zählung mit dem Stein Nr. 1 an der Südostecke des
Geländes. Allerdings hat der Vierherrenstein
auf der Karte
die Nummer 31. Das passt leider nicht. Dies bedeutet, dass die
Nummerierung der Grenzpunkte sich zwischen 1600 und 1730
geändert
haben muss.
Weiter geht's. Wir passieren das
Gambrechtkreuz,
das
linkerhand im Wald steht. Die neue Gemarkungsgrenze läuft ein
Stück des Weges entlang; wir erkennen erst links und dann
rechts
jeweils einen modernen Granitgrenzstein, welcher je eine rechtwinklige
Änderung des Grenzverlaufs anzeigt. Seltsamerweise sind diese
Steine auf den sich gegenüberliegenden Seiten mit "TP"
und einem
Dreieck gekennzeichnet, was normalerweise für einen
Trigonometrischen Punkt steht. An der Kreuzung der Alten
Babenhäuser Straße mit der Hohebergschneise findet
man einen
modernen Granitstein mit einem "M" bzw. "W" auf dem Kopf. Auf der
Linken Seite erkennen wir ein Schild mit der Aufschrift
"Deutschherrenwald". Wie oben erwähnt, handelt es sich um ein
Waldstreifen des ehemaligen Besitzes der Deutschordenscommende der eine
"Landverbindung" vom Heusenstammer Gemeindegebiet zum
Schönborner
Wald gewährleistete. Auf der nördlichen Seite dieses
Areals
haben wir keine Grenzsteine entdeckt, wohl aber auf der
Südseite.
Es handelt sich um drei unbeschrifte Granitsteine.
Kurz hinter der Kreuzung der
Alten Babenhäuser Straße mit
dem Sprendlinger Weg sehen
wir auf der rechten Seite einen großen,
unregelmäßig geformten Grenzstein.

Ein Dietzenbacher
Bürger fand ihn dort herausliegend. Ich hatte mir (11/2013)
erlaubt, ihn provisorisch an der Fundstelle(Grenzpunkt)
wieder
aufzustellen. Der Stein ist unbeschriftet, auf dem Kopf erkennt man
einen eingemeißelten Stern. Nach weitern 500 m erreichen wir
die südöstliche Ecke des
Schönborner Waldes. Dort
steht schräg gegenüber einem stillgelegten
Waldbrunnens
der Stein Nr. 1 der Grenzlinie. Er ist aus Rotliegendem, ist
unregelmäßig geformt undmit "SB" und "I"
beschriftet.
Auf den schrägen Kopf ist ein Kreuz eingemeißelt.
Hier
stießen die Gebiete der Schönborner, der Ysenburger
und die
Biegermark, später Hintermark, aneinander.

Bevor
wir dem Grenzverlauf nach Südwesten folgen, laufen wir noch
ca.
130
m der Alten Babenhäuser Straße entlang. Dies ist die
Grenze
zwischen dem Fürstlich Ysenburger Forst und der
Biegermark/Hintermark. Im Januar 2013 erhielt ich von
einem Herrn
aus

Dreieichenhain die
Information, dass dort seit langem ein
großer Grenzstein in der Nähe des Weges
läge. Es
handelte sich in der Tat um einen gut erhaltenen, 110 cm langen
rotliegenden Stein mit gewölbten Kopf. Er ist unbeschriftet,
trägt aber ein Kreuz als Weisung.Der Entdecker des
Steines hat mir mit seinen Sportskollegen
geholfen,
den Stein wieder aufzurichten
(
-->Standort).
Auf
der anderen Seite des Weges lag der Kopf
eines anderen, nur roh behauenen
historischen Grenzsteines
mit jeweils einem eingemeißelten Kreuz auf drei Seiten. Er
wurde gesichert und hat seine
Heimat im Langener Lapidarium gefunden.
Anmerkung
4/2018: Am
7. April wurde der Stein in einer gemeinsamen Aktion des Heimat- und
Geschichtvereins Heusenstamm und den Freunden Sprendlingens 200 m
weiter südlich an der Kreuzung der Alten Babenhäuser
Straße (Oberste Straße) mit der Dietzenbacher
Verbindungslandwehr wieder aufgestellt. Daneben wurde eine Holzstele
mit einem
QR-Code
eingesetzt. Darüber wurde in der
OP-online
berichtet.

Es gibt im Hessischen
Staatsarchiv Darmstadt eine interessante Karte von
Forstmeister Siebenlist aus dem Jahr 1767 (
P3
Nr 533),
in der die Situation an dieser Stelle sehr schön beschrieben
wird.
Der Stein D entspricht dem oben erwähnten Stein Nr. 1 der
Gravenbruchwaldgrenze gegenüber dem Waldbrunnen. Der Stein B,
den
der Amtmann Schenk gesehen hat, ist wahrscheinlich identisch, den wir
auf diesen Platz gesetzt haben. Der Grenzpunkt etwas
nordöstlich
davon, der auf der Karte nicht extra bezeichnet wurde, entspricht
ungefähr dem Standort des Steins, der mit den Sportskollegen
aufgestellt wurde (X). Der Kurmainzer Hoheitsstock E stand wohl auf dem
Platz A, wo der fehlende Dreiherrenstein hin musste. Man kann das jetzt
so interpretieren, dass wir mit unserer Aktion 2018 den Plan von
Siebenlist aus dem Jahr 1767 realisiert haben.
-->Doffing

Wir gehen
zurück zum Stein Nr. 1 und beginnen die
Südseite
des Schönborner Waldes zu erkunden. Die Steine dort sind sehr
archaisch; sie sind unregelmäßig und besitzen
unterschiedliche Größen und Formen. Sie bestehen
alle aus
sehr grobem Rotliegenden. Bei vielen ist auf einer Seite, bei manchen
auf
beiden Seiten ein Kreuz eingemeißelt. Die meisten haben ein
kleineres Kreuz
als Weisung und sind auf einer Seite mit "SB" beschriftet. Die
Ausrichtung auf der Südgrenze ist nicht einheitlich, auch
stehen
manche Steine nicht auf Grenzpunkten. Dies deutet darauf hin, dass
einige nicht auf ihrem ursprünglichen Standort stehen. Einige
tragen keine Nummer, was bedeuten kann, dass sie später als
Ersatzsteine gesetzt worden sind. Interessant ist ebenso, dass (weiter
westlich) ca. 8 m südlich des Weges entfernt der
Grenzgraben (?) verläuft, die Steine aber relativ dicht
am Weg stehen. Von den einst 16 Steinen der Südgrenze ist
leider nur noch die Hälfte vorhanden.

Den
zweiten Stein
finden wir knapp 100 m vom Stein Nr. 1 entfernt.
Er war zerbrochen; der Kopf lag ebenerdig neben dem Stumpf.
Er wurde von mir restauriert
und sieht jetzt ganz manierlich aus (3/2014). Auch der
Stein Nr. 3 gegenüber der Einmündung der
Steinbergschneise
lag heraus (Abb. links) und wurde wieder aufgerichtet.
Der nächste Stein steht nördlich des Wegs.
Er wurde erst
nach langem Suchen

entdeckt. Stein
Nr. 7 steht nicht zu übersehen links am Wegesrand.
Seine
Ostseite ist
kanelliert.
Vorher wurde der Stein
möglicherweise als Fensterbrüstung o. ä.
genutzt. Bis zur B 459 finden wir noch drei Steine entlang des Wegs.
Der Dritte davon steht mittig im Weg und wird von zwei
(morschen)
Pfählen geschützt. Wir überqueren die
Bundesstraße und kommen nach 280 m zum Stein Nr. 16. Er
bildet die markante Südostecke des Schönborner Waldes
und ist insofern besonders, als er neben der Nummer "16" und
"SB" auf der gleichen Seite auch das Isenburger Wappen zeigt.

Die nebenstehenden
Zeichnungen von Luise Hubel zeigen sehr eindrucksvoll die
unterschiedlichen "archaischen" Formen einiger Steine, die die
Westgrenze des Schönborner Waldes markieren. Man kann
darüber spekulieren, ob die Steine identisch sind mit denen,
die in der oben gezeigten
Karte
von
1585 eingezeichnet sind. Als die
Schönborner 1661 das Gebiet übernahmen,
könnten sie "SB" zusätzlich in die Steine
hineinmeißeln lassen haben. Das würde die
unterschiedliche
Anordnung der Zahlen und Buchstaben erklären. Gegen diese
These spricht, dass auf der Karte die Steine anders nummeriert sind als
die Steine im Wald. Unser Stein Nr. 16, der auf der Karte mit
"Hogestein" gekennzeichnet ist, hat die Nummer 8. Um diesen Widerspruch
zu klären, ist wohl noch einige Archivarbeit
notwendig.

Jetzt beginnt die
dicht besteinte Westgrenze des Schönborner Waldes entlang der
Hohesteinschneise. Die Steine stehen alle noch auf ihren
ursprünglichen Plätzen (= Grenzpunkte). Anfangs
markieren die Steine die Gemarkungsgrenze von Sprendlingen und
Götzenhain, später nur eine Flurgrenze in der
Sprendlinger Gemarkung. Nördlich der L 3117 verläuft
sie auf Neu-Isenburger Gemarkung. Der nächste Stein mit der
Nummer 17 ist vermutlich abhanden gekommen. Den Stein Nr. 18 fand
ich nach ausgiebiger Sondierung herausliegend, von einer
Schicht Erde

bedeckt.
Mal sehen,
ob er wieder aufgerichtet werden kann.
Dafür steht Stein 19 sehr schön am linken
Wegesrand. Am Grenzgraben, der einige Meter links des
(aufgelassenen) Weges verläuft, finden wir relativ gut
sichtbar die Steine Nr. 20, 21, 22 und 23. Der letztgenannte
Stein ist mit einem "KD" unter den "SB" versehen. Einige Steine Weisen
eine Kannellierung auf, ein Hinweis, dass sie vorher anderweitig
genutzt wurden. Der Weg macht dann
eine 90 Grad-Biegung nach Osten. Wir müssen dem Grenzgraben
geradeaus ins dichte Gebüsch folgen. Dies ist kein
Sonntagsspaziergang! Entlang des Grenzgrabens stehen dort die Steine
Nr. 24, 25, 26, 27 und 28. Den Stein Nr. 27, der 2004 von Luise Hubel
noch aufrecht stehend vorgefunden worden war (s. Zeichnung oben),
konnte ich nur mit
Mühe wiederfinden. Er lag, in mehrere Teile zerbrochen, einige
Zentimeter unter der Erde. Der Fahrer einer Rückemaschine hat
ihm wohl den Garaus gemacht. Vielleicht kann er wieder
restauriert werden.


Weiter geht es den
Graben entlang bis wir auf die verlängerte
Rohrschneise stoßen, der wir nach Norden folgen. Auf diesem
Grenzabschnitt konnte ich die Steine 29 und 30 nicht finden. Luise
Hubel beschrieb 2004 den Stein Nr. 31 als herausliegend. Heute steht
er,
nicht zu übersehen, sehr schön an einer
leichten Biegung der Grenze (Abb. rechts oben). Auch hier ist ein KD
(?) zu erkennen.
Stein Nr. 32 fällt aus der Reihe:
Er wurde zweifelsfrei später gesetzt, denn er ist nicht
aus Rotliegendem wie die anderen Steine,

sondern aus
hellem Sandstein. Auf der Ostseite ist ein Quadrat zu erkennen
(s. Abb. rechts unten) mit innenliegenden "S
S
B". Auf der Rückseite ist ein etwas
ungewöhnlich gestaltetes
"J" zu
sehen. Dieser Stein Er ähnelt einem der drei Steine vor der
Gravenbrucher
Polizeistation. Dort ist auf der Vorderseite ein
Quadrat
mit innenliegendem "
S
" und außenliegendem "SB" zu erkennen. Auf der
Rückseite des Steines vor der Polizeistation ist ein
"Y"
zu sehen. Irgendwann haben sich die Isenburger Ysenburger
(oder umgekehrt)
genannt.
Anmerkung 10/2016:
Nach der Publikation meines Buches “Grenzen und Grenzsteine
der
Neu-Isenburger Gemarkungen” erhielt ich einen Anruf eines
Herrn
aus Heusenstamm. Er teilte mit, dass er vor ca. 10 Jahren den
herausliegenden Grenzstein Nr. 34 der Grenze Schönborner
Wald – Forst Dreieich (Gravenbrucher Wald)
gesichert und ihn vorübergehend in seinem
Garten
aufgestellt habe. Er wolle ihn wieder zurückgeben. Die
Rückseite des Steins ist glatt abgeplatzt. Es handelt sich um
einen Sandstein vom gleichen Typ wie Stein Nr. 32. Am 14.10.2016
setzten wir den Stein wieder an seinen ursprünglichen Ort
(ohne
Neuvermessung, GPS Genauigkeit), etwas vom Weg entfernt. Bei dieser
Gelegenheit richteten wir die herausliegenden Steine Nr. 33 und Nr. 35
(südlich und nördlich der Kreuzung mit der
Besewiesenschneise) wieder auf. Beide Steine bestehen aus Rotliegendem
und sindt in einem recht schlechten Zustand. Sie stehen jedoch imposant
am Wegesrand. Stein 36 konnte nicht gefunden werden.

Der Stein Nr. 37
steht dagegen deutlich
sichtbar an einem Vorsprung des Grenzgrabens nach Osten. Man erkennt
"37" im Westen und "SB" im Osten. Die folgenden Steine sind ebenfalls
einfach zu
finden, sie stehen meist auf einem Vorsprung des Grenzgrabens
und somit mittig auf der Grenzlinie. Der Stein Nr. 40 ist besonders
interessant: Er besteht aus rotem Sandstein (nicht
aus Rotliegendem)
und ist exzellent erhalten. Nach Süden erkennen

wir
auf der Seite die Nummer "40", nach Westen ein "J." für
Isenburg
und auf der
Ostseite ein "G.G.", darunter ein "SB.". Das "G.G." steht
wahrscheinlich für "Gemarkung Gravenbruch". Beim
Grenzpunkt
Nr. 42
finden wir nur noch den Stumpf eines Grenzsteins auf dem Vorsprung des
Grabens. Der nächste Stein ist der mit der Nummer 44, ein
kleiner
etwas
seltsam geformter Stein, der wie üblich mit "44" und "SB"
beschriftet ist. Stein Nr. 45 steht nur unweit entfernt. Er
fällt
insofern aus der Reihe, als er zwar ähnlich geformt ist wie
der
Stein Nr. 40, jedoch aus Rotliegendem besteht und nur auf der Nordseite
mit einem "J" beschriftet ist. Es ist zu vermuten, dass der Stein
irgendwann falsch herum wieder eingesetzt wurde.

Die Grenze
überquert jetzt die L 3117. Sie ist gut an dem Grenzgraben zu
erkennen, der sich wenige Meter hinter der Landesstraße
deutlich nach Norden zieht. Es führt kein Weg entlang des
Grabens. Der Grenzsteinfreund muss sich durch Brombeerhecken
und über gestürzte Bäume

bewegen.
Den ersten Stein dieses Grenzabschnittes (Nr. 47) finden wir stark nach
Osten hängend am
Rand
des Pferdedressurplatzes des Reiterhofs. Die beiden
nächsten Steine mit den Nummern 48 und 49 stehen kurz
vor und hinter der Großleinwand des Autokinos. Es handelt
sich um ca. 15 cm starke Steinplatten aus grobem Rotliegenden, die mit
der Nummer, "SB" und einem bzw. zwei Kreuzen gekennzeichnet
sind. Stein Nr. 50, auf der Höhe der
Wirtschaftsgebäude des Autokinos stehend, fällt
wieder aus
dem Rahmen. Er entspricht dem Stein Nr. 40 weiter südlich. Er
besteht aus rotem Sandstein und ist recht gut erhalten.
Auf der Südseite liest man "50", auf der Westseite "J."
(für Isenburg). Auf der Ostseite erkennen wir mit
Mühe ein
"GG." und darunter ein "SB". Stein Nr. 51 gehört wieder zur
Serie
der flachen Steine.

Dieser
Stein ist der
letzte, den wir auf unserer Rundwanderung finden
können. Der Grenzgraben zieht sich zwar weiter nach Norden bis
zur Straßenmeisterei; die Steine sind aber abhanden gekommen.
Der Isenburger Wald war übrigens der Forst Dreieich, Revier
Sprendlingen. Im Norden lag dagegen der Offenbacher Forst. Die
ehemalige Nordgrenze des Schönborner Waldes existiert durch
den Autobahnausbau praktisch nicht mehr. Auch hier sind alle
Grenzsteine verloren gegangen. Wir können jetzt über
den Weg,
der rechts von der Zufahrt zur Autobahnpolizei abzweigt, zur jetzigen
Nordostecke des Schönborner Waldes laufen. An der ganzen
Nordgrenze stehen keine Steine mehr. Der nächste Stein an der
Grenzline wäre Stein Nr. 68, der aber jetzt vor der
Polizeistation steht.
Am ehemaligen Standplatz des Dreiherrensteins wären
wir
wieder an den Ausgangspunkt
zurückgekehrt.

Wir können unseren
Rundweg um den Schönborner oder Gravenbrucher Wald mit einem
Besuch das Torbaus des ehemaligen
Forsthauses
Gravenbruch
beschließen. Über dem Tor
erkennt man ein
Doppelwappen:
links das der Schönborner
Fürsten, rechts das der Grafen von Montfort (Gräfin
Maria
Theresia von Schönborn war eine geborene Reichsgräfin
von
Montfort, geboren zu Tettnang am Bodensee).Man
beachte auch die Schießscharten auf beiden Seiten des Tores.
Das
sind möglicherweise die Überreste des 1586 erbauten
befestigten Hofes. Auch auf der Innenseite der Tordurchfahrt
ist
ein
Doppelwappen aus Sandstein angebracht: links wieder das
Schönborner

Löwenwappen, rechts das Wappen
der Familie Greiffenclau-Vollrads. Dieses Doppelwappen ist auch
über dem Eingang des Heusenstammer Schlosses zu
sehen. Interessant ist
die Geschichte der Namensgebung von Gravenbruch:
Creyenbruch (1299),
Krienbruch;
Craenbruche
(1401),
Creyenbruch (1405),
Kreyenbruch
(1437),
Kreyenbruch (1466),
Creyen Bruch
(1467),
Kreichenbruch (1567),
Creenbruch
(1595),
Cravenbruch (1607),
Gräfksenbruch
(1829),
Grafenbruch (1946),
Gravenbruch
(1965). Das Hofgut /Forsthaus wurde nach den
Kriegszerstörungen zu einem

Hotelkomplex
ausgebaut, der seit 1976 von Kempinski betrieben wird. Der
Bau der Wohnstadt Gravenbruch wurde 1960 begonnen. Seit
diesem Jahr besteht auch das Autokino. Abschließend sei
angemerkt, dass ich gegenüber der Zufahrt zum
Autokino an der
B 459 Richtung Autobahnmeisterei einen herausliegenden Grenz-
oder
Kilometerstein aus Basalt im Wald gefunden habe. Dessen Kopf ist stark
beschädigt, so dass man die Inschrift leider nicht entziffern
kann. Er wurde von mir gesichert und wurde im Langener Lapidarium
aufgestellt.
Anmerkung
April 2016:
Beim Aufstellen des o.g. Grenzpfahls am ehemaligen Standort des
Dreiherrensteins fällt ein Graben auf, der sich von dieser
Stelle
nach Nordosten zieht. Nach ca. 60 m macht er einen Knick. Man findet
dort den Stein Y-CF 72. Er trägt die Nummer 72 auf dem Kopf
und
ist auf einer Seite mit einem "G" gekennzeichnet. Es handelt sich um
einen Stein der Grenze des Ysenburger Forst Offenbach und dem
Territorium des Deutschen Ordens, dem Deutschherrenwald bzw der
spätere Wildhofwald. Man kann dem Graben bis zur Autobahn
folgen.
Dort stehen noch acht weitere, teils mit Ziffern gekennzeichnete Steine
(72 - 81). Frau Luise Hubel hat die Grenzsteine im April 2001
dokumentiert. Die Karte mit dem Grenzverlauf und die Zeichnungen der
Grenzstein bis zur Autobahn können hier angeklickt werden.
Frau
Hubel ist der Auffassung, dass die Steine wahrscheinlich um
1547
gesetzt worden sind. Das "G" bedeutet "Gemarkungsgrenze" und sei nach
einer Instruktion für Feldgeschworene nach 1833
nachträglich
eingemeißelt worden. Die Grenze verläuft weiter
über
die Autobahn Richtung Nordosten, wo weitere Grenzsteine stehen, die
aber hier nicht beschrieben werden sollen.

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