Die Grenzen und Grenzsteine in der Heusenstammer
Gemarkung
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1661 hat Philipp Erwein von
Schönborn die
Herrschaft Heusenstamm käuflich erworben. Diese
umfasste den
Gravenbrucher Wald,
die Heusenstammer Gemarkung sowie die Gemarkungen von
Hausen und Obertshausen. 1741 kaufte Maria Theresia von
Schönborn das ehemalige Kloster Patershausen. 1806 wurde das
Schönborn'sche Gebiet mediatisiert und dem
Fürstentum Isenburg zugeschlagen (das wiederum 1816 vom
Großherzogtum Hessen übernommen wurde). Die
Eigentumsverhältnisse erfuhren keine Veränderung:
Der Gravenbrucher Wald, Patershausen und das Schloss mit dem westlich
angrenzenden Wald ("Forst") blieben im Besitz der Schönborner
Familie.
Heusenstamm war an der Bieber(Bieger)mark beteiligt, einem gemeinsamen
Waldbesitz verschiedener Gemeinden. Die Markgemeinschaft wurde um 1818
aufgelöst und unter den Markgenossen aufgeteilt. Das
Waldgebiet nördlich von Heusenstamm kam in den Besitz von
Bieber, Bürgel und Offenbach. Offenbach erhielt
zusätzlich ein Areal südwestlich von Heusenstamm, die
Offenbacher Hintermark. Heusenstamm erweiterte seine Gemarkung durch
Waldgebiete im Süden und Südosten, die
die Gemarkung Patershausen fast ringförmig
umschließen (Sporken, Martinsee und Heusenstammer
Hintermark). Die Grenzen zu Obertshausen und Rembrücken
wurden neu gezogen. Auch Patershausen erhielt im Osten
Waldgelände aus der Biebermark.
Die Gemarkung Wildhof nordwestlich von Heusenstamm war seit dem
Mittelalter im Besitz der Deutschordenskommende Frankfurt. Sie war kein
Teil der Biebermark. Als der Deutsche Orden 1809 von Napoleon
aufgelöst wurde, kam das Gelände in den Besitz des
Fürstentums
Isenburg und dann 1816 in den des Großherzogtums Hessen. In
dieser Zeit muss es einen "Deal" gegeben haben: Die Heusenstammer
Gemarkung wurde im Westen durch einen Waldstreifen der
Wildhof-Gemarkung erweitert ("Heusenstammer Rüssel"), der eine
"Landverbindung" zum Schönbornschen Gravenbruchwald darstellt.
Dieses Flurstück heißt heute noch
"Deutschherrenwald".
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Mit Hilfe der
Buxbaum-Karten
und alten
Messtischblättern
lässt sich der Verlauf
der Heusenstammer Gemarkungsgrenzen um 1850 recht gut rekonstruieren.
Im
Norden mäandert die Grenzlinie entlang der alten
Biebermarkgrenze. Die Gemarkung Bieber reicht bis hinter das
Schlossgelände, während die Heusenstammer Wiesen sich
wie ein Keil nach Norden strecken. Im Westen reicht die Heusenstammer
Gemarkungsgrenze bis zum Waldrand der Wildhofgemarkung. Im
Süden grenzt Heusenstamm an die Offenbacher Hintermark. Die
Grenzlinie entspricht zunächst der alten
Biebermarkgrenze. Die gerade Grenzlinie nach Südosten
("Grenzschneise") ist das Resultat der Markwaldteilung. Die West- und
Nordgrenze zur Gemarkung Patershausen entspricht wieder der alten
Biebermarkgrenze. Man beachte dabei die "Ausstülpung" nach
Norden, die man beim Anschauen von modernen Karten nicht vermutet
hätte. Die Ostgrenze von Patershausen zu Heusenstamm
verläuft an einer Schneise parallel zum Schmidtgaben.
Im Süden folgt die
Grenze dem Rembrücker Weg und dann einer
Schneise bis zur Nordgrenze von Dietzenbach.
Dietzenbach, Jügesheim und Hainhausen gehörten zur
Rödermark, folglich entspricht die Südostgrenze von
Heusenstamm bis zum Erreichen der Rembrücker Gemarkung der
alten Biebermark - Rödermark Grenze. Zunächst
verläuft sie der Waldstraße/Unterste
Straße nach Südosten bis zum
Schmidtgraben, der auf ca. 1200 m die Grenze zu Jügesheim
bildet. Anschließend verläuft sie entlang des
Rembrücker Wegs bis zur "Heusenstammer
Grenzschneise". Diese führt dann in gerader Linie bis
zur heutigen L 3117, von wo sie eine Biegung um den "Goldberg" macht,
dem
jetzigen Naturschutzgebiet. Dort trifft sie dann wieder auf die Grenze
von Bieber und Obersthausen.
Die Grenzen von 1850 stimmen nur in geringem Ausmaß mit den
heutigen Gemarkungsgrenzen überein. Um den komplexen Prozess
der Grenzänderungen nachfolgen zu können, sei hier
die Situation um 1964 dargestellt:
1900 und 1930 kaufte der Hessische Staat den Fürstlich
Isenburger
Forst Dreieich. Er wurde gemarkungsmäßig auf
Neu-Isenburg,
Sprendlingen, Götzenhain, Dietzenbach (und Offenthal)
aufgeteilt.
1954 wurden weitere "gemeindefreien" Gemarkungen an benachbarte
Gemarkungen aufgeteilt. Der Gravenbruchwald wurde zwischen
Neu-Isenburg, Sprendlingen und Heusenstamm aufgeteilt (rote
Grenzlinien). Die Gemarkungen
Patershausen und Wildhof kamen zu Heusenstamm. Der Besitzer des
Wildhofs, die Hessische Hausstiftung, klagte gegen diese Entscheidung
und erhielt Recht. Wildhof war 1964 wieder eine unabhängige
Gemarkung geworden. Es entwickelte sich in der Folge ein heftiger
Streit zwischen der Stadt
Offenbach (die den Wildhof von der Hessischen Hausstiftung für
30
Mio DM gekauft hatte) und Heusenstamm um diese Gemarkung, den
ich ausführlich in einem
Artikel
an anderer Stelle auf dieser Website beschreibe. Der Streit wurde
schließlich mit einem akzeptablen Kompromiss beendet.
Die neuen Offenbacher Grenzen sind in der Skizze rot eingezeichnet.
Ausgangspunkt war eine Teilung der Gemarkung Wildhof entlang der L
3117. Aber dann machte man Nägel mit Köpfen: Das
etwas
unglückliche Relikt aus der Markwaldteilung, die Offenbacher
Hintermark, kam zu Heusenstamm. Dafür erhielt Offenbach einen
Teil
des Heusenstammer Gravenbruchwaldes und einen Teil des Wildhofes
südlich der L 3117. Zusätzlich definierte man die
Nordseite
der Autobahn A3 zur Nordgrenze von Heusenstamm. Einige kleinere
Grenzkorrekturen im Nordosten rundeten den Flächenaustausch
ab.
Die Gemarkungszugehörigkeit sagt nichts über die
Besitzverhältnisse aus. Nach wie vor sind die Hintermark im
Besitz
der Stadt Offenbach, ebenso der komplette Wildhof und die Waldgebiete
zwischen der ehemaligen Gemarkungsgrenze und der
Autobahn A3. Der Gravenbruchwald südlich der L 3117,
auf
drei Gemarkungen gelegen, gehört der Stadt Frankfurt, die das
Gebiet 1978 von den Schönborns kaufte. Patershausen wurde
ebenfalls 1978 von der Stadt Heusenstamm gekauft.
1977 wurde im Zug der Gebietsreform Rembrücken von Heusenstamm
eingemeindet. Dabei ergab sich das Problem, dass die Straße
Heusenstamm - Rembrücken über das Gemarkungsgebiet
von
Obertshausen verlief. Daraufhin wurde das Waldstück
südlich dieser Straße nach Heusenstamm umgemarkt. Es
wäre sicher interessant, die damaligen Diskussionen
nachzuvollziehen. Mal sehen, was die Archive hergeben.
Ein
Grenzsteinspaziergang um die alte Heusenstammer Gemarkung
Ich bin die Grenzen von Heusenstamm im Frühsommer 2017
abgelaufen.
Der Bewuchs war schon relativ stark, so dass ich nicht
ausschließen kann, Grenzsteine übersehen zu haben.
Sehr
hilfreich für die Dokumentation der Heusenstammer Grenzsteine
waren die Aufzeichnungen von Frau Luise Hubel, die die Grenzen um 2004
begangen und die gefundenen Steine zeichnerisch (und nur teilweise
fotografisch) dokumentiert hat.
Man kann den Spaziergang am Naturschutzgebiet Goldberg an der
Grenze
von Heusenstamm und Obersthausen beginnen. Die Wege folgen der
Grenzlinie.
Leider konnten nur einige moderne, jedoch keine historischen Steine
dort gefunden werden. Sie müssen wohl bewusst entfernt worden
sein, denn auf der anderen Seite der Autobahn findet man historische
Steine an der Grenze von Bieber und Obertshausen. Nachdem der See im
Naturschutzgebiet umrundet wurde, begibt man sich zum
nördlichen
Ende des Friedhofsparkplatzes (die Grenze verläuft ab dem
Goldberg
hinter den Häusern parallel zur Frankfurter
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Straße und
dann
quer über den Friedhof). An der Gabelung am Waldrand nimmt man
den
mittleren Weg, der hinter dem Schloss nach Norden
führt. Rechts
sieht man den noch

gut
erhaltenen Grenzgraben. Der asphaltierte Weg endet an
einer Wiese.
Wenn man dem gut sichtbaren Graben am inneren Waldrand entlang nach
Norden bis zur Autobahn folgt,
findet man insgesamt sieben Steine. Sechs davon sind
quaderförmige
Basaltsteine mit einer Grundfläche von ca. 20 x 20 cm. Sie
sind
mit einem "G" auf einer Seite beschriftet. Dies scheinen die
Standardsteine zu sein, die bei der Markwaldteilung gesetzt worden
sind. Ein Stein dieser Serie (HEOF 26) ist anders: kleiner,
gewölbt, aus
Sandstein und mit "H" und "B" beschriftet (Heusenstamm und Bieber).
Die Grenze unterquert mit dem Bieberbach die Autobahn. Insgesamt
konnten nördlich der Autobahn sieben "G-Steine" gefunden
werden.
Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass dort noch mehr Steine zu
sehen sind. Im Erkundungszeitraum (Juli 2017) war der Bewuchs,
insbesondere entlang des Bieberbachs, sehr dicht. Wie dem
Messtischblatt
von 1963 zu entnehmen ist, umschloss die Grenze dort eine zu
Heusenstamm gehörende Wiese.

Die ehemalige Grenze
zwischen Heusenstamm und Bürgel quert
wieder die Autobahn und verläuft
nördlich an der Kläranlage vorbei. Dort konnten keine
Grenzsteine gefunden werden. Auf der
anderen Seite der S-Bahn-Trasse geht es weiter. 10 Meter vor
der Abzweigung zum
Heusenstammer
Jüdischen Friedhof,
ca. 15 Meter Richtung Norden, steht ein weiterer
quaderförmiger
Basaltstein mit einem eingemeißeltem "G" (HEOF 51). Der
nächste Stein
dieser Serie befindet sich dicht an der östlichen
Friedhofsmauer,
dort, wo sie einen leichten Knick macht. Man folgt der Friedhofsmauer.
Direkt an der Nordwestecke des
Friedhofs steht ein leicht gewölbter roter Stein mit der
Inschrift
"SB"
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Richtung
Norden (für Schönborn). Auf der Westseite ist eine
"3"
eingemeißelt. Dieser Stein
dürfte mit der Ausweisung des Jüdischen Friedhofs
1669 durch
Melchior Friedrich von Schönborn gesetzt worden
sein. Man
erkennt
an dieser Stelle den Grenzgraben, der Richtung Westen
verläuft.
Der nächste Stein steht nur wenige Meter von der
Friedhofsmauer
entfernt. Er ist gewölbt, besteht aus rotem Sandstein, ist mit
einem Kreuz auf dem Kopf versehen und ist auf der Südseite mit
"GH" und "SB" beschriftet. Auf der Ostseite erkennt man eine "4".
"GH" steht wahrscheinlich für Gemarkung Heusenstamm
und
das "SB" soll bedeuten, dass es sich um einen Domanialwald der
Schönborner Grafen handelt. "GH" meint hier sicherlich nicht
"Großherzogtum Hessen". Der
folgende Stein, ebenfalls mit der Inschrift "GH" / "SB", steht sehr
schön an einem Knick des Grenzgrabens. Er trägt die
Nummer
"5" und ist auf dem Kopf mit roter Farbe markiert. Die fortlaufende
Nummerierung belegt, dass die Zählung bei dem ersten
hier
beschriebenen Stein vor dem Jüdischen Friedhof begann. Der
Stein
Nr. 6
stand am nächsten Knick des Grabens. Leider ist er zerbrochen;
ein
großes Bruchstück konnte im Laub gefunden werden.
Wenn man
den Fuß finden könnte, wäre es vielleicht
möglich,
ihn zu restaurieren. Wiederum am nächsten Knick des
Grenzgrabens waren
nur noch kleinere Bruchstücke des Grenzsteins zu finden. Der
Graben zieht sich von hier nach Nordwesten zur Autobahn A3. Unter
der Straße befindet sich der Grenzpunkt der
Gemarkungen
Heusenstamm, Bürgel und
Offenbach. Von dort aus biegt die Grenze Offenbach-Heusenstamm wieder
gen Südwesten.
Um
an die Grenze zu


gelangen,
schlägt man sich vom letzten
Grenzknick (mit den Steinbruchstücken) durch das Unterholz
nach
Westen, bis man auf eine nicht mehr
gepflegte Schneise kommt, der man dann in nördlicher Richtung
bis
zum Grenzgraben folgt. Wenige Meter westlich stößt
man auf
der Südseite des Grabens auf einen quaderförmigen
Basaltstein mit einem Kreuz auf dem Kopf und der Beschriftung
"O"
nach Norden (Offenbach) und "H" nach Süden (Heusenstamm).
Durch
den Grabenabhang ist der Grenzsteinfuß einseitig freigelegt.
Der
letzte noch vorhandene Stein der Nordgrenze steht ca. 80 Meter weiter
westlich an einen Grabenknick nach Nordwest, beschriftet mit
"GO" und "GH" (Gemarkung Offenbach, Gemarkung Heusenstamm. Der Graben
macht dann zwei weitere Knicke, an denen keine
Grenzsteine mehr stehen. Die Grenze erreicht dann die Rampe der
Offenbacher Straße. Der nächste noch existierende
Stein
(HEWI 1§) steht an der Nordwestecke der Heusenstammer
Gemarkung am Frankfurter
Weg bzw. an der Ecke einer Garage am Ende des Garagenhofs am Zeisigweg.
Er ist mit "SB" und der Nummer "13" beschriftet. Er markiert die Grenze
von Heusenstamm mit dem Wildhof.

Die Gemarkungsgrenze knickt dort nach
Süden
ab bis zur Isenburger Straße. Auf diesem Abschnitt entspricht
die
aktuelle Gemarkungsgrenze der historischen. Während die
aktuelle
Grenze der Isenburger Straße nach Westen bis
zur Dietzenbacher
Straße folgt (und dort nach Süden abknickt) verlief
die
historische Grenze ca. 100 m der Isenburger Straße entlang
nach Osten, um
dann nach Süden abzubiegen. Das Gebiet um
die Königsberger und Stettiner
Straße
ist dicht
bebaut, dort gibt es keine Grenzsteine mehr. Wenn man einige Meter
nördlich der Kreuzung Dietrich-Bonhoeffer-Straße und
Feldbergstraße den Weg am Waldrand Richtung Westen geht,
kommt
man am Ende dieses Wegs an einen relativ großen, gut
erhaltenen
Basaltstein, der mit einem "W" (für Wildhof) und "46"
beschriftet
ist (HEWI 46). Wenige Meter südlich steht ein weiterer Stein
mit
einem
"W"
und der Nummer "47". Ein Stein mit der Nummer 48 findet man unter Efeu
versteckt ca. 2 Meter östlich des Weges, dort, wo er einen
leichten
Bogen macht.

Anmerkung 11/2021:
Der Revierleiter des Offenbacher Forstes, Herr Soltysiak, machte mich
auf einen Grenzstein aufmerksam, der schon seit sehr langer Zeit in
einem ehemaligen Offenbacher Forstgarten unter Gerümpel
versteckt
sei. Er lag mit seiner "schönen" Seite nach unten, so dass wir
erst nach dem Anheben mit hydraulischer Hilfe sehen konnten, dass es
sich um einen Grenzstein des Deutschen Ordens handelt: das
Deutschordenskreuz, darüber C F (für Commende
Frankfurt), darunter 1732 und auf der Seite die Zahl 32. Es
stellte sich jetzt die Frage nach dem ursprünglichen
Standplatz:
Wir haben an der Nordwestecke von Heusenstamm den Stein No 15 und
weiter südlich den Stein No 48. Kristof Doffing hat in seinem
Fundus eine
historische
Karte des Wildhofgeländes,
in der die Grenzpunkte eingezeichnet sind. Wir können darauf
die
Steine 15 und 48 identifizieren. Man braucht dann nur die Grenzpunkte
abzuzählen, bis man auf Punkt 32 kommt. Christof Doffing
erstellte
zusätzlich eine zoombare Karte mit eine Überlagerung
der
historischen Karte auf die Open Street Map. Somit
erhält man den recht
genauen ehemaligen
Standort.
Dieser war glücklicherweise nicht überbaut, sondern
lag an
einer Wegegablung mit starkem Begängnis. Der Stein wurde von
mir
aus dem Forstgarten geholt, Mitarbeiter der Firma Burkard
säuberten ihn und setzten ihn mit einem
Hebewerkzeug
am 12.11.2021 an seinen alten Standort zurück. Dr. Krebs, der
Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Heusenstamm und ich
betonierten im Anschluss daran eine Stele mit einem QR-Code nebendran.
Der Text hinter den QR-Code ist
-->hier
abzurufen.
-->Hier ein Bericht aus der Offenbach-Post.
Fortsetzung des
Grenzsteinspaziergangs: Am Ende des Wegs wendet man sich
nach rechts,
überquert die L
3001
und folgt dem Sprendlinger Weg bis zur Alten Babenhäuser
Straße, die dort die Grenze zum Gravenbruchwald bildet.
Schräg gegenüber der Einmündung steht ein
Stein dieser Grenze, der vom Autor
dieser Zeilen vor einigen Jahren dort wieder aufgerichtet wurde. Es
sind nur wenig Meter bis zum Hainerweg, wo man auf die alte Grenze zur
Hintermark trifft.

Da zunächst die Grenzen von 1850 erfahren
werden sollen, biegt man in den Hainerweg ein rechterhand findet man im
gut sichtbaren Grenzgraben drei Steine. HEHI 10 ist

wieder der
Standard-Gemarkungsgrenzstein aus sauber bearbeitetem Basalt und einen
länglichen "G". Die folgenden beiden Steine auf der
Grenzlinie sind aus hellem Sandstein (z.T. stark bemoost)
quaderförmig, nur grob behauen und mit einem
rundlichen "G" auf einer Seite versehen. Die nächsten
Steine dieser Serie stehen hinter dem bebauten
Grundstücken an der Hohebergstraße, am Eschenweg und
am Ahornweg. Die Steine befinden sich in unwegsamen Gelände;
einer ist jedoch an Ende der Stichstraße am
Grundstück Eschenweg 14 direkt am Zaun zu sehen (HEHI 39).
Einige Steine schauen nur wenig aus dem Boden hervor. Der Stein HEHI 35
fällt aus der Serie: es handelt sich um einen unbehauenen
Basaltstein. Die Grenze überquert dann die
Industriestraße und biegt im Wald nach Osten ab. An dem Knick
steht ein weiterer "G"-Stein. Im weiteren Verlauf der Grenze bis zur
Grenzschneise findet man nur noch einen Stein direkt an

einer
Grundstücksgrenze. Die kerzengerade nach Südosten
führende Grenzschneise ist ein Relikt der Markwaldtrennung.
Sie ist nicht besteint. Man kann der Grenzschneise nicht nach
Patershausen folgen, da sie die S-Bahntrasse quert. Man muss den
Bahnübergang an der Zufahrt zum Patershäuser Hof
nutzen um an das Ende der Grenzschneise am
Patershäuser Weg zu gelangen. Die Grenzsteine an der
Zufahrt zum Patershäuser Hof bis zum Bahnübergang
werden weiter unten behandelt. Hinter dem Bahnübergang findet
man linkerhand einen Stein mit den Inschriften "GO" und "GP" / "SB"
sowie eine "5" auf der Seite. Dies steht für "Gemarkung
Offenbach" (Hintermark), "Gemarkung Patershausen" und
"Schönborn". Die "5" bezieht sich auf eine Nummerierung, die
mit einem Stein am südlichen Ende der Grenzschneise begann und
sich gegen den Uhrzeigersinn um die Gemarkung Patershausen zieht. Nach
wenigen Metern erreicht man das Patershäuser Feld. Es sollte
nicht versäumt werden, das Sühnekreuz an
der Brücke über den Liliengraben (so heißt
der Bieberbach in diesem Gebiet) zu bewundern.
Da die Grenze von Heusenstamm zu der Patershäuser Gemarkung
erkundet werden soll, folgt man dem Patershäuser Weg
am Waldrand entlang nach Norden. Der Stein mit der
Inschrift "H+B / 1914" an der Abzweigung des Sporkenwegs
(blauer Punkt auf der Karte) ist kein Grenzstein, sondern ein
Gedenkstein für Hermann Buchal, über den an
anderer
Stelle dieser Website berichtet wird. Der
Buxbaum-Karte
der Gemarkung Patershausen ist zu entnehmen, dass die Grenze vorher vom
Patershäuser Weg abzweigte
und einen Bogen durch das heutige Feld machte, bis sie wieder an der
Einmündung eines Wegs auf
den jetzigen Waldrand traf.
An dieser Stelle am Fuße einer Eiche steht nur wenig aus dem
Boden ragend ein unbehauener und unbeschrifteter Grenzstein aus Basalt
(PAT 60). Man folgt dem Weg in den Wald hinein und findet an der
nächsten Wegbiegung einen weiteren unbearbeiteten hellen
Sandstein (PAT 59), ebenfalls nur wenig aus dem Boden
schauend. Am nächsten Querweg erkennt man gegenüber
der
Wegeinmündung den Stein PAT 58. Die alte Grenze folgt jetzt
diesem
Querweg. Er ist auf der Nordseite -für eine Grenze typisch-
mit
Eichen bepflanzt. Weitere
Grenzsteine konnten dort aber nicht mehr gefunden werden. Man geht
zurück zum Stein PAT 60. Auf dem Messtischblatt von 1934 ist
dort
die Gemarkungsgrenze von Patershausen eingetragen. Demnach muss es
zwischen 1850 und 1937 zu einem Grundstückstausch zwischen
Heusenstamm und Patershausen gekommen sein.


Man
passiert bei der Brücke über den
Bieberbach die Überreste der Renningshauser Mühle,
biegt nach rechts in den Niederröder Weg, folgt dem ersten Weg
nach rechts und gelangt dann an eine Abzweigung eines unbenamten Weges,
der von dort die Grenze nach Süden begleitet. Der
nächste Grenzstein (PAT 43, Inschrift: GP / SB) steht gute 100
Meter von der
Abzweigung entfernt. Luise Hubel hat ihn 2004 zeichnerisch
dokumentiert. Danach ist er offensichtlich unter einen
Böschungshobel geraten, der ihn erheblich
beschädigte. Der Autor konnte ein von ihm gefundenes
Bruchstück wieder anpassen. Noch schlimmer erging es Stein PAT
42:
Er wurde
in den Wegeschotter einplaniert (s. Abbildung). Im Juli 2017 wurde er
vom Autor geborgen und am Wegesrand "museal" d.h. ohne
Neueinmessung wieder aufgestellt. Ein sehr schönes
Exemplar !



Ähnlich
imposant steht Stein PAT 41 auf
einem durch einen Bogen des
Grenzgrabens gebildeten Vorsprungs. Auf der Ostseite
ist "SSB" zu
erkennen; ein seltsames Zeichen ist auf der anderen
Seite eingemeißelt. Es ist eine
Überlagerung der Buchstaben A, W und H. Eine Retro-Bildsuche
dieses Symbols im Internet brachte kein Ergebnis. Der Weg
biegt nach gut 300 Metern nach links ab, während die Grenze
ohne Wegbegleitung geradeaus

weiterläuft.
Leider hat der Forst
über dem Grenzgraben
eine
Rückegasse angelegt. Dem Stein PAT 39
ist dies nicht
gut bekommen; er wurde umgestoßen und hängt
stark
nach Süden. Er ist mit "SSB", "H" und auf der Rundung mit "39"
beschriftet. 90 Meter weiter südlich steht am Ende der
Rückegasse sehr schön der Stein PAT 38. Er
ist ebenfalls mit "SSB" und "H" sowie mit "38" beschriftet.
Man kann sich jetzt weiter nach Süden durch das dichte
Unterholz
schlagen, oder bis zum Querweg zurückgehen und einen
bequemeren
Umweg über den Niederröder Weg nehmen, um an die
Fortsetzung
des Grenzverlaufs zu kommen. Hier finden wir die Steine
PAT 37
(Inschrift SSB, mit Spiegelverkehrtem ersten S und der Nummer 37 auf
der Seite) und
PAT
36
(Inschrift: SB). Weitere Steine dieser Serie konnten entlang des
Rembrücker Wegs und weiter bis zur Dietzenbacher Grenze nicht
gefunden werden. Allerdungs steht etwas nördlich des
Rembrücker Wegs ein unbehauene Basaltstein PAT 20,
der nicht
die Gemarkungsgrenze markiert. Auch hier hilft ein Blick auf
die
Buxbaum-Karte: es handelt sich
um einen Grenzstein, der vor der Markwaldteilung die Grenze zwischen
Patershausen und der Biegermark kennzeichnete. Luise Hubel
schrieb dazu, dass dieser Stein zu den 44 Steinen gehörte, mit
denen 1380 der Wald des Klosters markiert wurde. Ob die Stene PAT 58
bis PAT 60 auch dazu gehören? Luise Hubel hat
übrigens 2004
etwas östlich der Renningshauser Mühle einen
herausliegenden
Stein mit der Nummer "50" gefunden, der 2008 nicht mehr vorhanden war.
Die
Südgrenzen von Heusenstamm
Die Grenzverhältnisse im Süden Heusenstamms sind
recht komplex. Sie sollen anhand der Abbildung näher
erläutert werden. Die aktuelle Gemarkungsgrenze Heusenstamms
ist rot gekennzeichnet. Sie entspricht in weiten Teilen der Nordgrenze
Dietzenbachs. Die dort stehenden Grenzsteine wurden bereits in anderen
Kapiteln dieser Website behandelt, daher genügt ein Link auf
die entsprechenden Seiten. An den Grenzschneisen nördlich des
Punktes G bis hoch zur Offenbacher Grenze wurden keine Grenzsteine
gesichtet.
Weitere Steine (März
2021)
Herr Horst Graf machte mich auf weitere Steine an der Bieberbachaue
aufmerksam. Man erreicht sie, wenn man von der
Bieberbachbrücke an
der ehemaligen Mühle von Renigishausen dem Wiesenpfad nach
Norden
folgt.
Die
drei Steine
stehen an einem Graben bzw. an einem Abhang mit eindeuteigem
Grenzcharakter: Eine Reihe von sehr alten Eichen weist auf diese Grenze
hin, die zwei Flurstücke voneinander trennt. Die
Gütersteine
sind unregelmäßig geformt und tragen keine
Inschrift.