Grenze zwischen Offenthal und Urberach
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Diese
Grenze verläuft von dem Angelteich an der L 3317 zwischen
Offenthal
und Messel entlang des Rutschbachs nach Osten und biegt dann nach
Norden ab durch unwegsames Waldgelände zum Feld zwischen
Offenthal
und Urberach, überquert die B 486 und die Dreieichbahn, bis
sie
dann an die Grenze zu Dietzenbach stößt. 834 wurde
die
Langener Urmark von Ludwig dem Deutschen an das Kloster Lorsch
geschenkt. In einer um 840 entstandenen ergänzenden Urkunde
wird
der Grenzverlauf der Langener Mark beschrieben. Im Osten
grenzte
sie an die Röder Mark Es ist sehr wahrscheinlich, dass die
dort
definierte Grenze in etwa der heutigen Grenze zwischen den
Gemarkungen Offenthal und Urberach entspricht. 1425 wurde Urberach als
Eppsteinischer Besitz an das Kurfürstentum Mainz verkauft.
Offenthal gehörte damals zum Territorium der Herren von
Isenburg.
1706 kam Urberach durch Tausch zu Isenburg-Büdingen bzw.
-Birstein.
1711 wurde die Isenburger Nebenlinie, Isenburg-Philippseich
gegründet, zu der Urberach bis 1806 gehörte. 1816
wurde das
ganze Isenburger Gebiet in das Großherzogtum
Hessen einverleibt. Urberach war bis 1848/52 dem Kreis
Offenbach
zugeordnet,
danach dem Kreis Dieburg. Durch die Gebietsreform 1977 wurde Urberach
ein Teil von Rödermark und kam wieder zum Kreis Offenbach. In
den
1950er Jahren wurde eine Flurbereinigung durchgeführt, in
deren
Zug die Feldgrenze zwischen Offenthal und Urberach begradigt wurde.
Messel war Teil der Röder Mark, die 1818 im Zuge der
Stein'schen
Reformen aufgelöst wurde. Das Waldgelände wurde unter
die
Markgemeinden verteilt. Die Waldgrenze zwischen Messel und Urberach
("Grenzschneise") müsste damals definiert worden sein. Auf
jeden
Fall sind die unten erwähnten Steine 4, 7, 8 und 9 nach diesem
Zeitpunkt gesetzt worden. Dieser "Rüssel" der Messeler
Gemarkung
war sicherlich früher schon eine Messeler Wiese, die nicht zur
gemeinsamen Rödermark gehörte. Bei der Anlage des
Teiches
muss es Grenzkorrekturen gegeben haben.
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Der
Grenzverlauf und die Besteinung um den See an der L 3317, der in den
1970er Jahren vom Urberacher Angelverein mit Hilfe von US-Pionieren
gegraben wurde, ist recht komplex. Von unten kommt die
Grenzschneise
Messel-Urberach
ins Bild. Am Ende dieser Grenzschneise vor der Aufschüttung
des Teichdamms findet man mittig einen schief stehenden Stein
(Nr.
4) mit
einem "M" und einem "U" auf jeweils einer Seite. Folgt man dieser
Grenze über die L 3317 , die hier auf einem Damm
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verläuft,
erkennt am Fuß der Böschung einen dünne
Basaltsäule ohne Beschriftung. Ca. 15 m von der
Straße
entfernt an einem kleinen
Hang steht einen verwitterten Grenzstein aus
Rotliegendem,
dessen Inschrift
("M" und "U") noch lesbar ist (Nr. 7 auf der Karte). Der Stein Nr. 8
ist in
keinem wesentlich besseren Zustand (zumindest das "U" ist noch
erkennbar). Stein 9 steht im Sumpf, ist aber relativ gut erhalten. Den
Stein, der den gemeinsamen Grenzpunkt von Messel, Urberach und
Offenthal markieren würde, konnte trotz intensiver Suche nicht
gefunden werden.

Kommen wir jetzt zu
den kurzen Grenzabschnitt
Messel-Offenthal
östlich der Straße:
Ca. 10 m nördlich des Rutschbachs und ebensoweit von de
Straße entfernt, steht im Sumpf ein unbeschrifteter Stein aus
Rotliegendem (Nr 11). An dieser Stelle ist auf den Flurkarten kein
Grenzpunkt eingezeichnet. 50 Meter weiter östlich, auf der
Nordseite des Rutschbaches findet man einen verwitterten Stein (Nr.
11), auf dessen Südseite ein "F" eingemeißelt ist
(für
"Fürstentum Isenburg"?). Dicht daneben liegt ein
herausgespülter Grenzstein am Bachbett. Stein Nr. 13
ist
wieder unbeschriftet, während man bei dem herausliegenden
Stein
Nr. 15 ein verwittertes "F" erkennen kann. Neben den historischen,
rotliegenden Grenzsteinen findet man im gesamten hier
beschriebenen Grenzabschnitt eine beträchtliche Anzahl
moderner
Granitsteine. Dies muss nicht zwingend bedeuten, dass die historischen
Grenzsteine keine Grenzpunkte mehr markieren. Vielmehr zeigt die
Flurkarte der Bürger-GIS eine sehr komplexe Verteilung von
Grenzpunkten entlang dieser Grenze.
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
Wir
folgen jetzt der Grenzlinie zwischen Offenthal und Urberach dem
Rutschbach entlang , der sich durch ein wildromantisches Sumpfgebiet
schlängelt. Der Stein Nr. 10 auf der Südseite des
Baches ist
bemerkenswert: Er besteht aus Granit. Auf der Nordseite ist ein "G"
bzw. ein

sichelförmiges
Symbol eingemeißelt. Stein Nr. 20 steht wiederum auf der
Nordseite des Baches, allerdinge auf keinem offiziellen Grenzpunkt. Auf
der Südseite ist ein "U" und auf der Nordseite ein
"Y"
(für Ysenburg) zu erkennen. Die gleiche Inschrift ist auf den
vier
folgenden Steinen entlang des Rutschbachs zu erkennen. Der Stein Nr. 27
fällt hingegen aus der Reihe, da seine Nordseite mit einem
runden
"O" beschriftet ist (die Südseine mit dem üblichen
"U"). Wir
können dem mehr oder weniger deutlich erkennbaren Grenzgraben
folgen. Die Steine dort stehen häufig im Sumpf. Sie alle sind
mit
"U" und "O" beschriftet. Die in diesem Abschnitt beschriebene
Grenzsteinreihe endet mit einem bemoosten Stein einige Meter
nördlich des Rutschbachs, der ebenfalls mit "O" und "U"
gekennzeichnet ist.
Normalerweise würden wir jetzt der Grenze Richtung Norden
folgen, auch
deswegen, weil die Nummerierung dort stehenden Grenzsteine im
Süden
beginnt und im Norden mit 25 endet. Allerdings ist der
Rutschbach-Morast kein guter Ausgangspunkt für einen
Grenzsteinspaziergang, daher fangen wir im Norden an und bewegen uns in
südlicher Richtung. Wir starten am nördlichen
Waldeck, dort wo die
Gemarkungsgrenze den Waldrand verlässt (s. Karte ganz oben)
und laufen den Waldrand entlang.
Nach 65 m,
direkt unter der Hochspannungsleitung, treffen wir auf den ersten Stein
der Serie mit der
Nummer
25. An ihm erkennen wir schon die
Charakteristika dieser Grenzmarkierungen: Rotliegendes, sehr grob
zugehauen, mit Kreuzen und auf der Ostseite mit archaisch wirkenden
Ziffern versehen. Ich
konnte in den Archiven noch keine Besteinungsprotokolle finden; auf
jeden Fall gehören diese Grenzsteine zu den
ältesten in unserer Gegend.
Frau Hubel aus Offenbach hat sie 2004 beschrieben und sehr
schön
gezeichnet. Sieben der insgesamt 25 Grenzsteine wurden
durch "modernere" Steine ersetzt (1, 8, 9, 11, 15, 16). Die
Steine 8, 14,
15 und 22 hatte Frau Hubel nicht beschrieben. Es fehlen demnach nur
Stein 4 (dazu unten mehr) und Stein 24. Ein sehr erfreuliches Ergebnis.
Dies wird
nur dadurch getrübt, dass der Forst praktisch auf einem
Stück der Grenzlinie eine Rückeschneise angelegt hat,
wobei mindestens zwei der Steine herausgerissen wurden. Links ist die
von Frau Hubel gezeichnete Karte abgebildet.

.
Wir verlassen Stein 25. Stein 24 ist nicht mehr
vorhanden.
Die Stelle, wo Stein 23 stehen müsste ist leer. Wir kommen
gleich
darauf zurück. Der flache Stein mit der Inschrift "ZZ" ist
eigentlich nicht zu übersehen. Wir gehen immer noch dem
Waldrand
mit dem teilweise gut erkennbaren Grenzgraben entlang und kommen zum
Stein 21, der leider herausliegt. Er sollte

unbedingt
wiederaufgestellt
werden. Das gleiche gilt für Stein 20. An der Stelle, wo der
Grenzgraben geradeaus in den Wald führt, finden wir den Stein
mit
der Inschrift "23". Dies ist kein Grenzpunkt. Demnach müsste
er
irgendwann von seinem ursprünglichen Ort an diese Stelle
versetzt
worden sein. Wir folgen dem Grenzgraben nach Süden und
passieren
die Steine 19, 18 und 17. Stein 16 ist der erste "Ersatzstein" auf
unserer Wanderung. Er ist dreiseitig beschriftet: mit "16", "FI"
(für Fürstentum Isenburg" und "U" (für
Urberach). Kurz
nach der Überquerung eines Weges stoßen wir auf
Stein 15. Er
steht recht schief; es ist nur ein "FI" und ein Kreuz zu erkennen.
Stein 14 steht

kerzengerade
und ist wieder von archaischer Natur. Jetzt
müssen wir uns durch das Chaos quälen, das die
moderne
Forstwirtschaft hinterlassen hat. Auf historische
Grenzgräben wurde keine Rücksicht genommen.
Eigentlich
müssten es die
Damen und Herren besser wissen. Stein 13 wurde oberflächlich
recht
instabil wiederaufgestellt. 2004 lag er noch heraus. Stein 12 war kaum
unter dem dort abgelegten Restholz zu finden. Wir überqueren
dann
die Seilerwiesenschneise (Teil des Fahrradweges Offenthal
Thomashütte) und stoßen am Grenzgraben auf den
"Ersatzstein"
11. Er ist gekennzeichnet mit "II" (11), "U" und "FI". Auf
dem
Kopf ist, wie bei einigen anderen Steinen auch, ein Kreuz
eingemeißelt. Stein 10 ist eine schlanke, 70 cm hohe
Säule,
die aufrecht im Wald steht. Stein 9 ist wieder ein neuerer Stein mit
den Inschriften "FX" und "GU". Letzteres kann für "Gemarkung
(oder
Gemeinde) Urberach" stehen. "FX" könnte

ein
versehen des
Steinmetzen sein. Möglicherweise sollte er "FY" für
"Fürstentum Ysenburg" meißeln. Wir gehen weiter nach
Süden und kommen an eine versumpfte Stelle, wo wir einen
bemoosten, inschriftlosen Stein sehen. Wieder auf trockenem Boden
angelangt empfängt uns am Grenzgraben ein großer
flacher
Stein mit einer "7" und einem Kreuz auf der anderen Seite. Der
nächste Stein am Ende der Forstgartenschneise liegt
schräg im
Boden. Er ist ebenfalls flach, auf beiden Seiten ist ein Kreuz zu
erkennen. Die "6" ist links
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oberhalb
eines der Kreuze eingemeißelt. Das von Luise Hubel
beschriebene
Bruchstück des Steines Nr. 5 ("lehnt an einem Baum") konnte
ich
nicht finden, wohl aber das an einem Baum lehnende Bruchstück
des
Steines Nr. 4, den wiederum Frau Hubel nicht beschrieb. Frau Gesine
Weber konnte vor wenigen Jahren auf einer Exkursion beide Steine
fotografieren. Stein 3 steht ordentlich am Grenzgraben (flacher Stein
mit Kreuz auf der einen und einer "3" auf der anderen Seite). Stein Nr.
2 mit einem "Z" und einem Kreuz hängt stark nach Osten. Wir
nähern und dem Ende des Grenzabschnittes. Der nächste
Stein ist wieder einer der FI- bzw. FX-Serie. Er hat aber
außer einer "FJ" Inschrift keine weiteren Markierungen.
Zwischen
diesem Stein und dem nahen Rutschbach findet man im Sumpf den letzten
Stein. Er ist gespalten und sehr zerklüftet. Er trägt
ein
Kreuz auf der einen Seite und ein weiteres Kreuz als Weisung. Im
Gegensatz zu dem FJ-Stein steht er nicht auf einem Grenzpunkt. Wenige
Meter südlich kommen wir dann am Rutschbach an den bereits
oben
genannten O/U Stein. Wir können dann über den
Langesteinweg
wieder zurück nach Norden zum Ausgangspunkt gehen.