Wertvoller Wappenstein zerstört, gestohlen und wiedergefunden
Ich habe die zuständigen Behörden über den Verlust informiert und anheimgestellt, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Das ist zwischenzeitlich durch das Forstamt Langen erfolgt. Am 29.03.2021 berichtete die Offenbach-Post über den Fall.
Am 27.4.2021 wurde der Kopf des Steines wieder mit seinem Fuß vereint. Dabei fiel auf, dass der Fuß recht locker im Boden steckte. Es ist nicht auszuschließen, dass die Diebe den Stein ausgegraben hatten und bemerkten, dass er zu schwer für den Abtransport war. Daraufhin schlugen sie den Kopf ab. Wie dem auch sei: hoffen wir, dass der Stein die nächsten 250 Jahre dort unbehelligt stehen bleiben kann. Eine aufregende Geschichte. Heimatkunde ist eine spannende Angelegenheit!
Forst Offenbach
Für Luise Hubel
Februar
2021
Bevor wir auf die Grenzen und Grenzsteine des Forstes Offenbach näher eingehen, sollen die Besitzverhältnisse der Wälder in der Landschaft Dreieich betrachtet werden:
- Im Norden erstreckte sich der Frankfurter Stadtwald, der sich seit dem Jahr 1372 bis heute im Besitz der Reichsstadt befindet.
- Der Wald nördlich und östlich von Sprendlingen gehörte früher den Grafen von Heusenstamm, Dieses Waldgebiet wurde irgendwann von den Falkensteinern gekauft. Es ging dann per Erbfolge und Kauf in das Eigentum der Grafen von Isenburg-Büdingen über. Aus ihrem Besitz 1600 wurde das Amt Langen und somit auch der Mitteldicker Wald an Hessen-Darmstadt verkauft. Nach der Absetzung des letzten Großherzogs 1918 wurde aus diesem Domanialwald ein hessischer Staatsforst.
- Ihren verbliebenen Wald bezeichneten die Isenburger später als "Forst Offenbach" und "Forst Dreieich", letzterer mit den Revieren Sprendlingen, Götzenhain und Offenthal. 1900 verkauften sie den Forst Offenbach und das Revier Sprendlingen sowie 1930 die Reviere Götzenhain und Offenthal an den hessischen Staat. Die Gemarkung Forst Offenbach wurde 1937 gemarkungsmäßig in das Stadtgebiet von Offenbach integriert.
- Als die Herren von Heusenstamm ausstarben, gelangte ihr Territorium mit dem Gravenbrucher Wald 1661 in den Besitz der Schönborner Grafen. Sie verkauften um 1960 das Gebiet nördlich der L 3177 für den Bau der Wohnstadt Gravenbruch und den Rest dieses Waldes 1978 an die Stadt Frankfurt.
- Das Wildhofgebiet gehörte seit 1343 dem Deutschen Orden, Comturei Frankfurt. Nach der Säkularisierung wurde es dem Fürstentum Isenburg zugeschlagen, das 1816 im Großherzogtum Hessen aufging. Bei der Absetzung des Großherzoge 1918 ging dieses Gebiet nicht in Staatsbesitz über, sondern verblieb auf wundersame Weise im Besitz des Großherzogs bzw. dessen Hausstiftung. 1964 verkaufte die Hessische Hausstiftung das Wildhofgebiet für 30 Millionen DM an die Stadt Offenbach, der auch dann der größte Teil der Gemarkung zugeschlagen wurde.
- Die Biebermark wurde um 1818 aufgelöst. Offenbach erhielt einen Streifen im Westen, der aber nicht direkt an den Forst Offenbach stieß.
Der virtuelle Spaziergang um den Forst Offenbach
1. Abschnitt
Von diesem Platz folgen Sie dem Pfad 7 Meter in den Wald. Von hier aus erkennt man einen Graben, der nach Nordosten durch den Wald verläuft. Mit einer stachelfesten Jacke und Gummistiefel folgen wir ihm. Nach ca. 60 m macht er einen Knick. Man findet dort den Stein Y-CF 72. Er trägt die Nummer 72 auf dem Kopf und ist auf einer Seite mit einem "G" gekennzeichnet. Es handelt sich um einen Stein der Grenze des Ysenburger Forst Offenbach und dem Territorium des Deutschen Ordens, dem Deutschherrenwald bzw. der spätere Wildhofwald. Man kann dem Graben bis zur Autobahn folgen. Dort stehen noch acht weitere, teils mit Ziffern gekennzeichnete Steine (72 - 81). Frau Luise Hubel hat die Grenzsteine im April 2001 dokumentiert. Die Karte mit dem Grenzverlauf und die Zeichnungen der Grenzstein bis zur Autobahn können hier angeklickt werden. Frau Hubel ist der Auffassung, dass die Steine wahrscheinlich um 1547 gesetzt worden sind. Das "G" bedeutet "Gemarkungsgrenze" und sei nach einer Instruktion für Feldgeschworene nach 1833 nachträglich eingemeißelt worden. Die Grenze verläuft weiter über die Autobahn Richtung Nordosten, wo weitere Grenzsteine stehen, die gleich beschrieben werden.
2. Abschnitt
Man quert die die Autobahn über die nahegelegene Brücke und hält sich dann zweimal links, um wieder an den Grenzgraben zu gelangen. Wie Luise Hubel weiter unten ausführt, sind die Steine meist mit einem G und der fortlaufenden Nummer beschriftet. Die Ausnahmen bilden die Steine 84 und 85, die auf der einen Seite das Deutschordenskreuz tragen, aber auf der anderen Seite das Schönborner Wappen. Diese beiden Steine stammen wohl von der Wildhofgrenze zu Gravenbruch. Wir gehen weiter dem Grenzgraben entlang zu dem ehemaligen Deutschherrenweiher und überqueren dann die Dietzenbacher Straße. Den von Luise Hubel dokumentierten Stein Nr. 92 konnte ich nicht finden wohl aber alle anderen.
3. Abschnitt
Lesen Sie hier, was Luise Hubel über die Grenze des Isenburger Forstes zum Wildhofgebiet schrieb:
Grenze zwischen dem Fürstlich-Isenburger Wald und dem Wildhofgebiet Luise
Hubel um 2002 Die Frankfurter Comturei des Deutschen Ordens erwarb den Wildhofer Wald 1343 und legte 1417 die vom Hainbach gespeisten Fischteiche mit den starken, heute noch gut sichtbaren Wällen an. Sie erstreckten sich auf der Fläche der heutigen „Langen Wiese“ und des jetzt verlandeten „Deutschherrenweihers“ bis zur Dietzenbacher Straße. Von dort ging um 1520 eine Stichstraße zum Jagdhaus Wildhof. Westlich
der Dietzenbacher Straße zieht sich der Grenzgraben am linken
Ufer des
Hainbachs entlang, zunächst knapp am Rand der ehemaligen
Fischteiche. Besonders
deutlich ist das neben den Wällen des
„Deutschherrenweihers“, weniger auffällig
neben den flacheren Wällen der „Längen
Wiese“. Die Steine stehen jeweils auf
einem halbkreisförmigen, abwechselnd nach Nordwesten und
Südosten gerichteten
Vorsprung der Grabenwand, dem sich der Graben anpaßt. Alle
Steine tragen den
Buchstaben „G“, abwechselnd nach der Seite der
Isenburger und der Deutschherren
gerichtet. Die
eingemeißelten Nummern der Steine sind von Südosten
zu lesen, also vom
Wildhofgebiet aus, und geben eine weitere Numerierung des
Deutschherrenordens
an, die auch an der Grenze zum Schönborner Waldgebiet von
Gravenbruch auftritt
und, wie die hohen Zahlen vermuten lassen, im Osten des Wildhofgebietes
beginnt. Die
Datierung der teils rohen, teils nur auf einer Seite behauenen, teils
stark
verwitterten Steine ist kaum zu bestimmen, doch ist nicht anzunehmen,
daß die
Ordensverwaltung sich mit der Aussteinung der Grenze lange Zeit
ließ, besonders
wenn es um die für die Fastenzeit so wichtigen Fischteiche
ging. Der
Deutschordensbesitz in der Offenbachcr Gemarkung jedenfalls,
Bauernhöfe und
Wiesen, wurde 1547 genau vermessen und ausgesteint. Dieser Grenzabschnitt liegt ganz im Wald und wird streckenweise selbst von Wegen kaum berührt. Daher sind fast alle Steine noch vorhanden. Noch
1825 bildete
östlich der Dietzenbacher Landstraße der Lauf des
Hainbachs die Grenze, doch
kam man 1826 überein, die natürliche Grenze zugunsten
einer rationalen Lösung
aufzugeben. Auf einer wie mit dem Lineal gezogenen, geraden Linie
läuft die
Grenze nun von der Einmündung des Wildhofbachs bis zur
Dietzenbacher Straße und
muß dabei den Hainbach dreimal überqueren. Es
wurden einheitliche,
sorgfältig gearbeitete, gewölbte rote Sandsteine
gesetzt. Der Wildhofbesitz
wurde durch ein großes „W“
gekennzeichnet, die Fürstlich Isenburger Waldung
durch Die unter dem „W“ eingemeißelten
Nummern zählen vom Dreiherrenstein aus,
während die spätere Wildhofer Zählung am
Wildhofbach beginnt. Durch
die Arbeit des
Baches und mehrerer artesischer Quellen hat sich das Ufer
verändert. Außerdem
wurde 1902 eine Druckrohrleitung vom Hohen Berg durch das Hlainbachtal
gebaut.
Beides erklärt, warum die Hälfte der Steine nicht
mehr auffindbar ist. F J
= Fürst von Isenburg W = Wildhof |
Überraschenderweise erwähnte Luise Hubel die beiden Wappenstent No 84 und No 85 in ihrem Bericht nicht explizit. Zumindest der Stein No 85 wäre ein Kommentar wert gewesen, denn er ist mit dem Deutschordenskreuz und seltsamerweise mit den Schönborner Löwen versehen. Es handelt sich um die Grenze des Deutschherrenwaldes (Wildhof) zum isenburgischen Forst und nicht zum Schönborner Wald !
4. Abschnitt
Anmerkung 5/21: Horst Graf machte mich auf einen herausliegenden Stein mit der Inschrift "FDO" auf der Nordseite des Hainbachs und einen weiteren unbeschrifteten Stein unweit davon entfernt aufmerksam. Letzterer steht auf einem alten Grenzpunkt, wie man der historischen Karte aus dem Kukturlandschaftskataster entnehmen kann. Den herausliegenden Stein habe ich am Fundort wieder aufgerichtet, der wahrscheinlich nicht sein Originalstandort sein dürfte.
Wir folgen auf unserer Wanderung nicht dem Hainbach, sondern halten uns kurz nach halblinks und dann gleich nach rechts. und kommen dann am Waldrand an die eigentliche Grenze vom isenburgischen Forst Offenbach zur Offenbacher Feldflur.
5. Abschnitt
Am ersten Garten biegt die Grenze nach links ab. Am Ende des Gartens steht Stein 27. Wir müssen jetzt weitergehen zum Habichtswaldweg. Dort stehen die Steine 28 - 37 in ungestörter Reihe. Stein 30 liegt heraus. Ab Stein 31 verläuft die Grenze zwischen einem Pferdehof und dem Wald. Die Steine 38 und 39 habe ich nicht gefunden. Bis zum nächsten Stein 40 müssen wir uns über die Rosenhöhe zum Ebsenweg bewegen. Lesen Sie weiter unten, was Luise Hubel über den folgenden Grenzverlauf geschrieben hat.
Abgrenzung
des Isenburger Waldbesitzes gegen die Offenbacher Feldflur Die
Gemarkung „Forst
Offenbach“, welche die Fürstlich Isenburgische
Waldung im Süden Offenbachs
umfaßt, bestand 1825 noch nicht. Erst 1848/49 ist der
Dreimärker (Stein 16),
der die Gemarkungen Frankfurt, Offenbach und Forst Offenbach trennt, in
der
Grenzbeschreibung verzeichnet. 1937 wurde die selbständige
Gemarkung „Forst
Offenbach“ wieder aufgelöst und der Stadt Offenbach
zugeteilt. Die
hier beschriebene
Grenze bildet den Nordrand des „Forst Offenbach“
und folgt genau den einzelnen
in die Waldung vorgeschobenen Feldern und Wiesen. Dementsprechend ist
sie
verwinkelt, kleinteilig und unübersichtlich. Sie beginnt an
der Einmündung des
Wildhofbaches in den Hainbach, führt, immer wieder die
Richtung ändernd, nach
Westen, überquert die Dietzenbacher und die Sprendlinger
Landstraße und endet
schließlich am Nordrand des Maunzenweihers. Streckenweise ist
die heutige
Waldgrenze noch mit ihr identisch Da die Großstadt Offenbach
sich inzwischen
mit Siedlungen, Sportplätzen und Kleingärten
über die gesamte Feldflur und über
Flur I des Forsts ausgedehnt hat, ist es nicht zu verwundern,
daß die Steine
fast nur noch im Wald und besonders an unzugänglichen Stellen
erhalten sind. Alle
Steine bestehen aus
rotem Sandstein, sind gewölbt, sorgfältig gearbeitet
und mit im Durchschnitt 6
cm hohen Antiquabuchstaben beschriftet: F
d O
= Fürstliches Dorf Offenbach F. I. W = Fürstlich
Isenburger Wald |
6. Abschnitt
7. Abschnitt
Den Weg entlang der Grenze Frankfurt-Offenbach nach Süden wird in dem entsprechenden Kapitel beschrieben. An der Babenhäuser Landstraße endet unser Spaziergang. Da es sich um einen virtuellen Ausflug handelt, ist es einfach sich in Gedanken über den Monte Scherbelino und die Autobahn A5 zu beamen, um dann am gedachten Sensenstein die Runde um den Isenburgischen Forst Offenbach zu vollenden.
Steine der Grenze Wildhof - Stadt Offenbach (Biebermark)
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